Fluoreszenzlebensdauer: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Fluoreszenzlebensdauer''' <math>\tau</math>, früher auch '''Fluoreszenzabklingzeit''', gibt die mittlere Zeit an, die ein [[Molekül]] bei der [[Fluoreszenz]] in einem [[angeregter Zustand|angeregten Zustand]] bleibt, bevor es ein [[Photon]] emittiert und damit in den [[Grundzustand]] zurückkehrt.


Die '''Fluoreszenzlebensdauer''' gibt die mittlere Zeit an, die ein [[Molekül]] in einem angeregten Zustand bleibt, bevor es ein [[Photon]] emittiert und damit in den Grundzustand zurückkehrt. Sie liegt in der Größenordnung von 10<sup>−9</sup> - 10<sup>−7</sup> s. Der Zerfall der [[Fluoreszenz]] folgt dabei einem exponentiellen Gesetz:
Typische Fluoreszenzlebensdauern liegen in der Größenordnung von 10<sup>−9</sup> bis 10<sup>−7</sup>&nbsp;s. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei der Fluoreszenz um einen [[spin]]<nowiki/>erlaubten Vorgang handelt. Bei der spin[[Verbotener Übergang|verbotenen]] [[Phosphoreszenz]] dagegen ergeben sich um Größenordnungen längere Lebenszeiten im Bereich von Millisekunden bis Stunden.


: <math>I(t)=I_0 \exp \left(-\frac{t}{\tau}\right) </math>.
== Bedeutung ==
Die Fluoreszenzlebensdauer ist in der [[Spektroskopie]] und [[Mikroskopie]] ([[Fluoreszenzlebensdauer-Mikroskopie]]) ein wichtiger Messparameter, der zur Unterscheidung verschiedener (auch gleichfarbiger) Fluorophore dient. Darüber liefert die Fluoreszenzlebensdauer wichtige Informationen über die chemische Umgebung eines Fluorophors und kann [[Energietransfer]]mechanismen, wie den [[Förster-Resonanzenergietransfer]], aufdecken.
 
Zum Beispiel wird in einer [[Zelle (Biologie)|Zelle]] die Fluoreszenzlebensdauer durch die nähere Umgebung des Fluorophors beeinflusst, d.&nbsp;h. die Fluorophore können als Messsonden der Umgebung dienen.
 
== Definition ==
Der Zerfall der Fluoreszenz folgt dabei einem [[exponentiell]]en Gesetz:
 
::<math>I(t) = I_0 \exp \left( -\frac t{\tau} \right)</math>.


Hierbei ist  <math>I_0</math> die Fluoreszenzintensität unmittelbar nach einem Anregungsblitz (z.&nbsp;B. ein Laserimpuls), <math>t</math> die Zeit und <math>\tau</math> die Fluoreszenzlebensdauer. Für diese gilt
mit
* der Fluoreszenz[[Intensität (Physik)|intensität]] <math>I_0</math> unmittelbar nach einem Anregungsblitz (z.&nbsp;B. einem [[Laserimpuls]])
* der verstrichenen Zeit <math>t</math>.
Für die Fluoreszenzlebensdauer gilt


:<math>\frac{1}{\tau} = k_\mathrm{r} + k_\mathrm{nr}</math>.
:<math>\tau = \frac 1 {k_\mathrm{r} + k_\mathrm{nr}}</math>


Das bedeutet, es existieren strahlende Prozesse, die mit der Rate <math>k_\mathrm{r}</math> zerfallen und nicht-strahlende Prozesse, die mit der Rate <math>k_\mathrm{nr}</math> zerfallen. Bei stark fluoreszierenden Stoffen, wie [[Fluoreszenz#Fluoreszierende Farbstoffe (Auswahl)|Fluoreszenzfarbstoffen]], ist <math>k_\mathrm{nr}</math> verschwindend gering. Bei nicht-fluoreszierenden Stoffen (also den meisten Dingen unserer Umgebung) ist hingegen <math>k_\mathrm{r}</math> viel kleiner als <math>k_\mathrm{nr}</math>.
mit
* der Rate <math>k_\mathrm{r}</math>, mit der strahlende Prozesse zerfallen (engl. ''radiative'')
* der Rate <math>k_\mathrm{nr}</math>, mit der nicht-strahlende Prozesse zerfallen (engl. ''non-radiative'').
Bei stark fluoreszierenden Stoffen wie [[Fluoreszenz#Fluoreszierende Stoffe (Auswahl)|Fluoreszenzfarbstoffen]] ist <math>k_\mathrm{nr}</math> verschwindend gering:


Typische  Fluoreszenzlebensdauern liegen im Bereich von wenigen Nanosekunden. Dabei ist zu beachten, dass es sich hier um einen spinerlaubten Vorgang ([[Fluoreszenz]]) handelt. Beim spinverbotenen Vorgang ([[Phosphoreszenz]]) ergeben sich um Größenordnungen längere Lebenszeiten im Bereich von Millisekunden bis Stunden.
:<math>k_\mathrm{r} \gg k_\mathrm{nr} \Rightarrow \tau \approx \frac 1 {k_\mathrm{r}}</math>


Die Fluoreszenzlebensdauer ist in der [[Spektroskopie]] und [[Mikroskopie]] ([[Fluoreszenzlebensdauer-Mikroskopie]]) ein wichtiger Messparameter, der zur Unterscheidung verschiedener (auch gleichfarbiger) Fluorophore dient. Darüber liefert die Fluoreszenzlebensdauer wichtige Informationen über die chemische Umgebung eines Fluorophors und kann [[Energietransfer]]mechanismen, wie den [[Förster-Resonanzenergietransfer]], aufdecken.
Bei nicht-fluoreszierenden Stoffen hingegen (also den meisten Dingen unserer Umgebung) ist <math>k_\mathrm{r}</math> viel kleiner als <math>k_\mathrm{nr}</math>:


Zum Beispiel wird in einer [[Zelle (Biologie)|Zelle]] die Fluoreszenzlebensdauer durch die nähere Umgebung des Fluorophors beeinflusst, d.&nbsp;h. die Fluorophore können als Messsonden der Umgebung dienen.
:<math>k_\mathrm{r} \ll k_\mathrm{nr} \Rightarrow \tau \approx \frac 1 {k_\mathrm{nr}}</math>


== Experimentelle Bestimmung ==
== Experimentelle Bestimmung ==
[[Bild:R6g_fluorescence-life-time_mrtz.png|thumb|250px|right|Histogramme der zeitkorrelierten Einzelphotonenzählung in einem Fluoreszenz-(Lebenszeit-)Spektrometer. Dargestellt ist der zeitliche Intensitätsverlauf der Anregungs-Lichtblitze sowie das darüber numerisch entfaltete Histogramm der Photonenzählung des Lumineszenzlichtes einer Lösung des Farbstoffes Rhodamin 6G. <math>\tau\approx 4{,}3\,\mathrm{ns}</math>.]]
Die Ermittlung von Fluoreszenzlebensdauern erfordert die zeitaufgelöste Aufzeichnung der [[Intensität (Physik)|Intensität]] der emittierten Strahlung.
 
=== Zeitkorrelierte Einzelphotonenzählung ===
[[Bild:R6g fluorescence-life-time mrtz.png|mini|250px|right|Histogramme der zeit[[Korrelation|korrelierten]] Einzelphotonenzählung in einem Fluoreszenz-(Lebenszeit-)[[Spektrometer]]. Dargestellt ist der zeitliche Intensitätsverlauf der Anregungs-Lichtblitze sowie das darüber numerisch entfaltete Histogramm der Photonenzählung des [[Lumineszenz]]<nowiki/>lichtes einer [[Lösung (Chemie)|Lösung]] des Farbstoffes [[Rhodamin]]&nbsp;6G.<br />Ergebnis: <math>\tau \approx 4{,}3 \, \mathrm{ns}</math>]]
Ein gängiges Verfahren dafür ist die [[zeitkorrelierte Einzelphotonenzählung]]&nbsp;(TCSPC). Dabei erfolgt die Anregung der Probe [[Periodizität|periodisch]] mit [[monochromatisch]]en Lichtblitzen geringer Intensität ([[Laser]], [[Nanosekunde]]n-Blitzlampe, [[Monochromator]] auf Emissionsseite der Versuchsanordnung). Die Detektion der Fluoreszenz erfolgt bei einer Wellenlänge, die größer ist als der zur Anregung verwendete, mit einem Sekundärelektronenvervielfacher ([[Photomultiplier]] / PMT), der einzelne [[Photon]]en registrieren kann. Wird das Licht der Anregungslichtquelle so stark abgeschwächt, dass nur noch nach ein bis fünf Prozent der Lichtblitze ein Signal registriert wird, so kann davon ausgegangen werden, dass es sich um die Registrierung einzelner Photonen handelt.
 
Mit einer elektronischen Schaltung werden Zeitmessungen durchgeführt, die von einem zusätzlichen Detektor ([[Photodiode]]) direkt an der Lichtquelle gestartet und vom Signal des Fluoreszenzdetektors gestoppt werden. Durch die [[Diskretisierung]] des Zeitsignals erhält man nach Durchlaufen vieler Anregungs-/Mess-Zyklen ein (von der Auflösung der eingesetzten [[Analog-Digital-Wandler]]s abhängiges) [[Histogramm]] (siehe Abbildung). Seine [[Einhüllende]] entspricht dem Signal einer analogen Aufzeichnung des zeitaufgelösten Intensitätsverlaufs der Fluoreszenz nach einem einzelnen Anregungsimpuls hoher Leistung. Aus dem Histogramm kann die Fluoreszenzlebensdauer <math>\tau</math> graphisch oder durch [[Regressionsanalyse]] ermittelt werden.
 
