imported>KaiMartin (→Reverser Casimir-Effekt: Dass der Brechungsindex auch Brechzahl genannt wird, ist Sache des Artikels Brechungsindex.) |
2003:e5:ef02:300:55eb:44f7:b6e1:b2ae (Diskussion) (Grammatik) |
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[[Datei:Casimir-Effekt.svg|mini | [[Datei:Casimir-Effekt.svg|mini|Illustration der Berechnung der Casimir-Kraft auf zwei parallele Platten unter der Annahme hypothetischer Vakuumfluktuationen.]] | ||
Der '''Casimir-Effekt''' ist ein [[Quantentheorie|quantentheoretisch]] deutbarer Effekt der Mikrophysik, der bewirkt, dass auf zwei parallele, leitfähige Platten im [[Vakuum]] eine Kraft wirkt, die beide zusammendrückt.<ref name="Lambrecht" /><ref name="Bordag" /> Der Effekt wurde 1948 durch [[Hendrik Casimir]] vorhergesagt und auch nach ihm benannt.<ref name="Casimir" /><ref>Diego Dalvit, et al.: ''Casimir physics.'' Springer, Berlin 2011, ISBN 978-3-642-20287-2; S. 1ff.: ''How the Casimir Force was Discovered'', [http://books.google.at/books?id=174n1cO1GVcC&pg=PA1&lpg=PA1&dq=how+the+casimir+force+was+discovered&source=bl&ots=FQK5yvFTnK&sig=SLU6_16Hu3dEfvrTnFtUfVcHqF8&hl=en&sa=X&ei=elpIUMj2CpDJswajv4CQAw&ved=0CDQQ6AEwAg#v=onepage&q=how%20the%20casimir%20force%20was%20discovered&f=false @ google books]& S. 394ff: ''The History of Casimir-Polder Experiments.'', [http://books.google.at/books?id=174n1cO1GVcC&pg=PA394&lpg=PA394&dq=The+history+of+casimir-polder+experiments&source=bl&ots=FQK7pxBWnH&sig=hLNsvpTL2hbemTnReiYH51ejAdY&hl=en&sa=X&ei=A2NZUO3QJuel0QXN0YGYDA&ved=0CCgQ6AEwAA#v=onepage&q=The%20history%20of%20casimir-polder%20experiments&f=false @ google books] abgerufen am 19. September 2012</ref> 1956 erfolgte die experimentelle Bestätigung durch [[Boris Wladimirowitsch Derjagin|Boris Derjaguin]], [[I. I. Abrikosowa]] und [[Jewgeni Michailowitsch Lifschitz|Jewgeni M. Lifschitz]]<ref name="Lifshitz" /> in der [[Sowjetunion]] und 1958 durch [[Marcus Sparnaay]] von den Philips Forschungslaboratorien in [[Eindhoven]].<ref name="BordagSparnaay" /><ref name="Sparnaay" /> | |||
Wissenschaftler untersuchen die Möglichkeiten, den Casimir-Effekt im Bereich der [[Nanotechnologie]] für [[Mikrosystem (Technik)|Mikrosysteme]] nutzbar zu machen.<ref>Federico Capasso, et al.: ''Attractive and Repulsive Casimir–Lifshitz Forces, QED Torques, and Applications to Nanomachines.'' S. 249–286, in: Diego Dalvit, et al.: ''Casimir physics.'' Springer, Berlin 2011, ISBN 978-3-642-20287-2.</ref><ref>Federico Capasso, et al.: ''Casimir forces and quantum electrodynamical torques: physics and nanomechanics.'' In: ''IEEE Journal of Selected Topics in Quantum Electronics'', Vol.13, issue 2, 2007, S. 400–414, [[doi:10.1109/JSTQE.2007.893082]].</ref><ref>[http://www.sciencedaily.com/releases/2009/12/091207131607.htm Metamaterials Could Reduce Friction in Nanomachines] sciencedaily.com, abgerufen am 22. November 2012</ref> | |||
Die Vakuumfluktuation deutet auf eine hypothetische Teilchenklasse hin, die sogenannten virtuellen Teilchen. | |||
Die Van-der-Waals-Kraft zwischen leitenden | == Geschichte == | ||
Joseph Cugnon berichtet in seinem Artikel<ref>Joseph Cugnon: The Casimir Effect and the Vacuum Energy: Duality in the Physical Interpretation. In: Few-Body Systems. 53.1-2 (2012): S. 185. Online: [https://orbi.uliege.be/bitstream/2268/137507/1/238.pdf]</ref>, wie Casimir zu seiner vereinfachten Berechnung gekommen ist. Die Berechnung von [[Van-der-Waals-Kräfte]]n zwischen Körpern ist sehr aufwändig. Als Casimir nun z. B. für die Van-der-Waals-Kraft zwischen einem Atom und einer leitenden Platte eine unerwartet einfache Formel gefunden hatte, zweifelte er, ob diese stimmen könnte. Er folgte dann einem Ratschlag von Niels Bohr: „Warum berechnen Sie den Effekt nicht, indem Sie die Differenz der Nullpunktenergien des elektromagnetischen Feldes ermitteln?“ Er berechnete daraufhin die Kräfte zwischen zwei Atomen und zwischen einem Atom und einer leitenden Platte. Schließlich wurde ihm klar, dass die Berechnung für zwei leitende Platten noch einfacher ist, und dieses Ergebnis publizierte er schließlich.<ref>H. B. G. Casimir, D. Polder: ''The Influence of Retardation on the London-van der Waals Forces'' Phys. Rev. 73, 360 – Veröffentlicht am 15. Februar 1948, [[doi:10.1103/PhysRev.73.360]]</ref> | |||
== Voraussagen der Theorie == | |||
Das Ergebnis von Casimir kann über zwei grundlegend verschiedene theoretische Ansätze hergeleitet werden, einen [[Quantenfeldtheorie|quantenfeldtheoretischen]] Ansatz, der die Annahme von [[Vakuumfluktuation]]en (gleichbedeutend mit einer [[Nullpunktsenergie]] des [[Elektromagnetisches Feld|elektromagnetischen Feldes]]) beinhaltet, und einen Ansatz der [[Klassische Elektrodynamik|klassischen Elektrodynamik]]. Es besteht nach Cugnon eine „Dualität der physikalischen Interpretation“.<ref>Joseph Cugnon: The Casimir Effect and the Vacuum Energy: Duality in the Physical Interpretation. In: Few-Body Systems. 53.1-2 (2012) (Titel, S. 187), ([https://orbi.uliege.be/bitstream/2268/137507/1/238.pdf])</ref> | |||
