GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung | |
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GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung | |
Kategorie: | Großforschungseinrichtung |
Bestehen: | Gründungsdatum: 1969 |
Mitgliedschaft: | Helmholtz-Gemeinschaft |
Standort der Einrichtung: | Darmstadt |
Außenstellen: | Helmholtz-Institut Jena, Helmholtz-Institut Mainz |
Grundfinanzierung: | Budget: 164,6 Mio. Euro[1] |
Leitung: | Paolo Giubellino (wissenschaftliche Leitung)[2][3] Ulrich Breuer (administrative Leitung)[2][4] Jörg Blaurock (technische Leitung)[2][5] |
Mitarbeiter: | 1520[1] |
Anmerkung: | Rechtsform: GmbH[6] |
Homepage: | www.gsi.de |
Das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt ist eine Forschungseinrichtung, die 1969 als Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) gegründet wurde, um Forschung an und mit Schwerionenbeschleunigern zu betreiben. Es ist die einzige Großforschungseinrichtung Hessens.
Gesellschafter der GSI sind die Bundesrepublik Deutschland mit 90 Prozent, das Bundesland Hessen mit 8 Prozent und die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Thüringen mit je 1 Prozent. Das Zentrum ist Gründungsmitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.
Ihre aktuelle Bezeichnung erhielt die GSI am 7. Oktober 2008, um zu helfen, die durch die deutschen Großforschungseinrichtungen gegründete Helmholtz-Gemeinschaft bundesweit und international stärker ins Bewusstsein zu rücken.[8]
Das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung unterhält mehrere Beschleuniger-Anlagen:
Darüber hinaus wurden/werden eine Reihe von großen Experimentiereinrichtungen betrieben. Hierzu gehören:
Zusätzlich zu den Ionenbeschleunigern und Großexperimenten befinden sich beim GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung noch zwei Hochenergie-Lasersysteme zur Erzeugung heißer und dichter Plasmen:
Als Gebäude für ein Rechenzentrum zur Datenanalyse dient unter anderem der Green IT Cube, welcher im Jahr 2016 eingeweiht wurde.[11]
Die beim GSI Helmholtzzentrum aufgebauten Experimentiereinrichtungen werden in Kooperation mit etwa 1200 Forscherinnen und Forschern betrieben. Der Schwerpunkt liegt in der Atom- und der Kernphysik, der Plasmaphysik, der Biophysik und Materialforschung.
Zu den großen Erfolgen der damaligen Gesellschaft für Schwerionenforschung zählen die Synthese und der Nachweis der Elemente Bohrium (im Jahr 1981), Meitnerium (1982), Hassium (1984), Darmstadtium (1994), Roentgenium (1994) und Copernicium (1996). Außerdem wurde mit der Schwerionentherapie ein Behandlungsverfahren gegen maligne Tumoren entwickelt und erprobt.
Targetkammer des Z6-Experimentierplatzes (UNILAC) für Ionen- und Laserstrahlexperimente.[12]
Gammastrahlungsdetektor für das R3B-Land-Experiment (Untersuchung der Eigenschaften exotischer Kerne)
Auf Initiative der hessischen Hochschulen in Darmstadt, Frankfurt und Marburg wurde das GSI-Helmholtzzentrum als Gesellschaft für Schwerionenforschung mbH (GSI) am 17. Dezember 1969 gegründet.[13] Als Standort wurde ein Waldstück im Norden Darmstadts gewählt. Der Bau kostete ca. 180 Millionen DM. Der von Christoph Schmelzer, 1971 auch erster Geschäftsführer der GSI, entwickelte UNILAC wurde als erster Teil der Beschleunigeranlage realisiert. Die Anlage lieferte erste Ionenstrahlen für Experimente ab 1975.