=== Phasenfluorometrie ===
Eine andere Methode ist die Messung im [[Fourier-Analysis#Anwendungen|Frequenzbereich]] (Phasenfluorometrie). Hierbei wird die Probe mit einem Licht <math>E(t)</math> bestrahlt, dessen Intensität mit der [[Kreisfrequenz]] <math>\omega</math> [[Modulation (Technik)|moduliert]] wird (Formelzeichen&nbsp;E wie engl. ''excitation'': Anregung). Detektiert wird das emittierte Fluoreszenzlicht <math>F(t)</math>, das mit der gleichen Frequenz, jedoch verringerter [[Amplitude]] moduliert ist. Es tritt eine [[Phasenverschiebung]] auf.


Die Ermittlung von Fluoreszenzlebensdauern erfordert die zeitaufgelöste Aufzeichnung der Intensität emittierter Strahlung. Ein gängiges Verfahren dafür ist die zeitkorrelierte Einzelphotonenzählung ([[TCSPC]]). Dabei erfolgt die Anregung der Probe periodisch mit monochromatischen Lichtblitzen geringer Intensität (Laser, Nanosekunden-Blitzlampe). Die Detektion der Fluoreszenz erfolgt bei einer größeren, als der zur Anregung verwendeten, Wellenlänge ([[Monochromator]] auf Emissionsseite der Versuchsanordnung) mit einem Sekundärelektronenvervielfacher ([[Photomultiplier]], PMT), der in der Lage ist, einzelne Photonen zu registrieren.
Das System lässt sich als eine [[lineare Antwortfunktion]] beschrieben:


Wird das Licht der Anregungslichtquelle so stark abgeschwächt, dass nur noch nach ein bis fünf Prozent der Lichtblitze ein Signal registriert wird, so kann davon ausgegangen werden, dass es sich um die Registrierung einzelner Photonen handelt. Mit einer elektronischen Schaltung werden Zeitmessungen durchgeführt, die von einem zusätzlichen Detektor (Photodiode) direkt an der Lichtquelle gestartet und vom Signal des Fluoreszenzdetektors gestoppt werden. Durch die Diskretisierung des Zeitsignals erhält man nach Durchlaufen vieler Anregungs-/Messzyklen ein (von der Auflösung der eingesetzten Analog-Digital-Wandler abhängiges) Histogramm, dessen Einhüllende dem Signal einer analogen Aufzeichnung des zeitaufgelösten Intensitätsverlaufs der Fluoreszenz nach einem einzelnen Anregungsimpuls hoher Leistung entspricht.
:<math>\begin{align}
F(t) &=  \chi(\omega)  \, E(t)\\
    &= |\chi(\omega)| \, E_0\ \mathrm{exp}\left( -i[\omega t - \phi(\omega)] \right)
\end{align}</math>


Aus dem dabei erhaltenen Histogramm (siehe Abbildung) kann auf graphischem Wege oder durch Regressionsanalyse die Fluoreszenzlebensdauer <math>\tau</math> ermittelt werden.
mit
* der [[Elektrische Suszeptibilität|Suszeptibilität]] <math>\chi \left(\omega\right)</math>, die sich aus einem [[Dispersion (Physik)|Dispersions-]] und einem [[Absorption (Physik)|Absorptions]]<nowiki/>term zusammensetzt
* der [[Phasenwinkel|Phase]] <math>\phi</math>.


Eine andere Methode ist die Messung im Frequenzbereich (Phasenfluorometrie). Hierbei wird die Probe mit einem intensitätsmodulierten Licht <math>E(t)</math> der Frequenz <math>\omega</math> bestrahlt. Detektiert wird das emittierte Fluoreszenzlicht <math>F(t)</math>, das mit der gleichen Frequenz moduliert ist. Allerdings wird die Modulationsamplitude verringert und es tritt eine Phasenverschiebung auf. Das System wird wie folgt beschrieben ([[lineare Antwort]]):
Wird nun als Antwort auf eine [[Delta-Distribution|Delta]]-Störung im Zeitbereich eine [[Debye-Relaxation]] angenommen:


:<math>F \left( t \right) = \chi \left( \omega \right) E \left( t \right) = \left| \chi \left( \omega \right) \right|\ E_0\ \mathrm{e}^{\left( -i \left( \omega t - \phi \left( \omega \right) \right) \right)}</math>
:<math>\overline{\chi} \left( t \right) = \mathrm{exp} \left( -\frac t{\tau_M} \right)</math>


