imported>Bleckneuhaus (→Mechanismus: phys. Argument (war noch nicht gespeichert)) |
imported>Horst Gräbner K (Änderungen von 2003:E8:CF46:2E01:8134:7A47:EAE1:D879 (Diskussion) auf die letzte Version von Max-78 zurückgesetzt) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Sp3-Orbital.svg|mini|Vier sp<sup>3</sup>-Orbitale richten sich tetraedrisch aus. Die vom Mittelpunkt aus gemessenen Winkel sind gleich.]] | [[Datei:Sp3-Orbital.svg|mini|Vier sp<sup>3</sup>-Orbitale richten sich tetraedrisch aus. Die vom Mittelpunkt aus gemessenen Winkel sind gleich.]] | ||
Ein '''Hybridorbital''' ist ein [[Atomorbital|Orbital]], das rechnerisch aus einer [[Linearkombination]] der [[Wellenfunktion]]en der grundlegenden [[Atomorbital]]e entsteht. Diesen Modellierungsvorgang nennt man [[Hybrid]]isierung (früher vereinzelt auch Bastardisierung) der Orbitale. Das Konzept wurde von [[Linus Pauling]] um 1931 entwickelt. | Ein '''Hybridorbital''' ist ein [[Atomorbital|Orbital]], das rechnerisch aus einer [[Linearkombination]] der [[Wellenfunktion]]en der grundlegenden [[Atomorbital]]e entsteht. Diesen Modellierungsvorgang nennt man [[Hybrid]]isierung (früher vereinzelt auch Bastardisierung) der Orbitale. Das Konzept wurde von [[Linus Pauling]] um 1931 entwickelt und ist Teil der [[Valenzbindungstheorie]]. | ||
== Mechanismus == | == Mechanismus == | ||
[[Datei:Sp2-Orbital.svg|mini|Drei sp<sup>2</sup>-Orbitale richten sich in einer Ebene symmetrisch (trigonal) zueinander aus. Die vom Mittelpunkt aus gemessenen Winkel sind gleich.]] | [[Datei:Sp2-Orbital.svg|mini|Drei sp<sup>2</sup>-Orbitale richten sich in einer Ebene symmetrisch (trigonal) zueinander aus. Die vom Mittelpunkt aus gemessenen Winkel sind gleich.]] | ||
Die in der Quantenmechanik berechenbaren [[Aufenthaltswahrscheinlichkeit | Die in der Quantenmechanik berechenbaren [[Aufenthaltswahrscheinlichkeit]]en der von den [[Elektron]]en besetzten Orbitale in einem freien Atom sind zum Teil anders geformt, als aus den [[Chemie|chemischen]] Eigenschaften des Atoms zu schließen ist. Das einzelne [[Kohlenstoff]]atom zum Beispiel ist in der äußeren Elektronenschale mit zwei s- und zwei p-Elektronen besetzt. Dementsprechend müssten diese Orbitale bei den vier C-H-[[Chemische Bindung|Bindungen]] im [[Methan]] (CH<sub>4</sub>) zu unterschiedlich starken Bindungen führen. Tatsächlich jedoch sind die vier Bindungen gleichartig und nicht unterscheidbar. Dies kann man durch sp<sup>3</sup>-Hybridisierung erklären: Das doppelt besetzte, kugelförmige 2s-Orbital wird mit den hantelförmigen 2p-Orbitalen (2 einfach besetzt, eins unbesetzt) zu vier gleichen, keulenförmigen sp<sup>3</sup>-Hybridorbitalen kombiniert, die [[Tetraeder|tetraedrisch]] im Raum ausgerichtet und mit je einem Elektron besetzt sind. Das bedeutet zwar im Atom zunächst etwas höhere Energie, ermöglicht aber gleichartige Atombindungen mit den 1s-Elektronen der vier umgebenden Wasserstoffatome, wodurch am Ende die Gesamtenergie des Moleküls doch abgesenkt wird. Das so entstandene Modell entspricht den beobachteten Eigenschaften des Methans. | ||
