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Das '''Axion''' ist ein [[Hypothetisches Teilchen|hypothetisches]] [[Elementarteilchen]] ohne elektrische Ladung und mit [[Spin]] Null, das eine Lösung des Problems wäre, dass theoretische Überlegungen zwar eine Verletzung der [[CP-Verletzung|CP-Symmetrie]] in der [[Quantenchromodynamik]] (QCD) forderten, diese aber nicht beobachtet wurde. Eine solche CP-Verletzung würde für das [[Neutron]] ein [[Elektrisches Dipolmoment des Neutrons|elektrisches Dipolmoment]] von bis zu <math>d_n\approx10^{-16}\,\mathrm{e\cdot cm}</math> vorhersagen,<ref>Der Wert hängt von einem Parameter ab, dem Vakuumwinkel, der von Null bis <math>2 \pi</math> variiert; das Problem lässt sich auch so formulieren, dass zu erklären ist, warum der Vakuumwinkel verschwindet.</ref> stattdessen wurde selbst bei <math>d_n\le10^{-25}\,\mathrm{e\cdot cm}</math> noch keines gemessen. | |||
Bisher (Stand 2020) konnte das Axion, das auch ein Kandidat für [[Dunkle Materie]] ist, nicht gefunden werden. Im Jahr 2019 wurde über die Beobachtung eines [[Quasiteilchen]]-Analogons eines Axions in einem Weyl-Halbmetall berichtet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spektrum.de/news/verzweifelt-gesuchtes-teilchen-in-festkoerper-aufgetaucht/1679048 |titel=Axionen: Verzweifelt gesuchtes Teilchen in Festkörper aufgetaucht |sprache=de |abruf=2019-10-12}}</ref><ref name="gooth">{{Literatur |Autor=J. Gooth et al. |Titel=Axionic charge-density wave in the Weyl semimetal (TaSe<sub>4</sub>)<sub>2</sub>I |Sammelwerk=[[Nature]] |Nummer=575 |Datum=2019-10 |Seiten=315–319 |Sprache=en |DOI=10.1038/s41586-019-1630-4}}</ref> | |||
== Theoretischer Hintergrund == | == Theoretischer Hintergrund == | ||
Im Gegensatz zur [[Schwache Wechselwirkung|schwachen Wechselwirkung]] sind bei der [[ | Im Gegensatz zur [[Schwache Wechselwirkung|schwachen Wechselwirkung]] sind bei der [[Starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]] die diskreten [[Symmetrie (Physik)|Symmetrien]] ''C'' ([[Ladungskonjugation|Ladungsumkehr]], der Austausch aller [[Teilchen]] durch ihre [[Antiteilchen]]), ''P'' ([[Parität (Physik)|Parität]], Raumspiegelung) und ''T'' ([[Zeitumkehr (Physik)|Zeitumkehr]]) ungebrochen. Eine Konsequenz ist das verschwindende elektrische Dipolmoment des Neutrons. | ||
Insbesondere ist damit auch die Kombination ''CP'' eine ungebrochene Symmetrie. Die grundlegende Theorie der starken Wechselwirkung, die Quantenchromodynamik, sagt aber, wie [[Gerardus ’t Hooft]] 1976 fand, einen ''CP''-verletzenden Anteil in Form nicht[[Störungstheorie|störungstheoretischer]] Konfigurationen von Vakuumfeldern ([[Instanton]]en) voraus. Genauer führte 't Hooft diesen CP-verletzenden nichtstörungstheoretischen Term in der QCD-[[Wirkung (Physik)|Wirkung]] ein, um ein anderes Problem (von [[Steven Weinberg]] <math> U_A (1)</math>-Problem genannt) zu lösen,<ref>Die Lagrangedichte der QCD besitzt im Fall der fast masselosen u- und d-Quarks (chiraler Grenzfall) eine <math>U (2)_A \times U(2)_V</math>-Symmetrie (U (2) ist die unitäre Matrix in zwei Dimensionen, die die beiden Quarks ineinander transformiert, A steht für axial, V für Vektor), deren axialer Anteil durch Quark-Antiquark-Kondensate im Vakuum spontan gebrochen wird, was zu vier Nambu-Goldstone-Bosonen führt, von denen aber nur drei mit den auf der üblichen Massenskala der QCD fast masselosen [[Pion]]en identifiziert werden können, das vierte leichte Goldstoneboson wird nicht beobachtet.