=== | === Deutung als Wirkung von Vakuumfluktuationen === | ||
Die Casimir-Kraft zwischen leitenden Platten kann berechnet werden, wenn angenommen wird, dass das Vakuum ein Raum voller virtueller Teilchen ist, die als Vakuumfluktuation bezeichnet werden. Solchen Teilchen kann eine De-Broglie-Wellenlänge zugeordnet werden. Außerhalb der Platten sind alle möglichen Wellenlängen zulässig; es existiert ein Kontinuum an virtuellen Teilchen, die jeden beliebigen Impuls | |||
:<math> p = \hbar k </math> | :<math> p = \hbar k </math> | ||
annehmen (also ein kontinuierliches Spektrum aufweisen) mit | annehmen können (also ein kontinuierliches Spektrum aufweisen) mit | ||
* <math>\hbar = \frac{h}{2\pi}</math>: reduziertes [[ | |||
* <math>\hbar = \frac{h}{2\pi}</math>: reduziertes [[Plancksches Wirkungsquantum]] | |||
* <math>k</math>: [[Wellenzahl#Betrag des Wellenvektors – Kreiswellenzahl|Kreiswellenzahl]]. | * <math>k</math>: [[Wellenzahl#Betrag des Wellenvektors – Kreiswellenzahl|Kreiswellenzahl]]. | ||
Die Anregungen des diskreten Impulsspektrums lassen sich als [[stehende Welle]]n zwischen beiden Platten auffassen. Dabei muss der Abstand der beiden Platten einem Vielfachen der halben Wellenlänge der virtuellen Teilchen entsprechen. Alle anderen Zustände virtueller Teilchen sind dort „verboten“, da sie nicht den [[Randbedingung]]en des [[Wellenfeld]]es genügen. Von außen stoßen mehr („erlaubte“) virtuelle Teilchen an als im Zwischenraum der Platten, und es entsteht eine [[Druck (Physik)|Druckdifferenz]]. Die Teilchen sind virtuell, die Druckdifferenz jedoch real. Dieser Casimir-„Druck“ <math>p_c</math> wirkt als Kraft <math>F_c</math> auf die Platten der jeweiligen Fläche <math>A</math> und drückt sie zusammen. Er wird angegeben als „Unterdruck“ (Minuszeichen) zwischen den Platten und beträgt für perfekt leitende Platten im Vakuum: | |||
:<math>p_c = {F_c | :<math>p_c = - \frac{F_c}{A} = -\frac{\pi^2 \hbar c}{240} \cdot \frac{1}{d^4}</math> | ||
mit den Größen | mit den Größen | ||
* <math>\pi</math>: [[Kreiszahl]] | * <math>\pi</math>: [[Kreiszahl]] | ||
* <math>\hbar</math>: reduziertes | * <math>\hbar</math>: reduziertes Plancksches Wirkungsquantum | ||
* <math>c</math>: Vakuum[[lichtgeschwindigkeit]] | * <math>c</math>: Vakuum[[lichtgeschwindigkeit]] | ||
* <math>d</math>: Abstand zwischen beiden Platten. | * <math>d</math>: Abstand zwischen beiden Platten. | ||
Nach dieser Formel ergibt der Abstand von 190 nm einen | Nach dieser Formel ergibt der Abstand von 190 nm einen Unterdruck von 1 Pa, bei 11 nm erreicht man 100 kPa (1 [[Bar (Einheit)|bar]]). | ||
Die sehr genaue Übereinstimmung der Messungen mit diesem Ergebnis ist kein Beweis für die Existenz von Vakuumfluktuationen,<ref>[[Gerold Gründler]]: Nullpunktsenergie und Casimir-Effekt: Die wesentlichen Argumente für und gegen die Annahme einer physikalisch wirksamen Nullpunktsenergie. Astrophysikalisches Institut Neunhof. Mitteilung sd08011, Februar 2013 (PDF; 48 Seiten). Online: [https://www.astrophys-neunhof.de/mtlg/sd08011.pdf] <small>Gut erklärender Beitrag auf Lehrbuchniveau. Viele wissenschaftshistorische Details.</small></ref><ref>Joseph Cugnon: The Casimir Effect and the Vacuum Energy: Duality in the Physical Interpretation. In: Few-Body Systems. 53.1-2 (2012): S. 187.[https://orbi.uliege.be/bitstream/2268/137507/1/238.pdf]</ref> obwohl das einige Physiker behaupten.<ref>R. L. Jaffe: The Casimir-Effect and the Quantum Vacuum. Online: [https://arxiv.org/pdf/hep-th/0503158.pdf]</ref> | |||
=== Deutung als Van-der-Waals-Kraft zwischen makroskopischen Objekten === | |||
Die Casimir-Kraft kann auch gedeutet werden als Summe von Anziehungskräften zwischen Atomen über einen Spalt hinweg (die Wirkung dieser Kräfte ist nicht an das Bestehen eines Vakuums gebunden). | |||
Wechselwirkungen zwischen Atomen/Molekülen ([[Van-der-Waals-Kräfte]]) hatte schon [[London-Kraft|Fritz London]] betrachtet. Casimir und Polder<ref>H. B. G. Casimir and D. Polder: ''The Influence of Retardation on the London-van der Waals forces''. Phys. Rev. 73, 360 (Februar 1948)</ref> berechneten mit Hilfe [[Retardiertes Potential|retardierter van-der-Waals Potentiale]] die Kraft, die eine perfekt leitende Platte auf ein einzelnes Atom ausübt, und kamen unter der Verwendung gewisser Näherungen zu einer einfachen Formel. Das wenig später von Casimir veröffentlichte Ergebnis, das über die Annahme von Vakuumfluktuationen zwischen zwei Metallplatten gewonnen wurde, stimmte sehr gut damit überein. | |||
1956 berechnete E. M. Lifschitz<ref>E. M. Lifschitz: ''The Theory of Molecular Attractive Forces between Solids.'' JETP Vol. 2, Nr. 1, p. 73 (russ. Original: ZhETF Vol. 29, No. 1, p. 94), online [http://www.jetp.ac.ru/cgi-bin/e/index/e/2/1/p73?a=list]</ref> in aller Allgemeinheit die Kraft zwischen zwei sich gegenüberstehenden dielektrischen Materieblöcken mit planparallelen Oberflächen. | |||
