Lorentz-Transformation: Unterschied zwischen den Versionen

Lorentz-Transformation: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Lorentz-Transformationen''', benannt nach [[Hendrik Antoon Lorentz]], verbinden in der [[Spezielle Relativitätstheorie|Speziellen Relativitätstheorie]] und in der [[Lorentzsche Äthertheorie|lorentzschen Äthertheorie]] die Zeit- und Ortskoordinaten, mit denen verschiedene Beobachter angeben, wann und wo Ereignisse stattfinden.
{{QS-Physik|Lorentz-Transformation und Spezielle Lorentz-Transformation|Unerledigt=2018}}
Dabei handelt es sich um [[Gleichförmige Bewegung|geradlinig gleichförmig]] bewegte Beobachter und um [[Koordinaten]], in denen kräftefreie Teilchen gerade [[Weltlinie]]n durchlaufen.
Die '''Lorentz-Transformationen''', nach [[Hendrik Antoon Lorentz]], sind eine Klasse von [[Koordinatentransformation]]en, die in der Physik Beschreibungen von Phänomenen in verschiedenen [[Bezugssystem]]en ineinander überführen. Sie verbinden in einer vierdimensionalen [[Raumzeit]] die Zeit- und Ortskoordinaten, mit denen verschiedene [[Beobachter (Physik)|Beobachter]] angeben, wann und wo Ereignisse stattfinden. Die Lorentz-Transformationen bilden daher die Grundlage der [[Spezielle Relativitätstheorie|Speziellen Relativitätstheorie]] von [[Albert Einstein]].
Bei Lorentz-Transformationen bleibt die Lichtgeschwindigkeit <math>c</math> unverändert. Die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist Ausgangspunkt von [[Albert Einstein|Einsteins]] Herleitung der Lorentz-Transformation.


Von der Lorentz-Transformation betroffen sind:
Das Äquivalent zu den Lorentz-Transformationen im dreidimensionalen [[Euklidische Metrik|euklidischen]] Raum sind die [[Galilei-Transformation]]en; genauso wie diese [[Abstand|Abstände]] und [[Winkel]] erhalten, erhalten die Lorentz-Transformationen die Abstände in der nichteuklidischen Raumzeit ([[Minkowskiraum]]). Winkel werden im Minkowskiraum nicht erhalten, da der Minkowskiraum kein [[normierter Raum]] ist.
* die zum Geschwindigkeitsvektor <math>\vec v</math> parallelen Ortsvariablen
* die zum Geschwindigkeitsvektor <math>\vec v</math> senkrechten elektromagnetischen Feldkomponenten
* die Zeit.


== Lorentz-Transformation für Orte und Zeiten ==
Die Lorentz-Transformationen bilden eine [[Gruppe (Mathematik)|Gruppe]] im mathematischen Sinn, die [[Lorentz-Gruppe]]:
Ist ein Beobachter mit konstanter Geschwindigkeit <math>v</math> in <math>x</math>-Richtung gegenüber einem anderen Beobachter bewegt, so hängen die Koordinaten <math>\textstyle(t',x',y',z')</math>, die er einem Ereignis zuschreibt, durch die ''Lorentz-Transformation''
:<math>t' =  \gamma \left( t - \frac{v }{c^2}\,x \right),\quad
x' = \gamma (x - v\,t ),\quad
y' = y,\quad
z' = z</math>
mit den Koordinaten <math>(t,x,y,z)</math> des anderen Beobachters für dasselbe Ereignis zusammen, falls die beiden Bezugssysteme zum Zeitpunkt <math>\textstyle t=t'=0</math> miteinander übereinstimmen. Darin ist <math>\textstyle\gamma = \frac{1}{\sqrt{1-v^2/c^2}}</math> die Bezeichnung für den [[Lorentzfaktor]].


Hat der bewegte Beobachter eine beliebig gerichtete Geschwindigkeit <math>\vec v</math>, so zerlegt man den Koordinatenvektor <math>\vec r=(x,y,z)</math> des Ereignisses in zwei Komponenten parallel bzw. senkrecht zum Geschwindigkeitsvektor<ref>{{Literatur | Autor=Christian Møller | Titel=The theory of relativity | Jahr=1952 | Kapitel=§ 18. The most general Lorentz transformation | Seiten=41 | Online=[http://archive.org/stream/theoryofrelativi029229mbp#page/n58/mode/1up Internet Archive]}}</ref><ref>Klaus W. Kark: ''Antennen und Strahlungsfelder. Elektromagnetische Wellen auf Leitungen, im Freiraum und ihre Abstrahlung.'' 3., erweiterte Auflage. Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-8348-0553-9, Kap. 3.7.1, S. 46</ref> <math>\textstyle\vec r =\vec{r_\parallel} +  \vec{r_\bot} </math>:
* Die Hintereinanderausführung von Lorentz-Transformationen kann als eine einzige Lorentz-Transformation beschrieben werden.
* Die triviale Transformation von einem Bezugssystem in dasselbe ist ebenfalls eine Lorentz-Transformation.
* Zu jeder Lorentz-Transformation existiert eine inverse Transformation, die wieder in das ursprüngliche Bezugssystem zurück transformiert.


:<math>t'=\gamma \left( t-\frac{\vec{v}\cdot \vec r}{c^2} \right),\quad
Unterklassen der Lorentz-Transformationen sind die diskreten Transformationen der [[Raumspiegelung]], also der Inversion aller räumlichen Koordinaten, sowie der [[Zeitumkehr (Physik)|Zeitumkehr]], also die Umkehr des [[Zeitpfeil]]s, und die kontinuierlichen Transformationen der endlichen [[Drehung]] sowie der [[Spezielle Lorentz-Transformation|speziellen Lorentz-Transformationen]] oder Lorentz-Boosts. Kontinuierliche Drehbewegungen der Koordinatensysteme gehören nicht zu den Lorentz-Transformationen. Teilweise werden auch nur die speziellen Lorentz-Transformationen verkürzend als Lorentz-Transformationen betitelt.
\vec{r_\parallel} '=\gamma \left(\vec{r_\parallel} -\vec{v} t\right),\quad
\vec{r_\bot} '=\vec{r_\bot}.</math>


== Lorentz-Transformation für das elektromagnetische Feld ==
== Definition ==
Auch bei kleinen Geschwindigkeiten <math>v\ll c</math> treten bei elektromagnetischen Feldern relativistische Effekte auf. Diese Tatsache wird durch ein Gedankenexperiment deutlich:
=== Bestandteile der Lorentz-Transformation ===
Die Lorentz-Transformation umfasst alle [[Lineare Transformation|linearen Transformationen]] der Koordinaten zwischen zwei Beobachtern. Sie sind daher Transformationen zwischen zwei [[Inertialsystem]]en, deren Koordinatenursprung, der Bezugspunkt des Koordinatensystems zum Zeitpunkt <math>t=0</math>, übereinstimmt. Eine allgemeine Lorentz-Transformation umfasst daher
* Transformationen zwischen zwei Beobachtern, die eine unterschiedliche, konstante Geschwindigkeit besitzen, genannt ''Lorentz-Boost'' oder [[Spezielle Lorentztransformation|spezielle Lorentz-Transformation]].<ref>{{Literatur|Autor=Harald Klingbeil|Titel=Elektromagnetische Feldtheorie: Ein Lehr- und Übungsbuch|Verlag=Springer-Verlag|Jahr=2010|ISBN=3834814032|Seiten=497|Online={{Google Buch|BuchID=Sms9MRllvggC|Seite=497}}}}</ref> Sie entsprechen einer Drehung im Raum-Zeit-Sektor des nichteuklidischen Minkowskiraums.
* [[Drehung]]en der räumlichen Koordinaten
* [[Zeitumkehr (Physik)|Zeit-]] und [[Raumspiegelung]]en
Jede allgemeine Lorentz-Transformation lässt sich als Hintereinanderausführung dieser Transformationen schreiben. Eine Lorentz-Transformation, bei der Spiegelungen ausgeschlossen sind und die Orientierung der Zeit erhalten ist, wird als ''eigentliche, orthochrone'' Lorentz-Transformation bezeichnet.


* Ein Beobachter, der eine relativ zu ihm ruhende Ladung beobachtet, wird ein elektrisches Feld messen, jedoch aufgrund des fehlenden Stromflusses kein magnetisches Feld.
=== Spezielle Lorentz-Transformation für Orte und Zeiten ===
Ist der Beobachter '''A''' mit konstanter Geschwindigkeit <math>v_{x}</math> in <math>x</math>-Richtung gegenüber einem anderen Beobachter '''B''' bewegt, so hängen die Koordinaten <math>\textstyle(t',x',y',z')</math>, die Beobachter '''A''' einem Ereignis zuschreibt, durch die spezielle Lorentz-Transformation
:<math>
\begin{align}
t' &=  \gamma \left( t - \frac{v_{x}}{c^2}\,x \right)\\
x' &= \gamma (x - v_{x}\,t )\\
y' &= y\\
z' &= z\\
v'_{x} &= -v_{x}
\end{align}
</math>
mit den Koordinaten <math>(t,x,y,z)</math> des Beobachters '''B''' für dasselbe Ereignis zusammen, falls die beiden Bezugssysteme denselben Ursprung haben, also zum Zeitpunkt <math>\textstyle t=t'=0</math> miteinander übereinstimmen. Darin ist <math>\textstyle\gamma = \frac{1}{\sqrt{1-v^2/c^2}}</math> der [[Lorentzfaktor]].


* Bewegt sich der Beobachter hingegen auf die Ladung zu oder von ihr weg, so wird er bemerken, dass sich aufgrund der Bewegung das elektrische Feld zeitlich verändert, also ein [[Verschiebungsstrom]] vorhanden ist. Das bedeutet, dass der Beobachter nach dem [[Maxwell-Gleichungen#Mikroskopische Maxwell-Gleichungen|erweiterten Durchflutungsgesetz]] eine magnetische Flussdichte misst. Der Beobachter wird also zusätzlich zum elektrischen Feld ein magnetisches Feld erkennen.
==== Inverse der Speziellen Lorentz-Transformation ====
Da '''B''' sich relativ zu '''A''' mit konstanter Geschwindigkeit <math>-v</math> bewegt, wenn '''A''' dies relativ zu '''B''' mit Geschwindigkeit <math>+v</math> tut, kann man gemäß dem [[Relativitätsprinzip]] ihre Rollen vertauschen. In den Transformationsformeln ändert sich dabei nur das Vorzeichen der Geschwindigkeit. Insbesondere gilt auch
:<math>
\begin{align}
t &=  \gamma \left( t' + \frac{v }{c^2}\,x' \right)\\
\end{align}
</math>
Während für '''A''' die Zeit (Uhr) in '''B''' (mit <math>x=0</math>) anscheinend langsamer läuft als die in '''A''', gilt dies auch andersherum, d.&nbsp;h. für '''B''' läuft die Uhr von '''A''' (mit <math>x'=0</math>) langsamer.


