Als Weltraumbahnhof oder kurz Raumhafen (für den Raumflughafen oder Weltraumhafen) bzw. Spaceport bezeichnet man einen Raketenstartplatz, an dem Trägerraketen für orbitale sowie interplanetare Weltraummissionen starten können. Dabei kann es sich um unbemannte Satelliten oder bemannte Raumflüge handeln. In Russland und China ist auch der Begriff Kosmodrom (vom altgriechischen {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) zu Kosmos für „Ordnung“ oder „Menschheit“ und {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) zu -drom für den „Lauf“ oder „Weg“) geläufig. Die meisten Weltraumbahnhöfe verfügen auch über Startanlagen für Höhenforschungsraketen und/oder für militärische Raketen.
Der erste Startplatz für Raketen, die den Weltraum erreichten, war die 1936 errichtete V2-Raketenbasis in Peenemünde auf der deutschen Insel Usedom.[1]
Der Begriff entstand in der deutschen Sprache in Analogie zu einem Bahnhof der Eisenbahn; also ein Bahnhof, an dem regelmäßig Starts stattfinden. Der englische Begriff Space-Port dagegen beschreibt einen Begriff, den Hafen, bei dem eher unregelmäßig Starts erfolgen.
Die Kriterien für den Standort eines Weltraumbahnhofs sind vielfältig. Er sollte wenn möglich nahe am Äquator liegen: Durch die Erdrotation hat die Rakete dort bereits die auf der Erdoberfläche maximal vermittelte Grundgeschwindigkeit und muss weniger beschleunigen, um insgesamt auf die im Orbit notwendige Geschwindigkeit zu kommen. Zudem erleichtert die Lage das Erreichen der Umlaufbahn. Nur für Starts in polare Orbits sind polnahe Standorte günstiger (zum Beispiel Plessezk).
Ein Raketenbahnhof sollte sich in einem politisch stabilen Staat befinden, da sein Aufbau mit großen Investitionen verbunden ist. Er sollte abseits von dicht besiedeltem Gebiet liegen und in östlicher Richtung einen Ozean oder ein sehr dünn besiedeltes Gebiet haben. Denn fast alle Raketenstarts erfolgen mit der Erdrotation (aus oben genanntem Grunde) in östlicher Richtung. Wenn es zu einem Fehlstart kommt, könnten sonst Menschen durch niederstürzende Trümmer und Treibstoffe gefährdet werden. Zudem ist der Standort auf die politische Einflusssphäre des errichtenden Staats oder der Staatenorganisation beschränkt.
Der Weltraumbahnhof sollte an einem geologisch stabilen Ort gebaut werden, der von größeren und vielen Unwettern verschont wird, da Raketenstarts bei Regen oder Sturm meist abgesagt werden müssen. Schließlich sollte genügend Raum vorhanden sein, damit man ihn gegebenenfalls ausbauen kann.
Der ideale Standort für einen Weltraumbahnhof existiert jedoch nicht und bei der Wahl müssen Kompromisse eingegangen werden.
Besonders die russischen Kosmodrome sind durch ihre sehr weit nördliche Lage benachteiligt, da für orbitale Manöver zur Zielumlaufbahn mehr Treibstoff aufgewendet werden muss.
Der europäische Weltraumbahnhof Centre Spatial Guyanais in Kourou besitzt von ähnlichen Einrichtungen weltweit die günstigste Lage.[2] Er liegt im französischen Übersee-Département Französisch-Guayana im Norden Südamerikas (politisch stabil)[3] und liegt sehr dicht am Äquator (günstige Starteigenschaften, maximaler Geschwindigkeitsbonus durch Erdrotation).[2] Die Region ist sehr dünn besiedelt und grenzt im Nordosten an den Atlantik (geringe Gefährdung für Menschen).[4] Da der Weltraumbahnhof direkt an ein ausgedehntes Waldgebiet grenzt, ist auch sein Ausbau problemlos möglich. Zwar weist Kourou ein tropisches Klima auf, wird jedoch von den meisten Atlantikstürmen verschont.[2] Zudem lassen sich Material und Güter aufgrund der Küstenlage sehr einfach und schnell dorthin transportieren. Er liegt jedoch sehr weit von den Betreiberstaaten (Frankreich, ESA) entfernt.
