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Als ''' | Als '''sonnen[[synchron]]e Umlaufbahn''' oder '''sonnensynchronen Orbit''' (auch '''Sonnensynchronorbit''', abgekürzt '''SSO''') bezeichnet man eine [[Umlaufbahn]] um einen [[Planet]]en, deren [[Orbitalebene]] die gleiche Rotationsänderung erfährt wie die des umkreisten Planeten um die [[Sonne]]. Dadurch besitzt die Orbitalebene einen festen Winkel zur Linie Planet-Sonne. | ||
Davon zu unterscheiden ist eine '' | Für die Erde bedeutet das, dass sich die Orbitalebene eines [[Satellit (Raumfahrt)|Satellit]]en in einem Jahr ([[Umlaufzeit]] der Erde um die Sonne) einmal um die Erde dreht. | ||
Davon zu unterscheiden ist eine [[Geosynchrone Umlaufbahn|''planetensynchrone'' Umlaufbahn]] um die ''Sonne'', z. B. in einem durch die [[Lagrange-Punkte]] vorgegebenen Orbit. | |||
== Eigenschaften == | == Eigenschaften == | ||
Ohne [[Bahnstörung|Störungen]] umkreist ein Satellit die Erde mit konstantem [[Drehimpuls]] auf einer Ebene, die ortsfest im Raum steht (violette Kurve in der Abbildung oben). Die [[Erdabplattung]] übt jedoch ein [[Drehmoment]] aus und führt zu einer Verschiebung der [[Rektaszension des aufsteigenden Knotens]]. Bei Bahnen [[rechtläufig und rückläufig|entgegen der Erdrotation]] wirkt diese [[Präzession]] in die gleiche Richtung wie die [[Erdrotation]] | Ohne [[Bahnstörung|Störungen]] umkreist ein Satellit die Erde mit konstantem [[Drehimpuls]] auf einer Ebene, die ortsfest im Raum steht (violette Kurve in der Abbildung oben). Die [[Erdabplattung]] übt jedoch ein [[Drehmoment]] aus und führt zu einer Verschiebung der [[Rektaszension des aufsteigenden Knotens]]. Bei Bahnen [[rechtläufig und rückläufig|''entgegen'' der Erdrotation]] (d. h. bei [[Bahnneigung|Inklination]]en > 90°) wirkt diese [[Präzession]] in die gleiche Richtung wie die [[Erdrotation]]. | ||
Die Präzession ist umso größer, je ''geringer'' die Inklination und die [[Flughöhe]] sind (vgl. Berechnung unten). Bei geeigneter Wahl von Inklination und Flughöhe verschiebt sich die Bahn gerade um so viel, dass sie die Erde einmal pro Jahr umläuft (grüne Kurve in der Abbildung oben). | |||
Bei einem SSO | [[Datei:Sun-Synchronous Orbit with LST Zones.svg|mini|Sonnensynchroner Orbit mit Lage des aufsteigenden Knotens (''ascending node'') und festen Überflugszeiten, z. B. 60° N um 21 h und um 12 h]] | ||
Bei einem SSO passiert die Bahnebene des Satelliten einen Punkt auf der Oberfläche des Planeten immer zur selben [[Sonnenzeit|Ortszeit]], wenn die [[geographische Breite]] des Ortes innerhalb des Bereiches liegt, der durch die Inklination der Bahn begrenzt wird. Aufgrund der konstanten Ortszeit des Überfluges lassen sich [[Erdbeobachtung|Beobachtungen]] von verschiedenen Tagen gut miteinander vergleichen, da sich bei ähnlichem [[Einfallswinkel]] der Sonnenstrahlen <small>(nicht: identischem Einfallswinkel ...; wegen des zusätzlichen Einflusses der Jahreszeiten auf den Sonnenstand)</small> die [[Reflexion (Physik)|Reflexion]] von Oberflächen kaum verändert. | |||
Bewegt sich der Satellit entlang der [[Dämmerung]]szone (Morgen- bzw. Abendstunde, englisch ''Dusk-Dawn'') um 9 h LTAN, so lässt sich auf optischen Aufnahmen die Höhe von Objekten aus der Länge des Schattenwurfs ableiten. Wenn der Satellit zusätzlich die Erde so umkreist, dass er den [[Erdschatten]] ''nicht'' passiert (um 6 h LTAN, Inklination größer als 101,45°),<ref>http://design.ae.utexas.edu/mission_planning/mission_resources/orbital_mechanics/Sun_Synchronous_Orbits.pdf</ref> so kann er ständig von [[Solarzelle]]n [[Energieversorgungssystem (Satellit)|mit Energie versorgt]] werden. [[Batterie (Elektrotechnik)|Batterien]] an Bord sind dann nur für die Startphase oder bei Verlust der [[Stabilisierung (Raumfahrt)|Lagekontrolle]] erforderlich. | Als neues [[Satellitenbahnelement]] legt die ''Ortszeit des aufsteigenden Knotens'' (englisch {{lang|en|''Local Time of Ascending Node''}}, LTAN) die Ortszeit des Überflugs fest. | ||
