Das Large Binocular Telescope (abgekürzt LBT, zu deutsch „großes binokulares Teleskop“) ist ein Teleskop für astronomische Beobachtungen. Es steht auf dem 3267 Meter hohen Mount Graham in Arizona und ist Teil des Mount Graham International Observatory. Das LBT verfügt über zwei 8,4 Meter große Hauptspiegel, welche die gleiche Lichtsammelleistung wie ein einzelnes 11,8 Meter großes Teleskop erreichen.[1] Zudem erreicht es die optische Auflösung eines 22,8-Meter-Spiegels.[1] Bei Testaufnahmen erreichte es eine Strehl-Zahl von 0,6 bis 0,8 (ein Wert von 1 entspräche einem perfekten Abbild). Weitere Tests ergaben Werte von 0,82 bis 0,84.[2]
Einer der Hauptspiegel des LBT hatte am 12. Oktober 2005 sein Erstes Licht, wofür der unserer Milchstraße sehr ähnliche Spiralnebel NGC 891 ausgewählt wurde.[3] Ende 2007 wurde schließlich die zweite 36-Megapixel-CCD-Kamera geliefert, so dass das Erste Licht des LBT im binokularen Betrieb erfolgen konnte.[4]
Die neue Sternwarte, die in 8-jähriger Bauzeit als Gemeinschaftsprojekt von den USA (25 Prozent University of Arizona, 12,5 Prozent Research Corporation, 12,5 Prozent Ohio State University), Deutschland (25 Prozent LBT Beteiligungsgesellschaft = Max-Planck-Institut für Astronomie, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, Landessternwarte Heidelberg) und Italien (25 Prozent INAF) errichtet wurde, steht auf dem 3200 Meter hohen Mount Graham. Durch die 25-prozentige Beteiligung sichern sich die deutschen Astronomen auch ein Viertel der Beobachtungszeit.
Seine volle Leistungsfähigkeit erreichte das Doppelteleskop nach den nötigen Test- und Justierarbeiten etwa im Frühjahr 2008. Dies bezieht sich auf die beiden Primärfokuskameras. Alle Instrumente der ersten Generation zusammen sollen ab 2011 einsatzbereit sein. In seiner Bauweise ist es das weltgrößte optische Teleskop. Zwar gibt es Teleskope mit größeren Einzelspiegeln und auch Langbasisinterferometrie, jedoch haben bei anderen Interferometern die Spiegel keine gemeinsame Montierung.
Durch die Verwendung von zwei Spiegeln (sie wiegen je rund 16 Tonnen) anstatt eines einzelnen erreicht man merkliche Vorteile:
Deutsche Astrophysiker und Kosmologen wollen in Arizona auf dem Gebiet der Sternentstehung der ersten Sterne forschen.
Bau und Instrumentarium kosteten rund 100 Millionen Euro. Die LBT-Beteiligungsgesellschaft (LBTB) ist eine Gemeinschaft von fünf Forschungsinstituten in Deutschland, die an dem Large-Binocular-Telescope-Projekt (LBT-Projekt) teilnehmen. Fünf deutsche Institute entwickeln die dazugehörigen astronomischen Instrumente:
Die Primärfokuskameras LBC-RED und LBC-BLUE wurden vom italienischen Istituto Nazionale di Astrofisica (INAF) entwickelt. An der University of Arizona wird Hard- und Software entwickelt. Folgende Instrumente werden für das LBT entwickelt, welche nacheinander bis Ende 2009 am Teleskop integriert werden sollen:
Der erste der beiden Zwillingsspiegel wurde im Oktober 2004 montiert, der zweite folgte im Herbst 2005, nachdem er 2004/05 in Tucson durch langwieriges Polieren seine endgültige Form erhielt. Am 26. Oktober 2005 wurden die ersten Aufnahmen veröffentlicht, sie zeigen die Galaxie NGC 891 und wurden bereits am 12. Oktober 2005 gemacht. Seit Anfang 2007 werden die ersten regulären wissenschaftlichen Beobachtungen mit dem LBT und der LBC-Blue durchgeführt. Die ersten Aufnahmen zeigen eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des LBT. In Kürze wird auch LBC-Red in Betrieb gehen.
Apachen und Umweltschützer hatten gegen das Projekt protestiert, wodurch sich der Bau mehrfach verzögerte. Den Apachen soll der Berg heilig sein. Die Naturschützer befürchten, dass ein besonderes Ökosystem mit fünf Klimazonen geschädigt würde.[7]
Koordinaten: 32° 42′ 5″ N, 109° 53′ 22″ W