Die Wick-Rotation (nach Gian-Carlo Wick) ist eine Methode für die Herleitung einer Lösung eines Problems im Minkowski-Raum aus der Lösung eines verwandten Problems im Euklidischen Raum durch analytische Fortsetzung.
Die Wick-Rotation wird durch die Betrachtung motiviert, dass die Minkowski-Metrik
und die vierdimensionale Euklidische Metrik
äquivalent sind, wenn man erlaubt, dass die Koordinate
Die Wick-Rotation verbindet Quantenmechanik und Statistische Mechanik in überraschender Weise dadurch, dass sie die inverse Temperatur
mit der Boltzmannkonstante
Sei nun ein quantenmechanischer harmonischer Oszillator in einer Überlagerung von Basiszuständen und entwickle sich während der Zeit
mit dem reduzierten Planckschen Wirkungsquantum
sich zu einem beliebigen Zustand
entwickelt, ist bis auf eine Normierungskonstante
Die Wick-Rotation verknüpft statische Probleme in
mit der Federkonstanten
Das korrespondierende dynamische Problem ist das eines nach oben geworfenen Steins; seine Trajektorie ist ein kritischer Punkt der Wirkung. Diese ist das Integral der Lagrangefunktion; auch dieser kritische Punkt ist typischerweise ein Minimum, was dem Prinzip die Bezeichnung Prinzip der kleinsten Wirkung verdankt:
Wir erhalten die Lösung des dynamischen Problems (bis auf einen Faktor
Kombiniert zeigen die beiden oberen Beispiele, wie die Pfadintegralformulierung der Quantenmechanik mit der statistischen Mechanik zusammenhängt: Die Form jeder Feder in einem Ensemble bei der Temperatur
In der Quantenfeldtheorie wird die Wickrotation verwendet, um die Singularitäten der Greenschen Funktionen auf dem Lichtkegel zu umgehen. Auch für die Definition des Pfadintegrals spielt die Wick-Rotation eine bedeutende Rolle. Quantenfeldtheorien im euklidischen Raum, die man durch Wick-Rotation in Quantenfeldtheorien in der Minkowski-Raumzeit umwandeln kann, spielen auch in der konstruktiven Quantenfeldtheorie eine bedeutende Rolle. Die euklidischen greenschen Funktionen müssen dabei insbesondere eine Eigenschaft erfüllen, die Reflexionspositivität heißt, damit sich sinnvolle Quantenfeldtheorien in der Minkowski-Raumzeit ergeben.
Die Schrödingergleichung und die Wärmeleitungsgleichung hängen durch die Wick-Rotation zusammen. Diese Beziehung setzt sich auch in der thermischen Quantenfeldtheorie fort, in der die Thermodynamik von Quantenfeldern derart beschrieben werden kann, dass der Kehrwert der Temperatur als imaginäre Zeit behandelt wird. Eine genaue Definition thermodynamischer Zustände mittels einer solchen imaginären Zeit ist in Form der KMS-Zustände gegeben.
Die Wick-Rotation wird Rotation genannt, weil in der komplexen Zahlenebene die Multiplikation mit
Als Stephen Hawking in seinem Buch Eine kurze Geschichte der Zeit über „imaginäre Zeit“ schrieb, bezog er sich auf die Wick-Rotation.