</ref><ref>{{Internetquelle |autor=R. D. Peccei |url=https://indico.cern.ch/event/351600/contributions/1754013/attachments/695454/954930/The_Strong_CP_Problem_and_Axions.pdf |titel=The strong CP problem and axions |werk= |hrsg= |datum=2015-06 |format=PDF |kommentar=Vorlesungsfolien, Invisibles 2015 Workshop, Madrid |abruf=2020-10-14}}</ref> handelte sich damit aber ein neues Problem ein, das als Starkes CP-Problem ({{lang|en|''strong CP problem''}}) bekannt wurde. | |||
Der Zusatzterm zur [[Lagrangedichte]] von ’t Hooft hatte einen Vakuumwinkel <math>\Theta</math> als Parameter, und das Problem war zu erklären, warum dieser so klein war.<ref>Der Vakuumwinkel erhält noch einen Beitrag von der schwachen Wechselwirkung aus der Diagonalisierung der Kobayashi-Maskawa-Matrix; das Problem bleibt aber bestehen.</ref> [[Roberto Peccei]] und [[Helen Quinn]] schlugen die Existenz einer zusätzlichen globalen, [[Spontane Symmetriebrechung|spontan gebrochenen]] [[Chirale Symmetrie|chiralen Symmetrie]] <math>U(1)_{PQ}</math> vor (Peccei-Quinn-Symmetrie), die den Vakuumwinkel zum Verschwinden bringt.<ref>Chiral bedeutet hier chirale Transformation der Quarkfelder, also die gleiche Symmetrie die oben als axiale Symmetrie bezeichnet wurde, unter Einführung eines neuen Phasenwinkels.</ref> Diese neue Symmetrie führt über das [[Goldstonetheorem]] zu einem neuen Nambu-Goldstone-Boson. Dieses neue leichte, schwach wechselwirkende Teilchen nannte [[Frank Wilczek]] 1978 nach dem amerikanischen Waschmittel ''Axion'' (unabhängig davon führte es auch Steven Weinberg ein). | |||
Es gibt zum einen das Modell des stärker wechselwirkenden KSVZ<ref>KSVZ ist ein Akronym aus den Namen der Autoren zweier wissenschaftlicher Artikel:<br />1. {{Literatur |Autor=Jihn E. Kim |Titel=Weak-Interaction Singlet and Strong CP Invariance |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=43 |Nummer=2 |Datum=1979-07-09 |Seiten=103–107 |DOI=10.1103/PhysRevLett.43.103}}<br />2. {{Literatur |Autor= [[Michail Schifman|M. A. Shifman]], [[Arkady Vainshtein|A. I. Vainshtein]], [[Walentin Iwanowitsch Sacharow|V. I. Zakharov]] |Titel=Can confinement ensure natural CP invariance of strong interactions? |Sammelwerk=Nuclear Physics B |Band=166 |Nummer=3 |Datum=1980-04-28 |Seiten=493–506 |DOI=10.1016/0550-3213(80)90209-6}}</ref> und zum anderen das des weniger stark wechselwirkenden DFSZ-Axions<ref>DFSZ ist ein Akronym aus den Namen der Autoren zweier wissenschaftlicher Artikel:<br />1. {{Literatur |Autor= [[Michael Dine]], [[Willy Fischler]], [[Mark Srednicki]] |Titel=A simple solution to the strong CP problem with a harmless axion |Sammelwerk=Physics Letters B |Band=104 |Nummer=3 |Datum=1981-08-27 |Seiten=199–202 |DOI=10.1016/0370-2693(81)90590-6}}<br />2. {{Literatur |Autor= [[Ariel Zhitnitsky|A. P. Zhitnitskii]] |Titel=Possible suppression of axion-hadron interactions |Sammelwerk=Sov. J. Nucl. Phys. (Engl. Transl.) |Band=31 | Nummer = 2 |Datum=1980-02-01 |Online=https://www.osti.gov/biblio/7063072 | Seiten = 260–267|Kommentar = Original in ''Yad. Fiz.'' Band 31, 1980, S. 497–504}}</ref>. | |||
