Federpendel

Federpendel

Bewegung eines ungedämpften Federschwingers

Ein Federpendel oder Federschwinger ist ein harmonischer Oszillator, der aus einer Schraubenfeder und einem daran befestigten Massestück besteht, welches sich geradlinig längs der Richtung bewegen kann, in der die Feder sich verlängert oder verkürzt.

Beim Loslassen des aus seiner Ruhelage ausgelenkten Federschwingers beginnt eine Schwingung, die bei fehlender Dämpfung nicht mehr abklingt. Sofern sich die Masse nicht horizontal bewegt, hängt der Ort der Ruhelage, nicht aber die Schwingungsfrequenz, von der Schwerkraft ab. Die Schwingung verläuft harmonisch (d. h. sinusförmig), solange die Feder eine zur Auslenkung proportionale Kraft ausübt.

Nicht behandelt wird in diesem Artikel die Pendelbewegung zur Seite, die zusätzlich möglich ist und zu chaotischem Verhalten führen kann.

Funktionsweise

Eine ideale Feder übt auf die Masse eine Kraft aus, die sich aus der Kraft in der Ruhelage und einem Anteil proportional zur Entfernung von der Ruhelage zusammensetzt. Die Kraft in der Ruhelage kompensiert die Gewichtskraft und hat keine Auswirkung auf das Schwingungsverhalten. Der Anteil proportional zur Auslenkung wirkt stets rückstellend. Ein ausgelenkter Federschwinger hat deshalb immer das Bestreben, in die Ruhelage zurückzukehren. Seine Masse wird in Richtung der Ruhelage beschleunigt und schwingt auf Grund des Trägheitsprinzips wieder darüber hinaus.

Die in der Feder gespeicherte potentielle Energie wird in kinetische Energie der Masse umgewandelt. Bei fehlender Dämpfung wird dem System keine Energie entzogen, so dass sich dieser Vorgang periodisch mit konstanter Amplitude wiederholt.

Wird der Federschwinger durch eine äußere Kraft periodisch angeregt, so kann die Amplitude sehr groß werden und zur Resonanzkatastrophe führen.

Herleitung der Schwingungsgleichung

Kraft an einem Federschwinger. Die Federkraft F wirkt zur Ruhelage.

Die auf die Masse wirkende Federkraft ist nach dem Hookeschen Gesetz proportional zur Auslenkung y.

F=Dy

Der Proportionalitätsfaktor D ist die Federkonstante oder Direktionskonstante.

Die Federkraft verursacht nach dem Aktionsprinzip eine Beschleunigung des Massestücks entgegen der Auslenkung. Die Beschleunigung kann auch als zweite Ableitung der Auslenkung nach der Zeit ausgedrückt werden.

my¨=F=Dy

Nach dem Umformen der Gleichung erhält man schließlich

my¨+Dy=0y¨+Dmy=0
y¨+ω02y=0

eine lineare homogene Differentialgleichung, die mit einem Exponentialansatz gelöst werden kann.

ω0 wird als ungedämpfte Eigenkreisfrequenz bezeichnet.

ω0=Dm

Die Eigenkreisfrequenz ist allgemein ω0=2πT, das Umstellen nach der Periodendauer T ergibt

T=2πmD

Die Periodendauer gibt die benötigte Zeit für eine gesamte Schwingung an.

Lösen der Schwingungsgleichung

Die Auslenkung sei eine Exponentialfunktion der Form y(t)=ceλt. Die zweite Ableitung der Funktion ist laut Kettenregel

y¨(t)=cλ2eλt

Das Einsetzen von y in die Schwingungsgleichung liefert

cλ2eλt+ω02ceλt=ceλt(λ2+ω02)=0

Gemäß dem Satz von Nullprodukt muss ceλt oder λ2+ω02 Null sein. e-Funktionen werden für c0 nie Null. Daher muss die sogenannte charakteristische Gleichung λ2+ω02=0 erfüllt sein.

