C/1898 L1 (Coddington-Pauly)

C/1898 L1 (Coddington-Pauly)

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C/1898 L1 (Coddington-Pauly)[ i ]
Eigenschaften des Orbits (Animation)
Epoche: 28. September 1898 (JD 2.414.560,5)

Orbittyp hyperbolisch
Numerische Exzentrizität 1,00093
Perihel 1,701 AE
Neigung der Bahnebene 69,9°
Periheldurchgang 14. September 1898
Bahngeschwindigkeit im Perihel 32,3 km/s
Geschichte
Entdecker Edwin F. Coddington, Wolfgang Pauly
Datum der Entdeckung 10. Juni 1898
Ältere Bezeichnung 1898 VII, 1898c
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten von JPL Small-Body Database Browser. Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten.

C/1898 L1 (Coddington-Pauly) ist ein Komet, der in den Jahren 1898 und 1899 beobachtet werden konnte.

Entdeckung und Beobachtung

Heutzutage werden die meisten Kometen photographisch entdeckt. Im 19. Jahrhundert war dies erst bei wenigen Kometen der Fall.[1] Dieser Komet wurde am 11. Juni 1898 von Edwin Foster Coddington am Lick-Observatorium auf einer Photoplatte entdeckt, die er am Abend des 9. Juni (Ortszeit) aufgenommen hatte. Erst zwei Tage später konnte die Photoplatte entwickelt werden und Coddington fand darauf einen merkwürdigen Strich in der Nähe von Antares. Dass es sich dabei um einen Kometen handelte, konnte dann noch am selben Abend mit Hilfe eines Teleskops von ihm und seinem Kollegen William Joseph Hussey visuell bestätigt werden.[2] Unabhängig davon wurde der Komet am Abend des 14. Juni 1898 auch von Wolfgang Pauly in Bukarest aufgefunden, der keine Kenntnis von der zuvor erfolgten Entdeckung hatte, obwohl der Komet bereits am 13. und 14. Juni auch von den inzwischen informierten europäischen Sternwarten beobachtet wurde.[3]

Im weiteren Verlauf des Junis wurde der Komet intensiv an Sternwarten in Europa, Süd- und Nordamerika beobachtet und auch photographiert. Der Komet hatte zu dieser Zeit eine Helligkeit von 8–9 mag, ein ausgeprägter Schweif konnte nicht festgestellt werden. Während der Komet weiter seinem sonnennächsten Punkt zustrebte, bewegte er sich am Himmel südlich und konnte im Juli nur noch von zwei Astronomen auf der Nordhalbkugel gesehen werden. Für den Rest des Jahres wurde der Komet dann nur noch von der Südhalbkugel aus verfolgt, u. a. von John Tebbutt in Windsor (New South Wales), der ihn noch bis zum 3. März 1899 beobachten konnte.[4][5] Inzwischen wieder sichtbar für Beobachter auf der Nordhalbkugel, wurde der Komet aber nur noch von Coddington von Anfang bis Ende Februar, sowie vereinzelt im August und September beobachtet. Die letzte Positionsbestimmung gelang ihm schließlich am 7. Dezember 1899.[6]

Der Komet erreichte nie eine ausreichende Helligkeit, um mit dem bloßen Auge gesehen werden zu können.

Wissenschaftliche Auswertung

Das Spektrum des Kometen wurde im Juni 1898 von William Wallace Campbell und William Hammond Wright am Lick-Observatorium beobachtet. Sie konnten die kometentypischen Emissionslinien von Kohlenstoff (C2) feststellen.[6]

Die erste hyperbolische Umlaufbahn unter Einbeziehung von Beobachtungen über die ganze Sichtbarkeitsperiode des Kometen und Berücksichtigung von Bahnstörungen verursacht durch Venus, Erde, Jupiter und Saturn wurden bereits 1901 durch Charles J. Merfield berechnet.[7] Aufbauend auf diesen Berechnungen konnte Erik Sinding in einer Untersuchung von 1953 bestätigen, dass der Komet definitiv auf einer hyperbolischen Bahn das Sonnensystem verlässt, wohingegen für wahrscheinlich angenommen wurde, dass der Ursprung des Kometen im Sonnensystem liegt.[8]

In einer Untersuchung von 1978 fanden auch Marsden, Sekanina und Everhart für die ursprüngliche Bahn vor dem Durchlaufen des inneren Sonnensystems eine elliptische Form. Für die zukünftige Bahn des Kometen wurde eine hyperbolische Form bestätigt.[9]

