C/1907 L2 (Daniel)

C/1907 L2 (Daniel)

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C/1907 L2 (Daniel)[ i ]
Komet Daniel am 4. August 1907
Komet Daniel am 4. August 1907
Eigenschaften des Orbits (Animation)
Epoche: 22. September 1907 (JD 2.417.840,5)

Orbittyp langperiodisch
Numerische Exzentrizität 0,9988
Perihel 0,512 AE
Aphel 849 AE
Große Halbachse 425 AE
Siderische Umlaufzeit ~ 8750 a
Neigung der Bahnebene 9,0°
Periheldurchgang 4. September 1907
Bahngeschwindigkeit im Perihel 58,8 km/s
Geschichte
Entdecker Zaccheus Daniel
Datum der Entdeckung 9. Juni 1907
Ältere Bezeichnung 1907 IV, 1907d
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten von JPL Small-Body Database Browser. Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten.

C/1907 L2 (Daniel) ist ein Komet, der im Jahr 1907 mit dem bloßen Auge gesehen werden konnte.

Entdeckung und Beobachtung

Der Komet wurde am Morgen des 9. Juni 1907 von Zaccheus Daniel mit einem 6-Zoll-Teleskop an der Sternwarte in Princeton (New Jersey) entdeckt. Der Komet stand dabei am Osthimmel nur wenige Winkelgrad oberhalb des Planeten Saturn. Es war Daniels erste Kometenentdeckung, der 1909 noch zwei weitere folgen sollten.

Ab Mitte Juli konnte der Komet dann auch für zwei Monate mit bloßem Auge gesehen werden. Er hatte zu dieser Zeit eine Helligkeit von 4 mag und einen schmalen Schweif von etwa 5° Länge. Anfang August war die Helligkeit auf 3 mag angestiegen, der Schweif hatte eine Länge von 15° erreicht. Anfang September erreichte seine Helligkeit 2 mag und der Schweif war noch 5–6° lang. Der Komet konnte während der ganzen Zeit nur knapp über dem Horizont in der Morgendämmerung beobachtet werden.[1] Nachdem der Komet am 3. Oktober von der Erde aus gesehen mit einer westlichen Elongation von knapp 16° seine größte Annäherung an die Sonne erreicht hatte und sich danach wieder von ihr entfernte, konnte er dann ab Anfang November erneut am Morgenhimmel beobachtet werden, allerdings wegen seiner geringen Helligkeit nur noch mit optischen Instrumenten.

Insgesamt erstreckten sich die Beobachtungen des Kometen über mehr als ein Jahr, die letzte Positionsbestimmung erfolgte am 27. Juni 1908.[2]

Der Komet erreichte eine maximale Helligkeit von 2 mag.[3]

Wissenschaftliche Auswertung

Die Entwicklung der Astrophotographie um den Beginn des 20. Jahrhunderts ermöglichte es erstmals, die Strukturen des Plasmaschweifs von Kometen im Detail zu studieren. Wie bei einigen anderen Kometen konnten auch beim Kometen Daniel veränderliche Strukturen beobachtet werden.[4] Edward Barnard konnte durch Vergleich seiner Aufnahmen des Kometen am Yerkes-Observatorium mit zeitversetzten Aufnahmen an anderen Observatorien auch Erkenntnisse über die dynamische Entwicklung des Staubschweifs gewinnen.[1]

Das Licht des Kometen wurde intensiv spektroskopisch untersucht, u. a. von Hans Rosenberg in Göttingen. Die Spektrogramme zeigten kometentypische Emissionslinien, u. a. von C2 und CN.[5] Am 10. August konnte Vesto Slipher am Lowell-Observatorium neben den Kohlenstofflinien und dem Kontinuum auch Natrium-D-Linien beobachten. Ihre Intensität war so stark, dass vermutet wurde, dass sie schon zwei oder drei Tage zuvor aufgetreten waren.[6]

Mehrere Forscher, darunter Henri-Alexandre Deslandres und A. Bernard am Pariser Observatorium, gewannen ebenfalls im August erstmals deutliche Aufnahmen vom Spektrum des Kometenschweifs. Sie konnten darin drei bisher unbeobachtete Bänder im violetten und blauen Farbbereich feststellen, die auch John Evershed am Kodaikanal-Observatorium beobachtet hatte.[7] Erst zwei Jahre später konnte Alfred Fowler diese Spektrallinien als Emissionen des einfach ionisierten Kohlenstoffmonoxids (CO+) identifizieren.[8]

