Feinstruktur (Physik): Unterschied zwischen den Versionen

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<!--[[Datei:Hydrogen-Fine-Hyperfine-Levels.svg|miniatur|Feinstruktur-Aufspaltung der Energieniveaus am Beispiel des Wasserstoffatoms (nicht maßstäblich);<br/>Bezeichnung der Feinstruktur-Niveaus s.&nbsp;[[Termsymbol]]]] Bild unzutreffend -->
<!--[[Datei:Hydrogen-Fine-Hyperfine-Levels.svg|miniatur|Feinstruktur-Aufspaltung der Energieniveaus am Beispiel des Wasserstoffatoms (nicht maßstäblich);<br/>Bezeichnung der Feinstruktur-Niveaus s.&nbsp;[[Termsymbol]]]] Bild unzutreffend -->
'''Feinstruktur''' bezeichnet in der [[Physik]] die Zusammensetzung einer [[Spektrallinie]] oder eines [[Energieniveau]]s aus mehreren unterscheidbaren Linien oder Energiewerten, die bei geringer spektraler [[Auflösung (Physik)|Auflösung]] oder in einer theoretischen Näherungsrechnung noch nicht unterschieden werden konnten. Der Begriff entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der optischen [[Spektroskopie]], weil viele Linien der [[Linienspektrum|Linienspektren]] von Atomen sich mit zunehmender Messgenauigkeit als zusammengesetzt herausstellten ('''Feinstrukturaufspaltung'''). Die Feinstruktur einer Spektrallinie wird dadurch erklärt, dass ihre Lage im Spektrum der Energiedifferenz zwischen zwei [[Energieniveau]]s entspricht, und dass viele Niveaus, die bei näherungsweiser Betrachtung einheitlich erscheinen, sich bei höherer Genauigkeit von Messung oder Modellbildung als [[Multiplett]] zeigen, d.&nbsp;h. als Gruppe mehrerer Niveaus mit eng benachbarten Energien.  
'''Feinstruktur''' bezeichnet in der [[Physik]] die Zusammensetzung einer [[Spektrallinie]] aus mehreren unterscheidbaren Linien oder eines [[Energieniveau]]s aus mehreren unterscheidbaren Energiewerten. Diese lassen sich bei geringer spektraler [[Auflösung (Physik)|Auflösung]] oder in einer theoretischen Näherungsrechnung noch nicht unterscheiden, was die relativ späte Entdeckung der Feinstruktur gegen Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts erklärt.


Der Begriff wird vor allem in Bezug auf die Energieniveaus einzelner Elektronen in Atomen und Festkörpern verwendet, in analoger Weise aber auch in anderen Bereichen. In den Linienspektren der Atome beträgt die Feinstrukturaufspaltung im optischen Bereich etwa 1/1000 bis 1/100.000 der typischen Wellenlänge oder Übergangsenergie. Im Bereich der Röntgenstrahlen wächst sie bei den inneren Elektronen der Atome schwerer Elemente bis etwa 1/10 an.
== Beschreibung ==
Der Begriff Feinstruktur entstand gegen Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts in der optischen [[Spektroskopie]], weil viele Linien der [[Linienspektrum|Linienspektren]] von Atomen sich mit zunehmender [[Messgenauigkeit]] als zusammengesetzt herausstellten ('''Feinstrukturaufspaltung''').
Noch genauere Messungen an Atomen zeigen weitere, aber weit kleinere Aufspaltungen: Die 1924 entdeckte [[Hyperfeinstruktur]] wird von der Wechselwirkung zwischen den Elektronen und den [[Kernmoment]]en verursacht, die 1947 entdeckte [[Lamb-Verschiebung]] von der quantenelektrodynamischen [[Vakuumpolarisation]].
 
Die Feinstruktur einer Spektrallinie wird dadurch erklärt, dass ihre Lage im Spektrum der Energiedifferenz zwischen zwei Energieniveaus entspricht, und dass viele Niveaus, die bei näherungsweiser Betrachtung einheitlich erscheinen, sich bei höherer Genauigkeit von Messung oder [[Modellbildung]] als [[Multiplett]] zeigen, d.&nbsp;h. als Gruppe mehrerer Niveaus mit eng benachbarten Energien.
 