[[Carbokation]]en (Carbeniumionen) sind grundsätzlich sp<sup>2</sup>-hybridisiert, damit das leere Orbital 100 % p-Charakter hat und somit kein s-Anteil „verschwendet“ wird ([[ | [[Carbokation]]en (Carbeniumionen) sind grundsätzlich sp<sup>2</sup>-hybridisiert, damit das leere Orbital 100 % p-Charakter hat und somit kein s-Anteil „verschwendet“ wird ([[Bentsche Regel]]). Die erste chemische Bindung zwischen zwei Atomen wird als ''σ-Bindung'' (''Sigma-Bindung'') bezeichnet, Doppel- und Dreifachbindungen als ''π-Bindung'' (''Pi-Bindung''). Während bei der σ-Bindung die Elektronendichte rotationssymmetrisch entlang der Bindungsachse (''z-Achse'') verteilt ist, kommt es bei der π-Bindung zu einer Verteilung der Elektronendichte ober- und unterhalb der Bindungsachse.<ref name="books-5QekDQAAQBAJ-">Michael Binnewies, Maik Finze, Manfred Jäckel, Peer Schmidt, Helge Willner, Geoff Rayner-Canham: ''Allgemeine und Anorganische Chemie.'' Springer-Verlag, 2016, ISBN 978-3-662-45067-3. S. 116.</ref> Bei der π-Bindung interagieren die auf der ''y-Achse'' liegenden Orbitale.<ref name="books-KkirutYpWTMC-22">Rodney Cotterill: ''Biophysik.'' John Wiley & Sons, 2008, ISBN 978-3-527-40686-9, S. 22.</ref> | ||
== Physikalische Interpretation == | == Physikalische Interpretation == | ||
[[Datei: | [[Datei:Ch4 hybridization.svg|mini|sp<sup>3</sup> Hybridisierung bei [[Methan]].]] | ||
[[Datei:Tetrahedral-angle-3D-balls.png|mini|sp<sup>3</sup>-hybridisiertes Kohlenstoffatom (z. B. im Methan) mit eingezeichnetem Tetraederwinkel.]] | [[Datei:Tetrahedral-angle-3D-balls.png|mini|sp<sup>3</sup>-hybridisiertes Kohlenstoffatom (z. B. im Methan) mit eingezeichnetem Tetraederwinkel.]] | ||
Orbitale, die sich in der [[Quantenmechanik]] als Eigenfunktionen des Einelektronenproblems ([[Wasserstoffatom]]) ergeben, haben jeweils einen bestimmten [[Drehimpuls]] und sind daher nicht in einer bestimmten räumlichen Richtung konzentriert. | Orbitale, die sich in der [[Quantenmechanik]] als Eigenfunktionen des Einelektronenproblems ([[Wasserstoffatom]]) ergeben, haben jeweils einen bestimmten [[Drehimpuls]] und sind daher nicht in einer bestimmten räumlichen Richtung konzentriert. | ||
Dabei sind die Orbitale aus der gleichen Hauptschale bezüglich des [[Drehimpuls]]es [[Entartung (Quantenmechanik)|entartet]]. Das bedeutet, jede Überlagerung von Wellenfunktionen der gleichen Schale ist wieder eine Eigenfunktion und beschreibt somit ein mögliches Orbital zur selben Energie. Ein räumlich gerichtetes Orbital kann sich ergeben, wenn Orbitale mit unterschiedlichen Drehimpulsen überlagert werden. Solche Orbitale bilden im Sinne der [[Störungstheorie (Quantenmechanik)|Störungsrechnung]] die angepasste Nullte Näherung in Gegenwart von elektrischen Feldern. In Molekülen hebt der Einfluss der elektrischen Felder der Nachbaratome die Entartung dieser ausgerichteten Orbitale auf. Als energetisch günstigste Eigenfunktionen ergeben sich solche Überlagerungen von Orbitalen, in denen die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons in einer räumlichen Richtung konzentriert ist. Dies sind die Hybridorbitale, die stets aus Komponenten mit unterschiedlichem Bahndrehimpuls aufgebaut sind. | Dabei sind die Orbitale aus der gleichen Hauptschale bezüglich