Ebenso wie Orte und Zeiten müssen daher die elektromagnetischen Feldkomponenten einer Lorentztransformation unterzogen werden, wenn das Bezugssystem der Beobachtung gewechselt wird.
== Geschichtliche Entwicklung ==
Für die elektrischen und magnetischen Größen gilt:<ref>[[Herbert Daniel|H. Daniel]]: ''Physik.'' Band 2: ''Elektrodynamik. Relativistische Physik.'' Walter de Gruyter, Berlin u.&nbsp;a. 1997, ISBN 3-11-010232-3, S. 360–361: Kap. 4.5.1</ref>
{{Hauptartikel|Geschichte der Lorentz-Transformation}}


Die Arbeiten von [[Woldemar Voigt (Physiker)|Woldemar Voigt]] (1887), [[Hendrik Antoon Lorentz]] (1895, 1899, 1904), [[Joseph Larmor]] (1897, 1900) und [[Henri Poincaré]] (1905), zeigten, dass die Lösungen der Gleichungen der Elektrodynamik durch Lorentz-Transformationen aufeinander abgebildet werden oder mit anderen Worten, dass die Lorentz-Transformationen Symmetrien der [[Maxwell-Gleichungen]] sind.
Man versuchte damals, die elektromagnetischen Phänomene durch einen hypothetischen [[Äther (Physik)|Äther]], ein Übertragungsmedium für elektromagnetische Wellen, zu erklären. Es stellte sich allerdings heraus, dass sich von ihm keine Spur nachweisen ließ. Voigt stellte 1887 Transformationsformeln vor, welche die [[Wellengleichung]] invariant lassen. Die Voigt-Transformation ist jedoch nicht reziprok, bildet also keine [[Gruppe (Mathematik)|Gruppe]]. Voigt nahm an, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen im Ruhesystem des Äthers und in einem Bezugssystem, das sich relativ zu diesem mit konstanter Geschwindigkeit bewegt, gleich ist, ohne dafür eine Erklärung anzugeben.<ref>{{arXiv|1609.08647v1}}</ref> In seiner [[Lorentzsche Äthertheorie|Äthertheorie]] konnte Lorentz dies dadurch erklären, dass die Längenmaßstäbe sich bei Bewegung in Bewegungsrichtung verkürzen und dass bewegte Uhren eine langsamer verlaufende Zeit anzeigen, die er Ortszeit nannte. Die von Lorentz angegebenen Transformationen der Längen und Zeiten bildeten eine Gruppe und waren damit mathematisch stimmig. Auch wenn in Lorentz’ Äthertheorie eine gleichförmige Bewegung gegenüber dem Äther nicht nachweisbar war, hielt Lorentz an der Vorstellung eines Äthers fest.
Einsteins [[spezielle Relativitätstheorie]] löste [[Klassische Mechanik|Newtons Mechanik]] und die Ätherhypothese ab. Er leitete seine Theorie aus dem [[Relativitätsprinzip]] ab, dass sich im Vakuum unter Vernachlässigung von gravitativen Effekten Ruhe nicht von gleichförmiger Bewegung unterscheiden lässt. Insbesondere hat Licht im Vakuum für jeden Beobachter dieselbe Geschwindigkeit <math>c</math>. Die Zeit- und Ortskoordinaten, mit denen zwei gleichförmig bewegte Beobachter Ereignisse bezeichnen, hängen dann durch eine Lorentz-Transformation miteinander zusammen, statt wie in Newtons Mechanik durch eine [[Galilei-Transformation]].
== Eigenschaften ==
=== Geschwindigkeitsaddition ===
{{Hauptartikel|Relativistisches Additionstheorem für Geschwindigkeiten}}
Zwei hintereinander ausgeführte Lorentz-Boosts in dieselbe Richtung mit Geschwindigkeit <math>v_1</math> und <math>v_2</math> ergeben wieder einen Lorentz-Boost mit der Gesamtgeschwindigkeit
:<math>\frac{v}{c}=\frac{\frac{v_1}{c}+\frac{v_2}{c}}{1+\frac{v_1}{c}\cdot\frac{v_2}{c}}.</math>
Die Gleichung zeigt, dass sich die Lichtgeschwindigkeit bei Lorentz-Transformationen nicht ändert. Ist etwa <math>v_1</math> die Lichtgeschwindigkeit, das heißt <math>\tfrac{v_1}{c}=1</math>, so ist <math>v=c\tfrac{1+v_2/c}{1+v_2/c} = c</math> ebenfalls die Lichtgeschwindigkeit.
Hintereinander ausgeführte Lorentz-Boosts in verschiedene Richtungen ergeben im Allgemeinen keine Lorentz-Boosts, sondern eine allgemeine Lorentz-Transformation: Die Menge der Lorentz-Boosts ist keine Untergruppe der Lorentz-Transformationen.
=== Lorentz-Invariante ===
{{Anker|Lorentz-Invarianz}}Eine Größe, die sich bei Lorentz-Transformationen nicht ändert, heißt '''Lorentz-Invariante''' oder '''Lorentz-Skalar'''. Bei einem physikalischen System oder Vorgang beschreibt eine Lorentz-Invariante eine Eigenschaft, die von allen Inertialsystemen aus mit gleichem Wert beobachtet wird, wie z.&nbsp;B. die Lichtgeschwindigkeit <math>c</math>, die [[Masse (Physik)|Masse]] <math>m</math>, die Teilchenzahl, die [[elektrische Ladung]] etc.
Bei einem Lorentz-Boost in Richtung <math>x</math> lässt sich zeigen, dass
:<math>c^2 t'^2 - x'^2 = c^2 t^2 - x^2</math>
gelten muss. Der Ausdruck <math>\textstyle c^2 t^2-x^2</math> ist also eine Invariante der Lorentz-Transformation, d.&nbsp;h. in allen unter Lorentz-Transformationen verbundenen Koordinatensystemen konstant.
In drei Raumdimensionen ist die [[Norm (Mathematik)|Norm]] <math>\textstyle c^2 t^2-(x^2+y^2+z^2)</math> die einzige Möglichkeit, eine Lorentz-Invariante zu bilden. Z.&nbsp;B. ist die Norm des Energie-Impuls-Vektors die mit <math>c</math> multiplizierte Masse <math>mc</math>, und die Norm des Drehimpulsvektors ist der lorentzinvariante Betrag des Eigendrehimpulses. Auch der Abstand zweier Ereignisse, also die Norm der Differenz der [[Vierervektor]]en der beiden Weltpunkte, ist lorentzinvariant. Bei zwei Vierervektoren ist auch ihr Skalarprodukt lorentzinvariant. Ein Tensor 2. Stufe hat eine lorentzinvariante Spur etc.
=== Lorentz-Kontraktion und Invarianz der transversalen Koordinaten ===
{{Hauptartikel|Spezielle Lorentz-Transformation|Lorentzkontraktion}}
Für einen Lorentz-Boost mit beliebig gerichteter Geschwindigkeit <math>\vec v</math>, lässt sich der Koordinatenvektor <math>\vec r=(x,y,z)</math> des Ereignisses in zwei Komponenten<ref>{{Literatur | Autor=Christian Møller | Titel=The theory of relativity | Jahr=1952 | Kapitel=§ 18. The most general Lorentz transformation | Seiten=41 | Online=[http://archive.org/stream/theoryofrelativi029229mbp#page/n58/mode/1up Internet Archive]}}</ref><ref>Klaus W. Kark: ''Antennen und Strahlungsfelder. Elektromagnetische Wellen auf Leitungen, im Freiraum und ihre Abstrahlung.'' 3., erweiterte Auflage. Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-8348-0553-9, Kap. 3.7.1, S. 46</ref> <math>\textstyle\vec r =\vec{r_\parallel} +  \vec{r_\bot} </math> zerlegen. Die Indizes <math>\parallel</math> und <math>\perp</math> bezeichnen dabei die parallele bzw. eine rechtwinklige Richtung zur Geschwindigkeit <math>\vec v</math>. Die transformierten Koordinaten sind dann durch
:<math>t'=\gamma \left( t-\frac{\vec{v}\cdot \vec r}{c^2} \right),\qquad
\vec{r}_\parallel '=\gamma \left(\vec{r}_\parallel -\vec{v} t\right),\qquad
\vec{r}_\bot '=\vec{r}_\bot</math>
gegeben. Ein von den Beobachtern im gestrichenen System gemessener Abstand <math>\vec r'</math> ist nur in Bewegungsrichtung <math>\vec{r_\parallel}</math> verkürzt. Dieser Effekt wird Lorentz-Kontraktion genannt. Bei Maßstäben <math>\vec{r_\bot}</math> senkrecht zur Bewegungsrichtung wirkt sich die [[Relativität der Gleichzeitigkeit]] nicht aus. Zusammengefasst lauten diese Gleichungen in der Matrixschreibweise mit [[Vierervektor]]en (und der [[Einheitsmatrix]] <math>I_3</math>):
<math>
\begin{pmatrix} c t' \\ \vec{r}' \end{pmatrix}
=
\begin{pmatrix}
\gamma & -\gamma\vec{v}^T/c\\
-\gamma\vec{v}/c & \mathrm{I}_3 + (\gamma-1)\vec{v}\vec{v}^T/v^2\\
\end{pmatrix}
\begin{pmatrix} c t \\ \vec{r} \end{pmatrix}
</math>.
Auf gleiche Weise lassen sich elektromagnetische Felder gemäß <math>\vec E'=\vec E'_\parallel +\vec E'_{\perp}</math> und <math>\vec B'=\vec B'_\parallel +\vec B'_{\perp}</math> in Komponenten zerlegen.<ref name="Feynman"> [[Richard Feynman|R. P. Feynman]]: Lectures On Physics, Vol. II, 26-3, Relativistic transformation of the fields</ref> Man erhält die (skalaren) Feldkoordinaten
:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
& {\vec{E}}'=\gamma \left( \vec{E}+\vec{v}\times \vec{B} \right)+(1-\gamma )\frac{\vec{E} \cdot \vec{v} }{{{v}^{2}}}\vec{v} \\
E'_\parallel &= E_\parallel\\
& {\vec{B}}'=\gamma \left( \vec{B}-\frac{1}{{{c}^{2}}}\vec{v}\times \vec{E} \right)+(1-\gamma )\frac{\vec{B}\cdot \vec{v}}{{{v}^{2}}}\vec{v} \\
B'_\parallel &= B_\parallel\\
& {\vec{D}}'=\gamma \left( \vec{D}+\frac{1}{{{c}^{2}}}\vec{v}\times \vec{H} \right)+(1-\gamma )\frac{\vec{D}\cdot \vec{v}}{{{v}^{2}}}\vec{v} \\
E'_\perp &= \gamma\left(\vec E + \vec v\times\vec B\right)_\perp\\
& {\vec{H}}'=\gamma \left( \vec{H}-\vec{v}\times \vec{D} \right)+(1-\gamma )\frac{\vec{H}\cdot \vec{v}}{{{v}^{2}}}\vec{v} \\
B'_\perp &= \gamma\left(\vec B - \frac{\vec v\times\vec E}{c^2}\right)_ \perp.
& {\vec{j}}'=\vec{j}-\gamma \cdot \rho \cdot \vec{v} +\left( \gamma -1 \right)\frac{\vec{j}\cdot \vec{v}}{{{v}^{2}}}\vec{v} \\
& {\rho }'=\gamma \cdot \left( \rho -\frac{1}{{{c}^{2}}}\vec{j}\cdot \vec{v} \right) \\
\end{align}</math>
\end{align}</math>


In nichtrelativistischer Näherung, d.&nbsp;h. für Geschwindigkeiten <math>v\ll c</math>, gilt <math>\gamma \approx 1</math>. In diesem Fall braucht nicht zwischen Orten und Zeiten in verschiedenen Bezugssystemen unterschieden zu werden, und für die Feldgrößen gilt:
In nichtrelativistischer Näherung, d.&nbsp;h. für Geschwindigkeiten <math>v\ll c</math>, gilt <math>\gamma \approx 1</math>. In diesem Fall braucht nicht zwischen Orten und Zeiten in verschiedenen Bezugssystemen unterschieden zu werden und für die Feldgrößen gilt:


:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
  & {\vec{E}}'=\vec{E}+\vec{v}\times \vec{B} \\
  & {\vec{E}}'=\vec{E}+\vec{v}\times \vec{B} \\
  & {\vec{B}}'=\vec{B}-(1/{{c}^{2}})\vec{v}\times \vec{E}\approx \vec{B} \\
  & {\vec{B}}'=\vec{B}-(1/{{c}^{2}})\vec{v}\times \vec{E} \\
  & \vec{E}=\vec{E}'-\vec{v}\times {\vec{B}}' \\
  & \vec{E}=\vec{E}'-\vec{v}\times {\vec{B}}' \\
  & \vec{B}={\vec{B}}'+(1/{{c}^{2}})\vec{v}\times {\vec{E}}'\approx {\vec{B}}' \\
  & \vec{B}={\vec{B}}'+(1/{{c}^{2}})\vec{v}\times {\vec{E}}' \\
\end{align}</math>
\end{align}</math>
== Geschichtliche Entwicklung ==
{{Hauptartikel|Geschichte der Lorentz-Transformation}}
Die Arbeiten von [[Woldemar Voigt]] (1887), [[Hendrik Antoon Lorentz]] (1895, 1899, 1904), [[Joseph Larmor]] (1897, 1900) und [[Henri Poincaré]] (1905), welcher der Lorentz-Transformation ihren Namen gab, zeigten, dass die Lösungen der Gleichungen der Elektrodynamik durch Lorentz-Transformationen aufeinander abgebildet werden oder mit anderen Worten, dass die Lorentz-Transformationen Symmetrien der [[Maxwell-Gleichungen]] sind.
Man versuchte damals, die elektromagnetischen Phänomene durch einen hypothetischen [[Äther (Physik)|Äther]] zu erklären. Es stellte sich allerdings heraus, dass sich von ihm keine Spur nachweisen ließ. In seiner [[Lorentzsche Äthertheorie|Äthertheorie]] konnte Lorentz dies dadurch erklären, dass die Längenmaßstäbe sich bei Bewegung in Bewegungsrichtung verkürzen und dass bewegte Uhren eine langsamer verlaufende Zeit anzeigen, die er Ortszeit nannte. Die von Lorentz angegebenen Transformationen der Längen und Zeiten, die von bewegten Uhren und Maßstäben angezeigt werden, bildeten eine Gruppe und waren damit mathematisch stimmig. Auch wenn in Lorentz’ Äthertheorie eine gleichförmige Bewegung gegenüber dem Äther nicht nachweisbar war, hielt Lorentz an der Vorstellung eines Äthers fest, der ein absolut ruhendes, aber eben nicht nachweisbares System auszeichnete.
Einsteins [[spezielle Relativitätstheorie]] löste [[Klassische Mechanik|Newtons Mechanik]] und die Ätherhypothese ab. Er leitete seine Theorie aus dem [[Relativitätsprinzip]] ab, dass sich im Vakuum unter Vernachlässigung von gravitativen Effekten Ruhe nicht von gleichförmiger Bewegung unterscheiden lässt. Insbesondere hat Licht im Vakuum für jeden Beobachter dieselbe Geschwindigkeit <math>c</math>. Die Zeit- und Ortskoordinaten, mit denen zwei gleichförmig bewegte Beobachter Ereignisse bezeichnen, hängen dann durch eine Lorentz-Transformation miteinander zusammen, statt wie in Newtons Mechanik durch eine [[Galilei-Transformation]].