Der Begriff wird vor allem in Bezug auf die Energieniveaus einzelner [[Elektron]]en in Atomen und [[Festkörper]]n verwendet, in analoger Weise aber auch in anderen Bereichen. In den Linienspektren der Atome beträgt die Feinstrukturaufspaltung im optischen Bereich etwa 1/1000 bis 1/100.000 der typischen [[Wellenlänge]] oder Übergangsenergie. Im Bereich der [[Röntgenstrahlen]] wächst sie bei den inneren Elektronen der Atome schwerer Elemente bis etwa&nbsp;1/10 an.
 
Noch genauere Messungen an Atomen zeigen weitere, aber nochmals kleinere Aufspaltungen:
* Die 1924 entdeckte [[Hyperfeinstruktur]] wird von der Wechselwirkung zwischen den Elektronen und den [[Kernmoment]]en verursacht,
* die 1947 entdeckte [[Lamb-Verschiebung]] von der [[Quantenelektrodynamik|quantenelektrodynamischen]] [[Vakuumpolarisation]].


== Physikalische Ursachen ==
== Physikalische Ursachen ==
Die Feinstruktur wird dadurch erklärt, dass die Energieniveaus, die bei Messung in geringer Auflösung korrekt nach dem [[Bohrsches Atommodell|Bohrschen Atommodell]] oder der nichtrelativistischen [[Quantenmechanik]] ohne [[Spin]] beschrieben werden, bei Berechnung nach der relativistisch korrekten quantenmechanischen [[Dirac-Gleichung]] verschoben und teilweise aufgespalten sind. Dies lässt sich größtenteils auf die nach der [[Relativitätstheorie]] veränderte [[Kinematik]] und auf die [[Spin-Bahn-Kopplung]] zurückführen, die durch den [[Elektronenspin]] und das damit verbundene anomale [[Magnetisches Moment|magnetische Moment]] verursacht wird.
<!-- später als Abschnitt wiederbeleben: da die Korrekturen mit <math>(Z\alpha)^2</math> gehen, wobei <math>Z</math> die [[Kernladungszahl]] und α die [[Feinstrukturkonstante]] sind. So beträgt die Änderung der [[Wellenlänge]]n für die H<sub>α</sub>-, H<sub>β</sub>- und H<sub>γ</sub>-Linie der [[Balmer-Serie]] beim [[Wasserstoffatom]] nur 0,14&nbsp;[[Ångström (Einheit)|Å]], 0,08&nbsp;Å bzw. 0,07&nbsp;Å (zum Vergleich: die Wellenlänge der H<sub>α</sub>-Linie liegt bei 6562,8&nbsp;Å).-->


Die Feinstruktur wird dadurch erklärt, dass die Energieniveaus, die bei Messung in geringer Auflösung korrekt nach dem [[Bohrsches Atommodell|Bohrschen Atommodell]] oder der nichtrelativistischen [[Quantenmechanik]] ohne [[Spin]] beschrieben werden, bei Berechnung nach der relativistisch korrekten quantenmechanischen [[Dirac-Gleichung]] verschoben und teilweise aufgespalten sind. Dies lässt sich größtenteils auf die nach der [[Relativitätstheorie]] veränderte Kinematik und auf die [[Spin-Bahn-Kopplung]] zurückführen, die durch den [[Elektronenspin]] und das damit verbundene anomale magnetische Moment verursacht wird.
Um diese Beiträge einzeln sichtbar zu machen, nähert man die Dirac-Gleichung durch eine [[Reihenentwicklung]] an und erhält damit Korrekturterme zum nicht-relativistischen [[Hamiltonoperator]] <math>H_0</math>.<ref>H. Friedrich: Theoretical Atomic Physics, Third Edition, S. 88 f.</ref>  Abgesehen von der konstanten [[Ruheenergie]] <math>m_\mathrm{e}c^2</math> des Elektrons lautet der Hamiltonoperator dann in erster Ordnung:
<!-- später als Abschnitt wiederbeleben: da die Korrekturen mit <math>(Z\alpha)^2</math> gehen, wobei <math>Z</math> die [[Kernladungszahl]] und α die [[Feinstrukturkonstante]] sind. So beträgt die Änderung der [[Wellenlänge]]n für die H<sub>α</sub>-, H<sub>β</sub>- und H<sub>γ</sub>-Linie der [[Balmer-Serie]] beim [[Wasserstoffatom]] nur 0,14&nbsp;[[Ångström (Einheit)|Å]], 0,08&nbsp;Å bzw. 0,07&nbsp;Å (zum Vergleich: die Wellenlänge der H<sub>α</sub>-Linie liegt bei 6562,8&nbsp;Å). Dies erklärt auch die relativ späte Entdeckung der Feinstruktur durch [[Willis Eugene Lamb]], für die er 1955 den [[Nobelpreis für Physik]] erhielt.-->
 
