imported>Horst Gräbner K (→Vorbemerkung: Komma) |
imported>Orthographus K (Komma) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Die '''Lorenz-Eichung''', nach [[Ludvig Lorenz]], ist eine spezielle [[Eichtheorie|Eichung]] der elektromagnetischen Potentiale. Sie hat nichts mit [[Hendrik Antoon Lorentz]] zu tun, nach dem die [[Lorentz-Transformation]] benannt ist. | Die '''Lorenz-Eichung''', nach [[Ludvig Lorenz]], ist eine spezielle [[Eichtheorie|Eichung]] der elektromagnetischen Potentiale. Sie hat nichts mit [[Hendrik Antoon Lorentz]] zu tun, nach dem die [[Lorentz-Transformation]] benannt ist. | ||
Im statischen Fall ist die Lorenz-Eichung identisch mit der [[Coulomb-Eichung]]. | |||
== Vorbemerkung == | == Vorbemerkung == | ||
Ein [[Elektromagnetismus|elektromagnetisches]] [[Feld (Physik)|Feld]] besteht aus einem [[elektrisches Feld|E-]] und einem [[elektrisches Feld|H-Feld]]. Diese Felder lassen sich auch durch Angabe des [[Vektorpotential]]s zusammen mit dem [[Skalar (Mathematik)|skalaren]] [[Elektrostatik #Potential und Spannung|(elektrischen) Potential]] beschreiben. | |||
Die Beschreibung des elektromagnetischen Feldes durch Potentiale ist nicht eindeutig, d. h., es gibt eine Eichfreiheit. Diese zusätzlichen Freiheiten können dazu genutzt werden, die Gleichungen der Problemstellung anzupassen und zu vereinfachen, indem eine Eichung eingeführt wird. Eine solche ist die Lorenz-Eichung, die häufig zur Berechnung [[Elektromagnetische Welle|elektromagnetischer Wellen]] benutzt wird. | |||
== Die Lorenz-Eichung, Relativistische Invarianz == | == Die Lorenz-Eichung, Relativistische Invarianz == | ||
Zeile 10: | Zeile 13: | ||
:<math>{\rm div} \vec A + \frac{1}{c} \frac{\partial}{\partial t}\phi = 0</math> ([[Gauß-System]]) | :<math>{\rm div} \vec A + \frac{1}{c} \frac{\partial}{\partial t}\phi = 0</math> ([[Gauß-System]]) | ||
Die Eichfreiheit der elektrodynamischen Potentiale wird dahingehend ausgenutzt, dass die Summe aus der Divergenz des Vektorpotentials <math>\vec A</math> und der ersten partiellen Ableitung des skalaren Potentials <math>\phi</math> nach der Zeit t Null ergibt. Je nachdem, ob man das [[Gaußsches Einheitensystem|Gaußsche]] oder das SI-[[Einheitensystem]] verwendet, muss man die zeitliche Ableitung des skalaren Feldes noch durch c oder c<sup>2</sup> teilen. Im Folgenden wird das cgs-System und außerdem die [[Vierervektor]]-Schreibweise sowie die [[Einsteinsche Summenkonvention]] benutzt. | Die Eichfreiheit der elektrodynamischen Potentiale wird dahingehend ausgenutzt, dass die Summe aus der Divergenz des Vektorpotentials <math>\vec A</math> und der ersten partiellen Ableitung des skalaren Potentials <math>\phi</math> nach der Zeit t Null ergibt. Je nachdem, ob man das [[Gaußsches Einheitensystem|Gaußsche]] oder das SI-[[Einheitensystem]] verwendet, muss man die zeitliche Ableitung des skalaren Feldes noch durch c oder c<sup>2</sup> teilen. Im Folgenden wird das cgs-System und außerdem die [[Vierervektor]]-Schreibweise sowie die [[Einsteinsche Summenkonvention]] benutzt. Das Viererpotential <math>A^\mu</math> ist dabei durch <math>A^\mu = \begin{pmatrix}\phi & \vec A\end{pmatrix}^T</math> definiert. | ||
:<math>\partial_{\mu}A^{\mu} = 0</math> | :<math>\partial_{\mu}A^{\mu} = 0</math> | ||
Zeile 25: | Zeile 28: | ||
\frac{4 \pi}{c} j^\nu | \frac{4 \pi}{c} j^\nu | ||
</math> | </math> | ||
Unter Verwendung der | Unter Verwendung der Lorenz-Eichung <math>\partial_{\mu}A^{\mu} = 0</math> ergeben sich die [[Wellengleichung]]en im Vierdimensionalen (mit dem [[D’Alembert-Operator]] <math>\square</math>): | ||
:<math>\square A^\nu = \frac{4 \pi}{c} j^\nu</math> | :<math>\square A^\nu = \frac{4 \pi}{c} j^\nu</math> | ||
Zeile 32: | Zeile 35: | ||
Lösung der zuletzt genannten Gleichung sind die sog. retardierten Viererpotentiale | Lösung der zuletzt genannten Gleichung sind die sog. retardierten Viererpotentiale | ||
:<math>A^\nu (\ | :<math>A^\nu (\vec r , t) =\int\,\frac{j^\nu (\vec r',t-\frac{|\vec r -\vec r'|}{c}) }{c\cdot|\vec r -\vec r'|}\,\mathrm d^3 \vec r'\,</math> | ||
Damit wird zugleich auch die relativistische Invarianz der [[Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]] explizit. | Damit wird zugleich auch die relativistische Invarianz der [[Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]] explizit. | ||