== Herleitung  ==
== Herleitung  ==
Die erste Herleitung beruhte auf der [[Wellengleichung]] der elastischen Lichttheorie.  Voigt (1887) konnte Transformationsformeln, die allerdings nicht reziprok sind, unter Zugrundelegung der Wellengleichung für ein elastisches inkompressibles Übertragungsmedium herleiten. Die betreffende  Wellengleichung lässt als Lösungen ausschließlich [[Transversalwelle]]n zu. Mit Hilfe der Voigt-Transformation kann der Doppler-Effekt transversaler Wellen berechnet werden, der in der modernen Relativitätstheorie als ‚relativistischer Doppler-Effekt‘  bezeichnet wird.  
Um die Formeln einfach zu halten, wird als [[Längeneinheit]] die Strecke, die Licht in einer Sekunde zurücklegt gewählt. Dann haben Zeit und Länge [[Natürliche Einheiten|dieselbe Maßeinheit]] und die dimensionslose Lichtgeschwindigkeit beträgt <math>c=1</math>. Die Geschwindigkeit <math>v</math> wird also in Einheiten der Lichtgeschwindigkeit gemessen.


Später wurde gezeigt, dass die exakten Lorentz-Transformationsformeln, die den Ausdruck <math>\textstyle \delta x^{2}+\delta y^{2}+\delta z^{2}-c^{2}\delta t^{2}</math> und somit die Form von Lichtkugelwellen invariant lassen, sich rigoros aus der elektromagnetischen Wellengleichung (und somit aus den [[Maxwell-Gleichungen]]) herleiten lassen, sofern die Forderung nach Linearität und Reziprozität berücksichtigt wird.<ref>{{Cite book|author=[[Max von Laue]]|year=1913|title=Das Relativitätsprinzip|edition=2|publisher=Vieweg
Die erste Herleitung beruhte auf der Invarianz der Wellengleichung im Rahmen der elastischen Lichttheorie. Später wurde gezeigt, dass die Lorentz-Transformationsformeln, die den Ausdruck <math>\textstyle \delta x^{2}+\delta y^{2}+\delta z^{2}-c^{2}\delta t^{2}</math> und somit die Form von Lichtkugelwellen invariant lassen, sich rigoros aus der elektromagnetischen Wellengleichung (und somit aus den [[Maxwell-Gleichungen]]) herleiten lassen, sofern die Forderung nach Linearität und Reziprozität berücksichtigt wird.<ref>{{Cite book|author=[[Max von Laue]]|year=1913|title=Das Relativitätsprinzip|edition=2|publisher=Vieweg|location=Braunschweig|pages=38–41}}</ref><ref>{{Cite journal|author=Karl Stiegler|year=1958|title=On the Deduction of the Lorentz-Einstein Transformation from Maxwell's Electromagnetic Field Equations|journal=Proceedings of the Physical Society|pages=512–513|volume=71|issue=3|doi=10.1088/0370-1328/71/3/429}}</ref> Im Rahmen der Elektrodynamik kann die Herleitung der Lorentz-Transformation auch unter Berücksichtigung des Potentials einer bewegten Ladung ([[Liénard-Wiechert-Potential]]) erfolgen.<ref>{{Cite book|author=Feynman, R.P.|year=2013|title=The Feynman Lectures on Physics|chapter=21–6 The potentials for a charge moving with constant velocity; the Lorentz formula |volume=2|location=New York|publisher=Basic Books|isbn=978-0-465-02416-2|url=http://www.feynmanlectures.caltech.edu/II_21.html#Ch21-S6}}</ref> Darüber hinaus gibt es eine größere Gruppe von [[Kugelwellentransformation]]en, welche den Ausdruck <math>\textstyle \lambda\left(\delta x^{2}+\delta y^{2}+\delta z^{2}-c^{2}\delta t^{2}\right)</math> invariant lassen. Jedoch nur die Lorentz-Transformationen mit <math>\lambda=1</math> bilden alle Naturgesetze einschließlich der Mechanik symmetrisch ab und gehen für <math>c \to \infty</math> in die Galilei-Transformation über.
|location=Braunschweig|pages=38-41}}</ref><ref>{{Cite journal|author=Karl Stiegler|year=1958|title=On the Deduction of the Lorentz-Einstein Transformation from Maxwell's Electromagnetic Field Equations|journal=Proceedings of the Physical Society|pages=512-513|volume=71|issue=3|doi=10.1088/0370-1328/71/3/429}}</ref> In den Arbeiten von Lorentz und Larmor spielt diese Transformation deswegen eine grundlegende Rolle bei Problemlösungen der Maxwellschen Elektrodynamik. Im Rahmen der Elektrodynamik kann die Herleitung der Lorentz-Transformation auch unter Berücksichtigung des Potentials einer bewegten Ladung ([[Liénard-Wiechert-Potential]]) erfolgen.<ref>{{Cite book|author=Feynman, R.P.|year=2013|title=The Feynman Lectures on Physics|chapter=21–6 The potentials for a charge moving with constant velocity; the Lorentz formula |volume=2|location=New York|publisher=Basic Books|isbn=978-0-465-02416-2|url=http://www.feynmanlectures.caltech.edu/II_21.html#Ch21-S6}}</ref> Darüber hinaus gibt es eine größere Gruppe von [[Kugelwellentransformation]]en, welche den Ausdruck <math>\textstyle \lambda\left(\delta x^{2}+\delta y^{2}+\delta z^{2}-c^{2}\delta t^{2}\right)</math> invariant lassen. Jedoch nur die Lorentz-Transformationen mit <math>\lambda=1</math> bilden alle Naturgesetze einschließlich der Mechanik symmetrisch ab, und gehen für <math>v\ll c</math> in die Galilei-Transformation über.


Herleitungen in modernen Lehrbüchern beruhen überwiegend auf der Interpretation der Transformationen im Sinne der Speziellen Relativitätstheorie, wonach diese Raum und Zeit selbst betreffen, und sind unabhängig von Annahmen zur Elektrodynamik. Einstein (1905) benutzte dabei zwei Postulate: Das Relativitätsprinzip und das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Allgemeinere Herleitungen, welche auf [[Wladimir Ignatowski]] (1910) zurückgehen, beruhen auf gruppentheoretischen Erwägungen.<ref>{{Cite journal|author=Pal, Palash B.|year=2003|title=Nothing but relativity|journal=European Journal of Physics|pages=24|issue=3|doi=10.1088/0143-0807/24/3/312|arxiv=physics/0302045}}</ref><ref>{{Cite journal|author=Baccetti, Valentina; Tate, Kyle; Visser, Matt|year=2012|title=Inertial frames without the relativity principle|journal=Journal of High Energy Physics|pages=119|doi=10.1007/JHEP05(2012)119  
Herleitungen in modernen Lehrbüchern beruhen überwiegend auf der Interpretation der Transformationen im Sinne der Speziellen Relativitätstheorie, wonach diese Raum und Zeit selbst betreffen, und sind unabhängig von Annahmen zur Elektrodynamik. Einstein (1905) benutzte dabei zwei Postulate: Das Relativitätsprinzip und das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Allgemeinere Herleitungen, welche auf [[Wladimir Ignatowski]] (1910) zurückgehen, beruhen auf gruppentheoretischen Erwägungen.<ref>{{Cite journal|author=Pal, Palash B.|year=2003|title=Nothing but relativity|journal=European Journal of Physics|pages=24|issue=3|doi=10.1088/0143-0807/24/3/312|arxiv=physics/0302045}}</ref><ref>{{Cite journal|author=Baccetti, Valentina; Tate, Kyle; Visser, Matt|year=2012|title=Inertial frames without the relativity principle|journal=Journal of High Energy Physics|pages=119|doi=10.1007/JHEP05(2012)119  
|arxiv=1112.1466|bibcode = 2012JHEP...05..119B }}; Siehe Referenzen 5 bis 25.</ref>
|arxiv=1112.1466|bibcode = 2012JHEP...05..119B }}; Siehe Referenzen 5 bis 25.</ref>


=== Herleitung aus Linearität und Relativitätsprinzip ===
Die folgenden Überlegungen klären, wie Koordinaten zusammenhängen, die inertiale Beobachter (Beobachter die fest mit einem Inertialsystem verbunden sind) zur Benennung der Zeit und des Ortes von Ereignissen verwenden. Die Beobachter sollen hier beispielhaft Anna und Bert sein. Annas Koordinatensystem ist durch <math>x,y,z,t</math> gegeben und Berts durch die gestrichenen Variablen <math>\textstyle x',y',z',t'</math>. Es handele sich um rechtwinklige Koordinaten.
Die folgenden Überlegungen klären, wie Koordinaten zusammenhängen, die inertiale Beobachter (Beobachter die fest mit einem Inertialsystem verbunden sind) zur Benennung der Zeit und des Ortes von Ereignissen verwenden. Die Beobachter sollen hier beispielhaft Anna und Bert sein. Annas Koordinatensystem ist durch <math>x,y,z,t</math> gegeben und Berts durch die gestrichenen Variablen <math>\textstyle x',y',z',t'</math>. Es handele sich um rechtwinklige Koordinaten.


Um die Formeln einfach zu halten, wird als [[Längeneinheit]] die Strecke, die Licht in einer Sekunde zurücklegt gewählt. Dann haben Zeit und Länge [[Natürliche Einheiten|dieselbe Maßeinheit]] und die dimensionslose Lichtgeschwindigkeit beträgt <math>c=1</math>. Die Geschwindigkeit <math>v</math> wird also in Einheiten der Lichtgeschwindigkeit gemessen.
==== Linearität ====
 
=== Linearität ===
Für alle gleichförmig bewegten Beobachter durchlaufen freie Teilchen gerade Weltlinien. Daher muss die Transformation Geraden auf Geraden abbilden. Mathematisch besagt dies, dass die Transformation linear ist.
Für alle gleichförmig bewegten Beobachter durchlaufen freie Teilchen gerade Weltlinien. Daher muss die Transformation Geraden auf Geraden abbilden. Mathematisch besagt dies, dass die Transformation linear ist.


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Die Unbekannten <math>a, b, e, f</math> sind nun zu bestimmen.
Die Unbekannten <math>a, b, e, f</math> sind nun zu bestimmen.


=== Lichtkegel ===
==== Lichtkegel ====
Ein Lichtimpuls, den Anna zur Zeit <math>t=0</math> am Ort <math>x=0</math> losschickt, wird durch <math>x=\pm t</math> beschrieben. Da die Lichtgeschwindigkeit absolut ist, muss für Bert <math>x'=\pm t'</math> gelten. Die Gleichungen mit dem Pluszeichen erfordern <math>e+f=a+b</math> und die Gleichungen mit dem Minuszeichen <math>e-f=-a+b</math>. Daraus folgt <math>e=b</math> und <math>f=a</math> bzw.
Ein Lichtimpuls, den Anna zur Zeit <math>t=0</math> am Ort <math>x=0</math> losschickt, wird durch <math>x=\pm t</math> beschrieben. Da die Lichtgeschwindigkeit absolut ist, muss für Bert <math>x'=\pm t'</math> gelten. Die Gleichungen mit dem Pluszeichen erfordern <math>e+f=a+b</math> und die Gleichungen mit dem Minuszeichen <math>e-f=-a+b</math>. Daraus folgt <math>e=b</math> und <math>f=a</math> bzw.
:<math>t' = at + bx, \quad x' = bt + ax.</math>
:<math>t' = at + bx, \quad x' = bt + ax.</math>
Dies gilt für alle Lorentz-Transformationen, unabhängig von der Relativgeschwindigkeit der Beobachter.
Dies gilt für alle Lorentz-Transformationen, unabhängig von der Relativgeschwindigkeit der Beobachter.