Um diese Beiträge einzeln sichtbar zu machen, nähert man die Dirac-Gleichung durch eine Reihentwicklung an und erhält damit Korrekturterme zum nicht-relativistischen [[Hamiltonoperator]] <math>H_0</math>.<ref>H. Friedrich : Theoretical Atomic Physics, Third Edition, p. 88ff</ref>  Abgesehen von der konstanten [[Ruheenergie]] <math>m_\mathrm{e}c^2</math> des Elektrons lautet der Hamiltonoperator dann in erster Ordnung:


:<math>H = H_0 + W_\mathrm{M} + W_\mathrm{SB} + W_\mathrm{D} + \ldots .</math>
:<math>H = H_0 + W_\mathrm{M} + W_\mathrm{SB} + W_\mathrm{D} + \ldots .</math>


Die Korrekturterme sind im Einzelnen:
Die Korrekturterme sind im Einzelnen:
*<math>W_\mathrm{M} = -\frac{{\vec{p}}^{\;4}}{8m_\mathrm{e}^3c^2}</math> – die relativistische Korrektur der [[Kinetische Energie|kinetischen Energie]]
*<math>W_\mathrm{SB} = \frac{1}{2m_\mathrm{e}^2c^2}\,\vec{s} \cdot \vec{\ell}\ \frac{1}{r} \frac{\mathrm{d}V}{\mathrm{d}r}</math> – die [[Spin-Bahn-Kopplung]]
*<math>W_\mathrm{D} = \frac{\hbar^2}{8 m_\mathrm{e}^2c^2} \Delta V</math> – der [[Darwin-Term]] als Korrektur der [[Potentielle Energie|potentiellen Energie]] mit dem [[Laplace-Operator]] <math>\Delta</math>


*<math>W_\mathrm{M} = -\frac{\hat{\vec{p}}^{\;4}}{8m_\mathrm{e}^3c^2}</math> – die relativistische Korrektur der [[kinetische Energie|kinetischen Energie]]
Die Energieverschiebung <math>\Delta E</math>, die man als Feinstruktur bezeichnet, ist dann entsprechend
*<math>W_\mathrm{SB} = \frac{1}{2m_\mathrm{e}^2c^2}\,\hat{\vec{s}}\cdot \hat{\vec{\ell}}\,\,\hat{\frac{1}{r}}\frac{\mathrm{d}V}{\mathrm{d}r}</math> – die [[Spin-Bahn-Kopplung]]
*<math>W_\mathrm{D} = \frac{\hbar^2}{8 m_\mathrm{e}^2c^2} \Delta V</math> – der [[Darwin-Term]] als Korrektur der [[potentielle Energie|potentiellen Energie]]
 
Die Energieverschiebung, die man als Feinstruktur bezeichnet, ist dann entsprechend


:<math>\Delta E = E_\mathrm{M} + E_\mathrm{SB} + E_\mathrm{D}.</math>
:<math>\Delta E = E_\mathrm{M} + E_\mathrm{SB} + E_\mathrm{D}.</math>


== Wasserstoffatom ==
== Wasserstoffatom ==
Beim Wasserstoffatom kann man relativistische Effekte, Spin-Bahn-Wechselwirkung und Darwin-Term zu einer Formel für die Korrektur der Energieniveaus zusammenfassen:<ref>{{Literatur|Autor=[[Wolfgang Demtröder]]|Titel=Experimentalphysik 3|Auflage=3. |Seiten=163|ISBN=3540214739|Verlag=Springer}}</ref>
[[Datei:Wasserstoff Aufspaltung.svg|mini|Feinstruktur-Aufspaltung als eine der Korrekturen der Energieniveaus des Wasserstoffatoms]]
:<math>\Delta E_\mathrm{FS} = E_\mathrm{n} \left[\frac{Z^2 \alpha^2}{n}\left(\frac{1}{j + \frac{1}{2}} - \frac{3}{4n} \right) \right]</math>  
Beim Wasserstoffatom kann man relativistische Effekte, Spin-Bahn-Wechselwirkung und Darwin-Term zu einer Formel für die Korrektur der Energieniveaus zusammenfassen:<ref>{{Literatur |Autor=[[Wolfgang Demtröder]] |Titel=Experimentalphysik 3 |Auflage=5. |Verlag=Springer |Datum=2005 |ISBN=3-540-21473-9 |Seiten=158-161}}</ref>
:<math display="inline">\Delta E_\mathrm{FS} = E_\mathrm{n} \left[\frac{Z^2 \alpha^2}{n}\left(\frac{1}{j + \frac{1}{2}} - \frac{3}{4n} \right) \right]</math>