Bewegt sich der Satellit entlang der [[Dämmerung]]szone (Morgen- bzw. Abendstunde, englisch ''Dusk-Dawn'') um 9 h LTAN, so lässt sich auf optischen Aufnahmen die Höhe von Objekten aus der Länge des Schattenwurfs ableiten. Wenn der Satellit zusätzlich die Erde so umkreist, dass er den [[Erdschatten]] ''nicht'' passiert (um 6 h LTAN, Inklination größer als 101,45°),<ref>http://design.ae.utexas.edu/mission_planning/mission_resources/orbital_mechanics/Sun_Synchronous_Orbits.pdf</ref> so kann er ständig von [[Solarzelle]]n [[Energieversorgungssystem (Satellit)|mit Energie versorgt]] werden. [[Batterie (Elektrotechnik)|Batterien]] an Bord sind dann nur für die Startphase oder bei Verlust der [[Stabilisierung (Raumfahrt)|Lagekontrolle]] erforderlich. | |||
Einsatzbeispiele: | Einsatzbeispiele: | ||
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== Berechnung == | == Berechnung == | ||
[[Datei:sso-incp.svg| | [[Datei:sso-incp.svg|mini|Höhe und Inklination des Sonnensynchron-Orbits]] | ||
Die Präzession <math>\omega_p</math> eines sonnensynchronen Orbits berechnet sich | [[Datei:Clarke-geo.png|mini|Abhängigkeit der Umlauf­geschwindigkeit von der Bahnhöhe]] | ||
Die Präzession <math>\omega_p</math> eines sonnensynchronen Orbits berechnet sich als: | |||
:<math>\omega_p = \frac | :<math>\omega_p = \frac 3 2 \left( \frac a r \right)^2 J_2 \, \omega \cos i</math> | ||
mit: | mit: | ||
* <math>a</math> | * dem [[Erdradius]] <math>a</math> am [[Äquator]] (6378 km) | ||
* <math>r</math> | * dem Radius <math>r</math> des Satellitenorbits | ||
* | * dem [[Geoid #Geoid-Näherungen mit Kugelfunktionen|Entwicklungskoeffizienten <math>J_2</math> des Erdpotenzials]] (1,082×10<sup>−3</sup>); er beschreibt den Massewulst der Erde am Äquator, der die Präzession und die Verschiebung der Rektaszension des aufsteigenden Knotens verursacht. | ||
* <math>\omega</math> | * der [[Winkelgeschwindigkeit]] <math>\omega</math> des Satelliten | ||
* <math>i</math> | * der Inklination <math>i</math>. | ||
Berücksichtigt man die Abhängigkeit der [[Bahngeschwindigkeit (Astronomie)|Umlaufgeschwindigkeit]] | Berücksichtigt man die [[Keplersche Gesetze #2. Keplersches Gesetz (Flächensatz)|Abhängigkeit]] <math>v(r)</math> der [[Bahngeschwindigkeit (Astronomie)|Umlaufgeschwindigkeit]] <math>v = \omega(r) \cdot r</math> vom Orbitradius (zweite Abbildung), so ergibt sich der in der ersten Abbildung dargestellte Zusammenhang zwischen Inklination <math>i</math> und Bahnhöhe <math>r - a</math>: | ||
* bei einer Inklination von 96° ist das Drehmoment auf den Bahndrehimpuls sehr klein; der Satellit müsste die Erde auf einem SSO niedriger als 100 km umkreisen. | * bei einer Inklination von 96° ist das Drehmoment auf den Bahndrehimpuls sehr klein; der Satellit müsste die Erde auf einem SSO niedriger als 100 km umkreisen. In dieser geringen Bahnhöhe wirken sich Störungen durch die [[Erdatmosphäre]] stark aus. Daher haben SSO-Bahnen mit einer so geringen Inklination (und einer Höhe bis zu 6000 km) keine praktische Bedeutung. | ||