Die Spezialisierung auf zwei perfekt leitende parallele Metallplatten erbrachte genau das Ergebnis von Casimir.<ref>Formel (4.3) auf Seite 80</ref> | |||
Also kann der Casimir-Effekt erklärt werden ohne einen Bezug auf Vakuumfluktuationen.<ref>Joseph Cugnon: The Casimir Effect and the Vacuum Energy: Duality in the Physical Interpretation. In: Few-Body Systems. 53.1-2 (2012): S. 187.[https://orbi.uliege.be/bitstream/2268/137507/1/238.pdf]</ref> | |||
=== Temperaturabhängigkeit === | |||
Brevik, Ellingsen und Milton<ref>Iver Brevik, Simen A. Ellingsen, Kimball A. Milton: ''Thermal corrections to the Casimir effect''. New Journal of Physics, Vol. 8, Oct. 2006, online [https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1367-2630/8/10/236/meta]</ref> berechneten mit Hilfe der temperaturabhängigen [[Greensche Funktion|Greenschen Funktion]] den Casimir-Effekt für beliebige absolute Temperaturen <math>T</math>. Sie fanden für die Anziehungskraft zwischen den Platten pro Fläche (den „Casimir-Druck“) <math>P(T)</math> einen analytischen Ausdruck, aus dem sie die Grenzwerte für sehr hohe und sehr niedrige Temperaturen ableiteten<ref>Die Originalarbeit verwendet [[Planck-Einheiten]] (<math>\hbar = c = k_\mathrm{B} = 1 </math>)</ref>: | |||
:<math>P(T) \to \mathrm{-}\frac{k_\mathrm{B} T}{4\pi \hbar c d^3}\zeta(3)\mathrm{-}\frac{k_\mathrm{B} T} {2\pi\hbar c d^3}\left(1 + t +\frac {t^2} 2 \right)\mathrm e^{-t} \qquad \text{für} \qquad \frac 1 {k_\mathrm{B} T} \ll \frac {4\pi}{\hbar c}\cdot d</math> | |||
:<math>P(T) \to \mathrm{-}\frac{\pi^2 \hbar c}{240 d^4}\left[1 + \frac {16} 3 \cdot {\left(\frac{k_\mathrm{B} T d}{\hbar c} \right)}^4 \mathrm{-} \frac{240}{\pi}\cdot \frac{k_\mathrm{B} T d}{\hbar c}\mathrm e^{-\left(\frac{\pi\hbar c}{k_\mathrm{B} T d}\right)}\right]\qquad \text{für} \qquad \frac 1 {k_\mathrm{B} T} \gg \frac {4\pi}{\hbar c}\cdot d</math> | |||
Hierbei ist <math>t = \frac {4 \pi k_\mathrm{B}} {\hbar c}\cdot d\cdot T</math>, | |||
* <math>k_\mathrm{B}</math>: die [[Boltzmann-Konstante]], | |||
* <math>T</math> die [[absolute Temperatur]], | |||
* <math>d</math> der Plattenabstand, | |||
* <math>\zeta(3) = 1{,}2020569\dots</math> eine numerische Konstante ([[Zetafunktion]] <math>\zeta(z)</math> für <math>z=3</math>). | |||
Für große <math>T</math> steigt die Anziehungskraft<!--Das Minuszeichen der Formel ist in dem Wort „Anziehungskraft“ enthalten--> mit der Temperatur linear an, für <math>T \to 0</math> erhält man das Ergebnis von Casimir. | |||
Für reale Metalle müssen Materialeigenschaften (u. a. endlich große Leitfähigkeit) einbezogen werden und thermodynamische Betrachtungen erfolgen. | |||
== Messergebnisse == | |||
Quantitative Messungen nahmen [[Steve Lamoreaux]] ([[Seattle]], 1997) sowie [[Umar Mohideen]] und [[Anushree Roy]] ([[Riverside (Kalifornien)|Riverside]], 1998) vor.<ref name="Lamoreaux" /> | Quantitative Messungen nahmen [[Steve Lamoreaux]] ([[Seattle]], 1997) sowie [[Umar Mohideen]] und [[Anushree Roy]] ([[Riverside (Kalifornien)|Riverside]], 1998) vor.<ref name="Lamoreaux" /> | ||
2009 zeigten Alexej Weber von der [[Universität Heidelberg]] und Holger Gies von der [[Universität Jena]], dass der Casimir-Effekt bei gegeneinander gekippten Platten andere Eigenschaften zeigt; so | 2009 zeigten Alexej Weber von der [[Universität Heidelberg]] und Holger Gies von der [[Universität Jena]], dass der Casimir-Effekt bei gegeneinander gekippten Platten andere Eigenschaften zeigt; so wächst er z. B. mit steigender Temperatur der Oberfläche schneller als im Fall paralleler Platten.<ref name="Spektrum" /><ref name="aip" /> | ||
== Weitere Effekte == | |||
=== Reverser Casimir-Effekt === | |||
Es gibt spezielle Fälle, in denen der Casimir-Effekt '''Abstoßungs'''kräfte zwischen (nicht geladenen) Objekten hervorrufen kann. Dies war bereits 1956 von [[Jewgeni Michailowitsch Lifschitz|Jewgeni M. Lifschitz]] vorhergesagt worden. Die Abstoßungskräfte sollten am leichtesten in Flüssigkeiten auftreten.<ref name="DLP">{{cite journal |last1=Dzyaloshinskii |first1=I.E. |last2=Lifshitz |first2=E.M. |last3=Pitaevskii |first3=L.P. |title=The general theory of van der Waals forces |journal=Advances in Physics |volume=10 |pages=165 |year=1961 |doi=10.1080/00018736100101281 |issue=38 |bibcode=1961AdPhy..10..165D }}</ref> Nachdem geeignete Metamaterialien vorlagen, wurde der Effekt erneut von Eyal Buks und Michael L. Roukes im Jahr 2002 vorhergesagt.<ref name="Buks" /> Im Jahre 2007 haben Physiker um [[Ulf Leonhardt]] von der [[Universität St Andrews]] theoretisch vorhergesagt, dass es unter Zuhilfenahme von [[Metamaterial]] mit negativem [[Brechungsindex]] möglich wäre, den Casimir-Effekt umzukehren, also eine ''Abstoßung'' der Platten zu erreichen. Dies wird ''reverser'' oder ''repulsiver Casimir-Effekt'' oder auch ''Quanten-[[Levitation (Technik)|Levitation]]'' genannt.<ref name="Leonhardt" /><ref>Ulf Leonhardt: [https://web.archive.org/web/20160331144113/http://www.st-andrews.ac.uk/~ulf/levitation.html Quantum Levitation], University St. Andrews (via WayBack WebArchiv vom 31. März 2016)</ref> | |||
