Sergei Pawlowitsch Koroljow

Sergei Pawlowitsch Koroljow

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Sergei Pawlowitsch Koroljow, 1933

Sergei Pawlowitsch Koroljow ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) Audio-Datei / Hörbeispiel anhören?/i, wiss. Transliteration {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)); * 30. Dezember 1906jul./ 12. Januar 1907greg.[1] in Schytomyr, Gouvernement Wolhynien, Russisches Kaiserreich, heute Ukraine; † 14. Januar 1966 in Moskau, UdSSR) war ein sowjetischer Raketen-Konstrukteur und Weltraumpionier, der eine wichtige Rolle in der Geschichte der Raumfahrt spielte.

Unter Koroljows Leitung wurden im Experimental-Konstruktionslabor OKB–1 Raketen und Raumschiffe entwickelt. Seine Ideen und sein Führungsstil prägten wesentlich die sowjetische Raumfahrt. Einige seiner Entwicklungen wie die Sojus-Rakete und das Sojus-Raumschiff werden in verbesserter Form noch heute genutzt.

Leben

Die frühen Jahre

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Sergei Koroljow im Alter von 6 Jahren, 1912

Koroljows Eltern, die Russischlehrer Maria Nikolajewna Bulanina (geb. Moskalenko) und Pawel Jakowlewitsch Koroljow, trennten sich bereits drei Jahre nach seiner Geburt. Mütterlicherseits stammte Koroljow aus einer reichen Kaufmannsfamilie, die griechische und kosakische Wurzeln hatte. Väterlicherseits war Koroljow weißrussischer Herkunft. Sergei Koroljow identifizierte sich selbst als Ukrainer, nannte sich jedoch gelegentlich, um Loyalität gegenüber der russischen Kultur zu zeigen, auch Russe.[2][3]

Koroljow wuchs bei seinen Großeltern in Neschin auf. Als er zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Odessa. Dort absolvierte er eine Lehre als Maurer und Dachdecker. Schon früh zeigte Koroljow Interesse an der Luftfahrt und arbeitete neben seinem Beruf ab Juni 1923 im örtlichen Segelflugzeugclub OAWUK, wo er mit 17 Jahren sein erstes Segelflugzeug K-5 konstruierte.

1925 begann Koroljow ein Studium am Polytechnischen Institut Kiew. Nebenbei betrieb er weiterhin das Segelfliegen und konstruierte Segelflugzeuge. Als die Kiewer Fakultät geschlossen wurde, wechselte er 1926 an die Moskauer Technische Hochschule (MWTU) und schloss dort sein Studium ab. Zuvor absolvierte er ein Praktikum im Zentralen Aerohydrodynamischen Institut (ZAGI), wo er mit der Konstruktion von Motorflugzeugen in Kontakt kam. 1927 nahm er erstmals am „Allunions–Segelflugwettbewerb“ auf der Krim teil, einer Veranstaltung vergleichbar mit den deutschen Rhönwettbewerben. 1929 entwickelte und baute Koroljow zusammen mit S. N. Ljuschin das Segelflugzeug Koktebel. Im selben Jahr entstand unter der Anleitung Andrei Tupolews als Koroljows Diplomarbeit sein erstes Motorflugzeug SK-4. Am 9. Februar 1930 erhielt Koroljow sein Diplom als Ingenieur für Flugzeugbau.[4] Als Flugzeugkonstrukteur entwickelte Koroljow 1930 auch das Segelflugzeug Roter Stern. Es war das erste motorlose Fluggerät, mit dem in der Sowjetunion ein Looping geflogen werden konnte. Der Pilot war W. A. Stepantschonok.

In den 1930er Jahren begann Koroljow im Rahmen der MosGIRD mit dem Bau von Raketen. Dort war er unter anderem an der Konstruktion und dem Bau der ersten sowjetischen Hybridraketen GIRD-09 und GIRD-X beteiligt. 1933 wechselte er zum Raketenforschungsinstitut (RNII) und wurde 1934 Leiter der Abteilung Raketenflugkörper. Im selben Jahr erschien seine wissenschaftliche Abhandlung Der Raketenflug in die Stratosphäre.[5]

Haft während der Zeit des Großen Terrors

Während der Arbeiten zum raketengetriebenen Segelflugzeug RP-318-I wurde Koroljow im Zuge des Großen Terrors am 27. Juni 1938 von der politischen Geheimpolizei des NKWD verhaftet.[6][7] Nach zweitägiger Folter und Drohungen gegen seine Familie unterzeichnete er ein Geständnis, in dem er sich als Mitglied einer angeblichen konterrevolutionären Verschwörung und Beteiligter an Sabotageakten bezeichnen musste. Obschon unschuldig, wurde er ohne förmliches Gerichtsverfahren zu zehn Jahren Zwangsarbeit im Gulag verurteilt.[8] Zuvor war er von Walentin Petrowitsch Gluschko denunziert worden, der damit einen möglichen Rivalen ausschalten wollte (Gluschko selbst verbrachte die Jahre von 1938 bis 1944 in Haft). Begründet wurde die Verhaftung Koroljows mit der Anschuldigung, er habe mit seinen Entwicklungen ein Attentat auf Stalin vorbereiten wollen. Nach Monaten des Transports erreichte er das berüchtigte Arbeitslager Maldjak (63° 0′ N, 148° 14′ O) an der Kolyma, wo er fünf Monate verbrachte, fast verhungerte, man ihm die Zähne ausschlug, den Unterkiefer brach und er an Skorbut erkrankte. Anschließend wurde er in eine sogenannte Scharaschka geschickt, ein Speziallager für Wissenschaftler und Ingenieure. Dieser spezielle Lagertyp wurde von Alexander Solschenizyn in dem Roman Der erste Kreis der Hölle aus eigener Erfahrung beschrieben.

