Außerirdisches Leben ist eine Bezeichnung für Lebensformen, die auf der Erde weder beheimatet noch entstanden sind.[1] Der Begriff deckt alle möglicherweise existierenden Arten und Erscheinungsformen von Leben nichtirdischer Herkunft ab, von einfachsten biologischen Systemen (z. B. Mikrosphären, Prionen, Viren und Prokaryoten) über pflanzen- und tierartiges Leben bis hin zu Lebensformen, deren Komplexität die des Menschen weit übersteigen könnte.[2][3][4] Ein außerirdisches Wesen wird auch kurz Außerirdischer oder nach der englischen Bezeichnung Alien (deutsch Fremdling) genannt. Das Adjektiv außerirdisch ist gleichbedeutend mit dem Fremdwort extraterrestrisch.
Bislang ist nicht bekannt, ob Leben außerhalb der irdischen Biosphäre existiert.
Naturphilosophische Gedanken zur Existenz außerirdischen Lebens lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. So finden sich etwa schon in Plutarchs Werk Das Mondgesicht[5] oder Lukian von Samosatas Schrift Ikaromenipp oder die Wolkenreise[6] Gedanken über Lebewesen jenseits der Erde. Derartige Texte beziehen sich jedoch wesentlich auf mythische Motive und haben nicht den Anspruch, mithilfe einer rationalen Argumentation Theorien über außerirdisches Leben zu entwickeln.
Giordano Bruno im 16. Jahrhundert meinte, dass das Weltall unendlich sei und dass es auch unendlich viele Lebewesen auf anderen Planeten im Universum gebe. Im späten 17. Jahrhundert veröffentlichte der Astronom Christiaan Huygens seine Schrift Weltbeschauer, oder vernünftige Muthmaßungen, daß die Planeten nicht weniger geschmükt und bewohnet seyn, als unsere Erde. Huygens, zugleich einer der Begründer der Wahrscheinlichkeitstheorie, erkannte, dass er zu keinen gesicherten Erkenntnissen über extraterrestrisches Leben kommen konnte. Dennoch seien einige Annahmen wahrscheinlicher als andere, daher könne man doch zumindest zu „vernünftigen Mutmaßungen“ kommen. Die Idee von „vernünftigen Mutmaßungen“ beeinflusste die Naturphilosophie des 18. Jahrhunderts stark. Christian Wolff berechnete mit Hilfe von Analogieargumenten und „vernünftigen Mutmaßungen“ gar die Größe der Jupiterbewohner auf 13819⁄1440 eines Pariser Fußes,[7] also etwa vier Meter.[8] Auch Immanuel Kant beschäftigte sich 1755 in seinem Werk Von den Bewohnern der Gestirne mit der Frage, ob es Leben auf anderen Planeten gebe.
Die Spekulationen über außerirdisches Leben nahmen insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu, als die Evolutionstheorie an Verbreitung gewann, die besagt, dass sich das Leben auf der Erde über Zeiträume von Jahrmilliarden über natürliche Mutations- und Selektionsprozesse von einfachsten Lebensformen zu immer größerer Vielfalt, höherer Komplexität und schließlich auch zu Intelligenz entwickelt hat. Diese Vorstellung ließ es möglich erscheinen, dass sich auch auf anderen Planeten auf eine vergleichbare Weise Leben entwickelt hat – insbesondere, nachdem zugleich das traditionelle biblisch-christliche Weltbild immer mehr an Bedeutung verlor und die Astronomie aufgezeigt hatte, dass unsere Sonne ein Stern unter Milliarden ähnlicher Sterne ist.
Zunächst konzentrierten sich die Spekulationen über außerirdisches Leben auf die erdnächsten Himmelskörper: den Mond und die Planeten unseres eigenen Sonnensystems, insbesondere die beiden Nachbarplaneten der Erde, Mars und Venus. Daneben wurde lange spekuliert, ob unser Sonnensystem mit seinen Planeten einen Sonderfall im Universum darstellt oder ob Planeten im Universum in großer Zahl vorhanden seien.