Eine ''experimentelle'' Demonstration der von Lifschitz vorhergesagten Abstoßung aufgrund der Umkehrung des Casimir-Effektes wurde von Munday [[et al.]] 2009 durchgeführt, die den Effekt ebenfalls als Quantenlevitation bezeichneten.<ref>{{cite journal |last1=Munday |first1=J. N. |last2=Capasso |first2=F. |last3=Parsegian |first3=V. A. |title=Measured long-range repulsive Casimir-Lifshitz forces |journal=Nature |volume=457 |pages=170–3 |year=2009 |doi=10.1038/nature07610 |pmid=19129843 |issue=7226 |bibcode=2009Natur.457..170M |pmc=4169270 }}</ref> | |||
=== | Andere Wissenschaftler haben die Verwendung von [[Lasermedium|laseraktiven Medien]] zur Erzielung eines ähnlichen Levitationseffekts vorgeschlagen,<ref>{{Cite news |url=https://www.telegraph.co.uk/news/1559579/Physicists-have-%27solved%27-mystery-of-levitation.html |work=The Daily Telegraph |location=London |title=Physicists have 'solved' mystery of levitation |first=Roger |last=Highfield |date=6. August 2007 |accessdate=2010-04-28}}</ref> obwohl dies umstritten ist, da diese Materialien grundlegende Anforderungen an Kausalität und thermodynamisches Gleichgewicht ([[Kramers-Kronig-Beziehungen]]) zu verletzen scheinen. Casimir- und Casimir-Polder-Abstoßung kann aber tatsächlich bei ausreichend anisotropen elektrischen Körpern auftreten. Für einen Überblick über die mit der Abstoßung verbundenen Probleme siehe Milton [[et al.]]<ref>{{cite journal |last1=Milton |first1=K. A. |last2=Abalo |first2=E. K. |last3=Parashar |first3=Prachi |last4=Pourtolami |first4=Nima |last5=Brevik |first5=Iver |last6=Ellingsen |first6=Simen A. |title=Repulsive Casimir and Casimir-Polder Forces |arxiv=1202.6415 |journal=J. Phys. A |bibcode=2012JPhA...45K4006M |volume=45 |year=2012 |pages=4006 |doi=10.1088/1751-8113/45/37/374006 |issue=37}}</ref> Mehr zum steuerbaren ({{enS|tunable}}) abstoßenden Casimir-Effekt siehe Qing-Dong Jiang et al. (2019).<ref>{{Cite journal |last=Jiang |first=Qing-Dong |last2=Wilczek |first2=Frank |date=2019-03-04 |title=Chiral Casimir forces: Repulsive, enhanced, tunable |journal=Physical Review B |volume=99 |issue=12 |pages=125403 |doi=10.1103/PhysRevB.99.125403}}</ref><ref>Robert Gast: [https://www.spektrum.de/news/der-casimir-effekt-kann-auch-anders/1628228 Quantenphysik: Der Casimir-Effekt kann auch anders], auf: Spektrum.de vom 6. März 2019</ref> | ||
=== Dynamischer Casimir-Effekt === | === Dynamischer Casimir-Effekt === | ||
Aus der [[Quantenfeldtheorie]] | Aus der [[Quantenfeldtheorie]] leitete der Physiker Gerald T. Moore 1970 her, dass [[Virtuelles Teilchen|virtuelle Teilchen]], die sich in einem Vakuum befinden, real werden können, wenn sie von einem Spiegel reflektiert werden, der sich fast mit [[Lichtgeschwindigkeit]] bewegt. Dieser Effekt wurde später auch ''dynamischer Casimir-Effekt'' genannt. Der Experimentalphysiker [[Per Delsing]] und Kollegen von der [[Universität Göteborg]] konnten diesen Effekt 2011 nachweisen.<ref>{{cite web|title=Von nichts kommt nichts|url=http://www.wissenschaft.de/archiv/-/journal_content/56/12054/1558239/%E2%80%9EVon-Nichts-kommt-nichts%22,-hei%C3%9Ft/|author=Rüdiger Vaas|date=2012-01|accessdate=2017-01}}</ref><ref>{{cite web|title=Licht aus Vakuum erzeugt|url=http://www.spektrum.de/news/licht-aus-vakuum-erzeugt/1129099|author=Maike Pollmann|date=2016-11|accessdate=2017-01}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Gerald T. Moore |Titel=Quantum Theory of the Electromagnetic Field in a Variable-Length One-Dimensional Cavity |Datum=1970-09 |bibcode=1970JMP....11.2679M}}</ref> | ||
=== Casimir-Drehmoment === | |||
Neben der Casimir-Kraft zwischen parallelen Platten gibt es auch ein Casimir-Drehmoment. Dieses wurde 2018 durch die Verdrehung von [[Flüssigkristall]]en nachgewiesen. Die wirkenden Drehmomente lagen in der Größenordnung von einigen milliardstel Newtonmetern.<ref>{{cite web|title=Virtuelle Photonen verdrehen Flüssigkristall|url=https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Virtuelle_Photonen_verdrehen_Fluessigkristall1771015590652.html/ |author=Jan Oliver Löfken|date=2019-01-11|accessdate=2019-01-11}}</ref> | |||
== Sonstiges == | |||
Der Casimir-Effekt wurde auch im [[Breakthrough Propulsion Physics Project]] der NASA erforscht.<ref name="NASA" /> Seit 2008 betreibt die [[Defense Advanced Research Projects Agency|DARPA]] ein Forschungsprogramm, das ''Casimir Effect Enhancement program''.<ref name="Scientific American" /> | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
=== Bücher === | === Bücher === | ||