Es gibt zum einen das Modell des stärker wechselwirkenden KSVZ<ref>KSVZ ist ein Akronym aus den Namen der Autoren zweier wissenschaftlicher Artikel: | |||
== Kandidat für dunkle Materie == | == Kandidat für dunkle Materie == | ||
Axionen werden, neben den [[Neutrino]]s und den ebenfalls nur [[Postulat|postulierten]] [[WIMP]]s und [[MACHO]]s, als mögliche Kandidaten zur Lösung des Problems der [[Dunkle Materie|dunklen Materie]] gehandelt | Axionen werden, neben den [[Neutrino]]s und den ebenfalls nur [[Postulat|postulierten]] [[WIMP]]s und [[MACHO]]s, als mögliche Kandidaten zur Lösung des Problems der [[Dunkle Materie|dunklen Materie]] gehandelt.<ref>{{Literatur |Autor=John Preskill, Mark B. Wise, Frank Wilczek |Titel=Cosmology of the invisible axion |Sammelwerk=Physics Letters B |Band=120 |Nummer=1 |Datum=1983-01-06 |Seiten=127–132 |DOI=10.1016/0370-2693(83)90637-8}}</ref> | ||
Falls Axionen einen Großteil der dunklen Materie darstellen, ergaben [[Gittereichtheorie|Gitter]]-QCD-Berechnungen zur Masse der Axionen Massewerte von 50 bis 1500 | Falls Axionen einen Großteil der dunklen Materie darstellen, ergaben [[Gittereichtheorie|Gitter]]-QCD-Berechnungen zur Masse der Axionen Massewerte von 50 bis 1500 Mikro[[elektronenvolt]] – und damit bis zu zehn Milliarden Mal leichter als das Elektron.<ref>{{Literatur |Autor=S. Borsanyi u. a. |Titel=Calculation of the axion mass based on high-temperature lattice quantum chromodynamics |Sammelwerk=Nature |Band=539 |Nummer=7627 |Datum=2016-11 |Seiten=69–71 |DOI=10.1038/nature20115}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.desy.de/aktuelles/news_suche/index_ger.html?openDirectAnchor=1126 |titel=Supercomputer liefert Steckbrief von Dunkler Materie |werk= |hrsg=DESY |datum=2016-11-02 |format= |abruf=2020-10-14}}</ref> | ||
== Nachweisexperimente == | == Nachweisexperimente == | ||
Diverse Experimente versuchen mit verschiedenen Methoden, Axionen nachzuweisen | Diverse Experimente versuchen mit verschiedenen Methoden, Axionen nachzuweisen. | ||
=== Laborexperimente === | === Laborexperimente === | ||
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Bei den Primakoff-[[Teleskop]]en wird durch Nutzung des [[Primakoff-Effekt]]s nach Axionen gesucht (siehe [[CAST-Experiment]] am [[CERN]]-Forschungszentrum). Durch den Primakoff-Effekt würde ein Axion in einem äußeren Magnetfeld, z.B. bei CAST im Feld eines [[Large Hadron Collider|LHC]]-Prototyp-Magneten mit 9 [[Tesla (Einheit)|Tesla]] [[Feldstärke|Stärke]], in ein Photon mit Energien im keV-Bereich umgewandelt. Dieses kann dann in Teilchendetektoren wie einer [[CCD-Sensor|CCD]] nachgewiesen werden. | Bei den Primakoff-[[Teleskop]]en wird durch Nutzung des [[Primakoff-Effekt]]s nach Axionen gesucht (siehe [[CAST-Experiment]] am [[CERN]]-Forschungszentrum). Durch den Primakoff-Effekt würde ein Axion in einem äußeren Magnetfeld, z. B. bei CAST im Feld eines [[Large Hadron Collider|LHC]]-Prototyp-Magneten mit 9 [[Tesla (Einheit)|Tesla]] [[Feldstärke|Stärke]], in ein Photon mit Energien im keV-Bereich umgewandelt. Dieses kann dann in Teilchendetektoren wie einer [[CCD-Sensor|CCD]] nachgewiesen werden. | ||
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Die Ziele des Experiments sind | Die Ziele des Experiments sind | ||