1854 theoretisierte William Whewell, der Mars hätte Ozeane, Land und möglicherweise Lebensformen. Nach Teleskopbeobachtungen der Marskanäle, die sich später als optische Täuschung herausstellten, explodierten Ende des 19. Jahrhunderts die Spekulationen über Leben auf dem Mars förmlich. So veröffentlichte der amerikanische Astronom Percival Lowell 1895 sein Buch Mars, gefolgt von Mars and its Canals (Mars und seine Kanäle) 1906, in denen er vorschlug, dass die Kanäle die Arbeiten einer längst vergangenen Zivilisation („Marsianer“) wären.[9] In den ersten wissenschaftlich untermauerten Vorstellungen von der Venus als Weltkörper galt dieser erdähnliche Planet durch seine größere Sonnennähe als eine lebensfreundlichere, junge und sehr warme Welt der Urzeit, die unter der undurchdringlichen Wolkendecke von Dschungel und Wüsten geprägt ist. Das hat sich dann auch in der später aufgekommenen wissenschaftlichen Phantastik der Literatur und der Filmkunst niedergeschlagen, besonders in Form verschiedenster „Venusianer“. Mit der Erkundung der wirklichen Bedingungen, vor allem seit den ersten Messergebnissen der Sonde Mariner 2 1962, wurde dann klar, dass die Venus nicht tropisch und lebensfreundlich, sondern sehr heiß und trocken ist.
Für die Existenz von intelligentem Leben außerhalb der Erde werden insbesondere die Tatsachen angeführt, dass es allein in der Milchstraße zwischen 200 und 400 Milliarden Sterne gibt und diese wiederum nur eine von mehr als 100 Milliarden Galaxien ist. Die Wahrscheinlichkeit der Existenz solchen Lebens wird seit 1961 mit der Drake-Gleichung abgeschätzt.[10][11] Allerdings sind viele der in der Drake-Gleichung genutzten Faktoren umstritten. Auch über die Frage, inwiefern das theoretische Ergebnis der Drake-Gleichung praktische Relevanz hat oder wie es überhaupt zu deuten ist, gibt es Diskussionen.
Wenn man die Betrachtung auf „intelligentes“ Leben einengt, ist zu berücksichtigen, dass es unbekannt ist, ob das Leben in einer „typischen“ Biosphäre durch die Evolution zwangsläufig früher oder später auch intelligente Lebensformen hervorbringt, oder ob es nur in sehr seltenen Fällen zu solchen kommt. Auch können intelligente Lebensformen wohl wieder aussterben, sodass ihr durchschnittliches „Zeitfenster“, gemessen an den Jahrmilliarden umfassenden Zeiträumen der Lebensentwicklung auf Planeten, möglicherweise nur sehr kurz ist.
Die ersten Planeten um fremde Sterne wurden 1992 entdeckt. Bis 2014 konnte die Astronomie annähernd 2000 Exoplaneten nachweisen, darunter nicht nur Gasriesen, sondern auch Gesteinsplaneten. Des Weiteren wurden in unserem eigenen Sonnensystem Hinweise auf flüssiges Wasser außerhalb der Erde (das gemeinhin als eine der notwendigen Voraussetzungen für Leben gilt) gefunden, vor allem auf den Eismonden des äußeren Sonnensystems wie etwa dem Jupitermond Europa, was Anlass zu neuen Spekulationen über außerirdisches Leben in unserem eigenen Sonnensystem gab.[12][13]
Einer angepassten Form der Drake-Gleichung zufolge, die das zum Stand 2016 bekannte Wissen über Exoplaneten einschließt, wurde abgeschätzt: Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass ein Planet in einer habitablen Zone eine „technologische Spezies“ hervorbringt, größer als etwa 10−24 ist, dann ist die Menschheit wahrscheinlich nicht der einzige Fall einer technologischen Spezies im beobachtbaren Universum.[14]
Eine weitere Überlegung betrifft die mögliche interstellare Ausbreitung von Leben in der Milchstraße. Falls technologisch fortgeschrittene Lebensformen zu interstellarer Kolonisation fähig wären und zudem ihre Zivilisation über Jahrmillionen aufrechterhalten könnten, könnte die gesamte Galaxie innerhalb weniger Millionen Jahre vollständig kolonisiert sein. Die Tatsache, dass sich bis heute keine Anzeichen dafür finden, wird auch als Fermi-Paradoxon bezeichnet. Einige der Gründe sind die begrenzte habitable Zone in der Umgebung einer Sonne wie auch die nach Włodzisław Duch sehr begrenzte Anzahl von für komplexe Systeme wie die bekannten Lebensformen verwendbaren chemischen Elementen, was auch das Argument des Kohlenstoffchauvinismus entkräften soll. Der Rare-Earth-Hypothese zufolge ist das Fermi-Paradoxon keineswegs paradox. Die Entstehung und die nachgewiesene kontinuierliche Entwicklung von komplexen vielzelligen Lebewesen auf der Erde seit Milliarden von Jahren sei nur einer vergleichsweise unwahrscheinlichen Konstellation vor allem astrophysikalischer und geologischer Bedingungen geschuldet.[15]
Offensichtlich ist, dass außerirdische Lebensformen, die sich unabhängig vom Leben auf der Erde entwickelt haben, sich mehr oder weniger deutlich von den uns bekannten Lebensformen auf der Erde (Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren) unterscheiden könnten. Es ist aber auch gemäß der Hypothese der Panspermie denkbar, dass irdisches Leben nicht auf der Erde entstand, sondern durch Asteroiden auf die Erde gebracht wurde. Vor allem einfache außerirdische Lebensformen könnten somit den irdischen ähnlich sein.