des [[Drehimpuls]]es [[Entartung (Quantenmechanik)|entartet]]. Das bedeutet, jede Überlagerung von Wellenfunktionen der gleichen Schale ist wieder eine Eigenfunktion und beschreibt somit ein mögliches Orbital zur selben Energie. Ein räumlich gerichtetes Orbital kann sich ergeben, wenn Orbitale mit unterschiedlichen Drehimpulsen überlagert werden. Solche Orbitale bilden im Sinne der [[Störungstheorie (Quantenmechanik)|Störungsrechnung]] die angepasste Nullte Näherung in Gegenwart von elektrischen Feldern. In Molekülen hebt der Einfluss der elektrischen Felder der Nachbaratome die Entartung dieser ausgerichteten Orbitale auf. Als energetisch günstigste Eigenfunktionen ergeben sich solche Überlagerungen von Orbitalen, in denen die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons in einer räumlichen Richtung konzentriert ist. Dies sind die Hybridorbitale, die stets aus Komponenten mit unterschiedlichem Bahndrehimpuls aufgebaut sind. | ||
Zeile 18: | Zeile 18: | ||
== Mathematische Betrachtung == | == Mathematische Betrachtung == | ||
Zur Lösung der Einelektronen-[[Schrödingergleichung]] wird üblicherweise ein Produktansatz gemacht, ein Verfahren, das sich häufig zur Lösung von [[Differentialgleichung]]en 2. Ordnung eignet. Die Wellenfunktion | Zur Lösung der Einelektronen-[[Schrödingergleichung]] wird üblicherweise ein Produktansatz gemacht, ein Verfahren, das sich häufig zur Lösung von [[Differentialgleichung]]en 2. Ordnung eignet. Die Wellenfunktion <math>\Psi</math>, die sich zuerst beliebig aus Kugelkoordinaten <math>(r, \theta, \phi)</math> zusammensetzt, wird als Produkt angeschrieben. | ||
:<math>\Psi (r, \theta, \phi)=R(r) \cdot \Theta (\theta) \cdot \Phi (\phi)</math> | :<math>\Psi (r, \theta, \phi)=R(r) \cdot \Theta (\theta) \cdot \Phi (\phi)</math> | ||
Zeile 30: | Zeile 30: | ||
Soll ein ganzer Satz von Hybridorbitalen gebildet werden, ist zu beachten, dass die Transformationsmatrix eine [[unitäre Matrix]] (reeller Spezialfall: [[Orthogonalmatrix]]) sein muss. Das bedeutet, dass die Hybridorbitale wieder eine [[Orthonormalbasis]] bilden müssen. Das zugehörige Skalarprodukt ist: | Soll ein ganzer Satz von Hybridorbitalen gebildet werden, ist zu beachten, dass die Transformationsmatrix eine [[unitäre Matrix]] (reeller Spezialfall: [[Orthogonalmatrix]]) sein muss. Das bedeutet, dass die Hybridorbitale wieder eine [[Orthonormalbasis]] bilden müssen. Das zugehörige Skalarprodukt ist: | ||
:<math> \langle \Psi, \Phi \rangle = \int_V~\overline \Psi \cdot | :<math> \langle \Psi, \Phi \rangle = \int_V~\overline \Psi \cdot \Phi ~ \mathrm{d}V </math> | ||
== Beispiele == | == Beispiele == | ||
{| class="wikitable" style="text-align:center;width: | {| class="wikitable" style="text-align:center;width:40em;" | ||
|+ Hybridisierungen | |+ Hybridisierungen | ||
|- class="hintergrundfarbe6" | |- class="hintergrundfarbe6" | ||
Zeile 46: | Zeile 46: | ||
|[[Methan]] (CH<sub>4</sub>) | |[[Methan]] (CH<sub>4</sub>) | ||
|- | |- | ||
| Darstellung der o.g. Kohlenwasserstoffe in Keilstrichform | | Darstellung der o. g. Kohlenwasserstoffe in Keilstrichform | ||
|[[ | |[[Datei:Sp1 Ethin.svg|hochkant|rahmenlos|180px|Ethin, lineare Anordnung]] | ||