mit
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* der Energie <math>E_\mathrm{n}  = -E_R \frac{Z^2}{n^2}</math> der Niveaus im Wasserstoffatom ohne Feinstruktur  
* der Energie <math>E_\mathrm{n}  = -E_R \frac{Z^2}{n^2}</math> der Niveaus im Wasserstoffatom ohne Feinstruktur
** der [[Rydberg-Energie]] <math>E_R \approx 13{,}6 \,\text{eV}</math>
** der [[Rydberg-Energie]] <math>E_R \approx 13{,}6 \,\text{eV}</math>
** der [[Kernladungszahl]] <math>Z</math>
** der [[Kernladungszahl]] <math>Z</math>
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* der [[Feinstrukturkonstante]] <math>\alpha</math>
* der [[Feinstrukturkonstante]] <math>\alpha</math>
* dem [[Gesamtdrehimpuls]] <math>j</math>.
* dem [[Gesamtdrehimpuls]] <math>j</math>.
Diese Formel verursacht für jedes mögliche <math>n</math> und <math>j</math> eine Absenkung der Energie. Sie stimmt mit der Sommerfeldschen Feinstrukturformel überein, die schon Jahre vor der Entdeckung des Spin und der Dirac-Formel im Rahmen der halbklassischen Vorstellungen des Bohr-Sommerfeldschen Atommodells entwickelt worden war.
Diese Formel verursacht für jedes mögliche <math>n</math> und <math>j</math> eine Absenkung der Energie. Sie stimmt mit der Sommerfeldschen Feinstrukturformel überein, die schon Jahre vor der Entdeckung des [[Spin]] und der [[Dirac-Gleichung|Dirac-Formel]] im Rahmen der [[Semiklassische Näherung|halbklassischen]] Vorstellungen des [[Bohr-Sommerfeldsches Atommodell|Bohr-Sommerfeldschen Atommodells]] entwickelt worden war<ref>A. Sommerfeld: Zur Feinstruktur der Wasserstofflinien.Geschichte und gegenwärtiger Stand der Theorie; Naturwissenschaften, July 1940, Volume 28, Issue 27, pp 417–423; https://link.springer.com/article/10.1007/BF01490583</ref>.
 
== Siehe auch ==
* [[Landésche Intervallregel]]


== Quellen ==
== Quellen ==

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2021, 10:07 Uhr

Feinstruktur bezeichnet in der Physik die Zusammensetzung einer Spektrallinie aus mehreren unterscheidbaren Linien oder eines Energieniveaus aus mehreren unterscheidbaren Energiewerten. Diese lassen sich bei geringer spektraler Auflösung oder in einer theoretischen Näherungsrechnung noch nicht unterscheiden, was die relativ späte Entdeckung der Feinstruktur gegen Ende des 19. Jahrhunderts erklärt.

Beschreibung

Der Begriff Feinstruktur entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der optischen Spektroskopie, weil viele Linien der Linienspektren von Atomen sich mit zunehmender Messgenauigkeit als zusammengesetzt herausstellten (Feinstrukturaufspaltung).

Die Feinstruktur einer Spektrallinie wird dadurch erklärt, dass ihre Lage im Spektrum der Energiedifferenz zwischen zwei Energieniveaus entspricht, und dass viele Niveaus, die bei näherungsweiser Betrachtung einheitlich erscheinen, sich bei höherer Genauigkeit von Messung oder Modellbildung als Multiplett zeigen, d. h. als Gruppe mehrerer Niveaus mit eng benachbarten Energien.

Der Begriff wird vor allem in Bezug auf die Energieniveaus einzelner Elektronen in Atomen und Festkörpern verwendet, in analoger Weise aber auch in anderen Bereichen. In den Linienspektren der Atome beträgt die Feinstrukturaufspaltung im optischen Bereich etwa 1/1000 bis 1/100.000 der typischen Wellenlänge oder Übergangsenergie. Im Bereich der Röntgenstrahlen wächst sie bei den inneren Elektronen der Atome schwerer Elemente bis etwa 1/10 an.