=== Relativgeschwindigkeit ===
==== Relativgeschwindigkeit ====
Anna beschreibt Berts Bewegung durch <math>x=vt</math>, Bert seine eigene durch <math>\textstyle x'=0</math>. Die Lorentz-Transformation von Annas zu Berts Koordinatensystem muss diese beiden Ausdrücke ineinander überführen. Aus <math>\textstyle x'=bt+avt=(b+av)t=0</math> folgt dann <math>b=-av</math>, also
Anna beschreibt Berts Bewegung durch <math>x=vt</math>, Bert seine eigene durch <math>\textstyle x'=0</math>. Die Lorentz-Transformation von Annas zu Berts Koordinatensystem muss diese beiden Ausdrücke ineinander überführen. Aus <math>\textstyle x'=bt+avt=(b+av)t=0</math> folgt dann <math>b=-av</math>, also
:<math>t' = a(t - vx), \quad x' = a(x - vt).</math>
:<math>t' = a(t - vx), \quad x' = a(x - vt).</math>
Es bleibt noch der Vorfaktor <math>a</math> zu bestimmen. Von den Koordinaten kann er nicht abhängen, sonst wäre die Lorentz-Transformation nichtlinear. Bleibt also eine Abhängigkeit von der Relativgeschwindigkeit. Man schreibt <math>a=a(v)</math>. Da die Lorentz-Transformation nicht von der Richtung von <math>v</math> abhängen soll, gilt <math>a=a(|v|)</math>.
Es bleibt noch der Vorfaktor <math>a</math> zu bestimmen. Von den Koordinaten kann er nicht abhängen, sonst wäre die Lorentz-Transformation nichtlinear. Bleibt also eine Abhängigkeit von der Relativgeschwindigkeit. Man schreibt <math>a=a(v)</math>. Da die Lorentz-Transformation nicht von der Richtung von <math>v</math> abhängen soll, gilt <math>a=a(|v|)</math>.


=== Vorfaktor ===
==== Vorfaktor ====
Um den Vorfaktor zu bestimmen, führt man eine weitere inertiale Beobachterin Clara mit den Koordinaten <math>\textstyle t'', x''</math> und der Relativgeschwindigkeit <math>v'</math> in Bezug auf Bert ein. Die Lorentz-Transformation von Berts zu Claras Koordinaten muss wegen des Relativitätsprinzips dieselbe Form wie die obige haben, also
Um den Vorfaktor zu bestimmen, führt man eine weitere inertiale Beobachterin Clara mit den Koordinaten <math>\textstyle t'', x''</math> und der Relativgeschwindigkeit <math>v'</math> in Bezug auf Bert ein. Die Lorentz-Transformation von Berts zu Claras Koordinaten muss wegen des Relativitätsprinzips dieselbe Form wie die obige haben, also
:<math>t'' = a'(t' - v'x'),\quad x'' = a'(x' - v't'),</math>
:<math>t'' = a'(t' - v'x'),\quad x'' = a'(x' - v't'),</math>
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Sitzt Clara neben Anna, ist <math>v'=-v</math> und die doppelt gestrichenen Koordinaten sind gleich den ungestrichenen. Der Faktor <math>\textstyle (v+v')/(1+vv')</math> verschwindet und der Vorfaktor <math>\textstyle a'a(1+v'v)=a'a(1-v^2)</math> muss gleich 1 sein. Wegen <math>\textstyle a(-v)a(v)\cdot(1-v^2)=1</math> und <math>a(-v)=a(v)</math> muss dann
Sitzt Clara neben Anna, ist <math>v'=-v</math> und die doppelt gestrichenen Koordinaten sind gleich den ungestrichenen. Der Faktor <math>\textstyle (v+v')/(1+vv')</math> verschwindet und der Vorfaktor <math>\textstyle a'a(1+v'v)=a'a(1-v^2)</math> muss gleich 1 sein. Wegen <math>\textstyle a(-v)a(v)\cdot(1-v^2)=1</math> und <math>a(-v)=a(v)</math> muss dann
:<math>a(v)= \frac{1}{\sqrt{1-v^2}}</math>
:<math>a(v)= \frac{1}{\sqrt{1-v^2}}</math>
gelten. Mit der Abkürzung <math>\gamma=a(v)</math> ist  
gelten. Mit der Abkürzung <math>\gamma=a(v)</math> ist
:<math>t' = \gamma(t-vx),  
:<math>t' = \gamma(t-vx),  
\quad x'=\gamma(x-vt).</math>
\quad x'=\gamma(x-vt).</math>
Die Lorentz-Transformationen lauten daher
Die Lorentz-Transformationen lauten daher
:<math>t' = \gamma(t-(v/c^2)x),  
:<math>t' = \gamma \left(t- \left(\frac{v}{c^2} \right)x \right),  
\quad x'=\gamma(x-vt),  
\qquad x'=\gamma(x-vt),  
\quad\gamma = \frac{1}{\sqrt{1-(v/c)^2}} .</math>
\qquad\gamma = \frac{1}{\sqrt{1-(\frac{v}{c})^2}} .</math>


=== Additionstheorem ===
=== Herleitung aus der Zeitdilatation ===
Sitzt Clara nicht neben Anna, lässt sich aus dem obigen Ausdruck, der <math>\textstyle t''</math> mit den Koordinaten von Anna verknüpft, das Additionstheorem der Geschwindigkeiten ablesen (in Einheiten mit <math>c=1</math>):
:<math>v'' = \frac{v+v'}{1+vv'}.</math>
 
=== Invariante ===
Durch Einsetzen der Lorentz-Transformation lässt sich zeigen, dass
:<math>c^2 t'^2 - x'^2 = c^2 t^2 - x^2</math>
gelten muss. Der Ausdruck <math>\textstyle c^2 t^2-x^2</math> ist also eine Invariante der Lorentz-Transformation, d.&nbsp;h. in allen unter Lorentz-Transformationen verbundenen Koordinatensystemen konstant. In drei Raumdimensionen ist <math>\textstyle c^2 t^2-(x^2+y^2+z^2)</math> die Invariante. Die Verallgemeinerung der Lorentz-Transformation auf drei Raumdimensionen ist daher: <math>y'=y,\quad z'=z</math>.
 
=== Invarianz der transversalen Koordinaten ===
Bei Relativbewegung in x-Richtung definiert ein Maßstab, der in y-Richtung aufgestellt ist, einen Streifen parallel zur x-Achse. Die Beobachter im gestrichenen und ungestrichenen System können die Breite der Streifen zu beliebig gewählten Zeitpunkten vergleichen. Anders als bei Maßstäben in x-Richtung, bei denen es zur [[Lorentzkontraktion|Lorentz-Kontraktion]] kommt, wirkt sich die [[Relativität der Gleichzeitigkeit]] hier nicht aus. Da die Inertialsysteme äquivalent sind, müssen die Streifen gleiche Breite haben, d.&nbsp;h. <math>\textstyle y=y'</math>.
 
=== Alternative Herleitung ===
==== Zeitdilatation ====
Mit einem Argument von Macdonald<ref>Alan Macdonald, ''Derivation of the Lorentz transformation.'' In: ''American Journal of Physics.'' Vol. 49, Issue 5, 1981, {{ISSN|0002-9505}}, S. 493, [http://arxiv.org/abs/physics/0606046v1 aktualisierte Version].</ref> kann man die Transformationsformeln aus der [[Zeitdilatation]] gewinnen. An einer Lichtfront, die sich in positiver x-Richtung bewegt, hat die Differenzkoordinate <math>ct - x </math> überall denselben Wert, ebenso <math>\textstyle ct' - x' </math>. Man betrachtet eine Front, die durch das Ereignis E geht und irgendwann (vorher oder nachher) auf den bewegten Koordinatenursprung O' trifft, der langsamer als Licht sein muss. Wegen der gleichbleibenden Werte stehen die Differenzkoordinaten bei E in derselben Beziehung zueinander wie am Punkt O'. An diesem gilt <math>\textstyle x'=0,\ x = vt</math>, sowie nach der [[Zeitdilatation|Dilatationsformel]] <math>\textstyle t=\gamma t'</math> wobei <math>\textstyle\gamma=1/\sqrt{1-v^2/c^2}</math> ist. Für die Differenzkoordinaten gilt daher
Mit einem Argument von Macdonald<ref>Alan Macdonald, ''Derivation of the Lorentz transformation.'' In: ''American Journal of Physics.'' Vol. 49, Issue 5, 1981, {{ISSN|0002-9505}}, S. 493, [http://arxiv.org/abs/physics/0606046v1 aktualisierte Version].</ref> kann man die Transformationsformeln aus der [[Zeitdilatation]] gewinnen. An einer Lichtfront, die sich in positiver x-Richtung bewegt, hat die Differenzkoordinate <math>ct - x </math> überall denselben Wert, ebenso <math>\textstyle ct' - x' </math>. Man betrachtet eine Front, die durch das Ereignis E geht und irgendwann (vorher oder nachher) auf den bewegten Koordinatenursprung O' trifft, der langsamer als Licht sein muss. Wegen der gleichbleibenden Werte stehen die Differenzkoordinaten bei E in derselben Beziehung zueinander wie am Punkt O'. An diesem gilt <math>\textstyle x'=0,\ x = vt</math>, sowie nach der [[Zeitdilatation|Dilatationsformel]] <math>\textstyle t=\gamma t'</math> wobei <math>\textstyle\gamma=1/\sqrt{1-v^2/c^2}</math> ist. Für die Differenzkoordinaten gilt daher
:<math>
:<math>
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<math>ct',x'</math>.
<math>ct',x'</math>.


==== Empirische Herleitung ====
=== Empirische Herleitung ===
{{Hauptartikel|Testtheorien der speziellen Relativitätstheorie}}
{{Hauptartikel|Testtheorien der speziellen Relativitätstheorie}}
[[Howard P. Robertson]] und andere zeigten, dass die Lorentz-Transformation auch empirisch hergeleitet werden kann. Dazu ist es nötig, allgemeine Transformationsformeln zwischen verschiedenen Inertialsystemen mit experimentell bestimmbaren Parametern zu versehen. Es wird angenommen, dass ein einziges „bevorzugtes“ Inertialsystem <math>X, Y, Z, T</math> existiert, in dem die Lichtgeschwindigkeit konstant, isotrop und unabhängig von der Geschwindigkeit der Quelle ist. Ebenso sollen [[Einstein-Synchronisation]] und Synchronisation durch langsamen Uhrentransport in diesem System äquivalent sein. Es sei ein weiteres, zu diesem System kollineares System <math>x, y, z, t</math> gegeben, dessen räumlicher Ursprung zum Zeitpunkt <math>T = t = 0</math> mit dem Ursprung des ersten Systems übereinstimmt und in dem die Uhren und Maßstäbe dieselbe interne Konstitution haben wie im ersten System. Dieses zweite System bewegt sich relativ zum ersten System mit konstanter Geschwindigkeit entlang der gemeinsamen X-Achse. Folgende Größen bleiben dabei zunächst unbestimmt:
[[Howard P. Robertson]] und andere zeigten, dass die Lorentz-Transformation auch empirisch hergeleitet werden kann. Dazu ist es nötig, allgemeine Transformationsformeln zwischen verschiedenen Inertialsystemen mit experimentell bestimmbaren Parametern zu versehen. Es wird angenommen, dass ein einziges „bevorzugtes“ Inertialsystem <math>X, Y, Z, T</math> existiert, in dem die Lichtgeschwindigkeit konstant, isotrop und unabhängig von der Geschwindigkeit der Quelle ist. Ebenso sollen [[Einstein-Synchronisation]] und Synchronisation durch langsamen Uhrentransport in diesem System äquivalent sein. Es sei ein weiteres, zu diesem System kollineares System <math>x, y, z, t</math> gegeben, dessen räumlicher Ursprung zum Zeitpunkt <math>T = t = 0</math> mit dem Ursprung des ersten Systems übereinstimmt und in dem die Uhren und Maßstäbe dieselbe interne Konstitution haben wie im ersten System. Dieses zweite System bewegt sich relativ zum ersten System mit konstanter Geschwindigkeit entlang der gemeinsamen <math>X</math>-Achse. Folgende Größen bleiben dabei zunächst unbestimmt:
* <math>a(v)</math> Unterschiede in der Zeitmessung,
* <math>a(v)</math> Unterschiede in der Zeitmessung,
* <math>b(v)</math> Unterschiede in der Messung longitudinaler Längen,
* <math>b(v)</math> Unterschiede in der Messung longitudinaler Längen,
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<math>\varepsilon (v)</math> wird nicht direkt gemessen, sondern folgt aus der Uhrensynchronisationskonvention. Hier ist die Einstein-Synchronisation die einfachste Möglichkeit, woraus sich <math>\textstyle \varepsilon (v)=-v/c^{2}</math> ergibt. Das Verhältnis zwischen <math>b(v)</math> und <math>d(v)</math> wird aus dem [[Michelson-Morley-Experiment]], das Verhältnis zwischen <math>a(v)</math> und <math>b(v)</math> aus dem [[Kennedy-Thorndike-Experiment]] und schließlich <math>a(v)</math> allein aus dem [[Ives-Stilwell-Experiment]] bestimmt. Die Experimente ergaben <math>\textstyle 1/a(v)=b(v)=\gamma</math> und <math>d(v)=1</math>, was obige Transformation in die Lorentz-Transformation überführt. Hingegen wurde die Galilei-Transformation <math>a(v)=b(v)=d(v)=1</math> damit ausgeschlossen.
<math>\varepsilon (v)</math> wird nicht direkt gemessen, sondern folgt aus der Uhrensynchronisationskonvention. Hier ist die Einstein-Synchronisation die einfachste Möglichkeit, woraus sich <math>\textstyle \varepsilon (v)=-v/c^{2}</math> ergibt. Das Verhältnis zwischen <math>b(v)</math> und <math>d(v)</math> wird aus dem [[Michelson-Morley-Experiment]], das Verhältnis zwischen <math>a(v)</math> und <math>b(v)</math> aus dem [[Kennedy-Thorndike-Experiment]] und schließlich <math>a(v)</math> allein aus dem [[Ives-Stilwell-Experiment]] bestimmt. Die Experimente ergaben <math>\textstyle 1/a(v)=b(v)=\gamma</math> und <math>d(v)=1</math>, was obige Transformation in die Lorentz-Transformation überführt. Hingegen wurde die Galilei-Transformation <math>a(v)=b(v)=d(v)=1</math> damit ausgeschlossen.
== Lorentz-Invariante ==
Eine Größe, die sich bei Lorentz-Transformationen nicht ändert, heißt Lorentz-Invariante oder Lorentz-Skalar. Bei einem  physikalischen System oder Vorgang beschreibt eine Lorentz-Invariante eine Eigenschaft, die von allen Inertialsystemen aus mit gleichem Wert beobachtet wird, wie z.&nbsp;B. die Lichtgeschwindigkeit <math>c</math>, die [[Masse (Physik)|Masse]] <math>m</math>, die Teilchenzahl, die [[elektrische Ladung]], etc. Ausgehend von einem Lorentz-Vektor (oder Vierervektor) ist die [[Norm (Mathematik)|Norm]] die einzige Möglichkeit, eine Lorentz-Invariante zu bilden. Z.&nbsp;B. ist die Norm des Energie-Impuls-Vektors die mit <math>c</math> multiplizierte Masse <math>mc</math>, und die Norm des Drehimpulsvektors ist der lorentzinvariante Betrag des Eigendrehimpulses. Auch der Abstand zweier Ereignisse, also die Norm der Differenz der Vierervektoren der beiden Weltpunkte, ist lorentzinvariant. Bei zwei Lorentz-Vektoren ist auch ihr Skalarprodukt lorentzinvariant. Ein Tensor 2. Stufe hat eine lorentzinvariante Spur, etc.