|[[ | |[[Datei:Sp2 Ethen.svg|hochkant|rahmenlos|140px|Ethen, planare Anordnung]] | ||
|[[ | |[[Datei:Sp3 Methan.svg|hochkant|rahmenlos|130px|Methan, tetraedische Anordnung]] | ||
|- | |- | ||
| Darstellung des jeweiligen hybridisierten C-Atoms der o.g. Kohlenwasserstoffe | | Darstellung des jeweiligen hybridisierten C-Atoms der o. g. Kohlenwasserstoffe | ||
|[[ | |[[Datei:Sp-Orbital.svg|hochkant|rahmenlos|200px|Die ''sp''-Orbitale liegen im Winkel von 180° gegenüber (linear).]] | ||
|[[Datei:Sp2-Orbital.svg| | |[[Datei:Sp2-Orbital.svg|hochkant|rahmenlos|180px|Drei ''sp<sup>2</sup>''-Orbitale richten sich in einer Ebene symmetrisch (hexagonal, planar) zueinander aus.]] | ||
|[[Datei:Sp3-Orbital.svg| | |[[Datei:Sp3-Orbital.svg|hochkant|rahmenlos|160px|Vier ''sp<sup>3</sup>''-Orbitale richten sich tetraedrisch in gleichem Winkel zueinander aus.]] | ||
|- | |- | ||
| | | | ||
|[[Datei:Sp1-Hybridorbital.jpg| | |[[Datei:Sp1-Hybridorbital.jpg|hochkant|rahmenlos|180px|2sp-Hybridorbital]] | ||
|[[Datei:Sp2-Hybridorbital.jpg| | |[[Datei:Sp2-Hybridorbital.jpg|hochkant|rahmenlos|180px|2sp<sup>2</sup>-Hybridorbital]] | ||
|[[Datei:Sp3-Hybridorbital.jpg| | |[[Datei:Sp3-Hybridorbital.jpg|hochkant|rahmenlos|180px|2sp<sup>3</sup>-Hybridorbital]] | ||
|} | |} | ||
[[Datei:Shapes of hybrid orbitals.svg|mini|350px]] | |||
{| class="wikitable" | {| class="wikitable" | ||
|- class="hintergrundfarbe6" | |- class="hintergrundfarbe6" | ||
! Klassifikation | ! rowspan="2"| Klassifikation | ||
! Hauptgruppe | ! sp<sup>x</sup>-Hybridisierung | ||
! Übergangsmetalle | ! sd<sup>x</sup>-Hybridisierung | ||
! sp<sup>x</sup>d<sup>y</sup>-Hybridisierung | |||
|----- | |||
! Hauptgruppe/<br />Übergangsmetalle | |||
! colspan="2"| nur Übergangsmetalle | |||
|----- | |----- | ||
| AX<sub>2</sub> | | AX<sub>2</sub> | ||
| | | | ||
* linear | * linear | ||
* sp-Hybridisierung | * sp-Hybridisierung (180°) | ||
* z. B. [[Kohlenstoffdioxid|CO<sub>2</sub>]] | * z. B. [[Kohlenstoffdioxid|CO<sub>2</sub>]] | ||
| | | style="background: silver;" | | ||
| style="background: silver;" | | |||
|----- | |----- | ||
| AX<sub>3</sub> | | AX<sub>3</sub> | ||
| | | | ||
* trigonal-planar | * trigonal-planar | ||
* sp<sup>2</sup>-Hybridisierung | * sp<sup>2</sup>-Hybridisierung (120°) | ||
* z. B. [[Bortrifluorid|BF<sub>3</sub>]], [[Graphit]] | * z. B. [[Bortrifluorid|BF<sub>3</sub>]], [[Graphit]] | ||
| | | | ||
* trigonal-pyramidal | * trigonal-pyramidal | ||
* sd<sup>2</sup>-Hybridisierung | * sd<sup>2</sup>-Hybridisierung (90°) | ||
* z. B. [[Chrom(VI)-oxid|CrO<sub>3</sub>]] | * z. B. [[Chrom(VI)-oxid|CrO<sub>3</sub>]] | ||
| style="background: silver;" | | |||
|----- | |----- | ||
| AX<sub>4</sub> | | AX<sub>4</sub> | ||
| | | | ||
*tetraedrisch | * tetraedrisch | ||
* sp<sup>3</sup>-Hybridisierung | * sp<sup>3</sup>-Hybridisierung (109,5°) | ||
* z. B. [[Diamant]] | * z. B. [[Diamant]] | ||
| | | | ||
*tetraedrisch | * tetraedrisch | ||
* sd<sup>3</sup>-Hybridisierung | * sd<sup>3</sup>-Hybridisierung (70,5°, 109,5°) | ||
* z. B. [[Permanganate | MnO<sub>4</sub><sup>−</sup>]] | * z. B. [[Permanganate|MnO<sub>4</sub><sup>−</sup>]] | ||