Noch genauere Messungen an Atomen zeigen weitere, aber nochmals kleinere Aufspaltungen:

Physikalische Ursachen

Die Feinstruktur wird dadurch erklärt, dass die Energieniveaus, die bei Messung in geringer Auflösung korrekt nach dem Bohrschen Atommodell oder der nichtrelativistischen Quantenmechanik ohne Spin beschrieben werden, bei Berechnung nach der relativistisch korrekten quantenmechanischen Dirac-Gleichung verschoben und teilweise aufgespalten sind. Dies lässt sich größtenteils auf die nach der Relativitätstheorie veränderte Kinematik und auf die Spin-Bahn-Kopplung zurückführen, die durch den Elektronenspin und das damit verbundene anomale magnetische Moment verursacht wird.

Um diese Beiträge einzeln sichtbar zu machen, nähert man die Dirac-Gleichung durch eine Reihenentwicklung an und erhält damit Korrekturterme zum nicht-relativistischen Hamiltonoperator $ H_{0} $.[1] Abgesehen von der konstanten Ruheenergie $ m_{\mathrm {e} }c^{2} $ des Elektrons lautet der Hamiltonoperator dann in erster Ordnung:

$ H=H_{0}+W_{\mathrm {M} }+W_{\mathrm {SB} }+W_{\mathrm {D} }+\ldots . $

Die Korrekturterme sind im Einzelnen:

  • $ W_{\mathrm {M} }=-{\frac {{\vec {p}}^{\;4}}{8m_{\mathrm {e} }^{3}c^{2}}} $ – die relativistische Korrektur der kinetischen Energie
  • $ W_{\mathrm {SB} }={\frac {1}{2m_{\mathrm {e} }^{2}c^{2}}}\,{\vec {s}}\cdot {\vec {\ell }}\ {\frac {1}{r}}{\frac {\mathrm {d} V}{\mathrm {d} r}} $ – die Spin-Bahn-Kopplung
  • $ W_{\mathrm {D} }={\frac {\hbar ^{2}}{8m_{\mathrm {e} }^{2}c^{2}}}\Delta V $ – der Darwin-Term als Korrektur der potentiellen Energie mit dem Laplace-Operator $ \Delta $

Die Energieverschiebung $ \Delta E $, die man als Feinstruktur bezeichnet, ist dann entsprechend

$ \Delta E=E_{\mathrm {M} }+E_{\mathrm {SB} }+E_{\mathrm {D} }. $

Wasserstoffatom

Feinstruktur-Aufspaltung als eine der Korrekturen der Energieniveaus des Wasserstoffatoms

Beim Wasserstoffatom kann man relativistische Effekte, Spin-Bahn-Wechselwirkung und Darwin-Term zu einer Formel für die Korrektur der Energieniveaus zusammenfassen:[2]

$ {\textstyle \Delta E_{\mathrm {FS} }=E_{\mathrm {n} }\left[{\frac {Z^{2}\alpha ^{2}}{n}}\left({\frac {1}{j+{\frac {1}{2}}}}-{\frac {3}{4n}}\right)\right]} $

mit

  • der Energie $ E_{\mathrm {n} }=-E_{R}{\frac {Z^{2}}{n^{2}}} $ der Niveaus im Wasserstoffatom ohne Feinstruktur
    • der Rydberg-Energie $ E_{R}\approx 13{,}6\,{\text{eV}} $
    • der Kernladungszahl $ Z $
    • der Hauptquantenzahl $ n $
  • der Feinstrukturkonstante $ \alpha $
  • dem Gesamtdrehimpuls $ j $.

Diese Formel verursacht für jedes mögliche $ n $ und $ j $ eine Absenkung der Energie. Sie stimmt mit der Sommerfeldschen Feinstrukturformel überein, die schon Jahre vor der Entdeckung des Spin und der Dirac-Formel im Rahmen der halbklassischen Vorstellungen des Bohr-Sommerfeldschen Atommodells entwickelt worden war[3].

Siehe auch

Quellen

  1. H. Friedrich: Theoretical Atomic Physics, Third Edition, S. 88 f.
  2. Wolfgang Demtröder: Experimentalphysik 3. 5. Auflage. Springer, 2005, ISBN 3-540-21473-9, S. 158–161.
  3. A. Sommerfeld: Zur Feinstruktur der Wasserstofflinien.Geschichte und gegenwärtiger Stand der Theorie; Naturwissenschaften, July 1940, Volume 28, Issue 27, pp 417–423; https://link.springer.com/article/10.1007/BF01490583