* | * [[Erdbeobachtungssatellit]]en fliegen stattdessen auf einer Inklination zwischen 98° und 99°, denn die zugehörige Höhe von 650 km bis 900 km ist ein guter Kompromiss zwischen Störungen durch die Erdatmosphäre und Abstand zu den Beobachtungsobjekten auf der Erde. Wenn man diesen Werte in obige Formel einsetzt und nach <math>\omega</math> umstellt (oder aus dem zweiten Diagramm abliest), erhält man für einen realistischen sonnensynchronen Orbit eine Umlaufgeschwindigkeit von ca. 7,5 km/s, das entspricht ca. 14,5 Umläufen um die Erde pro Tag oder ca. 1:40 h pro Umlauf. | ||
== Siehe auch == | |||
* [[Polarbahn]]: verläuft über die Pole, Inklination nahe 90°, jedoch nicht unbedingt sonnensynchron | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Als sonnensynchrone Umlaufbahn oder sonnensynchronen Orbit (auch Sonnensynchronorbit, abgekürzt SSO) bezeichnet man eine Umlaufbahn um einen Planeten, deren Orbitalebene die gleiche Rotationsänderung erfährt wie die des umkreisten Planeten um die Sonne. Dadurch besitzt die Orbitalebene einen festen Winkel zur Linie Planet-Sonne.
Für die Erde bedeutet das, dass sich die Orbitalebene eines Satelliten in einem Jahr (Umlaufzeit der Erde um die Sonne) einmal um die Erde dreht.
Davon zu unterscheiden ist eine planetensynchrone Umlaufbahn um die Sonne, z. B. in einem durch die Lagrange-Punkte vorgegebenen Orbit.
Ohne Störungen umkreist ein Satellit die Erde mit konstantem Drehimpuls auf einer Ebene, die ortsfest im Raum steht (violette Kurve in der Abbildung oben). Die Erdabplattung übt jedoch ein Drehmoment aus und führt zu einer Verschiebung der Rektaszension des aufsteigenden Knotens. Bei Bahnen entgegen der Erdrotation (d. h. bei Inklinationen > 90°) wirkt diese Präzession in die gleiche Richtung wie die Erdrotation.
Die Präzession ist umso größer, je geringer die Inklination und die Flughöhe sind (vgl. Berechnung unten). Bei geeigneter Wahl von Inklination und Flughöhe verschiebt sich die Bahn gerade um so viel, dass sie die Erde einmal pro Jahr umläuft (grüne Kurve in der Abbildung oben).
Bei einem SSO passiert die Bahnebene des Satelliten einen Punkt auf der Oberfläche des Planeten immer zur selben Ortszeit, wenn die geographische Breite des Ortes innerhalb des Bereiches liegt, der durch die Inklination der Bahn begrenzt wird. Aufgrund der konstanten Ortszeit des Überfluges lassen sich Beobachtungen von verschiedenen Tagen gut miteinander vergleichen, da sich bei ähnlichem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen (nicht: identischem Einfallswinkel ...; wegen des zusätzlichen Einflusses der Jahreszeiten auf den Sonnenstand) die Reflexion von Oberflächen kaum verändert.
Als neues Satellitenbahnelement legt die Ortszeit des aufsteigenden Knotens (englisch {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), LTAN) die Ortszeit des Überflugs fest.
Bewegt sich der Satellit entlang der Dämmerungszone (Morgen- bzw. Abendstunde, englisch Dusk-Dawn) um 9 h LTAN, so lässt sich auf optischen Aufnahmen die Höhe von Objekten aus der Länge des Schattenwurfs ableiten. Wenn der Satellit zusätzlich die Erde so umkreist, dass er den Erdschatten nicht passiert (um 6 h LTAN, Inklination größer als 101,45°),[1] so kann er ständig von Solarzellen mit Energie versorgt werden. Batterien an Bord sind dann nur für die Startphase oder bei Verlust der Lagekontrolle erforderlich.
Einsatzbeispiele:
Die Präzession $ \omega _{p} $ eines sonnensynchronen Orbits berechnet sich als:
mit:
Berücksichtigt man die Abhängigkeit $ v(r) $ der Umlaufgeschwindigkeit $ v=\omega (r)\cdot r $ vom Orbitradius (zweite Abbildung), so ergibt sich der in der ersten Abbildung dargestellte Zusammenhang zwischen Inklination $ i $ und Bahnhöhe $ r-a $: