imported>Boehm K (typog) |
imported>Ulanwp (2 Vorlagen cite book in Vorlagen Literatur konvertiert, siehe WP-Empfehlung) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Die '''Breit-Rabi-Formel''' (nach [[Gregory Breit]] und [[Isidor Isaac Rabi]] (1931)<ref>{{ | Die '''Breit-Rabi-Formel''' (nach [[Gregory Breit]] und [[Isidor Isaac Rabi]] (1931)<ref>{{Literatur |Autor=Gregory Breit, Isidor Isaac Rabi |Titel=Measurement of Nuclear Spin |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=38 |Nummer=11 |Datum=1931-11 |Seiten=2082--2083 |DOI=10.1103/PhysRev.38.2082.2}}</ref>) beschreibt in der [[Atomphysik]] die [[Hyperfeinstruktur]]-Aufspaltung des [[Wasserstoffatom]]s und wasserstoffähnlicher Atome (mit [[Valenzelektron]] in der s-Schale)<ref>{{Literatur |Autor=Florian Scheck |Titel=Quantum Physics |Verlag=Springer |Datum=2013 |ISBN=9783642345630 |Seiten=284}}</ref> in Abhängigkeit eines externen [[Magnetfeld]]es. Ihr Nutzen besteht vor allem darin, dass sie auch im Übergangsbereich zwischen schwachen ([[Zeeman-Effekt]]) und starken Feldstärken ([[Paschen-Back-Effekt]]) quantitativ gültig ist. Dies ist beim Wasserstoffatom von besonderer Bedeutung, weil dessen [[Kernspin|Kern]]- und [[Spin-Bahn-Kopplung|Hüllendrehimpuls]] schon bei geringen Flussdichten im Bereich <math>B\approx 0{,}05\,\mathrm{T}</math> entkoppeln. | ||
</ref>) beschreibt in der [[Atomphysik]] die [[Hyperfeinstruktur]]-Aufspaltung des [[Wasserstoffatom]]s und | |||
Die Breit-Rabi-Formel ist ein Ausdruck für die Energieverschiebung eines Niveaus mit allgemeinem Kernspin <math>I</math> und magnetischer Quantenzahl des Gesamtdrehimpulses <math>m_F</math>, jedoch einem vorgegebenen Hüllendrehimpuls <math>J=\frac{1}{2}</math>. Sie lautet:<ref> | Die Breit-Rabi-Formel ist ein Ausdruck für die Energieverschiebung eines Niveaus mit allgemeinem Kernspin <math>I</math> und magnetischer Quantenzahl des Gesamtdrehimpulses <math>m_F</math>, jedoch einem vorgegebenen Hüllendrehimpuls <math>J=\frac{1}{2}</math>. Sie lautet:<ref> | ||
{{ | {{Literatur |Autor=Blair, B.E. and Morgan, A.H. |Titel=Frequency and Time |Verlag=U.S. Government Printing Office |Datum=1972 |ISBN=9783642345630 |Seiten=13–14}} | ||
</ref> | </ref> | ||
Zeile 24: | Zeile 10: | ||
== Herleitung für den Grundzustand des Wasserstoffatoms == | == Herleitung für den Grundzustand des Wasserstoffatoms == | ||
Die Drehimpulse werden hier mit den Drehimpuls[[quantenzahl]]en beschrieben, die dem Betrag eines Drehimpulses in Einheiten des reduzierten [[Plancksches Wirkungsquantum]] <math>\hbar</math> entsprechen. Das Wasserstoffatoms hat einen Kernspin <math>I=\frac{|\vec{I}|}{\hbar}=\frac{1}{2}</math>. Das einzige Elektron hat im [[Grundzustand]] (<math>l=0</math>) nur einen [[Spin]]-Drehimpuls, der gleichzeitig auch der gesamte Hüllendrehimpuls <math>J=\frac{|\vec{J}|}{\hbar}=\frac{1}{2}</math> ist. Kernspin und Hüllendrehimpuls koppeln gemäß der [[Drehimpulsoperator|Drehimpulsalgebra]] zum Gesamtdrehimpuls <math>\vec{F}=\vec{I}+\vec{J}</math>. Die nun folgende Herleitung für diesen einfachsten Fall lässt sich für verschiedene Werte von <math>J</math> und <math>I</math> stark verallgemeinern. Das grundsätzliche Verfahren wird in der hier vorgestellten Form jedoch gut ersichtlich. | |||