== Poincaré- und Lorentz-Gruppe ==
== Poincaré- und Lorentz-Gruppe ==
{{Hauptartikel|Lorentz-Gruppe}}
{{Hauptartikel|Lorentz-Gruppe|Poincaré-Gruppe}}


Die Poincaré-[[Gruppe (Mathematik)|Gruppe]] ist die Menge der linear inhomogenen Transformationen
Die Poincaré-[[Gruppe (Mathematik)|Gruppe]] ist die Menge der linear inhomogenen Transformationen
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:<math>T_{\Lambda,a}\colon x \mapsto  T_{\Lambda,a}x = x^\prime,\quad x^{\prime\,m}=\Lambda^{m}{}_n\,x^{n}+a^{m},\quad m,n \in \{0,1,2,3\},</math>
:<math>T_{\Lambda,a}\colon x \mapsto  T_{\Lambda,a}x = x^\prime,\quad x^{\prime\,m}=\Lambda^{m}{}_n\,x^{n}+a^{m},\quad m,n \in \{0,1,2,3\},</math>


die den Abstand zweier [[Vierervektor]]en invariant lassen. Die Untergruppe der homogenen Transformationen <math>\textstyle T_{\Lambda,0}</math> bildet die [[Lorentz-Gruppe]],
die den Abstand zweier Vierervektoren invariant lassen. Die Untergruppe der homogenen Transformationen <math>\textstyle T_{\Lambda,0}</math> bildet die Lorentz-Gruppe,
<math>\mathrm{O}(1,3)</math>, das ist die Gruppe der linearen Transformationen von <math>\textstyle \mathbb{R}^4</math> auf <math>\textstyle \mathbb{R}^4</math>, die das Längenquadrat
<math>\mathrm{O}(1,3)</math>, das ist die Gruppe der linearen Transformationen von <math>\textstyle \mathbb{R}^4</math> auf <math>\textstyle \mathbb{R}^4</math>, die das Längenquadrat
:<math>w^2=t^2-x^2-y^2-z^2</math>
:<math>w^2=t^2-x^2-y^2-z^2</math>
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:<math>\Lambda_v
:<math>\Lambda_v
= \begin{pmatrix}
= \begin{pmatrix}
\gamma & -\gamma \,\frac{v}{c} & 0 & 0 \\
\gamma & -\gamma \,v & 0 & 0 \\
-\gamma \, \frac{v}{c} & \gamma & 0 & 0 \\
-\gamma \, v & \gamma & 0 & 0 \\
   0 & 0 & 1 & 0\\
   0 & 0 & 1 & 0\\
   0 & 0 & 0 &1 \\
   0 & 0 & 0 &1 \\
\end{pmatrix} </math>
\end{pmatrix} </math>
bewirkt die oben angegebene Lorentz-Transformation mit einer Geschwindigkeit <math>v: |v|<c.</math>
bewirkt die oben angegebene Lorentz-Transformation mit einer Geschwindigkeit <math>|v|<1</math>. Die Transformationen
 
Die Transformationen
:<math>\Lambda=D\,\Lambda_{v}\,D^{-1}.</math>
:<math>\Lambda=D\,\Lambda_{v}\,D^{-1}.</math>
heißen ''Lorentz-Boost''. Sie transformieren auf die Koordinaten des bewegten Beobachters, der sich mit Geschwindigkeit <math>v</math> in die Richtung bewegt, die sich durch die Drehung <math>D</math> aus der <math>x</math>-Richtung ergibt.
heißen ''Lorentz-Boost''. Sie transformieren auf die Koordinaten des bewegten Beobachters, der sich mit Geschwindigkeit <math>v</math> in die Richtung bewegt, die sich durch die Drehung <math>D</math> aus der <math>x</math>-Richtung ergibt.


Lorentz-Transformationen, die das [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] der Zeitkoordinate,
Lorentz-Transformationen, die das [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] der Zeitkoordinate, die Richtung der Zeit, nicht ändern,
die Richtung der Zeit, nicht ändern,


* <math>\Lambda_{\ 0}^{0}\ge 1 ,</math>
* <math>\Lambda_{\ 0}^{0}\ge 1 ,</math>
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* <math>\Lambda_{\ 0}^{0}\ge 1,\quad \det \Lambda = 1,</math>
* <math>\Lambda_{\ 0}^{0}\ge 1,\quad \det \Lambda = 1,</math>


bilden die eigentliche orthochrone Lorentz-Gruppe. Sie ist zusammenhängend: jede
bilden die eigentliche orthochrone Lorentz-Gruppe. Sie ist zusammenhängend: Jede eigentliche orthochrone Lorentz-Transformation kann durch stetige Veränderung der sechs Parameter, drei für die Drehachse und den Drehwinkel und drei für die Relativgeschwindigkeit der beiden Bezugssysteme, in die identische Abbildung übergeführt werden.
eigentliche orthochrone Lorentz-Transformation kann durch stetige Veränderung der sechs
Parameter, drei für die Drehachse und den Drehwinkel und drei für
die Relativgeschwindigkeit der beiden Bezugssysteme, in die identische Abbildung übergeführt werden.


== Zeit- und Raumspiegelung ==
=== Zeit- und Raumspiegelung ===


Die nicht mit der <math>\mathbf 1</math> zusammenhängenden Lorentz-Transformationen erhält man, indem man die Zeitspiegelung oder die Raumspiegelung
Die nicht mit der <math>\mathbf 1</math> zusammenhängenden Lorentz-Transformationen erhält man, indem man die Zeitspiegelung oder die Raumspiegelung
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\end{pmatrix} </math>
\end{pmatrix} </math>
oder beide mit den Lorentz-Transformationen multipliziert, die mit der <math>\mathbf 1</math> zusammenhängen. Die Lorentz-Gruppe <math>\mathrm{O}(1,3)</math> hat vier Zusammenhangskomponenten.
oder beide mit den Lorentz-Transformationen multipliziert, die mit der <math>\mathbf 1</math> zusammenhängen. Die Lorentz-Gruppe <math>\mathrm{O}(1,3)</math> hat vier Zusammenhangskomponenten.
== Geschwindigkeitsaddition ==
{{Hauptartikel|Relativistisches Additionstheorem für Geschwindigkeiten}}
Im Folgenden wird weiterhin <math> c = 1 </math> verwendet.
Hintereinander ausgeführte Lorentz-Boosts in dieselbe Richtung mit Geschwindigkeit <math>v_1</math> und <math>v_2</math> ergeben einen Lorentz-Boost mit der Gesamtgeschwindigkeit
:<math>v=\frac{v_1+v_2}{1+v_1\,v_2}.</math>
Die Gleichung zeigt, dass sich die Lichtgeschwindigkeit bei Lorentz-Transformationen nicht ändert. Ist etwa <math>v_1</math> die Lichtgeschwindigkeit, das heißt <math>v_1=1</math>, so ist <math>v=\frac{1+v_2}{1+1v_2} = 1</math> ebenfalls die Lichtgeschwindigkeit.
Obige Additionsformel ergibt sich aus der Transformation <math>\textstyle t'=k_1\,t</math> und <math>\textstyle t''=k_2\,t'</math>, also <math>\textstyle t''=k\,t</math> mit
:<math>k=k_2\,k_1</math>
Setzen wir ein, wie die Faktoren von der Geschwindigkeit abhängen und quadrieren, so gilt
:<math>
\frac{1+v}{1-v}=\frac{1+v_2}{1-v_2}\,\frac{1+v_1}{1-v_1}.
</math>
Dies lässt sich nach der Gesamtgeschwindigkeit <math>v</math> auflösen und ergibt eine Formel, wie sich Geschwindigkeiten bei Bewegung in dieselbe Richtung kombinieren.
Hintereinander ausgeführte Lorentz-Boosts in verschiedene Richtungen ergeben im Allgemeinen keine Lorentz-Boosts: Die Menge der Lorentz-Boosts ist keine Untergruppe der Lorentz-Transformationen.


== Überlagerungsgruppe ==
== Überlagerungsgruppe ==
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Drehungen um eine feste Achse mit Winkeln, die von <math>\alpha = 0</math> bis <math>\alpha = 2\pi</math> anwachsen, bilden in der Drehgruppe einen geschlossenen Kreis. Man kann diese Transformationen nicht stetig in andere Drehungen abändern, so dass dieser Kreis auf einen Punkt zusammenschrumpft.
Drehungen um eine feste Achse mit Winkeln, die von <math>\alpha = 0</math> bis <math>\alpha = 2\pi</math> anwachsen, bilden in der Drehgruppe einen geschlossenen Kreis. Man kann diese Transformationen nicht stetig in andere Drehungen abändern, so dass dieser Kreis auf einen Punkt zusammenschrumpft.