Die Spekulationen über die Art außerirdischer Lebensformen lassen sich grob in drei Gruppen einteilen:
Außerirdisches Leben könnte sogar auf ganz anderen chemischen Elementen beruhen. Die Annahme, dass außerirdisches Leben nur auf Kohlenstoffbasis vorstellbar sei, wird polemisch als Kohlenstoffchauvinismus bezeichnet.[16] Hinweise, dass Leben auch auf anderen Elementen basieren kann, lieferte Ende 2010 eine Studie der NASA, wonach das Bakterium GFAJ-1 das Halbmetall Arsen in sein Erbgut einbaut;[17] Kritiker dieser Studie bemängeln jedoch unter anderem verunreinigte Proben und die Instabilität eines auf Arsen basierenden Erbguts.[18] Im Juni 2012 wurde bekannt, dass GFAJ-1 – entgegen bisherigen Annahmen – lediglich freies Arsenat, nicht aber biochemisch integriertes Arsen enthält. Stattdessen gleicht der Aufbau seiner Nukleinsäuren dem der bekannten Bakterien.[19]
Astrobiologie ist die interdisziplinäre Naturwissenschaft, die Ursprung, Evolution, Verteilung und Zukunft des Lebens mit einer kosmischen Perspektive erforscht. Die Möglichkeit der Entstehung und Existenz von außerirdischem Leben wird in der Exobiologie untersucht. Die parawissenschaftliche Spekulation über die möglichen sozialen Charakteristika und Entwicklungstrends von außerirdischen Zivilisationen wird unter anderem als Exosoziologie bezeichnet.
Der US-amerikanische Anwalt Andrew G. Haley (1956[20], 1963[21]) und der österreichische Jurist Ernst Fasan (1970)[22] befassten sich früh mit Fragen des Weltraumrechts und mit den potenziellen Beziehungen zu außerirdischen Intelligenzen. Sie verwendeten hierbei den Begriff „metalaw“ (deutsch etwa: Metarecht).
Falls erdähnliches Leben auf anderen Objekten im Sonnensystem existieren sollte, wäre zu klären, ob sich dieses Leben von der Erde ausgebreitet hat, vom Weltraum auf die Erde gekommen ist (Panspermietheorie), oder sich an verschiedenen Orten unabhängig voneinander entwickelt hat. In der Raumfahrt ist die Planetary Protection von Bedeutung.
Ein Problem der Astrobiologie ist, dass es keine allgemein anerkannte Definition von Leben gibt. Tatsächlich gibt es zwar zahllose Versuche, Leben zu definieren, keine davon hat sich jedoch als vollständig oder auch nur befriedigend erwiesen.[23] Eine mögliche Schlussfolgerung ist, dass eine feste Trennlinie zwischen „belebt“ und „unbelebt“ gar nicht existiert.[24] Als Arbeitsdefinition wird in weiten Teilen der Exobiologie, vor allem wenn es um die direkte Suche innerhalb des Sonnensystems geht, daher von „Leben in der uns bekannten Form“ gesprochen.[25]
Ein weiteres ernstzunehmendes Problem wird von der Rare-Earth-Hypothese beschrieben.[26] Sie besagt, dass komplexes Leben auf der Erde nur durch eine außergewöhnliche und höchst unwahrscheinliche Kombination von Faktoren zustande gekommen ist, sodass eine Suche nach höher entwickeltem Leben außerhalb der Erde hoffnungslos sei. Verfechter der Exobiologie wenden gegen diese Hypothese ein, dass dabei nur genau die Umstände gesucht werden, die auf der Erde zu genau unserer Form von Leben geführt haben. Es müssten aber alle Umstände berücksichtigt werden, die potentiell zu Leben führen können. Speziell die Anwendung des anthropischen Prinzips, das angewandt wird um zu Aussagen über die Häufigkeit von intelligentem Leben im Universum zu kommen, erscheint ihnen daher als unangemessen.[27]
Theoretisch könnte auch außerhalb der Erde auf anderen Planeten des Sonnensystems Leben existieren. So nimmt man in der astrobiologischen Abteilung der NASA an, dass auf den Planeten Venus und Mars sowie auf einigen größeren Monden, wie denen des Jupiters – vor allem Europa, aber auch Ganymed und Kallisto – Leben existieren kann oder konnte. Eine besondere Stellung nimmt der Saturnmond Titan ein, auf dem unter einer dichten Atmosphäre aus Stickstoff und Methan Bedingungen herrschen könnten, die denen der Ur-Erde ähneln. Die lebensfreundlichsten Bedingungen im Sonnensystem außerhalb der Erde scheint nach derzeitigem Kenntnisstand allerdings der nur 500 km große Saturnmond Enceladus zu bieten.[28] (Siehe auch Eismond).