In den 1980er Jahren wurden mit dem Strahl des UNILAC an der GSI mehrere superschwere Elemente erstmals synthetisiert. Zu dieser Zeit wurden außerdem der Ringbeschleuniger SIS18 und der Experimentierspeicherring ESR geplant, realisiert und schließlich 1990 in Betrieb genommen. Wissenschaftliche Direktoren waren damals Gisbert zu Putlitz (1978–1983) und Paul Kienle (1984–1992).[14] Bereits unter Paul Kienles Nachfolger Hans Joachim Specht (1992–1999) begann eine Diskussion um den weiteren Ausbau der Beschleunigeranlagen und Experimentiermöglichkeiten an der GSI, die in der Amtszeit von Walter Henning (1999–2007) in den Projektvorschlag für die Facility for Antiproton and Ion Research (FAIR) mündete. Von 2007 bis 2015 war Horst Stöcker wissenschaftlicher Geschäftsführer der GSI. Ihm folgte das Trio Ursula Weyrich, Jörg Blaurock und Paolo Giubellino als gemeinsame Geschäftsführer von GSI und FAIR.[15][16][17][3]
Im Februar 2003 gab die Bundesregierung die Zusage, dass der Ausbau des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung zu einem internationalen Beschleunigerzentrum für die Forschung mit Ionen- und Antiprotonenstrahlen FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research) zu 75 % von Deutschland finanziert wird. 65 % entfallen auf den Bund, 10 % auf das Land Hessen. Die restlichen 25 % der Kosten sollen von internationalen Partnern Finnland, Frankreich, Indien, Polen, Rumänien, Russland, Spanien, Schweden und Slowenien getragen werden. Die Gesamtkosten werden mit 1,262 Milliarden Euro (Preisniveau 2005) beziffert.[18]
Im November 2007 fanden in Darmstadt ein Physiker-Symposium sowie eine Veranstaltung statt, in deren Verlauf von den an der Planung Beteiligten ein Kommuniqué über die gemeinsame Errichtung von FAIR veröffentlicht wurde.[19] Am 29. Oktober 2012 überreichten Vertreter der Stadt Darmstadt der FAIR GmbH die Baugenehmigung zur Errichtung der neuen Großforschungsanlage.[20] Ein Großteil der Anlage soll im Jahr 2022 in Betrieb genommen werden, der Vollbetrieb ist für 2025 vorgesehen.[18]
Kernstück ist ein mit supraleitenden Magneten ausgeführter Doppelringbeschleuniger (SIS 100/300). Dieser wird auf einen Umfang von 1083,6 m kommen. Die bestehende GSI-Anlage mit dem Schwerionen-Synchrotron SIS 18 dient als Vorbeschleuniger für den neuen Beschleunigerkomplex FAIR. In dessen Zentrum steht die Synchrotron-Doppelring-Anlage SIS 100 und SIS 300. An diese schließen sich an: der Hochenergie-Speicherring HESR, der Collector-Ring CR und der Recycled-Experimental-Storage-Ring RESR, der Neue-Experimentier-Speicherring NESR sowie der Super-Fragment-Separator Super-FRS. Dabei können bis zu fünf große Forschungsprogramme mit unterschiedlichen Anforderungen parallel durchgeführt werden. Wegen finanzieller Rahmenbedingungen können von den geplanten Komponenten zunächst nur SIS 100, HESR, CR und Super-FRS sowie eine Messhalle mit Experimenten an einem festen Target für Kernmaterie-Studien realisiert werden (Modularized Start Version).
Mit dem Projekt will man neue Einblicke in die Struktur der Materie und die Evolution des Universums ermöglichen, aber auch im Anwendungs- und Innovationsbereich arbeiten. Die Anlage soll mit hochenergetischen Ionenstrahlen Erkenntnisse zur Entstehung der schweren Elemente gewinnen sowie grundlegende Fragen über die starke Kraft zwischen den elementaren Bausteinen der Materie klären. Außerdem soll durch die Erzeugung eines Quark-Gluon-Plasmas ein Zustand der Materie näher untersucht werden, der Sekundenbruchteile nach dem Urknall bei der Entstehung des Universums für kurze Zeit bestanden hat. Abgebremste Antiprotonen ermöglichen die Vermessung von Antiatomen (Antiwasserstoff) wie am Antiproton Decelerator. Davon erhoffen sich die Physiker Rückschlüsse auf Symmetrieverletzungen in den Naturgesetzen unserer Welt und einer Welt, die aus Antimaterie besteht. Das experimentelle Programm an FAIR fußt daher auf vier Themengebieten: Kernstruktur, nukleare Astrophysik und Reaktionen (NuSTAR Kollaboration), Kernmaterie (Baryonen)-Experimente (CBM-Kollaboration), Hadronenphysik (PANDA Kollaboration) sowie Experimenten aus Atom-, Plasma-, Materialforschung und Biophysik (APPA Kollaboration).[21]
Strukturell ist die Facility for Antiproton and Ion Research eine unabhängige GmbH, wobei die ersten Anteilseigner der GmbH die Länder Deutschland, Russland, Indien, Frankreich, Polen, Rumänien, Slowenien und ein schwedisch-finnisches Konsortium waren.[22] Nach Zusage von finanziellen Beiträgen aus dem Ausland wurde die FAIR GmbH am 4. Oktober 2010 gegründet. Erster wissenschaftlicher Direktor von FAIR war Boris Sharkov. Seit 1. Januar 2017 ist Paolo Giubellino der erste gemeinsame wissenschaftliche Geschäftsführer von FAIR und GSI.[23][2]
ALADIN Dipol für die SPALADIN Kollaboration[26]
Seit 1992 nutzt die GSI eine Vorwahl aus dem Nachbarort Messel. Bei der Umstellung auf vierstellige Nebenstellen-Durchwahlen wurde es notwendig, eine zweistellige Telefonnummer zu erlangen, dies war im Darmstädter Netz nicht mehr möglich. Das Beibehalten einer dreistelligen Rufnummer hätte zu mehr als 12-stelligen Rufnummernkombinationen geführt und hätte die Möglichkeiten im damaligen internationalen Selbstwahlverkehr überfordert.
Koordinaten: 49° 55′ 53″ N, 8° 40′ 45″ O