Zeile 39: | Zeile 42: | ||
== Schreibweise mittels Differentialformen == | == Schreibweise mittels Differentialformen == | ||
In der Sprache der [[Differentialform]]en kann die Lorenz-Eichung geschrieben werden als | |||
:<math>d \star A = 0</math>, | |||
wobei | |||
* <math> d</math> die [[äußere Ableitung]] | |||
* <math>\star</math> der [[Hodge-Stern-Operator]] | |||
* <math>A = A_{\mu}dx^{\mu}</math> die Potentialform ist, | |||
oder kürzer mit der [[Koableitung]] <math>\delta</math> als | |||
:<math>\delta A = 0</math>. | :<math>\delta A = 0</math>. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* | * Ludvig Lorenz: ''On the Identity of the Vibrations of Light with Electrical Currents.'' In: ''[[Philosophical Magazine]].'' Series 4, Bd. 34, Nr. 230, 1867, [https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00127414/PMS_1867_Bd34_%200295.tif?logicalDiv=jportal_jpvolume_00126560 S. 287–301], {{doi|10.1080/14786446708639882}}. | ||
* | * Robert Nevels, Chang-Seok Shin: ''Lorenz, Lorentz, and the Gauge.'' In: ''IEEE Antennas and Propagation Magazine.'' Bd. 43, Nr. 3, June 2001, S. 70–71, {{doi|10.1109/74.934904}}. | ||
* | * Adolf Schwab, C. Fuchs, Peter Kistenmacher: ''Semantics of the Irrotational Component of the Magnetic Vector Potential, A.'' In: ''IEEE Antennas and Propagation Magazine.'' Bd. 39, Nr. 1, February 1997, S. 46–51, {{doi|10.1109/74.583518}}. | ||
* | * Ari Sihvola: ''Lorenz-Lorentz or Lorentz-Lorenz.'' In: ''IEEE Antennas and Propagation Magazine.'' Bd. 33, Nr. 4, August 1991, S. 56, {{doi|10.1109/MAP.1991.5672658}}. | ||
[[Kategorie:Elektrodynamik]] | [[Kategorie:Elektrodynamik]] |
Die Lorenz-Eichung, nach Ludvig Lorenz, ist eine spezielle Eichung der elektromagnetischen Potentiale. Sie hat nichts mit Hendrik Antoon Lorentz zu tun, nach dem die Lorentz-Transformation benannt ist.
Im statischen Fall ist die Lorenz-Eichung identisch mit der Coulomb-Eichung.
Ein elektromagnetisches Feld besteht aus einem E- und einem H-Feld. Diese Felder lassen sich auch durch Angabe des Vektorpotentials zusammen mit dem skalaren (elektrischen) Potential beschreiben.
Die Beschreibung des elektromagnetischen Feldes durch Potentiale ist nicht eindeutig, d. h., es gibt eine Eichfreiheit. Diese zusätzlichen Freiheiten können dazu genutzt werden, die Gleichungen der Problemstellung anzupassen und zu vereinfachen, indem eine Eichung eingeführt wird. Eine solche ist die Lorenz-Eichung, die häufig zur Berechnung elektromagnetischer Wellen benutzt wird.
Die Eichfreiheit der elektrodynamischen Potentiale wird dahingehend ausgenutzt, dass die Summe aus der Divergenz des Vektorpotentials $ {\vec {A}} $ und der ersten partiellen Ableitung des skalaren Potentials $ \phi $ nach der Zeit t Null ergibt. Je nachdem, ob man das Gaußsche oder das SI-Einheitensystem verwendet, muss man die zeitliche Ableitung des skalaren Feldes noch durch c oder c2 teilen. Im Folgenden wird das cgs-System und außerdem die Vierervektor-Schreibweise sowie die Einsteinsche Summenkonvention benutzt. Das Viererpotential $ A^{\mu } $ ist dabei durch $ A^{\mu }={\begin{pmatrix}\phi &{\vec {A}}\end{pmatrix}}^{T} $ definiert.
Somit geht aus der vierdimensionalen Formel der inhomogenen Maxwell-Gleichungen
und dem Feldstärketensor
der folgende Ausdruck hervor:
Unter Verwendung der Lorenz-Eichung $ \partial _{\mu }A^{\mu }=0 $ ergeben sich die Wellengleichungen im Vierdimensionalen (mit dem D’Alembert-Operator $ \square $):
Man kann also die Differentialgleichung für jede Komponente des Potentials bzw. des Stroms gesondert lösen. Die Lorenz-Eichung hat wie jede Eichung die Eigenschaft, die physikalisch messbaren Felder unverändert zu lassen.
Lösung der zuletzt genannten Gleichung sind die sog. retardierten Viererpotentiale
Damit wird zugleich auch die relativistische Invarianz der Maxwellschen Gleichungen explizit.
Anstelle der Lorenz-Eichung wird häufig die Coulomb-Eichung benutzt, welche das elektrostatische Potential auszeichnet, aber in den meisten Fällen keine Vereinfachung bringt.
In der Sprache der Differentialformen kann die Lorenz-Eichung geschrieben werden als
wobei
oder kürzer mit der Koableitung $ \delta $ als