| | | | ||
* tetragonal- | * tetragonal-planar | ||
* | * sp<sup>2</sup>d-Hybridisierung | ||
* z. B. | * z. B. PtCl<sub>4</sub><sup>2−</sup> | ||
|----- | |----- | ||
| AX<sub>6</sub> | | AX<sub>6</sub> | ||
| | | style="background: silver;" | | ||
| | | | ||
* trigonal-prismatisch | * ''C<sub>3v</sub>'' trigonal-prismatisch | ||
* sd<sup>5</sup>-Hybridisierung | * sd<sup>5</sup>-Hybridisierung (63,4°, 116,6°) | ||
* z. B. [[Hexamethylwolfram|W(CH<sub>3</sub>)<sub>6</sub>]] | * z. B. [[Hexamethylwolfram|W(CH<sub>3</sub>)<sub>6</sub>]] | ||
| | |||
* oktaedrisch | |||
* sp<sup>3</sup>d<sup>2</sup>-Hybridisierung | |||
* z. B. Mo(CO)<sub>6</sub> | |||
|----- | |||
! Interorbitalwinkel | |||
! <math>\theta = \arccos (-\frac{1}{x})</math> | |||
! <math>\theta = \arccos \left( \pm\sqrt{\frac{1}{3}(1-\frac{2}{x})} \right)</math> | |||
! | |||
|} | |} | ||
{| class="wikitable" style="text-align:center | {| class="wikitable" style="text-align:center" | ||
|+[[Hypervalenz|hypervalente Moleküle]] ([[Mesomerie]]) | |+[[Hypervalenz|hypervalente Moleküle]] ([[Mesomerie]]) | ||
|- class="hintergrundfarbe6" | |- class="hintergrundfarbe6" | ||
! Klassifikation | ! Klassifikation | ||
! Hauptgruppe | ! Hauptgruppe | ||
|----- | |----- | ||
| rowspan="2"| AX<sub>5</sub> | | rowspan="2"| AX<sub>5</sub> | ||
| trigonal-bipyramidal | | trigonal-bipyramidal | ||
|----- | |----- | ||
| [[ | | [[Datei:Penta phos.svg|400px]] | ||
|----- | |----- | ||
| rowspan="2"| AX<sub>6</sub> | | rowspan="2"| AX<sub>6</sub> | ||
| oktaedrisch | | oktaedrisch | ||
|----- | |----- | ||
| [[ | | [[Datei:Hexa sulf.svg|400px]] | ||
|----- | |----- | ||
| rowspan="2"| AX<sub>7</sub> | | rowspan="2"| AX<sub>7</sub> | ||
| pentagonal-bipyramidal | | pentagonal-bipyramidal | ||
|----- | |----- | ||
| [[ | | [[Datei:Hepta iodi.svg|400px]] | ||
|} | |} | ||
Zeile 168: | Zeile 151: | ||
* [[Komplexchemie]] | * [[Komplexchemie]] | ||
== | == Literatur == | ||
* {{Literatur|Autor= Wolfgang Demtröder|Titel=Experimentalphysik 3. Atome, Moleküle und Festkörper|Verlag=Springer-Verlag|Ort=Berlin/Heidelberg|ISBN=3-540-66790-3 | * {{Literatur | ||
* {{Literatur|Autor=Erwin Riedel|Titel=Anorganische Chemie|Verlag=Walter de Gruyter | |Autor=Wolfgang Demtröder | ||
* {{Literatur|Autor=Henry A. Bent|Titel=An Appraisal of Valence-bond Structures and Hybridization in Compounds of the First-row elements|Sammelwerk=[[Chemical Reviews]]|Band=61|Nummer=3| | |Titel=Experimentalphysik 3. Atome, Moleküle und Festkörper | ||
* {{Literatur|Autor=Weinhold, Frank; Landis, Clark R.|Titel=Valency and bonding: A Natural Bond Orbital Donor-Acceptor Perspective|Verlag=Cambridge University Press|Ort=Cambridge|ISBN=0-521-83128-8| | |Auflage=3. | ||
* {{Literatur|Autor=David L. Cooper, Terry P. Cunningham, Joseph Gerratt, Peter B. Karadakov, Mario Raimondi|Titel=Chemical Bonding to Hypercoordinate Second-Row Atoms: d Orbital Participation versus Democracy|Sammelwerk=J. Am. Chem. Soc.|Band=116|Nummer=10| | |Verlag=Springer-Verlag | ||
|Ort=Berlin/Heidelberg | |||
|Datum=2000 | |||
|ISBN=3-540-66790-3}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=[[Erwin Riedel]] | |||
|Titel=Anorganische Chemie | |||