Der [[Hamiltonoperator]] der Hyperfeinstruktur mit einem B-Feld in z-Richtung ist:<ref>{{Literatur |Autor=Ingolf V. Hertel, Claus-Peter Schulz |Titel=Atome, Moleküle und optische Physik 1 – Atomphysik und Grundlagen der Spektroskopie |Auflage=1 |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2008 |ISBN=978-3-540-30613-9 |Seiten=362}}</ref> | |||
Der [[Hamiltonoperator]] der Hyperfeinstruktur mit einem B-Feld in z-Richtung ist:<ref>{{Literatur | Autor=Ingolf V. Hertel, Claus-Peter Schulz | Titel=Atome, Moleküle und optische Physik 1 – Atomphysik und Grundlagen der Spektroskopie | Auflage=1 | Verlag=Springer | Ort=Berlin, Heidelberg | | |||
:<math>\hat{H}_\mathrm{HFS}=A\frac{\vec{I}\cdot\vec{J}}{\hbar^2}+\left(g_J\mu_\mathrm{B}\frac{J_z}{\hbar}-g_I\mu_\mathrm{K}\frac{I_z}{\hbar}\right)B</math> | :<math>\hat{H}_\mathrm{HFS}=A\frac{\vec{I}\cdot\vec{J}}{\hbar^2}+\left(g_J\mu_\mathrm{B}\frac{J_z}{\hbar}-g_I\mu_\mathrm{K}\frac{I_z}{\hbar}\right)B</math> | ||
Dieser Hamilton-Operator wird nun in einer geeigneten Basis <math>|JIFm_F\rangle</math> diagonalisiert, die sich aus "guten Quantenzahlen" zusammensetzt; mit der Projektion des Drehimpulses <math>\vec{F}</math> auf die Richtung des Magnetfeldes <math>m_F=m_J+m_I</math> (magnetische Quantenzahl). Der erste Summand des obigen Hamiltonian ist in dieser Basis diagonal und lässt sich ausdrücken als | Dieser Hamilton-Operator wird nun in einer geeigneten Basis <math>|JIFm_F\rangle</math> diagonalisiert, die sich aus "guten Quantenzahlen" zusammensetzt; mit der Projektion des Drehimpulses <math>\vec{F}</math> auf die Richtung des Magnetfeldes <math>m_F=m_J+m_I</math> (magnetische Quantenzahl). Der erste Summand des obigen Hamiltonian ist in dieser Basis diagonal und lässt sich ausdrücken als | ||
Zeile 36: | Zeile 21: | ||
:<math>\frac{\langle JIF'm_F'|J_z|JIFm_F\rangle}{\hbar}= | :<math>\frac{\langle JIF'm_F'|J_z|JIFm_F\rangle}{\hbar}= | ||
\left( | \left( | ||
\begin{array}{c|cccc} | |||
& \left(0|0\right)&\left(1|-1\right)&\left(1|0\right)&\left(1|1\right) \\ \hline | |||
\left(0|0\right) & 0 & 0 & \frac{1}{2} & 0\\ | |||
\left(1|-1\right) & 0 & -\frac{1}{2} & 0 & 0 \\ | |||
\left(1|0\right) & \frac{1}{2} & 0 & 0 & 0 \\ | |||
\left(1|1\right) & 0 & 0 & 0 & \frac{1}{2} | |||
\end{array} | |||
0 & 0 & 0 & \frac{1}{2} | |||
\right) | \right) | ||
</math> | </math> | ||
Zeile 60: | Zeile 35: | ||
:<math>\frac{\langle JIF'm_F'|I_z|JIFm_F\rangle}{\hbar}= | :<math>\frac{\langle JIF'm_F'|I_z|JIFm_F\rangle}{\hbar}= | ||
\left( | \left( | ||
\begin{array}{c|cccc} | |||
& \left(0|0\right)&\left(1|-1\right)&\left(1|0\right)&\left(1|1\right) \\ \hline | |||
\left(0|0\right) & 0 & 0 & -\frac{1}{2} & 0\\ | |||
\left(1|-1\right) & 0 & -\frac{1}{2} & 0 & 0 \\ | |||
\left(1|0\right) & -\frac{1}{2} & 0 & 0 & 0 \\ | |||