Auf dem kontinentalen Gebiet der EU gibt es keinen institutionellen oder privaten Weltraumbahnhof (Stand: 2014). Für die Raumfahrt durch z. B. die europäische Raumfahrtagentur ESA und ihre kooperierenden staatlichen Agenturen wie das DLR wird meist der CSG-Raumhafen von Kourou in Französisch-Guayana genutzt, das als Überseegebiet zu Frankreich gehört (siehe Abschnitt).
In Großbritannien wurde 2014 angekündigt, dass man einen kommerziell nutzbaren Weltraumbahnhof im Landesgebiet des Vereinigten Königreiches errichten wolle, im Juli wurden dafür acht mögliche Standorte bekannt gegeben.[5] Auch in Kiruna in Schweden ist die Einrichtung eines eigenen Raumhafens vorgesehen.[6] In Deutschland ist bislang kein eigener Weltraumbahnhof geplant (Stand: September 2014).
Anfang 2017 stellte die britische Regierung finanzielle Fördermittel für Spaceports in Aussicht.[7]
Name | Land, Region/Provinz | Betreiber | Koordinaten | Erster Orbitalstart | Bemerkung |
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Centro de Lançamento de Alcântara (CLA) | Brasilien, Maranhão | Brasilien | 2° 22′ S, 44° 24′ W | Fehlstarts: | 2. Nov. 1997 und 11. Dez. 1999|
Kosmodrom Jiuquan | Volksrepublik China, Gansu | Volksrepublik China (VR China) | 40° 57′ N, 100° 18′ O | 24. Apr. 1970 | Suborbital: | 1. Sep. 1960, orbitaler Fehlstart: 16. Nov. 1969
Kosmodrom Xichang | Volksrepublik China, Sichuan | Volksrepublik China (VR China) | 28° 12′ N, 102° 4′ O | 8. Apr. 1984 | Fehlstart: | 29. Jan. 1984
Kosmodrom Taiyuan | Volksrepublik China, Shanxi | Volksrepublik China (VR China) | 38° 51′ N, 111° 36′ O | 6. Sep. 1988 | Suborbital: | 1. Mai 1985
Kosmodrom Wenchang | Volksrepublik China, Hainan | Volksrepublik China (VR China) | 19° 38′ N, 110° 57′ O | 25. Juni 2016 | |
Centre Spatial Guyanais (CSG) | Frankreich, Französisch-Guayana | Europäische Weltraumorganisation (ESA) | 5° 13′ N, 52° 45′ W | 6. Feb. 1975 | Suborbital: | 9. Apr. 1968, orbitaler Fehlstart 5. Nov. 1971
Satish Dhawan Space Centre (SHAR) | Indien, Andhra Pradesh | Indian Space Research Organisation (ISRO) | 13° 43′ N, 80° 14′ O | 18. Juli 1980 | Suborbital: | 9. Okt. 1971
Imam Khomeini Satellite Launch Center | Iran, Provinz Semnan | Iranische Weltraumagentur | 35° 16′ N, 53° 57′ O | 2. Feb. 2009 | |
Palmachim | Israel, Zentralbezirk | Israelische Verteidigungsstreitkräfte und Israelische Raumfahrtorganisation (ISA) | 31° 53′ N, 34° 41′ O | 19. Sep. 1988 | Suborbital: | 1. Mai 1987
Tanegashima Space Center | Japan, Präfektur Kagoshima | Japanische Raumfahrtagentur (JAXA) | 30° 23′ N, 130° 57′ O | 9. Sep. 1975 | Suborbital: | 19. Sep. 1968
Uchinoura | Japan, Präfektur Kagoshima | Institute of Space and Astronautical Science (ISAS) | 31° 15′ N, 131° 5′ O | 11. Feb. 1970 | Suborbital: | 1. Aug. 1962, orbitaler Fehlstart: 26. Sep. 1966