Die Bahnelemente des Kometen C/1898 L1 wurden neben denen von 18 anderen extrem langperiodischen Kometen von Jan Hendrik Oort zur Herleitung seiner Hypothese der Oortschen Kometenwolke[10] benutzt.[11]

Umlaufbahn

Für den Kometen konnte aus 69 Beobachtungsdaten über einen Zeitraum von 1 ½ Jahren durch Sekanina eine hyperbolische Umlaufbahn bestimmt werden, die um rund 70° gegen die Ekliptik geneigt ist.[12] Im sonnennächsten Punkt der Bahn (Perihel), den der Komet am 14. September 1898 durchlaufen hat, befand er sich mit etwa 254,6 Mio. km Sonnenabstand etwas außerhalb des Bereichs der Umlaufbahn des Mars. Bereits am 19. Juni hatte er mit 1,08 AE/161,4 Mio. km die größte Annäherung an die Erde erreicht.[13]

Nach den mit einer gewissen Unsicherheit behafteten Bahnelementen hatte seine Bahn vor seiner Passage des inneren Sonnensystems im Jahr 1898 noch eine Exzentrizität von etwa 0,99990 und eine Große Halbachse von etwa 14.700 AE, so dass seine Umlaufzeit bei etwa 1,8 Mio. Jahren lag. Er war möglicherweise ein „dynamisch neuer“ Komet aus der Oortschen Wolke oder überhaupt erst wenige Male zuvor in die Sonnennähe gelangt. Durch die Anziehungskraft der Planeten, insbesondere durch Vorbeigänge am Saturn am 11. Januar 1898 in etwa 7 ⅓ AE und am Jupiter am 20. April 1898 in etwa 4 ¾ AE Distanz, wurde die Exzentrizität seiner Bahn jedoch auf einen Wert von etwa 1,00123 vergrößert, so dass er sich jetzt auf einer hyperbolischen Bahn entfernt. Der Komet wird daher nicht mehr in das innere Sonnensystem zurückkehren.[9]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. R. J. M. Olsen, J. M. Pasachoff: Fire in the Sky: Comets and Meteors, the Decisive Centuries, in British Art and Science. Cambridge University Press, Cambridge 1998, ISBN 0-521-63060-6, S. 256–257.
  2. Comet c 1898. In: The Astronomical Journal. Vol. 19, Nr. 439, 1898, S. 52, bibcode:1898AJ.....19...52..
  3. Weitere Nachrichten über den Cometen Coddington-Pauly. In: Astronomische Nachrichten. Bd. 146, Nr. 3500, 1898, S. 355–356, bibcode:1898AN....146..355..
  4. J. Tebbutt: Observations of Comet Coddington (c 1898). In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Vol. LIX, Nr. 2, 1898, S. 93–99, bibcode:1898MNRAS..59...93T.
  5. J. Tebbutt: Further Observations of Comet Coddington (c 1898). In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Vol. LIX, Nr. 7, 1899, S. 388–392, bibcode:1899MNRAS..59..388T.
  6. 6,0 6,1 G. W. Kronk: Cometography - A Catalog of Comets, Volume 2. 1800–1899. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-58505-8, S. 766–769.
  7. C. J. Merfield: Definitive Orbit Elements of Comet 1898 VII. In: Astronomische Nachrichten. Bd. 154, Nr. 3684, 1901, S. 229–268, bibcode:1901AN....154..229M.
  8. E. Sinding: The future orbit of comet 1898 VII (Coddington-Pauly). In: Det Kongelige Danske Videnskabernes Selskab, Matematisk-fysiske Meddelelser. bd. 27, nr. 11, 1953, S. 1–13, bibcode:1953PCopO.161....1S.
  9. 9,0 9,1 B. G. Marsden, Z. Sekanina, E. Everhart: New Osculating Orbits for 110 Comets and Analysis of Original Orbits for 200 Comets. In: The Astronomical Journal. Vol. 83, No. 1, 1978, S. 64–71 doi:10.1086/112177, bibcode:1978AJ.....83...64M.
  10. J. H. Oort: The Structure of the Cloud of Comets Surrounding the Solar System, and a Hypothesis Concerning Its Origin. In: Bulletin of the Astronomical Institutes of the Netherlands. Vol. 11, Nr. 408, 1950, S. 91–110, bibcode:1950BAN....11...91O.
  11. P. A. Dybczyński: On the famous Oort table. Abgerufen am 18. November 2015 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  12. C/1898 L1 (Coddington-Pauly) in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory der NASA am California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena, Kalifornien (englisch)
  13. SOLEX 11.0 von A. Vitagliano. Archiviert vom Original am 18. September 2015; abgerufen am 2. Mai 2014 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).