* William M. R. Simpson, et al.: ''Forces of the quantum vacuum - an introduction to Casimir physics.'' World Scientific, New Jersey 2015, ISBN 978-981-4632-90-4. | * William M. R. Simpson, et al.: ''Forces of the quantum vacuum - an introduction to Casimir physics.'' World Scientific, New Jersey 2015, ISBN 978-981-4632-90-4. | ||
* Michael Bordag | * Michael Bordag [[et al.]]: ''Advances in the Casimir effect.'' Oxford Univ. Pr., Oxford 2009, ISBN 978-0-19-923874-3. | ||
* [[Kimball Milton|Kimball A. Milton]]:''The Casimir effect'' | * [[Kimball Milton|Kimball A. Milton]]: ''The Casimir effect.'' World Scientific, Singapore 2001, ISBN 981-02-4397-9. | ||
* Vladimir M. Mostepanenko, et al.: ''The Casimir effect and its applications.'' Clarendon Press, Oxford 1997, ISBN 0-19-853998-3. | * Vladimir M. Mostepanenko, [[et al.]]: ''The Casimir effect and its applications.'' Clarendon Press, Oxford 1997, ISBN 0-19-853998-3. | ||
* Frank S. Levin, David A. Micha: ''Long-range Casimir forces''. Plenum Press, New York 1993. ISBN 0-306-44385-6. | * Frank S. Levin, David A. Micha: ''Long-range Casimir forces''. Plenum Press, New York 1993. ISBN 0-306-44385-6. | ||
=== Artikel === | === Artikel === | ||
* Michael Bordag: ''The Casimir effect 50 years later''. In: ''Proceedings of the 4th Workshop on Quantum Field Theory under the Influence of External Conditions''. World Scientific, Singapore 1999, ISBN 981-02-3820-7 | * Michael Bordag: ''The Casimir effect 50 years later''. In: ''Proceedings of the 4th Workshop on Quantum Field Theory under the Influence of External Conditions''. World Scientific, Singapore 1999, ISBN 981-02-3820-7 | ||
* G. Jordan Maclay, (et al.): ''Of some theoretical significance - implications of Casimir effects.'' European Journal of Physics, | * G. Jordan Maclay, (et al.): ''Of some theoretical significance - implications of Casimir effects.'' European Journal of Physics, 22, S. 463–469, 2001 [http://www.iop.org/EJ/abstract/0143-0807/22/4/323 Abstract] [http://arxiv.org/pdf/quant-ph/0105002 pdf bei arxiv] | ||
* Gerold Gründler: Nullpunktsenergie und Casimir-Effekt. Die wesentlichen Argumente für und gegen die Annahme einer physikalisch wirksamen Nullpunktsenergie. Astrophysikalisches Institut Neunhof. Mitteilung sd08011, Februar 2013. Online: [https://www.astrophys-neunhof.de/mtlg/sd08011.pdf] | |||
* Christopher Hertlein (et al.): ''Direct measurement of critical Casimir forces.'' In: ''Nature.'' 451, Nr. 7175, 172–175 (2008) [http://www.nature.com/nature/journal/v451/n7175/abs/nature06443.html Abstract] | * Christopher Hertlein (et al.): ''Direct measurement of critical Casimir forces.'' In: ''Nature.'' 451, Nr. 7175, 172–175 (2008) [http://www.nature.com/nature/journal/v451/n7175/abs/nature06443.html Abstract] | ||
* J. N. Munday, [[Federico Capasso|F. Capasso]], V. A. Parsegian: ''Measured long-range repulsive Casimir-Lifshitz forces''. In: Nature 457, Letter, S. 170–173, 8. Januar 2009 | * J. N. Munday, [[Federico Capasso|F. Capasso]], V. A. Parsegian: ''Measured long-range repulsive Casimir-Lifshitz forces''. In: Nature 457, Letter, S. 170–173, 8. Januar 2009 [http://www.nature.com/nature/journal/v457/n7226/full/nature07610.html online] | ||
* Steven K. Lamoreaux: ''The Casimir force: background, experiments, and applications.'' Rep. Prog. Phys., 68 (2005) 201–236, | * Steven K. Lamoreaux: ''The Casimir force: background, experiments, and applications.'' Rep. Prog. Phys., 68 (2005) 201–236, [[doi:10.1088/0034-4885/68/1/R04]], [http://www.physics.ucsd.edu/students/courses/fall2014/physics215a/project/Casimir-Review.pdf pdf]. | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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* [http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2008/pressemitteilung20080108/ Kräfte aus dem Nichts – Presse-Information aus dem Max-Planck-Institut für Metallforschung (2008)] | * [http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2008/pressemitteilung20080108/ Kräfte aus dem Nichts – Presse-Information aus dem Max-Planck-Institut für Metallforschung (2008)] | ||
* {{APOD|de|100103|Eine Kraft aus dem leeren Raum: der Casimir-Effekt}} | * {{APOD|de|100103|Eine Kraft aus dem leeren Raum: der Casimir-Effekt}} | ||
* [http://www.nytimes.com/1997/01/21/science/physicists-confirm-power-of-nothing-measuring-force-of-universal-flux.html | * [http://www.nytimes.com/1997/01/21/science/physicists-confirm-power-of-nothing-measuring-force-of-universal-flux.html Physicists Confirm Power of Nothing, Measuring Force of Universal Flux] The New York Times, 21. Januar 1997 | ||
* [http://www.mit.edu/~kardar/research/seminars/Casimir/Overview/Casimir.html Casimir Introduction]@ mit.edu, abgerufen am 12. August 2011 | * [http://www.mit.edu/~kardar/research/seminars/Casimir/Overview/Casimir.html Casimir Introduction]@ mit.edu, abgerufen am 12. August 2011 | ||