Baikonur | Kasachstan, Qysylorda | Russland | 45° 55′ N, 63° 18′ O | 4. Okt. 1957 | Erster orbitaler Start weltweit |
San-Marco-Plattform San Marco Equatorial Range (SMER) |
Kenia nahe Malindi, vor der Küste Kenias | Italien | 2° 56′ S, 40° 13′ O | 26. Apr. 1967 | Suborbital: | 25. Mär. 1964, nicht mehr in Betrieb
Kwajalein Missile Range | Marshallinseln, Kwajalein-Atoll | SpaceX | 9° 3′ N, 167° 45′ O | 28. Sep. 2008 | Suborbital: | 15. Nov. 1961; orbitaler Fehlstart: 24. Mär. 2006
Mahia | Neuseeland, Hawke’s Bay | Rocket Lab | 39° 16′ S, 177° 52′ O | Orbitaler Fehlstart: | 25. Mai 2017|
Sohae | Nordkorea, P’yŏngan-pukto | Nordkorea | 39° 40′ N, 124° 42′ O | 12. Dez. 2012 | Orbitaler Fehlstart: | 12. Apr. 2012
Dombarowski | Russland, Oblast Orenburg | ISC Kosmotras | 51° 2′ N, 59° 52′ O | 12. Juli 2006 | |
Kapustin Jar | Russland, Oblast Astrachan | Russland | 48° 35′ N, 45° 45′ O | 16. Mär. 1962 | |
Plessezk | Russland, Oblast Archangelsk | Russland | 62° 56′ N, 40° 27′ O | 17. Mär. 1966 | |
Swobodny | Russland, Oblast Amur | Russland | 51° 44′ N, 128° 5′ O | 4. Mär. 1997 | Seit 2006 nicht mehr in Betrieb |
Wostotschny | Russland, Oblast Amur | Russland | 51° 49′ N, 128° 15′ O | 28. Apr. 2016 | |
Naro Space Center | Südkorea, Jeollanam-do | Südkorea | 34° 26′ N, 127° 32′ O | 30. Jan. 2013 | Teilweise erfolgreicher Start | 25. Aug. 2009
Cape Canaveral Air Force Station (CCAFS) | USA, Florida | US Air Force | 28° 29′ N, 80° 35′ W | 31. Jan. 1958 | Suborbital: | 1. Dez. 1955, Orbitaler Fehlstart 6. Dez. 1957
Kauai Test Facility (KTF) | USA, Hawaii | Sandia National Laboratories | 22° 3′ N, 159° 47′ W | Orbitaler Fehlstart | 4. Nov. 2015|
Kennedy Space Center (KSC) | USA, Florida | NASA | 28° 35′ N, 80° 39′ W | 9. Nov. 1967 | |
Kodiak Launch Complex (KLC) | USA, Alaska | Alaska Aerospace Development Corporation | 57° 26′ N, 152° 20′ W | 30. Sep. 2001 | Suborbital: | 6. Nov. 1999
Vandenberg Air Force Base (VAFB) | USA, Kalifornien | US Air Force | 34° 44′ N, 120° 35′ W | 28. Feb. 1959 | |
Wallops Flight Facility (WFF) | USA, Virginia | NASA | 37° 50′ N, 75° 29′ W | 16. Feb. 1961 | |
Hammaguir | Algerien, Hammaguir | Centre interarmées d’essais d’engins spéciaux | 30° 52′ N, 3° 0′ W | 26. Nov. 1965 | Seit 1967 nicht mehr in Betrieb |
Woomera Prohibited Area (WPA) | Australien, South Australia | 31° 12′ S, 136° 50′ O | 29. Nov. 1967 | Nur noch Startplatz für Höhenforschungsraketen | |
Sea-Launch-Plattform | Internationale Gewässer | Sea Launch | 0° 0′ N, 154° 0′ W | 28. Mär. 1999 | Mobile Startplattform |
Startplätze nur für suborbitale Raketen (Höhenforschungsraketen oder militärische Raketen), siehe Raketenstartplatz.