Um die Grenzen möglichen Lebens bzw. lebenstragender Umgebungen zu ermitteln, untersucht man auf der Erde extreme Umgebungen (Vulkane, Tiefsee, luftleere Räume, chemische Belastungen, Antarktis) und vergleicht diese mit den Bedingungen, die auf Planeten wie dem Mars oder Monden wie Enceladus und Titan vorherrschen. Um subglaziale Umgebungen erkunden zu können, werden sogenannte Kryobots bzw. Hydrobots entwickelt.
Sowohl beim innersten Planet Merkur als auch bei den weit außen liegenden Eiswelten ab Uranus wird die Möglichkeit für Leben faktisch ausgeschlossen. Auf Merkur sind die Tag- und Nachttemperaturen (und damit auch die Schwankungen) zu extrem (−180 °C bis 460 °C), auf den äußeren Planeten ist die Temperatur dauerhaft zu tief (unter −190 °C), um Leben entstehen zu lassen.
Bei Untersuchungen an Meteoriten, zum Beispiel ALH 84001, wurden Spuren gefunden, die Versteinerungen von außerirdischen Mikroorganismen sein könnten.[29] Dies ist umstritten, weil die gefundenen Spuren auch nichtbiologisch erklärbar sind.[30] Seit der Entstehung der Astrobiologie ist kein Fund gemacht worden, der eindeutige Spuren extraterrestrischer Lebensformen belegt. Aminosäuren – wichtige Bausteine der Lebewesen auf der Erde – wurden jedoch bereits außerhalb des Sonnensystems und auch auf Meteoriten (z. B. dem Murchison-Meteoriten) und dem Kometen Wild 2 nachgewiesen.[31][32][33][34]
Inzwischen wurde experimentell nachgewiesen, dass Meteoriten wie der Murchison-Meteorit katalytische Fähigkeiten besitzen: Ihr Material kann bewirken, dass aus einfachen Molekülen wie Formamid unter anderem Aminosäuren und Vorläufer von Zuckermolekülen entstehen.[35]
Nachdem 1999 das NASA Johnson Space Center im Meteoriten Nakhla biomorphe Spuren gefunden hatte, wurde ein Fragment des Meteoriten 2006 für weitere Untersuchungen aufgebrochen um eine mögliche Kontamination mit irdischen Organismen bei weiteren Untersuchungen ausschließen zu können. Darin wurden diverse komplexe kohlenstoffhaltige Materialien gefunden, die dendritartige Poren und Kanäle im Fels enthielten, ähnlich den Effekten von Bakterien in Steinen, die man von der Erde kennt.[36] Nach mehrheitlicher Auffassung der Wissenschaftler reiche die Ähnlichkeit der Formen mit denen lebender Organismen nicht aus, um zu beweisen, dass einst Bakterien auf dem Mars lebten.[37]
Anfang März 2011 veröffentlichte der NASA-Astrobiologe Richard Hoover Forschungsergebnisse, wonach in den Meteoriten Alais, Ivuna und Orgueil, drei kohlige Chodriten, fossile Reste extraterrestrischer Organismen gefunden worden seien. Der Fund ist Gegenstand kontroverser Diskussionen.[38][39][40][41][42][43] Am 7. März 2011 distanzierte sich die NASA von der Veröffentlichung Hoovers im Journal of Cosmology.[44] Andere Astrobiologen gehen von terrestrischer Kontamination aus und bezweifeln die Ergebnisse von Richard Hoover.[45][46][47]