|Auflage=4. | |||
|Verlag=Walter de Gruyter | |||
|Ort=New York | |||
|Datum=2002 | |||
|ISBN=3-11-016602-X}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=Henry A. Bent | |||
|Titel=An Appraisal of Valence-bond Structures and Hybridization in Compounds of the First-row elements | |||
|Sammelwerk=[[Chemical Reviews]] | |||
|Band=61 | |||
|Nummer=3 | |||
|Datum=1961 | |||
|Seiten=275–311 | |||
|DOI=10.1021/cr60211a005}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=Weinhold, Frank; Landis, Clark R. | |||
|Titel=Valency and bonding: A Natural Bond Orbital Donor-Acceptor Perspective | |||
|Verlag=Cambridge University Press | |||
|Ort=Cambridge | |||
|Datum=2005 | |||
|ISBN=0-521-83128-8}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=Craig Bayse, Michael Hall | |||
|Titel=Prediction of the Geometries of Simple Transition Metal Polyhydride Complexes by Symmetry Analysis | |||
|Sammelwerk=J. Am. Chem. Soc. | |||
|Band=121 | |||
|Nummer=6 | |||
|Datum=1999 | |||
|Seiten=1348–1358 | |||
|DOI=10.1021/ja981965+}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=David L. Cooper, Terry P. Cunningham, Joseph Gerratt, Peter B. Karadakov, Mario Raimondi | |||
|Titel=Chemical Bonding to Hypercoordinate Second-Row Atoms: d Orbital Participation versus Democracy | |||
|Sammelwerk=J. Am. Chem. Soc. | |||
|Band=116 | |||
|Nummer=10 | |||
|Datum=1994 | |||
|Seiten=4414–4426 | |||
|DOI=10.1021/ja00089a033}} | |||
== Einzelnachweise == | |||
<references /> | |||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4160838-0}} | |||
[[Kategorie:Atomphysik]] | [[Kategorie:Atomphysik]] |
Ein Hybridorbital ist ein Orbital, das rechnerisch aus einer Linearkombination der Wellenfunktionen der grundlegenden Atomorbitale entsteht. Diesen Modellierungsvorgang nennt man Hybridisierung (früher vereinzelt auch Bastardisierung) der Orbitale. Das Konzept wurde von Linus Pauling um 1931 entwickelt und ist Teil der Valenzbindungstheorie.
Die in der Quantenmechanik berechenbaren Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der von den Elektronen besetzten Orbitale in einem freien Atom sind zum Teil anders geformt, als aus den chemischen Eigenschaften des Atoms zu schließen ist. Das einzelne Kohlenstoffatom zum Beispiel ist in der äußeren Elektronenschale mit zwei s- und zwei p-Elektronen besetzt. Dementsprechend müssten diese Orbitale bei den vier C-H-Bindungen im Methan (CH4) zu unterschiedlich starken Bindungen führen. Tatsächlich jedoch sind die vier Bindungen gleichartig und nicht unterscheidbar. Dies kann man durch sp3-Hybridisierung erklären: Das doppelt besetzte, kugelförmige 2s-Orbital wird mit den hantelförmigen 2p-Orbitalen (2 einfach besetzt, eins unbesetzt) zu vier gleichen, keulenförmigen sp3-Hybridorbitalen kombiniert, die tetraedrisch im Raum ausgerichtet und mit je einem Elektron besetzt sind. Das bedeutet zwar im Atom zunächst etwas höhere Energie, ermöglicht aber gleichartige Atombindungen mit den 1s-Elektronen der vier umgebenden Wasserstoffatome, wodurch am Ende die Gesamtenergie des Moleküls doch abgesenkt wird. Das so entstandene Modell entspricht den beobachteten Eigenschaften des Methans.