* die Güte des Experiments so weit zu steigern, dass sich KSVZ-Axione aus unserem [[Halo (Astronomie)|Halo]] nachweisen lassen und | * die Güte des Experiments so weit zu steigern, dass sich KSVZ-Axione aus unserem [[Halo (Astronomie)|Halo]] nachweisen lassen und | ||
* den Massenbereich von 1,3 μ[[Elektronvolt|eV]]/c² < m<sub>a</sub> < 13 μeV/c² komplett zu durchsuchen. | * den Massenbereich von 1,3 μ[[Elektronvolt|eV]]/c² < m<sub>a</sub> < 13 μeV/c² komplett zu durchsuchen. | ||
Das ADMX-Experiment benutzt einen sogenannten Sikivie-Detektor (nach [[Pierre Sikivie]], der viele Nachweisexperimente zum Axion vorschlug). Hierbei wird über den Primakoff-Effekt ein Axion innerhalb eines statischen Magnetfeldes erzeugt. Die erzielbare [[Wellenlänge]] des Photons wird dabei durch die [[Resonanzfrequenz]], d. h., die Größe, des Behälters begrenzt: der verwendete Zylinder ist 1 m lang und hat einen Durchmesser von 0,5 m. Das durch einen [[Supraleitung|supraleitenden]] [[Zylinderspule|Solenoid]] (Elektromagnet) zur Verfügung gestellte Magnetvolumen, beträgt B<sub>0</sub><sup>2</sup>·V < 11 T<sup>2</sup>m<sup>3</sup>. | |||
== Festkörper-Analogon des Axions == | |||
Wie auch bei anderen hypothetischen Elementarteilchen wurden Analoga in Festkörpern gesucht. Über ein Analogon des Axions berichtete 2019 eine Forschergruppe um Johannes Gooth (Max-Planck-Institut für chemische Physik fester Stoffe, Tübingen) in [[Nature]].<ref name="gooth" /> Als topologische Phase in einem Weyl-[[Halbmetall]] war es schon 2010 von [[Shou-Cheng Zhang]] und Kollegen vorhergesagt worden.<ref>{{Literatur |Autor=Rundong Li, Jing Wang, Xiao-Liang Qi, Shou-Cheng Zhang |Titel=Dynamical axion field in topological magnetic insulators |Sammelwerk=Nature Physics |Band=6 |Nummer=4 |Datum=2010-04 |Seiten=284–288 |DOI=10.1038/nphys1534}}</ref> In Weyl-Halbmetallen bilden die Elektronen Quasiteilchen, die sich wie [[Weyl-Fermion]]en verhalten. Sie haben Ähnlichkeit mit [[Topologischer Isolator|topologischen Isolatoren]]. Bei dem Weyl-Halbmetall handelte sich um die [[Tantal]]-[[Selen]]-Verbindung (TaSe<sub>4</sub>)<sub>2</sub>, bei der sich die Weyl-Fermionen bei Abkühlung auf −11 Grad Celsius in [[Ladungsdichtewelle]]n sammelten. Eine Mode dieser Welle ({{lang|en|''sliding mode''}}, Phason) bildete das Analogon des Axions, wie durch das ähnliche Verhalten unter elektrischen und magnetischen Feldern nachgewiesen wurde. So zeigte sich ein großer positiver Beitrag zur magnetischen Leitfähigkeit bei parallelen elektrischen und magnetischen Feldern entsprechend dem Axion-Beitrag zur chiralen [[Anomalie (Quantenfeldtheorie)|Anomalie]]. | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
Originalaufsätze: | Originalaufsätze: | ||
* | * {{Literatur | ||
* | |Autor=G. ’t Hooft | ||
* | |Titel=Symmetry Breaking through Bell-Jackiw Anomalies | ||
* | |Sammelwerk=Physical Review Letters | ||
* | |Band=37 | ||
* | |Nummer=1 | ||
* | |Datum=1976-07-05 | ||
|Seiten=8–11 | |||
|DOI=10.1103/PhysRevLett.37.8}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=G. ’t Hooft | |||
|Titel=Computation of the quantum effects due to a four-dimensional pseudoparticle | |||
|Sammelwerk=Physical Review D | |||
|Band=14 | |||
|Nummer=12 | |||
|Datum=1976-12-15 | |||
|Seiten=3432–3450 | |||
|Kommentar=Erratum Band 18, 1978, S. 2199 | |||