\left(1|1\right) & 0 & 0 & 0 & \frac{1}{2} | |||
\end{array} | |||
0 & 0 & 0 & \frac{1}{2} | |||
\right) | \right) | ||
</math> | </math> | ||
Addiert man alle drei einzeln in Matrix-Darstellung gebrachten Terme auf und setzt <math>I=J=\frac{1}{2}</math> sowie <math>g_J\approx 2</math> für das Wasserstoffatom ein, dann ergibt sich für den Hamiltonian:<ref>{{Literatur | Autor=Ingolf V. Hertel, Claus-Peter Schulz | Titel=Atome, Moleküle und optische Physik 1 – Atomphysik und Grundlagen der Spektroskopie | Auflage=1 | Verlag=Springer | Ort=Berlin, Heidelberg | | Addiert man alle drei einzeln in Matrix-Darstellung gebrachten Terme auf und setzt <math>I=J=\frac{1}{2}</math> sowie <math>g_J\approx 2</math> für das Wasserstoffatom ein, dann ergibt sich für den Hamiltonian:<ref>{{Literatur |Autor=Ingolf V. Hertel, Claus-Peter Schulz |Titel=Atome, Moleküle und optische Physik 1 – Atomphysik und Grundlagen der Spektroskopie |Auflage=1 |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2008 |ISBN=978-3-540-30613-9 |Seiten=367ff}}</ref> | ||
:<math>\hat{H}_\mathrm{HFS}= | :<math>\hat{H}_\mathrm{HFS}= | ||
\left( | \left( | ||
\begin{array}{c|cccc} | |||
\begin{ | |||
& \left(0|0\right)&\left(1|-1\right)&\left(1|0\right)&\left(1|1\right)\\\hline | |||
(0|0) & -\frac{3A}{4} & 0 & \left(\mu_\mathrm{B}+\frac{g_I}{2}\mu_\mathrm{K}\right)B & 0\\ | |||
(1|-1)& 0 & \frac{A}{4}-\left(\mu_\mathrm{B}-\frac{g_I}{2}\mu_\mathrm{K}\right)B & 0 & 0 \\ | |||
(1|0)& \left(\mu_\mathrm{B}+\frac{g_I}{2}\mu_\mathrm{K}\right)B & 0 & \frac{A}{4} & 0 \\ | |||
(1|1)& 0 & 0 & 0 & \frac{A}{4}+\left(\mu_\mathrm{B}-\frac{g_I}{2}\mu_\mathrm{K}\right)B | |||
\end{array} | |||
\end{ | |||
\right) | \right) | ||
</math> | </math> | ||
Die Eigenwerte dieser Matrix ergeben unter Vernachlässigung quadratischer Terme in <math>\mu_\mathrm{K}</math> für allgemeine Werte für <math>I,F</math> und <math>m_F</math> gerade die oben genannte Breit-Rabi-Formel. | Die Eigenwerte dieser Matrix ergeben unter Vernachlässigung quadratischer Terme in <math>\mu_\mathrm{K}</math> für allgemeine Werte für <math>I,F</math> und <math>m_F</math> gerade die oben genannte Breit-Rabi-Formel. | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references/> | <references /> | ||
[[Kategorie:Atomphysik]] | [[Kategorie:Atomphysik]] | ||
[[en:Zeeman effect#Intermediate field for j = 1/2]] | [[en:Zeeman effect#Intermediate field for j = 1/2]] |
Die Breit-Rabi-Formel (nach Gregory Breit und Isidor Isaac Rabi (1931)[1]) beschreibt in der Atomphysik die Hyperfeinstruktur-Aufspaltung des Wasserstoffatoms und wasserstoffähnlicher Atome (mit Valenzelektron in der s-Schale)[2] in Abhängigkeit eines externen Magnetfeldes. Ihr Nutzen besteht vor allem darin, dass sie auch im Übergangsbereich zwischen schwachen (Zeeman-Effekt) und starken Feldstärken (Paschen-Back-Effekt) quantitativ gültig ist. Dies ist beim Wasserstoffatom von besonderer Bedeutung, weil dessen Kern- und Hüllendrehimpuls schon bei geringen Flussdichten im Bereich $ B\approx 0{,}05\,\mathrm {T} $ entkoppeln.