* [https://www.scientificamerican.com/article/what-is-the-casimir-effec What is the Casimir effect?] @scientificamerican.com | |||
* {{Literatur |Autor=Astrid Lambrecht |Titel=Die Kraft aus dem Nichts |TitelErg=Eine verallgemeinerte Streutheorie auf Basis der Quantenoptik erlaubt es, den Casimir-Effekt für beliebige disjunkte Objekte zu berechnen. |Sammelwerk=Physik Journal |Band=15 |Nummer=09 |Datum=2016 |Seiten=51-55 |Online=https://www.pro-physik.de/restricted-files/84991}} | |||
* M[arkus] Fierz: Zur Anziehung leitender Ebenen im Vakuum. Cern, Genf 1959. Typo/Manuskript (PDF, 5 Seiten). Online[https://cds.cern.ch/record/931990/files/CM-P00057201.pdf] | |||
=== Video === | === Video === | ||
* {{Alpha Centauri|154}} | * {{Alpha Centauri|154}} | ||
* [http://www.videosolutions.at/casimir-sparnaay-werner.htm Der experimentelle Nachweis des Kasimir-Effekts] Video-Portrait über Marcus Sparnaay, mit | * [http://www.videosolutions.at/casimir-sparnaay-werner.htm Der experimentelle Nachweis des Kasimir-Effekts] Video-Portrait über Marcus Sparnaay, mit Wolfgang Werner, 2007, ca. 12 min., abgerufen am 28. März 2011 | ||
* [https://www.youtube.com/watch?v=12yjbyunRdM&feature=related Peter Milonni: Casimir Effects] Colloquium @Institute for Quantum Computing, [[University of Waterloo]], Februar 2011, @youtube, abgerufen am 25. Mai 2012 | * [https://www.youtube.com/watch?v=12yjbyunRdM&feature=related Peter Milonni: Casimir Effects] Colloquium @Institute for Quantum Computing, [[University of Waterloo]], Februar 2011, @youtube, abgerufen am 25. Mai 2012 | ||
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<!--[http://www.aip.org/pnu/2007/split/811-1.html The Casimir Effect Heats Up] aip.org, 7. Februar 2007; [http://www.azonano.com/news.asp?newsID=3686 Physicists Demonstrate that the Warmer a Surface is, the Stronger its Ability to Attract Nearby Atoms] azonano.com, (abgerufen am 6. August 2010)--> | <!--[http://www.aip.org/pnu/2007/split/811-1.html The Casimir Effect Heats Up] aip.org, 7. Februar 2007; [http://www.azonano.com/news.asp?newsID=3686 Physicists Demonstrate that the Warmer a Surface is, the Stronger its Ability to Attract Nearby Atoms] azonano.com, (abgerufen am 6. August 2010)--> | ||
{{Internetquelle |url=http://www.azonano.com/news.asp?newsID=3686 |titel=Physicists Demonstrate that the Warmer a Surface is, the Stronger its Ability to Attract Nearby Atoms |hrsg=AZoNano.com |datum=2007-02-08 | | {{Internetquelle |url=http://www.azonano.com/news.asp?newsID=3686 |titel=Physicists Demonstrate that the Warmer a Surface is, the Stronger its Ability to Attract Nearby Atoms |hrsg=AZoNano.com |datum=2007-02-08 |abruf=2016-06-21 |sprache=en}} | ||
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''Experiment with parallel plates by Sparnaay'', S. 513–514, Kap.18 General Requirements for Casimir Force measurements, in: Michael Bordag, et al.: Advances in the Casimir effect. Oxford Univ. Pr., Oxford 2009, ISBN 978-0-19-923874-3. | ''Experiment with parallel plates by Sparnaay'', S. 513–514, Kap.18 General Requirements for Casimir Force measurements, in: Michael Bordag, et al.: Advances in the Casimir effect. Oxford Univ. Pr., Oxford 2009, ISBN 978-0-19-923874-3. | ||
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<ref name="Buks">{{Cite journal| doi = 10.1038/419119a| id = {{ISSN|0028-0836}} | volume = 419 | issue = 6903 | pages = 119–120 | last = Buks | first = Eyal | coauthors = Michael L. Roukes | title = Quantum physics: Casimir force changes sign | journal = [[Nature]] | accessdate = 2012-07-28 | date = 2002-09-12 | url = http://www.nature.com/nature/journal/v419/n6903/full/419119a.html}} | <ref name="Buks"> | ||
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Hendrik Casimir: ''On the attraction between two perfectly conducting plates.'' Proc. Kon. Nederland. Akad. Wetensch. B51, 793 (1948) [http://www.mit.edu/~kardar/research/seminars/Casimir/Casimir1948.pdf pdf reprint online] abgerufen am 12. August 2011 | Hendrik Casimir: ''On the attraction between two perfectly conducting plates.'' Proc. Kon. Nederland. Akad. Wetensch. B51, 793 (1948) [http://www.mit.edu/~kardar/research/seminars/Casimir/Casimir1948.pdf pdf reprint online] abgerufen am 12. August 2011 | ||
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<ref name="Lambrecht">{{Cite journal | doi = 10.1002/piuz.200501061 | id = {{ISSN|1521-3943}} | volume = 36 | issue = 2 | pages = 85–91 | last = Lambrecht | first = Astrid | title = Das Vakuum kommt zu Kräften: Der Casimir-Effekt | journal = [[Physik in unserer Zeit]] | accessdate = 2012-07-28 | date = 2005-03-00 | url = http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/piuz.200501061/abstract}} | <ref name="Lambrecht"> | ||