Koroljow war Folterung, Umerziehung und Demütigungen ausgesetzt. Außerdem musste er stets damit rechnen, wie Tuchatschewski und andere führende Raketeningenieure erschossen zu werden.[9] 1942 wurde er in eine Scharaschka nach Kasan transportiert, wo er zusammen mit anderen Motoren für Jagdflugzeuge konstruieren musste. Erst im Juni 1944 wurde er auf Initiative des Flugzeugbauers Andrei Nikolajewitsch Tupolew wieder freigelassen. Auf dem Weg nach Hause litt er lebensbedrohlich an Skorbut.

Koroljows sechsjährige Haftzeit im Gulag wurde aus kommunistischen Darstellungen der Technikgeschichte getilgt. Nach seinem Tod beschrieb sein Biograf in den 1970er Jahren jede Lebenswoche Koroljows minutiös, verschleierte jedoch die gesamte Haftzeit: „Durch verschiedene Umstände konnte der Konstrukteur an den Flugerprobungen seiner Flügelrakete aber nicht teilnehmen.“[9]

Chefkonstrukteur

Sergei P. Koroljow auf einer sowjetischen Briefmarke, 1969
Denkmal für Sergej Koroljow in Schitomir, 1972

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg er zum Chefkonstrukteur des zunächst nur militärisch orientierten sowjetischen Raketenprogramms innerhalb des NII (Wissenschaftliches Forschungsinstitut) auf. Koroljows Identität wurde zu seinen Lebzeiten geheim gehalten und in der Öffentlichkeit wurde er nur anonym als der „Chefkonstrukteur“ bezeichnet. Koroljows Ziel war es, ein ziviles Raketenprogramm zu entwickeln. 1945 wurde er, nunmehr im Range eines Obersts der Roten Armee, mit anderen Ingenieuren und Technikern ins sowjetische Hauptquartier nach Berlin beordert. Er bekam den Auftrag, das deutsche Raketenprogramm zu studieren und in Deutschland verbliebene Mitarbeiter des Raketeningenieurs Wernher von Braun ausfindig zu machen. Von Herbst 1945 an lebte er im thüringischen Bleicherode.

Mit Plänen deutscher Konstruktionen und deutschen Raketenkonstrukteuren kehrte er 1946 in die Sowjetunion zurück. Neben anderen arbeiteten in dieser Zeit der Assistent Wernher von Brauns, Helmut Gröttrup, und der Aerodynamiker Werner Albring unter der Leitung Koroljows auf der Insel Gorodomlja (heute Siedlung Solnetschny) im Seligersee ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)/{{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) (Oblast Kalinin) an der Entwicklung der Raketentechnik. Anders als die US-Amerikaner, die deutsche Wissenschaftler mit ihrer Operation Overcast in die USA brachten und bereits ab 1946 mit der Operation Paperclip (Büroklammer) für die Einbürgerung und den Verbleib der Wissenschaftler in den USA sorgten, schöpfte die Sowjetunion nur deren Wissen ab und nutzte es bei den entscheidenden Schritten für die Raumfahrt.

Zu den größten Erfolgen Koroljows gehörten die Konstruktion der R-7 – der ersten Interkontinentalrakete der Welt – und der Start des Sputnik 1 1957, vor allem aber der erste Weltraumflug eines Menschen, Juri Gagarin, im Jahr 1961.

Im Dezember 1960 erlitt er einen Herzinfarkt, dem weitere folgten. Zu seinen Herzrhythmusstörungen kamen innere Blutungen und Darmprobleme hinzu. Am 5. Januar 1966 wurde Sergei Koroljow in ein Moskauer Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte wollten ihm in einer Routineoperation schmerzende Hämorrhoiden entfernen, jedoch entdeckten sie währenddessen einen großen Tumor im Dickdarm. Koroljow starb am 14. Januar 1966 während einer Operation an Herzschwäche. Mit der Beisetzung seiner Urne in der Kremlmauer ehrte ihn die sowjetische Regierung.

Mit Koroljows Tod erlitt das sowjetische Raumfahrt- und Mondprogramm einen herben Verlust. Die Arbeit an der N1-Mondrakete wurde zwar von seinem Mitarbeiter Wassili Pawlowitsch Mischin fortgesetzt, aber 1974 ergebnislos eingestellt.