Leben, so wie wir es kennen, kann sich in einem Planetensystem nur in der habitablen Zone des jeweiligen Sterns entwickeln. Die habitable Zone ist jener Teil der kosmischen Umgebung, in der auf Planeten oder Monden flüssiges Wasser bestehen kann, das die Entstehung und das Überleben zumindest einfacher Organismen ermöglicht. Um die habitable Zone eines Sterns beurteilen zu können, ist es wichtig, zu wissen, welcher Spektralklasse er angehört. Als Spektralklasse bezeichnet man ein System der Harvard-Klassifikation, nach der alle Sterne nach ihrer Oberflächentemperatur und Leuchtkraft eingruppiert werden. Das System besteht aus 7 Grundklassen, die mit den Buchstaben O, B, A, F, G, K und M bezeichnet werden. Darüber hinaus enthält die heute in der Astronomie allgemein angewandte MK-Klassifikation auch Leuchtkraftklassen, die mit den römischen Ziffern I, II, III, IV und V bezeichnet werden. I steht dabei für Überriese, II für Heller Riese, III für Normaler Riese, IV für Unterriese und V für einen Hauptreihenstern. Unsere Sonne ist nach dieser Klassifikation ein Stern der Klasse G2V. Die habitable Zone erstreckt sich bei Sternen der Klasse G je nach Unterklasse in einem Bereich von 0,6 bis 1,6 Astronomische Einheiten (AE). Für eine ausreichend stabile habitable Zone, d. h. mit nur geringen Änderungen über mehrere Milliarden Jahre hinweg, kommen nur Sterne der Spektralklassen F–M und der Leuchtkraftklasse V in Betracht.
Es gibt auch Überlegungen zu sehr exotischen Lebensformen, die nicht auf Kohlenstoff basieren (Kohlenstoffchauvinismus), planetare Ausmaße annehmen (eine Biosphäre als „ein“ Lebewesen) oder gar im interplanetaren und interstellaren Raum leben. Diese Überlegungen werden aber meist dem Bereich der Science Fiction zugeordnet.
2010 wurde das Cranfield Astrobiological Stratospheric Sampling Experiment (CASS-E) gestartet, das mit einer Ballonsonde Proben in der Stratosphäre sammelt, die dann nach möglicherweise existierenden extraterrestrischen Mikroorganismen untersucht werden.[48][49]
Im Rahmen des Search for Extraterrestrial Genomes Projekts (SETG) entwickeln MIT und NASA ein Gerät, das sehr unterschiedliche Proben aufbereiten und darin Nukleinsäuren nachweisen kann. Nach Feldtests in der Atacamawüste und in der Antarktis ist 2018 eine Verwendung des Detektors auf dem Mars geplant.[50][51][52]
Cohen und Stewart[53] verwenden die Begriffe universal (‚universell‘) und parochial (‚beschränkt‘), um Charakteristika zu kategorisieren, deren Auftreten bei Lebensformen auf anderen, aber im weitesten Sinne erdähnlichen Planeten sehr wahrscheinlich oder eher weniger wahrscheinlich (aber möglich) ist.
Auch wenn es eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich ist, dass es außerirdisches intelligentes Leben gibt, geht man davon aus, dass es relativ (bis extrem) selten im Universum verbreitet ist.[54]
Die meisten Menschen gehen heute davon aus, dass enorme Distanzen zwischen uns und außerirdischen Zivilisationen liegen. Angesichts dessen scheinen bis heute vor allem folgende Ansätze zur Suche und möglichen Kontaktaufnahme meistversprechend:
Wenn nicht in unmittelbarer Umgebung (wenige Lichtjahre) zivilisatorisch vergleichbares intelligentes Leben gefunden wird, wird eine Kommunikation zwischen uns und den Außerirdischen wohl nicht zustande kommen, da die Laufzeiten − zumindest für unsere menschliche Existenz − zu lang sind.
Die Wissenschaft konzentriert sich vor allem auf die Suche nach Anzeichen von (primitivem) Leben oder dessen Spuren auf Meteoriten, unseren Nachbarplaneten und deren Monden einerseits, sowie auf die Suche nach Radiosignalen, die von intelligentem außerirdischem Leben in fremden Sonnensystemen herrühren könnten.