{{Cite journal | doi = 10.1002/piuz.200501061 | id = {{ISSN|1521-3943}} | volume = 36 | issue = 2 | pages = 85–91 | last = Lambrecht | first = Astrid | title = Das Vakuum kommt zu Kräften: Der Casimir-Effekt | journal = [[Physik in unserer Zeit]] | accessdate = 2012-07-28 | date = 2005-03-00 | url = http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/piuz.200501061/abstract}} | |||
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Steve K. Lamoreaux: ''Demonstration of the Casimir Force in the 0.6 to 6 μm Range''. In: Physical Review Lett. Volume 78, 5–8 (1997) | Steve K. Lamoreaux: ''Demonstration of the Casimir Force in the 0.6 to 6 μm Range''. In: Physical Review Lett. Volume 78, 5–8 (1997) [http://prola.aps.org/abstract/PRL/v78/i1/p5_1 Abstract] [http://www.mit.edu/~kardar/research/seminars/Casimir/PRL-Lamoreaux.pdf pdf] online, abgerufen am 12. August 2011 | ||
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<ref name="Leonhardt">{{Cite journal | doi = 10.1088/1367-2630/9/8/254 | issn = 1367-2630| volume = 9 | issue = 8 | pages = 254–254 | last = Leonhardt | first = Ulf | coauthors = Thomas G Philbin | title = Quantum levitation by left-handed metamaterials | journal = [[New Journal of Physics]] | accessdate = 2012-07-28 | date = 2007-08-10 | url = http://iopscience.iop.org/1367-2630/9/8/254}} | <ref name="Leonhardt"> | ||
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M.J. Sparnaay: ''Measurements of attractive forces between flat plates.'' In: ''Physica.'' 24, 1958, S. 751, | M.J. Sparnaay: ''Measurements of attractive forces between flat plates.'' In: ''Physica.'' 24, 1958, S. 751, [[doi:10.1016/S0031-8914(58)80090-7]]. | ||
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Der Casimir-Effekt ist ein quantentheoretisch deutbarer Effekt der Mikrophysik, der bewirkt, dass auf zwei parallele, leitfähige Platten im Vakuum eine Kraft wirkt, die beide zusammendrückt.[1][2] Der Effekt wurde 1948 durch Hendrik Casimir vorhergesagt und auch nach ihm benannt.[3][4] 1956 erfolgte die experimentelle Bestätigung durch Boris Derjaguin, I. I. Abrikosowa und Jewgeni M. Lifschitz[5] in der Sowjetunion und 1958 durch Marcus Sparnaay von den Philips Forschungslaboratorien in Eindhoven.[6][7]
Wissenschaftler untersuchen die Möglichkeiten, den Casimir-Effekt im Bereich der Nanotechnologie für Mikrosysteme nutzbar zu machen.[8][9][10]
Die Vakuumfluktuation deutet auf eine hypothetische Teilchenklasse hin, die sogenannten virtuellen Teilchen.
Joseph Cugnon berichtet in seinem Artikel[11], wie Casimir zu seiner vereinfachten Berechnung gekommen ist. Die Berechnung von Van-der-Waals-Kräften zwischen Körpern ist sehr aufwändig. Als Casimir nun z. B. für die Van-der-Waals-Kraft zwischen einem Atom und einer leitenden Platte eine unerwartet einfache Formel gefunden hatte, zweifelte er, ob diese stimmen könnte. Er folgte dann einem Ratschlag von Niels Bohr: „Warum berechnen Sie den Effekt nicht, indem Sie die Differenz der Nullpunktenergien des elektromagnetischen Feldes ermitteln?“ Er berechnete daraufhin die Kräfte zwischen zwei Atomen und zwischen einem Atom und einer leitenden Platte. Schließlich wurde ihm klar, dass die Berechnung für zwei leitende Platten noch einfacher ist, und dieses Ergebnis publizierte er schließlich.[12]
Das Ergebnis von Casimir kann über zwei grundlegend verschiedene theoretische Ansätze hergeleitet werden, einen quantenfeldtheoretischen Ansatz, der die Annahme von Vakuumfluktuationen (gleichbedeutend mit einer Nullpunktsenergie des elektromagnetischen Feldes) beinhaltet, und einen Ansatz der klassischen Elektrodynamik. Es besteht nach Cugnon eine „Dualität der physikalischen Interpretation“.[13]
Die Casimir-Kraft zwischen leitenden Platten kann berechnet werden, wenn angenommen wird, dass das Vakuum ein Raum voller virtueller Teilchen ist, die als Vakuumfluktuation bezeichnet werden. Solchen Teilchen kann eine De-Broglie-Wellenlänge zugeordnet werden. Außerhalb der Platten sind alle möglichen Wellenlängen zulässig; es existiert ein Kontinuum an virtuellen Teilchen, die jeden beliebigen Impuls
annehmen können (also ein kontinuierliches Spektrum aufweisen) mit
Die Anregungen des diskreten Impulsspektrums lassen sich als stehende Wellen zwischen beiden Platten auffassen. Dabei muss der Abstand der beiden Platten einem Vielfachen der halben Wellenlänge der virtuellen Teilchen entsprechen. Alle anderen Zustände virtueller Teilchen sind dort „verboten“, da sie nicht den Randbedingungen des Wellenfeldes genügen. Von außen stoßen mehr („erlaubte“) virtuelle Teilchen an als im Zwischenraum der Platten, und es entsteht eine Druckdifferenz. Die Teilchen sind virtuell, die Druckdifferenz jedoch real. Dieser Casimir-„Druck“ $ p_{c} $ wirkt als Kraft $ F_{c} $ auf die Platten der jeweiligen Fläche $ A $ und drückt sie zusammen. Er wird angegeben als „Unterdruck“ (Minuszeichen) zwischen den Platten und beträgt für perfekt leitende Platten im Vakuum:
mit den Größen
Nach dieser Formel ergibt der Abstand von 190 nm einen Unterdruck von 1 Pa, bei 11 nm erreicht man 100 kPa (1 bar).