λ2+ω02=0
λ1/2=±ω02=±ω0i

Für λ gibt es zwei komplexe Lösungen:

y1=c1eω0it

und

y2=c2eω0it

Die beiden Lösungen für y1 und y2 können addiert werden. Für die Auslenkung y des Federschwingers erhält man daher:

y(t)=c1eω0it+c2eω0it

Die Konstanten c1 und c2 müssen bestimmt werden. Zu Beginn der Schwingung sind t=0 und y=0. Nach dem Viertel einer Periodendauer T hat der Oszillator seine maximale Auslenkung y^ erreicht.

y(0)=c1+c2=0c1=c2
y(T4)=y(2π4ω0)=c1eπ2i+c2eπ2i=y^

Die komplexe Exponentialfunktion kann mit Hilfe der eulerschen Formel in Sinus und Kosinus umgewandelt werden.

y^=c1[cos(π2)+isin(π2)]+c2[cos(π2)+isin(π2)]
y^=c1ic2i

Einsetzen von c1=c2 liefert

y^=2c1i und y^=2c2i

Man erhält daher c1=y^2i und c2=y^2i. Die Konstanten können nun in die trigonometrische Darstellung der Auslenkungsfunktion eingesetzt werden, die dann unter Beachtung der Quadrantenbeziehungen sin(h)=sin(h) und cos(k)=cos(k) umgeformt wird.

y(t)=y^2i[cos(ω0t)+isin(ω0t)]y^2i[cos(ω0t)+isin(ω0t)]=y^2i2isin(ω0t)

Die Schwingungsgleichung für den idealen Federschwinger ohne Auslenkung zu Beginn der Schwingung (φ0=0) ist

y(t)=y^sin(ω0t)

Energie eines Federschwingers

Die kinetische Energie eines Federschwingers mit der Masse m lässt sich berechnen mit Ekin=12mv2.

Nach dem Einsetzen der Geschwindigkeit v erhält man

Ekin=12my^2ω02cos2(ω0t+φ0).

Für die Eigenkreisfrequenz gilt ω0=DmD=mω02. Deshalb kann die kinetische Energie auch ausgedrückt werden mit:

Ekin=D2y^2cos2(ω0t+φ0)

Die potentielle Energie ist allgemein

Epot=FFds für Fs

Da die Federkraft FF=Dy ist, gilt

Epot=Dydy
Epot=D2y2

Die gesamte Federenergie EF setzt sich aus der potentiellen und der kinetischen Energie zusammen.

EF=Epot+Ekin
EF=D2y^2sin2(ω0t+φ0)+D2y^2cos2(ω0t+φ0)

Aufgrund des „trigonometrischen Pythagoras“ gilt sin2x+cos2x=1, die Gesamtenergie vereinfacht sich zu:

EF=D2y^2

Massebehaftete Feder

Die Bewegungsgleichungen für ideale Federschwinger gelten nur für masselose Federn. Wenn die elastische Feder als massebehaftet angenommen wird und die Masse homogen verteilt ist, ergibt sich die Periodendauer der Schwingung zu

T=2πm+13mFD

Die Parameter m und mF entsprechen der Masse des Schwingers und der Masse der Feder.

Die Gesamtlänge der Feder sei l, s sei die Entfernung zwischen der Aufhängung des Federschwingers und einem beliebigen Punkt auf der Feder. Ein Abschnitt der Feder mit der Länge ds hat dann die Masse dmF=mFdsl. Die Geschwindigkeit des Federabschnitts ist vF=y˙sl, denn sie steigt linear mit zunehmender Entfernung von der Aufhängung. Daraus folgt für die kinetische Energie eines Federabschnitts

dEkin,F=12dmFvF2
dEkin,F=12mFdsly˙2s2l2=12mFy˙21l3s2ds

Die gesamte kinetische Energie der Feder erhält man durch Integrieren:

Ekin,F=dEkin=12mFy˙21l30ls2ds
Ekin,F=12mFy˙213

Die kinetische Energie eines Federschwingers unter Berücksichtigung der massebehafteten Feder ist

Ekin=12y˙2(m+13mF)

Man erkennt, dass sich ein Drittel der Federmasse so verhält, als wäre sie ein Teil der Masse des Körpers. Daraus folgt die oben beschriebene Periodendauer für eine massebehaftete Feder.

Literatur

  • Dieter Meschede: Gerthsen Physik. Auflage 23, Springer, Berlin Heidelberg New York 2006, ISBN 3-540-02622-3.
  • Istvan Szabo: Einführung in die technische Mechanik. Auflage 8, Springer, 2002, ISBN 3-540-44248-0.