2009 befasste sich anlässlich des Internationalen Jahres der Astronomie die Päpstliche Akademie der Wissenschaften mit der Suche nach außerirdischen Lebewesen.[55][56][57]
Schon im 19. Jahrhundert schlug Franz von Paula Gruithuisen vor, mit den von ihm vermuteten Mondbewohnern dadurch Kontakt aufzunehmen, dass man in den Weiten Sibiriens entsprechend dimensionierte Steckrübenpflanzungen in Form der Figur des pythagoräischen Lehrsatzes anlege.[58]
Die Suche nach intelligentem außerirdischem Leben wird mit der Abkürzung SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) bezeichnet. Das SETI-Projekt basiert auf der Annahme, dass Außerirdische beiläufig oder gezielt elektromagnetische Signale aussenden, die von anderen intelligenten Lebewesen entdeckt werden könnten.
Im Jahre 1919 wurden bereits die ersten Versuche von Guglielmo Marconi unternommen, außerirdische Radiosignale zu empfangen, die jedoch nicht bestätigt werden konnten. Seit dem Jahr 1960 wird die SETI weiter verfolgt, bisher allerdings ohne Erfolg. Das bisher spektakulärste empfangene Signal ist das sogenannte Wow!-Signal, allerdings ist nicht sicher, ob es wirklich außerirdischen Ursprungs ist.
Als 1972 die beiden interstellaren Raumsonden Pioneer 10 und Pioneer 11 ausgesandt wurden, brachte man an den Sonden goldene Tafeln, die sogenannten Pioneer-Plaketten an, in der Hoffnung, dass falls die Sonden eines Tages von etwaigen intelligenten außerirdischen Lebensformen gefunden würden, diese dadurch von der Menschheit erfahren würden. 1974 wurde von der Erde aus einmalig eine Botschaft von der Erde an mögliche Außerirdische in Form eines Radiowellen-Signals ausgestrahlt, die sogenannte Arecibo-Botschaft.
Die NASA hat 1977 die Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 zu den äußeren Planeten gestartet. Sie befinden sich mittlerweile im Grenzbereich des Sonnensystems und tragen je eine goldene Datenplatte mit Bild- und Audio-Informationen (Voyager Golden Record) über die Erde und die Menschheit mit sich, die für außerirdische Zivilisationen vermutlich lesbar wären.
Am 30. September 2006 strahlte der Kultursender Arte die Sendung CosmicConnexion auch per Spezialantenne in Richtung des Sterns Errai. Im Gegensatz zu früheren Nachrichten besteht sie nicht aus reinen Informationen über die Erde und den Menschen, sondern ist eine mehr künstlerische Darstellung der Menschheit. Arte plant außerdem eine eigene Serie, die ebenfalls per Antenne ins Weltall geschickt werden soll.
Für das Jahr 2015 plante die Europäische Weltraumorganisation ein mittlerweile eingestelltes Weltraumexperiment, das erdähnliche Exoplaneten beobachten und nach Anzeichen von Leben auf ihnen suchen sollte, das nach Charles Darwin benannte Teleskop Darwin. Ebenfalls unsicher in der Realisierung ist das auf unbestimmte Zeit verschobene Projekt Terrestrial Planet Finder.
Es wird spekuliert, dass der Kontakt mit außerirdischen Lebensformen gefährlich sein könnte, vor allem, wenn diese der Menschheit überlegen wären. Forscher wie Stephen Hawking und Simon Conway Morris äußerten ihre Befürchtungen über einen Kontakt mit intelligenten extraterrestrischen Wesen.[59][60][61][62] Hawking meinte beispielsweise, dass die Menschheit, anstatt aktiv nach außerirdischen Zivilisationen zu suchen, stattdessen alles Erdenkliche tun sollte, um unentdeckt zu bleiben. Außerirdische Zivilisationen seien möglicherweise an der Erde nur als Ressourcenquelle interessiert und würden diese ausplündern wollen. Als Beispiel führte Hawking die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus an, die für die Ureinwohner Amerikas auch nicht positiv ausgegangen sei.[63] Der Astronom Alexander Zaitsev prägte für ein eventuelles Gefahrenszenario den Begriff Darth Vader Scenario, benannt nach einer Figur aus den Science-Fiction-Filmen Star Wars.[64][65] Es gibt Überlegungen für eine planetare Verteidigung. Der Global Risks Report 2013 des World Economic Forums bezeichnet eine zukünftige Entdeckung außerirdischen Lebens als einen möglichen X-Factor, der tiefgreifende Auswirkungen haben könnte.[66][67][68]