== Referenzen ==
== Literatur ==
* [[Charles Kittel]], Walter D. Knight, Malvin A. Ruderman: ''Mechanik'' (= ''Berkeley Physik Kurs.'' Bd. 1). Vieweg, Braunschweig 1973, ISBN 3-528-08351-4, S. 232: Kap. 11.
* [[Charles Kittel]], Walter D. Knight, Malvin A. Ruderman: ''Mechanik'' (= ''Berkeley Physik Kurs.'' Bd. 1). Vieweg, Braunschweig 1973, ISBN 3-528-08351-4, S. 232: Kap. 11.
* Norbert Dragon: [https://www.itp.uni-hannover.de/fileadmin/arbeitsgruppen/dragon/relativ.pdf ''Geometrie der Relativitätstheorie.''] (PDF-Datei; 2,37&nbsp;MB)
* Norbert Dragon: [https://www.itp.uni-hannover.de/fileadmin/arbeitsgruppen/dragon/relativ.pdf ''Geometrie der Relativitätstheorie.''] (PDF-Datei; 2,37&nbsp;MB)
== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.mathe-online.at/mathint/struct/applet_b_lorentz.html Interaktives Java Applet]
* [http://www.mathe-online.at/mathint/struct/applet_b_lorentz.html Interaktives Java-Applet]
* {{TIBAV |19922 |Linktext=Lorentz-Transformationen |Herausgeber=Loviscach |Jahr=2013 |DOI=10.5446/19922}}
* {{TIBAV |19922 |Linktext=Lorentz-Transformationen |Herausgeber=Loviscach |Jahr=2013 |DOI=10.5446/19922}}
* {{TIBAV |19921 |Linktext=Lorentz-Transformation im Detail |Herausgeber=Loviscach |Jahr=2013 |DOI=10.5446/19921}}
* {{TIBAV |19921 |Linktext=Lorentz-Transformation im Detail |Herausgeber=Loviscach |Jahr=2013 |DOI=10.5446/19921}}
== Einzelnachweise ==
<references />


{{SORTIERUNG:Lorentztransformation}}
{{SORTIERUNG:Lorentztransformation}}

Aktuelle Version vom 15. Juli 2021, 15:21 Uhr

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Dieser Artikel wurde den Mitarbeitern der Redaktion Physik zur Qualitätssicherung aufgetragen. Wenn du dich mit dem Thema auskennst, bist du herzlich eingeladen, dich an der Prüfung und möglichen Verbesserung des Artikels zu beteiligen. Der Meinungsaustausch darüber findet derzeit nicht auf der Artikeldiskussionsseite, sondern auf der Qualitätssicherungs-Seite der Physik statt.

Die Lorentz-Transformationen, nach Hendrik Antoon Lorentz, sind eine Klasse von Koordinatentransformationen, die in der Physik Beschreibungen von Phänomenen in verschiedenen Bezugssystemen ineinander überführen. Sie verbinden in einer vierdimensionalen Raumzeit die Zeit- und Ortskoordinaten, mit denen verschiedene Beobachter angeben, wann und wo Ereignisse stattfinden. Die Lorentz-Transformationen bilden daher die Grundlage der Speziellen Relativitätstheorie von Albert Einstein.

Das Äquivalent zu den Lorentz-Transformationen im dreidimensionalen euklidischen Raum sind die Galilei-Transformationen; genauso wie diese Abstände und Winkel erhalten, erhalten die Lorentz-Transformationen die Abstände in der nichteuklidischen Raumzeit (Minkowskiraum). Winkel werden im Minkowskiraum nicht erhalten, da der Minkowskiraum kein normierter Raum ist.

Die Lorentz-Transformationen bilden eine Gruppe im mathematischen Sinn, die Lorentz-Gruppe:

  • Die Hintereinanderausführung von Lorentz-Transformationen kann als eine einzige Lorentz-Transformation beschrieben werden.
  • Die triviale Transformation von einem Bezugssystem in dasselbe ist ebenfalls eine Lorentz-Transformation.
  • Zu jeder Lorentz-Transformation existiert eine inverse Transformation, die wieder in das ursprüngliche Bezugssystem zurück transformiert.

Unterklassen der Lorentz-Transformationen sind die diskreten Transformationen der Raumspiegelung, also der Inversion aller räumlichen Koordinaten, sowie der Zeitumkehr, also die Umkehr des Zeitpfeils, und die kontinuierlichen Transformationen der endlichen Drehung sowie der speziellen Lorentz-Transformationen oder Lorentz-Boosts. Kontinuierliche Drehbewegungen der Koordinatensysteme gehören nicht zu den Lorentz-Transformationen. Teilweise werden auch nur die speziellen Lorentz-Transformationen verkürzend als Lorentz-Transformationen betitelt.

Definition

Bestandteile der Lorentz-Transformation

Die Lorentz-Transformation umfasst alle linearen Transformationen der Koordinaten zwischen zwei Beobachtern. Sie sind daher Transformationen zwischen zwei Inertialsystemen, deren Koordinatenursprung, der Bezugspunkt des Koordinatensystems zum Zeitpunkt $ t=0 $, übereinstimmt. Eine allgemeine Lorentz-Transformation umfasst daher

  • Transformationen zwischen zwei Beobachtern, die eine unterschiedliche, konstante Geschwindigkeit besitzen, genannt Lorentz-Boost oder spezielle Lorentz-Transformation.[1] Sie entsprechen einer Drehung im Raum-Zeit-Sektor des nichteuklidischen Minkowskiraums.
  • Drehungen der räumlichen Koordinaten
  • Zeit- und Raumspiegelungen

Jede allgemeine Lorentz-Transformation lässt sich als Hintereinanderausführung dieser Transformationen schreiben. Eine Lorentz-Transformation, bei der Spiegelungen ausgeschlossen sind und die Orientierung der Zeit erhalten ist, wird als eigentliche, orthochrone Lorentz-Transformation bezeichnet.

Spezielle Lorentz-Transformation für Orte und Zeiten

Ist der Beobachter A mit konstanter Geschwindigkeit $ v_{x} $ in $ x $-Richtung gegenüber einem anderen Beobachter B bewegt, so hängen die Koordinaten $ \textstyle (t',x',y',z') $, die Beobachter A einem Ereignis zuschreibt, durch die spezielle Lorentz-Transformation

$ {\begin{aligned}t'&=\gamma \left(t-{\frac {v_{x}}{c^{2}}}\,x\right)\\x'&=\gamma (x-v_{x}\,t)\\y'&=y\\z'&=z\\v'_{x}&=-v_{x}\end{aligned}} $

mit den Koordinaten $ (t,x,y,z) $ des Beobachters B für dasselbe Ereignis zusammen, falls die beiden Bezugssysteme denselben Ursprung haben, also zum Zeitpunkt $ \textstyle t=t'=0 $ miteinander übereinstimmen. Darin ist $ \textstyle \gamma ={\frac {1}{\sqrt {1-v^{2}/c^{2}}}} $ der Lorentzfaktor.

Inverse der Speziellen Lorentz-Transformation

Da B sich relativ zu A mit konstanter Geschwindigkeit $ -v $ bewegt, wenn A dies relativ zu B mit Geschwindigkeit $ +v $ tut, kann man gemäß dem Relativitätsprinzip ihre Rollen vertauschen. In den Transformationsformeln ändert sich dabei nur das Vorzeichen der Geschwindigkeit. Insbesondere gilt auch

$ {\begin{aligned}t&=\gamma \left(t'+{\frac {v}{c^{2}}}\,x'\right)\\\end{aligned}} $

Während für A die Zeit (Uhr) in B (mit $ x=0 $) anscheinend langsamer läuft als die in A, gilt dies auch andersherum, d. h. für B läuft die Uhr von A (mit $ x'=0 $) langsamer.

Geschichtliche Entwicklung

Die Arbeiten von Woldemar Voigt (1887), Hendrik Antoon Lorentz (1895, 1899, 1904), Joseph Larmor (1897, 1900) und Henri Poincaré (1905), zeigten, dass die Lösungen der Gleichungen der Elektrodynamik durch Lorentz-Transformationen aufeinander abgebildet werden oder mit anderen Worten, dass die Lorentz-Transformationen Symmetrien der Maxwell-Gleichungen sind.

Man versuchte damals, die elektromagnetischen Phänomene durch einen hypothetischen Äther, ein Übertragungsmedium für elektromagnetische Wellen, zu erklären. Es stellte sich allerdings heraus, dass sich von ihm keine Spur nachweisen ließ. Voigt stellte 1887 Transformationsformeln vor, welche die Wellengleichung invariant lassen. Die Voigt-Transformation ist jedoch nicht reziprok, bildet also keine Gruppe. Voigt nahm an, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen im Ruhesystem des Äthers und in einem Bezugssystem, das sich relativ zu diesem mit konstanter Geschwindigkeit bewegt, gleich ist, ohne dafür eine Erklärung anzugeben.[2] In seiner Äthertheorie konnte Lorentz dies dadurch erklären, dass die Längenmaßstäbe sich bei Bewegung in Bewegungsrichtung verkürzen und dass bewegte Uhren eine langsamer verlaufende Zeit anzeigen, die er Ortszeit nannte. Die von Lorentz angegebenen Transformationen der Längen und Zeiten bildeten eine Gruppe und waren damit mathematisch stimmig. Auch wenn in Lorentz’ Äthertheorie eine gleichförmige Bewegung gegenüber dem Äther nicht nachweisbar war, hielt Lorentz an der Vorstellung eines Äthers fest.

Einsteins spezielle Relativitätstheorie löste Newtons Mechanik und die Ätherhypothese ab. Er leitete seine Theorie aus dem Relativitätsprinzip ab, dass sich im Vakuum unter Vernachlässigung von gravitativen Effekten Ruhe nicht von gleichförmiger Bewegung unterscheiden lässt. Insbesondere hat Licht im Vakuum für jeden Beobachter dieselbe Geschwindigkeit $ c $. Die Zeit- und Ortskoordinaten, mit denen zwei gleichförmig bewegte Beobachter Ereignisse bezeichnen, hängen dann durch eine Lorentz-Transformation miteinander zusammen, statt wie in Newtons Mechanik durch eine Galilei-Transformation.

Eigenschaften

Geschwindigkeitsaddition

Zwei hintereinander ausgeführte Lorentz-Boosts in dieselbe Richtung mit Geschwindigkeit $ v_{1} $ und $ v_{2} $ ergeben wieder einen Lorentz-Boost mit der Gesamtgeschwindigkeit

$ {\frac {v}{c}}={\frac {{\frac {v_{1}}{c}}+{\frac {v_{2}}{c}}}{1+{\frac {v_{1}}{c}}\cdot {\frac {v_{2}}{c}}}}. $

Die Gleichung zeigt, dass sich die Lichtgeschwindigkeit bei Lorentz-Transformationen nicht ändert. Ist etwa $ v_{1} $ die Lichtgeschwindigkeit, das heißt $ {\tfrac {v_{1}}{c}}=1 $, so ist $ v=c{\tfrac {1+v_{2}/c}{1+v_{2}/c}}=c $ ebenfalls die Lichtgeschwindigkeit.

Hintereinander ausgeführte Lorentz-Boosts in verschiedene Richtungen ergeben im Allgemeinen keine Lorentz-Boosts, sondern eine allgemeine Lorentz-Transformation: Die Menge der Lorentz-Boosts ist keine Untergruppe der Lorentz-Transformationen.

Lorentz-Invariante

Eine Größe, die sich bei Lorentz-Transformationen nicht ändert, heißt Lorentz-Invariante oder Lorentz-Skalar. Bei einem physikalischen System oder Vorgang beschreibt eine Lorentz-Invariante eine Eigenschaft, die von allen Inertialsystemen aus mit gleichem Wert beobachtet wird, wie z. B. die Lichtgeschwindigkeit $ c $, die Masse $ m $, die Teilchenzahl, die elektrische Ladung etc.

Bei einem Lorentz-Boost in Richtung $ x $ lässt sich zeigen, dass

$ c^{2}t'^{2}-x'^{2}=c^{2}t^{2}-x^{2} $

gelten muss. Der Ausdruck $ \textstyle c^{2}t^{2}-x^{2} $ ist also eine Invariante der Lorentz-Transformation, d. h. in allen unter Lorentz-Transformationen verbundenen Koordinatensystemen konstant.

In drei Raumdimensionen ist die Norm $ \textstyle c^{2}t^{2}-(x^{2}+y^{2}+z^{2}) $ die einzige Möglichkeit, eine Lorentz-Invariante zu bilden. Z. B. ist die Norm des Energie-Impuls-Vektors die mit $ c $ multiplizierte Masse $ mc $, und die Norm des Drehimpulsvektors ist der lorentzinvariante Betrag des Eigendrehimpulses. Auch der Abstand zweier Ereignisse, also die Norm der Differenz der Vierervektoren der beiden Weltpunkte, ist lorentzinvariant. Bei zwei Vierervektoren ist auch ihr Skalarprodukt lorentzinvariant. Ein Tensor 2. Stufe hat eine lorentzinvariante Spur etc.