Die Identität des Chefkonstrukteurs blieb zu seinen Lebzeiten ein Staatsgeheimnis in der Sowjetunion. Während in den USA sein Kontrahent Wernher von Braun sich öffentlichkeitswirksam in Presse und Fernsehen präsentierte, war Koroljow selbst im eigenen Land nicht bekannt. Als sich das Nobelpreiskomitee nach dem erfolgreichen Start von Sputnik 1 bei Nikita Chruschtschow nach dem Namen des Chefkonstrukteurs erkundigte, antwortete dieser, dass es die Arbeit des gesamten sowjetischen Volks gewesen sei und dieses damit die Auszeichnung verdient hätte.[10] Erst anlässlich des Staatsbegräbnisses in Moskau wurde dieses Geheimnis gelüftet.

Der 1969 entdeckte Asteroid (1855) Korolev, der Mondkrater Korolev sowie der Marskrater Korolev sind nach Koroljow benannt. Für seine Verdienste um die Raumfahrt wurde er mit der Ziolkowski-Medaille ausgezeichnet.

Zitate

  • Finden wir eine Kompromisslösung – machen wir es so, wie ich es sage.
  • Je einfacher eine Konstruktion ist, desto genialer ist sie. Kompliziert bauen kann jeder.[11]

Literatur und Film

Sowjetischer Ersttagsbrief zum 80. Geburtstag Koroljows, 1987
  • James Harford: Korolev: How One Man Masterminded the Soviet Drive to Beat America to the Moon. John Wiley & Sons, 1997, ISBN 0-471-14853-9.
  • Natalja Koroljowa: S.P. Koroljow – Vater. Elbe-Dnjepr-Verlag, Klitschen 2009, ISBN 978-3-940541-19-2.
  • Leonid Vladimirov: The Russian Space Bluff. The Dial Press, 1971, ISBN 0-85468-023-3.
  • Vassily P. Mishin: Why Didn’t We Fly to the Moon? In: JPRS Report, Science & Technology, USSR: Space. Foreign Broadcast Information Service, 1991, S. 10.
  • Andy Duncan: The Chief Designer. In: Asimov's Science Fiction. Dell Magazines, Juni 2001, S. 94–129.

Im sowjetischen Spielfilm Bändigung des Feuers ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) von 1972, der die Frühzeit des sowjetischen Raumfahrtprogramms beschreibt, diente Koroljow als Vorlage für die Rolle des Andrei Baschkirzew.

Die BBC veröffentlichte 2005 dazu das vierteilige Doku-Drama Wettlauf zum Mond (englischer Originaltitel „Space Race“).

In der Serie Stargate ist das russische Raumschiff Korolev nach ihm benannt. In der Serie Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert existiert eine Korolev-Klasse.

Vierteilige Spiegel-TV-Serie „Die Eroberung des Himmels – Der Kalte Krieg um die Vorherrschaft im All“, veröffentlicht als Spiegel-DVD Nr. 8 als kostenlose Beigabe zur Ausgabe 39/2007.[12]

Weblinks

Commons: Sergei Pawlowitsch Koroljow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerhard Kowalski: 50. Todestag von Sergej Koroljow: Russlands letztes Raumfahrtgenie. In: SPIEGEL ONLINE. 14. Januar 2016, abgerufen am 5. März 2016.
  2. Анкета 4. Для реєстраціі студентів Київського Політехнічного Інституту (Anmeldeformular für Studenten des Kiewer Polytechnischen Instituts). Prawda, 1924, abgerufen am 6. März 2016 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  3. Sergei Koroljow. c-cafe.ru (Kreuzwort Café), abgerufen am 6. März 2016 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  4. Vom Segelflieger zum Raketenkonstrukteur. In: Aerosport. Dezember 1969, S. 486–494 und S. 526.
  5. Heinz Machatscheck: Sergej Pawlowitsch Koroljow (1907–1966). In: Flieger Jahrbuch 1982. Transpress, Berlin 1982, S. 162–166.
  6. Asif Azam Siddiqi: Challenge to Apollo: The Soviet Union and the Space Race, 1945–1974. NASA, Washington 2000, S. 11.
  7. James Harford: Korolev: How One Man Masterminded the Soviet Drive to Beat America to the Moon. John Wiley & Sons, New York 1997, ISBN 0-471-14853-9, S. 49.
  8. John Higgs: Alles ist relativ und anything goes: Eine Reise durch das unglaublich seltsame und ziemlich wahnsinnige 20. Jahrhundert. Insel Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-458-17663-3
  9. 9,0 9,1 Ulli Kulke: Weltraumstürmer: Wernher von Braun und der Wettlauf zum Mond. Quadriga, Berlin 2012, ISBN 978-3-86995-026-6, S. 114.
  10. Sergei Chruschtschew: Nikita Chruschtschews Sohn erinnert sich an den Sputnik-Start. Neue Zürcher Zeitung, 30. September 2007, abgerufen am 6. März 2016.
  11. Matthias Gründer: SOS im All. Pannen, Probleme und Katastrophen der bemannten Raumfahrt. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-339-X, S. 163.
  12. Simone Schlindwein: Der geheimnisvolle „Sputnik“-Vater. In: Spiegel Online. 26. September 2007, abgerufen am 5. März 2016.