Die sehr genaue Übereinstimmung der Messungen mit diesem Ergebnis ist kein Beweis für die Existenz von Vakuumfluktuationen,[14][15] obwohl das einige Physiker behaupten.[16]
Die Casimir-Kraft kann auch gedeutet werden als Summe von Anziehungskräften zwischen Atomen über einen Spalt hinweg (die Wirkung dieser Kräfte ist nicht an das Bestehen eines Vakuums gebunden).
Wechselwirkungen zwischen Atomen/Molekülen (Van-der-Waals-Kräfte) hatte schon Fritz London betrachtet. Casimir und Polder[17] berechneten mit Hilfe retardierter van-der-Waals Potentiale die Kraft, die eine perfekt leitende Platte auf ein einzelnes Atom ausübt, und kamen unter der Verwendung gewisser Näherungen zu einer einfachen Formel. Das wenig später von Casimir veröffentlichte Ergebnis, das über die Annahme von Vakuumfluktuationen zwischen zwei Metallplatten gewonnen wurde, stimmte sehr gut damit überein.
1956 berechnete E. M. Lifschitz[18] in aller Allgemeinheit die Kraft zwischen zwei sich gegenüberstehenden dielektrischen Materieblöcken mit planparallelen Oberflächen.
Die Spezialisierung auf zwei perfekt leitende parallele Metallplatten erbrachte genau das Ergebnis von Casimir.[19]
Also kann der Casimir-Effekt erklärt werden ohne einen Bezug auf Vakuumfluktuationen.[20]
Brevik, Ellingsen und Milton[21] berechneten mit Hilfe der temperaturabhängigen Greenschen Funktion den Casimir-Effekt für beliebige absolute Temperaturen $ T $. Sie fanden für die Anziehungskraft zwischen den Platten pro Fläche (den „Casimir-Druck“) $ P(T) $ einen analytischen Ausdruck, aus dem sie die Grenzwerte für sehr hohe und sehr niedrige Temperaturen ableiteten[22]:
Hierbei ist $ t={\frac {4\pi k_{\mathrm {B} }}{\hbar c}}\cdot d\cdot T $,
Für große $ T $ steigt die Anziehungskraft mit der Temperatur linear an, für $ T\to 0 $ erhält man das Ergebnis von Casimir.
Für reale Metalle müssen Materialeigenschaften (u. a. endlich große Leitfähigkeit) einbezogen werden und thermodynamische Betrachtungen erfolgen.
Quantitative Messungen nahmen Steve Lamoreaux (Seattle, 1997) sowie Umar Mohideen und Anushree Roy (Riverside, 1998) vor.[23]
2009 zeigten Alexej Weber von der Universität Heidelberg und Holger Gies von der Universität Jena, dass der Casimir-Effekt bei gegeneinander gekippten Platten andere Eigenschaften zeigt; so wächst er z. B. mit steigender Temperatur der Oberfläche schneller als im Fall paralleler Platten.[24][25]
Es gibt spezielle Fälle, in denen der Casimir-Effekt Abstoßungskräfte zwischen (nicht geladenen) Objekten hervorrufen kann. Dies war bereits 1956 von Jewgeni M. Lifschitz vorhergesagt worden. Die Abstoßungskräfte sollten am leichtesten in Flüssigkeiten auftreten.[26] Nachdem geeignete Metamaterialien vorlagen, wurde der Effekt erneut von Eyal Buks und Michael L. Roukes im Jahr 2002 vorhergesagt.[27] Im Jahre 2007 haben Physiker um Ulf Leonhardt von der Universität St Andrews theoretisch vorhergesagt, dass es unter Zuhilfenahme von Metamaterial mit negativem Brechungsindex möglich wäre, den Casimir-Effekt umzukehren, also eine Abstoßung der Platten zu erreichen. Dies wird reverser oder repulsiver Casimir-Effekt oder auch Quanten-Levitation genannt.[28][29]
Eine experimentelle Demonstration der von Lifschitz vorhergesagten Abstoßung aufgrund der Umkehrung des Casimir-Effektes wurde von Munday et al. 2009 durchgeführt, die den Effekt ebenfalls als Quantenlevitation bezeichneten.[30]
Andere Wissenschaftler haben die Verwendung von laseraktiven Medien zur Erzielung eines ähnlichen Levitationseffekts vorgeschlagen,[31] obwohl dies umstritten ist, da diese Materialien grundlegende Anforderungen an Kausalität und thermodynamisches Gleichgewicht (Kramers-Kronig-Beziehungen) zu verletzen scheinen. Casimir- und Casimir-Polder-Abstoßung kann aber tatsächlich bei ausreichend anisotropen elektrischen Körpern auftreten. Für einen Überblick über die mit der Abstoßung verbundenen Probleme siehe Milton et al.[32] Mehr zum steuerbaren (englisch tunable) abstoßenden Casimir-Effekt siehe Qing-Dong Jiang et al. (2019).[33][34]
Aus der Quantenfeldtheorie leitete der Physiker Gerald T. Moore 1970 her, dass virtuelle Teilchen, die sich in einem Vakuum befinden, real werden können, wenn sie von einem Spiegel reflektiert werden, der sich fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegt. Dieser Effekt wurde später auch dynamischer Casimir-Effekt genannt. Der Experimentalphysiker Per Delsing und Kollegen von der Universität Göteborg konnten diesen Effekt 2011 nachweisen.[35][36][37]
Neben der Casimir-Kraft zwischen parallelen Platten gibt es auch ein Casimir-Drehmoment. Dieses wurde 2018 durch die Verdrehung von Flüssigkristallen nachgewiesen. Die wirkenden Drehmomente lagen in der Größenordnung von einigen milliardstel Newtonmetern.[38]
Der Casimir-Effekt wurde auch im Breakthrough Propulsion Physics Project der NASA erforscht.[39] Seit 2008 betreibt die DARPA ein Forschungsprogramm, das Casimir Effect Enhancement program.[40]