Umlaufbahn

Für den Kometen konnte aus 143 Beobachtungsdaten über einen Zeitraum von etwa einem Jahr durch Marsden eine langgestreckte elliptische Umlaufbahn bestimmt werden, die um rund 9° gegen die Ekliptik geneigt ist.[9] Die Bahn des Kometen liegt damit etwa in der gleichen Bahnebene wie die der Planeten. Im sonnennächsten Punkt der Bahn (Perihel), den der Komet am 4. September 1907 durchlaufen hat, befand er sich mit etwa 76,6 Mio. km Sonnenabstand im Bereich zwischen den Umlaufbahnen von Merkur und Venus. Zuvor war er bereits am 21. Juli in etwa 166,3 Mio. km Abstand am Mars vorbeigegangen, am 2. August hatte er mit etwa 0,76 AE/113,3 Mio. km die größte Annäherung an die Erde erreicht und am 15. August hatte er in etwa 59,5 Mio. km Distanz den Merkur passiert. Am 24. September ging der Komet dann noch in etwa 85,3 Mio. km Abstand an der Venus vorbei.

Der Komet bewegt sich auf einer extrem langgestreckten elliptischen Bahn um die Sonne. Nach den mit einer gewissen Unsicherheit behafteten Bahnelementen hatte seine Bahn vor seiner Passage des inneren Sonnensystems im Jahr 1907 noch eine Exzentrizität von etwa 0,9986 und eine Große Halbachse von etwa 377 AE, so dass seine Umlaufzeit bei etwa 7330 Jahren lag. Durch die Anziehungskraft der Planeten, insbesondere durch relativ nahe Vorbeigänge am Uranus am 13. August 1902 und am Saturn am 1. Februar 1904 in jeweils etwa 6 ⅔ AE Abstand, sowie am Jupiter am 1. Oktober 1907 in etwa 4 ½ AE Distanz, wurde seine Bahnexzentrizität aber auf etwa 0,9983 und seine Große Halbachse auf etwa 301 AE verringert, so dass sich seine Umlaufzeit auf etwa 5220 Jahre verkürzte.[10] Wenn er um das Jahr 4520 den sonnenfernsten Punkt (Aphel) seiner Bahn erreicht, wird er etwa 90 Mrd. km von der Sonne entfernt sein, über 600-mal so weit wie die Erde und 20-mal so weit wie Neptun. Seine Bahngeschwindigkeit im Aphel beträgt nur etwa 0,06 km/s. Der nächste Periheldurchgang des Kometen wird möglicherweise um das Jahr 7130 stattfinden.[11]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 E. E. Barnard: Photographic Observations of Daniel’s Comet. In: Proceedings of the American Philosophical Society. Vol. XLIX, No. 194, 1910, S. 3–16 PDF;3,63 MB (mit vielen Photos des Kometen).
  2. U. Baehr: Die Bahn des Kometen 1907 IV (Daniel). In: Astronomische Nachrichten. Bd. 249, 13–14, 1933, S. 221–242 doi:10.1002/asna.19332491302.
  3. D. H. Levy: David Levy’s Guide to Observing and Discovering Comets. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-52051-7, S. 44.
  4. J. C. Brandt: Observations and Dynamics of Plasma Tails. In: L. L. Wilkening, M. S. Matthews (Ed.): Comets. The University of Arizona Press, Tucson 1982, ISBN 0-8165-0769-4, S. 512.
  5. H. Rosenberg: Bemerkung über das Spektrum des Kometen 1907 d. In: Astronomische Nachrichten. Vol. 175, 1907, S. 401/402, bibcode:1907AN....175..401R.
  6. M. K. Vainu Bappu, K. R. Sivaraman: Some characteristics of the solar wind inferred from the study of sodium emission from cometary nuclei. In: Solar Physics. Vol. 10, Issue 2, 1969, S. 496–501 (mit Verweis auf Lowell Obs. Bull. No. 52, 1911), bibcode:1969SoPh...10..496B.
  7. J. Evershed: The spectrum of comet 1907 d (Daniel). In: Monthly Notices of Royal Astronomical Society. Vol. 68, No. 1, 1907, S. 16–18 PDF; 98 KB.
  8. D. Leverington: Babylon to Voyager and Beyond: A History of Planetary Astronomy. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 978-0-521-80840-8, S. 341–342.
  9. C/1907 L2 (Daniel) in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory der NASA am California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena, Kalifornien (englisch)
  10. B. G. Marsden, Z. Sekanina, E. Everhart: New Osculating Orbits for 110 Comets and Analysis of Original Orbits for 200 Comets. In: The Astronomical Journal. Vol. 83, No. 1, 1978, S. 64–71 doi:10.1086/112177.
  11. SOLEX 11.0 von A. Vitagliano. Archiviert vom Original am 18. September 2015; abgerufen am 2. Mai 2014 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).