Die Breit-Rabi-Formel ist ein Ausdruck für die Energieverschiebung eines Niveaus mit allgemeinem Kernspin $ I $ und magnetischer Quantenzahl des Gesamtdrehimpulses $ m_{F} $, jedoch einem vorgegebenen Hüllendrehimpuls $ J={\frac {1}{2}} $. Sie lautet:[3]
Dabei ist $ A $ die atomspezifische Hyperfeinstruktur-Kopplungskonstante, $ \mu _{\mathrm {B} } $ das Bohrsche und $ \mu _{\mathrm {K} } $ das Kernmagneton. $ g_{J} $ und $ g_{I} $ sind die Landé-Faktoren des Hüllendrehimpulses $ J $ bzw. Kernspins $ I $.
Die Drehimpulse werden hier mit den Drehimpulsquantenzahlen beschrieben, die dem Betrag eines Drehimpulses in Einheiten des reduzierten Plancksches Wirkungsquantum $ \hbar $ entsprechen. Das Wasserstoffatoms hat einen Kernspin $ I={\frac {|{\vec {I}}|}{\hbar }}={\frac {1}{2}} $. Das einzige Elektron hat im Grundzustand ($ l=0 $) nur einen Spin-Drehimpuls, der gleichzeitig auch der gesamte Hüllendrehimpuls $ J={\frac {|{\vec {J}}|}{\hbar }}={\frac {1}{2}} $ ist. Kernspin und Hüllendrehimpuls koppeln gemäß der Drehimpulsalgebra zum Gesamtdrehimpuls $ {\vec {F}}={\vec {I}}+{\vec {J}} $. Die nun folgende Herleitung für diesen einfachsten Fall lässt sich für verschiedene Werte von $ J $ und $ I $ stark verallgemeinern. Das grundsätzliche Verfahren wird in der hier vorgestellten Form jedoch gut ersichtlich.
Der Hamiltonoperator der Hyperfeinstruktur mit einem B-Feld in z-Richtung ist:[4]
Dieser Hamilton-Operator wird nun in einer geeigneten Basis $ |JIFm_{F}\rangle $ diagonalisiert, die sich aus "guten Quantenzahlen" zusammensetzt; mit der Projektion des Drehimpulses $ {\vec {F}} $ auf die Richtung des Magnetfeldes $ m_{F}=m_{J}+m_{I} $ (magnetische Quantenzahl). Der erste Summand des obigen Hamiltonian ist in dieser Basis diagonal und lässt sich ausdrücken als
Die $ z $-Komponenten $ I_{z} $ und $ J_{z} $ lassen sich mit dem Wigner-Eckart-Theorem ebenfalls in Matrix-Form darstellen. Die Zeilen bzw. Spalten sind links bzw. oben mit Indizes versehen, die als $ (F|m_{F}) $ zu lesen sind. Abseits der Diagonalen sind fast alle Einträge null, außer denen mit $ m_{F}=0 $, die mischen.
Analog folgt für die $ z $-Komponente des Kernspins:
Addiert man alle drei einzeln in Matrix-Darstellung gebrachten Terme auf und setzt $ I=J={\frac {1}{2}} $ sowie $ g_{J}\approx 2 $ für das Wasserstoffatom ein, dann ergibt sich für den Hamiltonian:[5]
Die Eigenwerte dieser Matrix ergeben unter Vernachlässigung quadratischer Terme in $ \mu _{\mathrm {K} } $ für allgemeine Werte für $ I,F $ und $ m_{F} $ gerade die oben genannte Breit-Rabi-Formel.
en:Zeeman effect#Intermediate field for j = 1/2