|DOI=10.1103/PhysRevD.14.3432}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=R. D. Peccei, Helen R. Quinn | |||
|Titel=CP Conservation in the Presence of Pseudoparticles | |||
|Sammelwerk=Physical Review Letters | |||
|Band=38 | |||
|Nummer=25 | |||
|Datum=1977-06-20 | |||
|Seiten=1440–1443 | |||
|DOI=10.1103/PhysRevLett.38.1440}} | |||
*{{Literatur | |||
|Autor=R. D. Peccei, Helen R. Quinn | |||
|Titel=Constraints imposed by CP conservation in the presence of pseudoparticles | |||
|Sammelwerk=Physical Review D | |||
|Band=16 | |||
|Nummer=6 | |||
|Datum=1977-09-15 | |||
|Seiten=1791–1797 | |||
|DOI=10.1103/PhysRevD.16.1791}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=Steven Weinberg | |||
|Titel=A New Light Boson? | |||
|Sammelwerk=Physical Review Letters | |||
|Band=40 | |||
|Nummer=4 | |||
|Datum=1978-01-23 | |||
|Seiten=223–226 | |||
|DOI=10.1103/PhysRevLett.40.223}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=F. Wilczek | |||
|Titel=Problem of Strong P and T Invariance in the Presence of Instantons | |||
|Sammelwerk=Physical Review Letters | |||
|Band=40 | |||
|Nummer=5 | |||
|Datum=1978-01-30 | |||
|Seiten=279–282 | |||
|DOI=10.1103/PhysRevLett.40.279}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=John Preskill, Mark B. Wise, Frank Wilczek | |||
|Titel=Cosmology of the invisible axion | |||
|Sammelwerk=Physics Letters B | |||
|Band=120 | |||
|Nummer=1 | |||
|Datum=1983-01-06 | |||
|Seiten=127–132 | |||
|DOI=10.1016/0370-2693(83)90637-8}} | |||
Bücher: | Bücher: | ||
* Markus Kuster, et al.: ''Axions - theory, cosmology, and experimental searches.'' Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-73517-5 | * Markus Kuster, et al.: ''Axions - theory, cosmology, and experimental searches.'' Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-73517-5. | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [http://www.llnl.gov/str/JanFeb04/pdfs/01_04.1.pdf Artikel zum Experiment des Lawrence Livermore National Laboratory (PDF-Datei, englisch)] (1,97 MB) | * [http://www.llnl.gov/str/JanFeb04/pdfs/01_04.1.pdf Artikel zum Experiment des Lawrence Livermore National Laboratory (PDF-Datei, englisch)] (1,97 MB) | ||
* {{Webarchiv | url=http://www.ftd.de/forschung_bildung/forschung/:Unbekannter-Winzling-Nachwuchs-im-Teilchenzoo/457823.html | * {{Webarchiv |url=http://www.ftd.de/forschung_bildung/forschung/:Unbekannter-Winzling-Nachwuchs-im-Teilchenzoo/457823.html |text=Artikel in deutscher Sprache zum ALPS-Experiment am DESY in Hamburg |wayback=20090122092446}} | ||
* [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1114063/ DLF-Bericht zur Suche nach Axionen am DESY] | * [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1114063/ DLF-Bericht zur Suche nach Axionen am DESY] | ||
Das Axion ist ein hypothetisches Elementarteilchen ohne elektrische Ladung und mit Spin Null, das eine Lösung des Problems wäre, dass theoretische Überlegungen zwar eine Verletzung der CP-Symmetrie in der Quantenchromodynamik (QCD) forderten, diese aber nicht beobachtet wurde. Eine solche CP-Verletzung würde für das Neutron ein elektrisches Dipolmoment von bis zu $ d_{n}\approx 10^{-16}\,\mathrm {e\cdot cm} $ vorhersagen,[1] stattdessen wurde selbst bei $ d_{n}\leq 10^{-25}\,\mathrm {e\cdot cm} $ noch keines gemessen.