Carbokationen (Carbeniumionen) sind grundsätzlich sp2-hybridisiert, damit das leere Orbital 100 % p-Charakter hat und somit kein s-Anteil „verschwendet“ wird (Bentsche Regel). Die erste chemische Bindung zwischen zwei Atomen wird als σ-Bindung (Sigma-Bindung) bezeichnet, Doppel- und Dreifachbindungen als π-Bindung (Pi-Bindung). Während bei der σ-Bindung die Elektronendichte rotationssymmetrisch entlang der Bindungsachse (z-Achse) verteilt ist, kommt es bei der π-Bindung zu einer Verteilung der Elektronendichte ober- und unterhalb der Bindungsachse.[1] Bei der π-Bindung interagieren die auf der y-Achse liegenden Orbitale.[2]
Orbitale, die sich in der Quantenmechanik als Eigenfunktionen des Einelektronenproblems (Wasserstoffatom) ergeben, haben jeweils einen bestimmten Drehimpuls und sind daher nicht in einer bestimmten räumlichen Richtung konzentriert. Dabei sind die Orbitale aus der gleichen Hauptschale bezüglich des Drehimpulses entartet. Das bedeutet, jede Überlagerung von Wellenfunktionen der gleichen Schale ist wieder eine Eigenfunktion und beschreibt somit ein mögliches Orbital zur selben Energie. Ein räumlich gerichtetes Orbital kann sich ergeben, wenn Orbitale mit unterschiedlichen Drehimpulsen überlagert werden. Solche Orbitale bilden im Sinne der Störungsrechnung die angepasste Nullte Näherung in Gegenwart von elektrischen Feldern. In Molekülen hebt der Einfluss der elektrischen Felder der Nachbaratome die Entartung dieser ausgerichteten Orbitale auf. Als energetisch günstigste Eigenfunktionen ergeben sich solche Überlagerungen von Orbitalen, in denen die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons in einer räumlichen Richtung konzentriert ist. Dies sind die Hybridorbitale, die stets aus Komponenten mit unterschiedlichem Bahndrehimpuls aufgebaut sind.
Wie alle an Atombindungen beteiligten Orbitale bilden auch die Hybridorbitale eines Atoms durch Mischung mit den Orbitalen der Nachbaratome Molekülorbitale.
Zur Lösung der Einelektronen-Schrödingergleichung wird üblicherweise ein Produktansatz gemacht, ein Verfahren, das sich häufig zur Lösung von Differentialgleichungen 2. Ordnung eignet. Die Wellenfunktion $ \Psi $, die sich zuerst beliebig aus Kugelkoordinaten $ (r,\theta ,\phi ) $ zusammensetzt, wird als Produkt angeschrieben.
Dadurch gehen alle Lösungen verloren, die sich nicht als derartiges Produkt schreiben lassen. Lösungen, die beim Produktansatz verloren gehen, können durch Linearkombination der erhaltenen Lösung rückgewonnen werden. Beliebige Linearkombinationen zur gleichen Energie (und damit gleichen Hauptquantenzahl) sind wegen der Linearität des Hamiltonoperators auch exakte Lösungen der Einelektronen-Schrödingergleichung. Sie werden als Hybridorbitale bezeichnet.
Seien $ s({\vec {r}}) $, $ p({\vec {r}}) $ und $ d({\vec {r}}) $ die Wellenfunktionen eines s-, p- bzw. d-Orbitals gleicher Quantenzahl. Die Wellenfunktion eines Hybridorbitals $ s^{x}p^{y}d^{z}({\vec {r}}) $ wird dann folgendermaßen gebildet.
Die hochgestellten Zahlen geben den quadrierten Anteil des Atomorbitals am Hybridorbital wieder.
Die Wellenfunktionen in komplexeren Systemen verhalten sich ähnlich. Dort werden jedoch auch Wellenfunktionen unterschiedlicher Hauptquantenzahl kombiniert. Ähnliche Energie ist entscheidend.
Soll ein ganzer Satz von Hybridorbitalen gebildet werden, ist zu beachten, dass die Transformationsmatrix eine unitäre Matrix (reeller Spezialfall: Orthogonalmatrix) sein muss. Das bedeutet, dass die Hybridorbitale wieder eine Orthonormalbasis bilden müssen. Das zugehörige Skalarprodukt ist:
Klassifikation | spx-Hybridisierung | sdx-Hybridisierung | spxdy-Hybridisierung |
---|---|---|---|
Hauptgruppe/ Übergangsmetalle |
nur Übergangsmetalle | ||
AX2 |
|
||
AX3 |
|
|
|
AX4 |
|
|
|
AX6 |
|
| |
Interorbitalwinkel | $ \theta =\arccos(-{\frac {1}{x}}) $ | $ \theta =\arccos \left(\pm {\sqrt {{\frac {1}{3}}(1-{\frac {2}{x}})}}\right) $ |
Klassifikation | Hauptgruppe |
---|---|
AX5 | trigonal-bipyramidal |
AX6 | oktaedrisch |
AX7 | pentagonal-bipyramidal |