Lorentz-Kontraktion und Invarianz der transversalen Koordinaten

Hauptartikel: Lorentzkontraktion

Für einen Lorentz-Boost mit beliebig gerichteter Geschwindigkeit $ {\vec {v}} $, lässt sich der Koordinatenvektor $ {\vec {r}}=(x,y,z) $ des Ereignisses in zwei Komponenten[3][4] $ \textstyle {\vec {r}}={\vec {r_{\parallel }}}+{\vec {r_{\bot }}} $ zerlegen. Die Indizes $ \parallel $ und $ \perp $ bezeichnen dabei die parallele bzw. eine rechtwinklige Richtung zur Geschwindigkeit $ {\vec {v}} $. Die transformierten Koordinaten sind dann durch

$ t'=\gamma \left(t-{\frac {{\vec {v}}\cdot {\vec {r}}}{c^{2}}}\right),\qquad {\vec {r}}_{\parallel }'=\gamma \left({\vec {r}}_{\parallel }-{\vec {v}}t\right),\qquad {\vec {r}}_{\bot }'={\vec {r}}_{\bot } $

gegeben. Ein von den Beobachtern im gestrichenen System gemessener Abstand $ {\vec {r}}' $ ist nur in Bewegungsrichtung $ {\vec {r_{\parallel }}} $ verkürzt. Dieser Effekt wird Lorentz-Kontraktion genannt. Bei Maßstäben $ {\vec {r_{\bot }}} $ senkrecht zur Bewegungsrichtung wirkt sich die Relativität der Gleichzeitigkeit nicht aus. Zusammengefasst lauten diese Gleichungen in der Matrixschreibweise mit Vierervektoren (und der Einheitsmatrix $ I_{3} $):

$ {\begin{pmatrix}ct'\\{\vec {r}}'\end{pmatrix}}={\begin{pmatrix}\gamma &-\gamma {\vec {v}}^{T}/c\\-\gamma {\vec {v}}/c&\mathrm {I} _{3}+(\gamma -1){\vec {v}}{\vec {v}}^{T}/v^{2}\\\end{pmatrix}}{\begin{pmatrix}ct\\{\vec {r}}\end{pmatrix}} $.

Auf gleiche Weise lassen sich elektromagnetische Felder gemäß $ {\vec {E}}'={\vec {E}}'_{\parallel }+{\vec {E}}'_{\perp } $ und $ {\vec {B}}'={\vec {B}}'_{\parallel }+{\vec {B}}'_{\perp } $ in Komponenten zerlegen.[5] Man erhält die (skalaren) Feldkoordinaten

$ {\begin{aligned}E'_{\parallel }&=E_{\parallel }\\B'_{\parallel }&=B_{\parallel }\\E'_{\perp }&=\gamma \left({\vec {E}}+{\vec {v}}\times {\vec {B}}\right)_{\perp }\\B'_{\perp }&=\gamma \left({\vec {B}}-{\frac {{\vec {v}}\times {\vec {E}}}{c^{2}}}\right)_{\perp }.\end{aligned}} $

In nichtrelativistischer Näherung, d. h. für Geschwindigkeiten $ v\ll c $, gilt $ \gamma \approx 1 $. In diesem Fall braucht nicht zwischen Orten und Zeiten in verschiedenen Bezugssystemen unterschieden zu werden und für die Feldgrößen gilt:

$ {\begin{aligned}&{\vec {E}}'={\vec {E}}+{\vec {v}}\times {\vec {B}}\\&{\vec {B}}'={\vec {B}}-(1/{{c}^{2}}){\vec {v}}\times {\vec {E}}\\&{\vec {E}}={\vec {E}}'-{\vec {v}}\times {\vec {B}}'\\&{\vec {B}}={\vec {B}}'+(1/{{c}^{2}}){\vec {v}}\times {\vec {E}}'\\\end{aligned}} $

Herleitung

Um die Formeln einfach zu halten, wird als Längeneinheit die Strecke, die Licht in einer Sekunde zurücklegt gewählt. Dann haben Zeit und Länge dieselbe Maßeinheit und die dimensionslose Lichtgeschwindigkeit beträgt $ c=1 $. Die Geschwindigkeit $ v $ wird also in Einheiten der Lichtgeschwindigkeit gemessen.

Die erste Herleitung beruhte auf der Invarianz der Wellengleichung im Rahmen der elastischen Lichttheorie. Später wurde gezeigt, dass die Lorentz-Transformationsformeln, die den Ausdruck $ \textstyle \delta x^{2}+\delta y^{2}+\delta z^{2}-c^{2}\delta t^{2} $ und somit die Form von Lichtkugelwellen invariant lassen, sich rigoros aus der elektromagnetischen Wellengleichung (und somit aus den Maxwell-Gleichungen) herleiten lassen, sofern die Forderung nach Linearität und Reziprozität berücksichtigt wird.[6][7] Im Rahmen der Elektrodynamik kann die Herleitung der Lorentz-Transformation auch unter Berücksichtigung des Potentials einer bewegten Ladung (Liénard-Wiechert-Potential) erfolgen.[8] Darüber hinaus gibt es eine größere Gruppe von Kugelwellentransformationen, welche den Ausdruck $ \textstyle \lambda \left(\delta x^{2}+\delta y^{2}+\delta z^{2}-c^{2}\delta t^{2}\right) $ invariant lassen. Jedoch nur die Lorentz-Transformationen mit $ \lambda =1 $ bilden alle Naturgesetze einschließlich der Mechanik symmetrisch ab und gehen für $ c\to \infty $ in die Galilei-Transformation über.

Herleitungen in modernen Lehrbüchern beruhen überwiegend auf der Interpretation der Transformationen im Sinne der Speziellen Relativitätstheorie, wonach diese Raum und Zeit selbst betreffen, und sind unabhängig von Annahmen zur Elektrodynamik. Einstein (1905) benutzte dabei zwei Postulate: Das Relativitätsprinzip und das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Allgemeinere Herleitungen, welche auf Wladimir Ignatowski (1910) zurückgehen, beruhen auf gruppentheoretischen Erwägungen.[9][10]

Herleitung aus Linearität und Relativitätsprinzip

Die folgenden Überlegungen klären, wie Koordinaten zusammenhängen, die inertiale Beobachter (Beobachter die fest mit einem Inertialsystem verbunden sind) zur Benennung der Zeit und des Ortes von Ereignissen verwenden. Die Beobachter sollen hier beispielhaft Anna und Bert sein. Annas Koordinatensystem ist durch $ x,y,z,t $ gegeben und Berts durch die gestrichenen Variablen $ \textstyle x',y',z',t' $. Es handele sich um rechtwinklige Koordinaten.

Linearität

Für alle gleichförmig bewegten Beobachter durchlaufen freie Teilchen gerade Weltlinien. Daher muss die Transformation Geraden auf Geraden abbilden. Mathematisch besagt dies, dass die Transformation linear ist.

Stimmen beide Beobachter in der Wahl des Zeitnullpunkts und des räumlichen Ursprungs überein, dann ist die gesuchte Transformation linear und homogen.

Bert bewege sich relativ zu Anna mit der Geschwindigkeit $ v $. Die Koordinatensysteme werden so orientiert, dass $ x,x' $ und $ v $ auf einer Gerade in einer Richtung liegen. Dann kann man sich auf die Koordinaten $ x,t $ beschränken.

Die gesuchte Lorentz-Transformation lautet dann

$ t'=at+bx,\quad x'=et+fx. $

Die Unbekannten $ a,b,e,f $ sind nun zu bestimmen.

Lichtkegel

Ein Lichtimpuls, den Anna zur Zeit $ t=0 $ am Ort $ x=0 $ losschickt, wird durch $ x=\pm t $ beschrieben. Da die Lichtgeschwindigkeit absolut ist, muss für Bert $ x'=\pm t' $ gelten. Die Gleichungen mit dem Pluszeichen erfordern $ e+f=a+b $ und die Gleichungen mit dem Minuszeichen $ e-f=-a+b $. Daraus folgt $ e=b $ und $ f=a $ bzw.

$ t'=at+bx,\quad x'=bt+ax. $

Dies gilt für alle Lorentz-Transformationen, unabhängig von der Relativgeschwindigkeit der Beobachter.

Relativgeschwindigkeit

Anna beschreibt Berts Bewegung durch $ x=vt $, Bert seine eigene durch $ \textstyle x'=0 $. Die Lorentz-Transformation von Annas zu Berts Koordinatensystem muss diese beiden Ausdrücke ineinander überführen. Aus $ \textstyle x'=bt+avt=(b+av)t=0 $ folgt dann $ b=-av $, also

$ t'=a(t-vx),\quad x'=a(x-vt). $

Es bleibt noch der Vorfaktor $ a $ zu bestimmen. Von den Koordinaten kann er nicht abhängen, sonst wäre die Lorentz-Transformation nichtlinear. Bleibt also eine Abhängigkeit von der Relativgeschwindigkeit. Man schreibt $ a=a(v) $. Da die Lorentz-Transformation nicht von der Richtung von $ v $ abhängen soll, gilt $ a=a(|v|) $.

Vorfaktor

Um den Vorfaktor zu bestimmen, führt man eine weitere inertiale Beobachterin Clara mit den Koordinaten $ \textstyle t'',x'' $ und der Relativgeschwindigkeit $ v' $ in Bezug auf Bert ein. Die Lorentz-Transformation von Berts zu Claras Koordinaten muss wegen des Relativitätsprinzips dieselbe Form wie die obige haben, also

$ t''=a'(t'-v'x'),\quad x''=a'(x'-v't'), $

dabei wurde $ a'=a(v') $ abgekürzt.

Man kombiniert nun die beiden Transformationen, rechnet also die Koordinaten von Anna in die von Clara um. Es reicht dazu, eine der beiden Koordinaten zu berechnen:

$ t''=a'(t'-v'x')=a'(a(t-vx)-v'a(x-vt))=a'a(1+vv')\left(t-{\frac {v+v'}{1+vv'}}x\right). $

Sitzt Clara neben Anna, ist $ v'=-v $ und die doppelt gestrichenen Koordinaten sind gleich den ungestrichenen. Der Faktor $ \textstyle (v+v')/(1+vv') $ verschwindet und der Vorfaktor $ \textstyle a'a(1+v'v)=a'a(1-v^{2}) $ muss gleich 1 sein. Wegen $ \textstyle a(-v)a(v)\cdot (1-v^{2})=1 $ und $ a(-v)=a(v) $ muss dann

$ a(v)={\frac {1}{\sqrt {1-v^{2}}}} $

gelten. Mit der Abkürzung $ \gamma =a(v) $ ist

$ t'=\gamma (t-vx),\quad x'=\gamma (x-vt). $

Die Lorentz-Transformationen lauten daher

$ t'=\gamma \left(t-\left({\frac {v}{c^{2}}}\right)x\right),\qquad x'=\gamma (x-vt),\qquad \gamma ={\frac {1}{\sqrt {1-({\frac {v}{c}})^{2}}}}. $

Herleitung aus der Zeitdilatation

Mit einem Argument von Macdonald[11] kann man die Transformationsformeln aus der Zeitdilatation gewinnen. An einer Lichtfront, die sich in positiver x-Richtung bewegt, hat die Differenzkoordinate $ ct-x $ überall denselben Wert, ebenso $ \textstyle ct'-x' $. Man betrachtet eine Front, die durch das Ereignis E geht und irgendwann (vorher oder nachher) auf den bewegten Koordinatenursprung O' trifft, der langsamer als Licht sein muss. Wegen der gleichbleibenden Werte stehen die Differenzkoordinaten bei E in derselben Beziehung zueinander wie am Punkt O'. An diesem gilt $ \textstyle x'=0,\ x=vt $, sowie nach der Dilatationsformel $ \textstyle t=\gamma t' $ wobei $ \textstyle \gamma =1/{\sqrt {1-v^{2}/c^{2}}} $ ist. Für die Differenzkoordinaten gilt daher

$ ct-x=\left(1-{\frac {v}{c}}\right)\gamma (ct'-x') $

Analog hat an einer Lichtfront, die sich in negativer x-Richtung bewegt, die Summenkoordinate $ ct+x $ überall denselben Wert, ebenso $ \textstyle ct'+x' $. Auch eine solche Front geht durch E (mit gleichen Koordinaten wie oben) und durch O' (zu einem anderen Zeitpunkt als oben). In der Gleichung analog zur vorhergehenden werden nun Summen statt Differenzen gebildet, daher lautet sie

$ ct+x=\left(1+{\frac {v}{c}}\right)\gamma (ct'+x') $

Addition und Subtraktion der beiden Gleichungen ergibt $ ct,x $ als Funktion von $ ct',x' $.

Empirische Herleitung

Howard P. Robertson und andere zeigten, dass die Lorentz-Transformation auch empirisch hergeleitet werden kann. Dazu ist es nötig, allgemeine Transformationsformeln zwischen verschiedenen Inertialsystemen mit experimentell bestimmbaren Parametern zu versehen. Es wird angenommen, dass ein einziges „bevorzugtes“ Inertialsystem $ X,Y,Z,T $ existiert, in dem die Lichtgeschwindigkeit konstant, isotrop und unabhängig von der Geschwindigkeit der Quelle ist. Ebenso sollen Einstein-Synchronisation und Synchronisation durch langsamen Uhrentransport in diesem System äquivalent sein. Es sei ein weiteres, zu diesem System kollineares System $ x,y,z,t $ gegeben, dessen räumlicher Ursprung zum Zeitpunkt $ T=t=0 $ mit dem Ursprung des ersten Systems übereinstimmt und in dem die Uhren und Maßstäbe dieselbe interne Konstitution haben wie im ersten System. Dieses zweite System bewegt sich relativ zum ersten System mit konstanter Geschwindigkeit entlang der gemeinsamen $ X $-Achse. Folgende Größen bleiben dabei zunächst unbestimmt:

  • $ a(v) $ Unterschiede in der Zeitmessung,
  • $ b(v) $ Unterschiede in der Messung longitudinaler Längen,
  • $ d(v) $ Unterschiede in der Messung transversaler Längen,
  • $ \varepsilon (v) $ folgt aus der Konvention zur Uhrensynchronisation.