Bisher (Stand 2020) konnte das Axion, das auch ein Kandidat für Dunkle Materie ist, nicht gefunden werden. Im Jahr 2019 wurde über die Beobachtung eines Quasiteilchen-Analogons eines Axions in einem Weyl-Halbmetall berichtet.[2][3]
Im Gegensatz zur schwachen Wechselwirkung sind bei der starken Wechselwirkung die diskreten Symmetrien C (Ladungsumkehr, der Austausch aller Teilchen durch ihre Antiteilchen), P (Parität, Raumspiegelung) und T (Zeitumkehr) ungebrochen. Eine Konsequenz ist das verschwindende elektrische Dipolmoment des Neutrons.
Insbesondere ist damit auch die Kombination CP eine ungebrochene Symmetrie. Die grundlegende Theorie der starken Wechselwirkung, die Quantenchromodynamik, sagt aber, wie Gerardus ’t Hooft 1976 fand, einen CP-verletzenden Anteil in Form nichtstörungstheoretischer Konfigurationen von Vakuumfeldern (Instantonen) voraus. Genauer führte 't Hooft diesen CP-verletzenden nichtstörungstheoretischen Term in der QCD-Wirkung ein, um ein anderes Problem (von Steven Weinberg $ U_{A}(1) $-Problem genannt) zu lösen,[4][5] handelte sich damit aber ein neues Problem ein, das als Starkes CP-Problem ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) bekannt wurde.
Der Zusatzterm zur Lagrangedichte von ’t Hooft hatte einen Vakuumwinkel $ \Theta $ als Parameter, und das Problem war zu erklären, warum dieser so klein war.[6] Roberto Peccei und Helen Quinn schlugen die Existenz einer zusätzlichen globalen, spontan gebrochenen chiralen Symmetrie $ U(1)_{PQ} $ vor (Peccei-Quinn-Symmetrie), die den Vakuumwinkel zum Verschwinden bringt.[7] Diese neue Symmetrie führt über das Goldstonetheorem zu einem neuen Nambu-Goldstone-Boson. Dieses neue leichte, schwach wechselwirkende Teilchen nannte Frank Wilczek 1978 nach dem amerikanischen Waschmittel Axion (unabhängig davon führte es auch Steven Weinberg ein).
Es gibt zum einen das Modell des stärker wechselwirkenden KSVZ[8] und zum anderen das des weniger stark wechselwirkenden DFSZ-Axions[9].
Axionen werden, neben den Neutrinos und den ebenfalls nur postulierten WIMPs und MACHOs, als mögliche Kandidaten zur Lösung des Problems der dunklen Materie gehandelt.[10] Falls Axionen einen Großteil der dunklen Materie darstellen, ergaben Gitter-QCD-Berechnungen zur Masse der Axionen Massewerte von 50 bis 1500 Mikroelektronenvolt – und damit bis zu zehn Milliarden Mal leichter als das Elektron.[11][12]
Diverse Experimente versuchen mit verschiedenen Methoden, Axionen nachzuweisen.
Bei den Laborexperimenten handelt es sich um „Licht durch die Wand“-Experimente, bei denen ein Laserstrahl ein Magnetfeld passiert und danach durch eine Wand blockiert wird. Auf der anderen Seite der Wand befindet sich ein auf dem Strahl senkrecht stehendes Magnetfeld gleicher Stärke und am Ende dieses Feldes ein auf die Laserquanten (Photonen) kalibrierter Detektor.
Der Trick besteht darin, dass durch den Primakoff-Effekt mit Hilfe eines virtuellen Photons durch den Magneten vor der Wand ein Axion entstehen soll, das auf der anderen Seite der Wand durch den umgekehrten Effekt wieder in ein Lichtquant übergeht. Das ankommende Licht interagiert mit dem Magnetfeld und fluktuiert in eine andere Form, die sich durch die Wand hindurch ausbreiten kann. Hinter der Wand treten erneut Fluktuationen des neuen Zustands zurück zum ursprünglichen Charakter auf. Teile der Photonen könnten also die Wand „umgehen“, so dass diese detektierbar wären. Ein Nachweis der Photonen hinter der Wand würde das kurzzeitige Vorhandensein des Lichts in Form von Axionen belegen. Veränderungen an den Feldern wirken sich auf die detektierte Lichtmenge aus. Dies würde Rückschlüsse auf die Details der Axion-Umwandlung zulassen.
Helioskope suchen nach Axionen, die im Sonneninnern entstehen könnten.
Innerhalb eines elektrischen Feldes ist die Axion-Photon-Kopplung kohärent, falls die Bragg-Gleichung erfüllt ist. Bekannte Experimente sind SOLAX, COSME und DAMA.
Bei den Primakoff-Teleskopen wird durch Nutzung des Primakoff-Effekts nach Axionen gesucht (siehe CAST-Experiment am CERN-Forschungszentrum). Durch den Primakoff-Effekt würde ein Axion in einem äußeren Magnetfeld, z. B. bei CAST im Feld eines LHC-Prototyp-Magneten mit 9 Tesla Stärke, in ein Photon mit Energien im keV-Bereich umgewandelt. Dieses kann dann in Teilchendetektoren wie einer CCD nachgewiesen werden.
Hierbei würde das Axion durch resonante Anregung eines Atomkernes nachgewiesen, ähnlich wie die Anregung durch Photonen beim Mößbauer-Effekt. Eine erste Generation des Experiments ist im Aufbau.
Haloskope suchen nach etwaigen Axionen aus dem Halo der Milchstraße.
Bei der US Large-Scale Axion Search (ADMX)[13] handelt es sich um eine Kollaboration. Beteiligt sind:
Das Experiment ist am Lawrence Livermore National Laboratory aufgebaut. Bei seinem Bau wurden Erfahrungen aus den beiden vorherigen Experimenten, dem University of Florida Experiment und dem Rochester Fermilab Brookhaven Experiment (RBF), berücksichtigt.
Die Ziele des Experiments sind
Das ADMX-Experiment benutzt einen sogenannten Sikivie-Detektor (nach Pierre Sikivie, der viele Nachweisexperimente zum Axion vorschlug). Hierbei wird über den Primakoff-Effekt ein Axion innerhalb eines statischen Magnetfeldes erzeugt. Die erzielbare Wellenlänge des Photons wird dabei durch die Resonanzfrequenz, d. h., die Größe, des Behälters begrenzt: der verwendete Zylinder ist 1 m lang und hat einen Durchmesser von 0,5 m. Das durch einen supraleitenden Solenoid (Elektromagnet) zur Verfügung gestellte Magnetvolumen, beträgt B02·V < 11 T2m3.
Wie auch bei anderen hypothetischen Elementarteilchen wurden Analoga in Festkörpern gesucht. Über ein Analogon des Axions berichtete 2019 eine Forschergruppe um Johannes Gooth (Max-Planck-Institut für chemische Physik fester Stoffe, Tübingen) in Nature.[3] Als topologische Phase in einem Weyl-Halbmetall war es schon 2010 von Shou-Cheng Zhang und Kollegen vorhergesagt worden.[14] In Weyl-Halbmetallen bilden die Elektronen Quasiteilchen, die sich wie Weyl-Fermionen verhalten. Sie haben Ähnlichkeit mit topologischen Isolatoren. Bei dem Weyl-Halbmetall handelte sich um die Tantal-Selen-Verbindung (TaSe4)2, bei der sich die Weyl-Fermionen bei Abkühlung auf −11 Grad Celsius in Ladungsdichtewellen sammelten. Eine Mode dieser Welle ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), Phason) bildete das Analogon des Axions, wie durch das ähnliche Verhalten unter elektrischen und magnetischen Feldern nachgewiesen wurde. So zeigte sich ein großer positiver Beitrag zur magnetischen Leitfähigkeit bei parallelen elektrischen und magnetischen Feldern entsprechend dem Axion-Beitrag zur chiralen Anomalie.
Originalaufsätze:
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