Daraus ergeben sich folgende Transformationsformeln:

$ {\begin{aligned}t&=a(v)T+\varepsilon (v)x\\x&=b(v)(X-vT)\\y&=d(v)Y\\z&=d(v)Z\end{aligned}} $

$ \varepsilon (v) $ wird nicht direkt gemessen, sondern folgt aus der Uhrensynchronisationskonvention. Hier ist die Einstein-Synchronisation die einfachste Möglichkeit, woraus sich $ \textstyle \varepsilon (v)=-v/c^{2} $ ergibt. Das Verhältnis zwischen $ b(v) $ und $ d(v) $ wird aus dem Michelson-Morley-Experiment, das Verhältnis zwischen $ a(v) $ und $ b(v) $ aus dem Kennedy-Thorndike-Experiment und schließlich $ a(v) $ allein aus dem Ives-Stilwell-Experiment bestimmt. Die Experimente ergaben $ \textstyle 1/a(v)=b(v)=\gamma $ und $ d(v)=1 $, was obige Transformation in die Lorentz-Transformation überführt. Hingegen wurde die Galilei-Transformation $ a(v)=b(v)=d(v)=1 $ damit ausgeschlossen.

Poincaré- und Lorentz-Gruppe

Die Poincaré-Gruppe ist die Menge der linear inhomogenen Transformationen

$ T_{\Lambda ,a}\colon x\mapsto T_{\Lambda ,a}x=x^{\prime },\quad x^{\prime \,m}=\Lambda ^{m}{}_{n}\,x^{n}+a^{m},\quad m,n\in \{0,1,2,3\}, $

die den Abstand zweier Vierervektoren invariant lassen. Die Untergruppe der homogenen Transformationen $ \textstyle T_{\Lambda ,0} $ bildet die Lorentz-Gruppe, $ \mathrm {O} (1,3) $, das ist die Gruppe der linearen Transformationen von $ \textstyle \mathbb {R} ^{4} $ auf $ \textstyle \mathbb {R} ^{4} $, die das Längenquadrat

$ w^{2}=t^{2}-x^{2}-y^{2}-z^{2} $

jedes Vektors $ w=(t,x,y,z) $ aus $ \textstyle \mathbb {R} ^{4} $ invariant lassen. Schreiben wir das Längenquadrat als Matrixprodukt

$ w^{\mathrm {T} }\,\eta \,w $

des Spaltenvektors $ w $ mit der Matrix

$ \eta ={\begin{pmatrix}1&0&0&0\\0&-1&0&0\\0&0&-1&0\\0&0&0&-1\\\end{pmatrix}} $

und der transponierten Spalte, der Zeile $ \textstyle w^{\mathrm {T} } $, so muss für jeden Lorentz-transformierten Vektor $ \Lambda w $ gelten

$ w^{\mathrm {T} }\,\Lambda ^{\mathrm {T} }\eta \,\Lambda \,w=w^{\mathrm {T} }\,\eta \,w. $

Dies ist genau dann der Fall, wenn die Lorentz-Transformation die Gleichung

$ \Lambda ^{\mathrm {T} }\eta \,\Lambda =\eta $

erfüllt.

Alle Lösungen dieser Gleichung, die die Zeitrichtung und räumliche Orientierung nicht umdrehen, sind von der Form

$ \Lambda =D_{1}\,\Lambda _{v}\,D_{2}. $

Dabei sind $ D_{1} $ und $ D_{2} $ Drehungen

$ D={\begin{pmatrix}1&\\&D_{3\times 3}\\\end{pmatrix}},\quad D_{3\times 3}^{\mathrm {T} }\,D_{3\times 3}=\mathbf {1} ,\quad \det D_{3\times 3}=1. $

Diese Drehungen bilden die Untergruppe SO(3) der Lorentz-Gruppe. Die Matrix

$ \Lambda _{v}={\begin{pmatrix}\gamma &-\gamma \,v&0&0\\-\gamma \,v&\gamma &0&0\\0&0&1&0\\0&0&0&1\\\end{pmatrix}} $

bewirkt die oben angegebene Lorentz-Transformation mit einer Geschwindigkeit $ |v|<1 $. Die Transformationen

$ \Lambda =D\,\Lambda _{v}\,D^{-1}. $

heißen Lorentz-Boost. Sie transformieren auf die Koordinaten des bewegten Beobachters, der sich mit Geschwindigkeit $ v $ in die Richtung bewegt, die sich durch die Drehung $ D $ aus der $ x $-Richtung ergibt.

Lorentz-Transformationen, die das Vorzeichen der Zeitkoordinate, die Richtung der Zeit, nicht ändern,

  • $ \Lambda _{\ 0}^{0}\geq 1, $

bilden die Untergruppe der orthochronen Lorentz-Transformationen. Die Lorentz-Transformationen mit

  • $ \det \Lambda =1 $

bilden die Untergruppe der eigentlichen Lorentz-Transformationen. Für die orientierungstreuen Lorentz-Transformationen gilt

  • $ \Lambda _{\ 0}^{0}\cdot \det \Lambda \geq 1. $

Die zeit- und orientierungstreuen Lorentz-Transformationen

  • $ \Lambda _{\ 0}^{0}\geq 1,\quad \det \Lambda =1, $

bilden die eigentliche orthochrone Lorentz-Gruppe. Sie ist zusammenhängend: Jede eigentliche orthochrone Lorentz-Transformation kann durch stetige Veränderung der sechs Parameter, drei für die Drehachse und den Drehwinkel und drei für die Relativgeschwindigkeit der beiden Bezugssysteme, in die identische Abbildung übergeführt werden.

Zeit- und Raumspiegelung

Die nicht mit der $ \mathbf {1} $ zusammenhängenden Lorentz-Transformationen erhält man, indem man die Zeitspiegelung oder die Raumspiegelung

$ {\mathcal {T}}={\begin{pmatrix}-1&0&0&0\\0&1&0&0\\0&0&1&0\\0&0&0&1\\\end{pmatrix}},\quad {\mathcal {P}}={\begin{pmatrix}1&0&0&0\\0&-1&0&0\\0&0&-1&0\\0&0&0&-1\\\end{pmatrix}} $

oder beide mit den Lorentz-Transformationen multipliziert, die mit der $ \mathbf {1} $ zusammenhängen. Die Lorentz-Gruppe $ \mathrm {O} (1,3) $ hat vier Zusammenhangskomponenten.

Überlagerungsgruppe

Die folgenden Überlegungen zeigen, dass die Gruppe der linearen Transformationen des zweidimensionalen, komplexen Vektorraumes $ \textstyle \mathbb {C} ^{2} $, deren Determinante den speziellen Wert $ 1 $ hat, die sogenannte spezielle lineare Gruppe $ \mathrm {SL} (2,\mathbb {C} ) $, die einfach zusammenhängende Überlagerung der eigentlichen orthochronen Lorentz-Transformationen ist. Dabei überlagert die Untergruppe der speziellen unitären zweidimensionalen Transformationen, SU(2) die Gruppe der Drehungen, $ \mathrm {SO} (3) $.

Jede hermitesche $ 2\times 2 $ – Matrix ist von der Form:

$ {\hat {w}}={\begin{pmatrix}t+z&x-\mathrm {i} y\\x+\mathrm {i} y&t-z\end{pmatrix}}={\hat {w}}^{\mathrm {T} \,*}={\hat {w}}^{\dagger }. $

Da sie umkehrbar eindeutig durch die vier reellen Parameter $ w=(t,x,y,z) $ bezeichnet wird und da Summen und reelle Vielfache hermitescher Matrizen wieder hermitesch sind und zu den Summen und Vielfachen der Vierervektoren $ w $ gehören, ist sie Element eines vierdimensionalen Vektorraums.

Die Determinante

$ \det {\hat {w}}=t^{2}-x^{2}-y^{2}-z^{2} $

ist das Längenquadrat des Vierervektors $ w $.

Multipliziert man $ {\hat {w}} $ von links mit einer beliebigen, komplexen $ 2\times 2 $ – Matrix und von rechts mit deren adjungierten, so ist das Ergebnis $ \textstyle M{\hat {w}}M^{\dagger }={\hat {u}} $ wieder hermitesch und lässt sich als $ {\hat {u}} $ schreiben, wobei $ u=\Lambda w $ linear von $ w $ abhängt. Ist $ M $ aus der speziellen linearen Gruppe der komplexen $ 2\times 2 $-Matrizen, $ \mathrm {SL} (2,\mathbb {C} ) $, deren Determinanten den speziellen Wert $ 1 $ haben, so stimmt das Längenquadrat von $ w $ und $ u=\Lambda w $ überein, $ \Lambda $ ist also eine Lorentz-Transformation. Zu jedem $ M $ aus $ \mathrm {SL} (2,\mathbb {C} ) $ gehört so vermöge

$ M{\hat {w}}M^{\dagger }={\widehat {\Lambda w}} $

eine Lorentz-Transformation $ \Lambda $ aus $ \mathrm {O} (1,3) $. Genauer gehört zu jedem Paar $ \pm M $ von komplexen $ 2\times 2 $-Matrizen aus $ \mathrm {SL} (2,\mathbb {C} ) $ genau eine Lorentz-Transformation $ \Lambda (M)=\Lambda (-M) $ aus dem Teil von $ \mathrm {O} (1,3) $, welcher mit der $ \mathbf {1} $ stetig zusammenhängt. Dieser Teil der Lorentz-Gruppe ist eine Darstellung der Gruppe $ \mathrm {SL} (2,\mathbb {C} ) $.

Die Gruppe $ \mathrm {SL} (2,\mathbb {C} ) $ ist die Produktmannigfaltigkeit $ \mathbb {R} ^{3}\times S^{3} $ und einfach zusammenhängend. Die Gruppe der eigentlichen orthochronen Lorentz-Transformationen ist hingegen nicht einfach zusammenhängend: Drehungen um eine feste Achse mit Winkeln, die von $ \alpha =0 $ bis $ \alpha =2\pi $ anwachsen, bilden in der Drehgruppe einen geschlossenen Kreis. Man kann diese Transformationen nicht stetig in andere Drehungen abändern, so dass dieser Kreis auf einen Punkt zusammenschrumpft.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Harald Klingbeil: Elektromagnetische Feldtheorie: Ein Lehr- und Übungsbuch. Springer-Verlag, 2010, ISBN 3-8348-1403-2, S. 497 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. arxiv:1609.08647v1
  3. Christian Møller: The theory of relativity. 1952, § 18. The most general Lorentz transformation, S. 41 (Internet Archive).
  4. Klaus W. Kark: Antennen und Strahlungsfelder. Elektromagnetische Wellen auf Leitungen, im Freiraum und ihre Abstrahlung. 3., erweiterte Auflage. Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-8348-0553-9, Kap. 3.7.1, S. 46
  5. R. P. Feynman: Lectures On Physics, Vol. II, 26-3, Relativistic transformation of the fields
  6. Max von Laue: Das Relativitätsprinzip, 2. Auflage, Vieweg, Braunschweig 1913, S. 38–41.
  7. Karl Stiegler: On the Deduction of the Lorentz-Einstein Transformation from Maxwell's Electromagnetic Field Equations. In: Proceedings of the Physical Society. 71. Jahrgang, Nr. 3, 1958, S. 512–513, doi:10.1088/0370-1328/71/3/429.
  8. Feynman, R.P.: 21–6 The potentials for a charge moving with constant velocity; the Lorentz formula. In:The Feynman Lectures on Physics., Band 2. Basic Books, New York 2013, ISBN 978-0-465-02416-2.
  9. Pal, Palash B.: Nothing but relativity. In: European Journal of Physics. Nr. 3, 2003, S. 24, doi:10.1088/0143-0807/24/3/312, arxiv:physics/0302045.
  10. Baccetti, Valentina; Tate, Kyle; Visser, Matt: Inertial frames without the relativity principle. In: Journal of High Energy Physics. 2012, S. 119, doi:10.1007/JHEP05(2012)119, arxiv:1112.1466, bibcode:2012JHEP...05..119B.; Siehe Referenzen 5 bis 25.
  11. Alan Macdonald, Derivation of the Lorentz transformation. In: American Journal of Physics. Vol. 49, Issue 5, 1981, ISSN 0002-9505, S. 493, aktualisierte Version.