<math>\chi \left(\omega\right)</math> ist die [[Elektrische Suszeptibilität|Suszeptibilität]], die sich aus einem [[Dispersion (Physik)|Dispersionsterm]] und einem [[Absorption (Physik)|Absorptionsterm]] zusammensetzt. Wird nun als Zeitantwort auf eine [[Delta-Distribution|Delta]]-Störung eine [[Debye-Relaxation]] angenommen:
mit der Abklingzeit <math>\tau_M</math> für die [[Demodulation]],


:<math>\overline{\chi}\left(t\right) = \mathrm{e}^{-\frac{t}{\tau_M}}</math>,
dann folgt für den Frequenzbereich nach einer [[Fouriertransformation]]:


dann folgt für den Frequenzbereich (Fouriertransformation):
:<math>\chi(\omega) = \frac{1 + i \, \omega \, \tau_M}{1 + ({\omega} \, {\tau_M})^2}</math>


:<math>\chi\left(\omega\right)=\frac{1+i \omega \, \tau_M}{1+{\omega}^2 \, {\tau_M}^2}</math>
Für die Phase ergibt sich mit der Abklingzeit <math>\tau_P</math>:


Für Phase und Demodulation <math>M</math> ergibt sich dann:
:<math>\begin{align}
          \phi(\omega) &= \arctan{(\omega \, \tau_P)}\\
\Leftrightarrow \tau_P &= \frac 1{\omega} \cdot \tan{\phi(\omega)}
\end{align}</math>


:<math>\phi\left(\omega\right) = \arctan{\left(\omega\,\tau_P\right)}</math>
und für die Demodulation:


:<math>M=\left|\chi\left(\omega\right)\right| = \sqrt{\frac{1}{1+{\omega}^2\,{\tau_M}^2}}</math>
:<math>\begin{align}
M = |\chi(\omega)|     &= \sqrt{\frac 1{1 + ({\omega} \, {\tau_M})^2}}\\
\Leftrightarrow \tau_M &= \frac 1{\omega} \cdot \sqrt{\left(\frac 1 M \right)^2 - 1}
\end{align}</math>


Dabei sind <math>\tau_P</math> und <math>\tau_M</math> die Abklingzeiten für die Phase bzw. die Demodulation. Im Falle nur eines Fluorophors sind diese gleich und frequenzunabhängig.
Im Falle nur eines Fluorophors sind <math>\tau_P</math> und <math>\tau_M</math> gleich und frequenzunabhängig: die Fluoreszenzlebensdauer.


==Literatur==
== Literatur ==
* [[Joseph R. Lakowicz]]: ''Principles of Fluorescence Spectroscopy''. Plenum Publishing Corporation, 2. Ausgabe, 1999
* [[Joseph R. Lakowicz]]: ''Principles of Fluorescence Spectroscopy''. Plenum Publishing Corporation, 2. Ausgabe, 1999
* K. Suhling et al. - Imaging the Environment of Green Fluorescent Protein, Biophysical Journal (2002) '''83''', 3589-3595
* K. Suhling et al. - Imaging the Environment of Green Fluorescent Protein, Biophysical Journal (2002) '''83''', 3589–3595
* ''Primer on Time-Correlated Single Photon Counting'', PicoQuant GmbH, Berlin.
* ''Primer on Time-Correlated Single Photon Counting'', PicoQuant GmbH, Berlin.


[[Kategorie:Lichtmikroskopie]]
[[Kategorie:Lichtmikroskopie]]
[[Kategorie:Spektroskopie]]
[[Kategorie:Spektroskopie]]

Aktuelle Version vom 25. März 2021, 21:02 Uhr

Die Fluoreszenzlebensdauer $ \tau $, früher auch Fluoreszenzabklingzeit, gibt die mittlere Zeit an, die ein Molekül bei der Fluoreszenz in einem angeregten Zustand bleibt, bevor es ein Photon emittiert und damit in den Grundzustand zurückkehrt.

Typische Fluoreszenzlebensdauern liegen in der Größenordnung von 10−9 bis 10−7 s. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei der Fluoreszenz um einen spinerlaubten Vorgang handelt. Bei der spinverbotenen Phosphoreszenz dagegen ergeben sich um Größenordnungen längere Lebenszeiten im Bereich von Millisekunden bis Stunden.

Bedeutung

Die Fluoreszenzlebensdauer ist in der Spektroskopie und Mikroskopie (Fluoreszenzlebensdauer-Mikroskopie) ein wichtiger Messparameter, der zur Unterscheidung verschiedener (auch gleichfarbiger) Fluorophore dient. Darüber liefert die Fluoreszenzlebensdauer wichtige Informationen über die chemische Umgebung eines Fluorophors und kann Energietransfermechanismen, wie den Förster-Resonanzenergietransfer, aufdecken.

Zum Beispiel wird in einer Zelle die Fluoreszenzlebensdauer durch die nähere Umgebung des Fluorophors beeinflusst, d. h. die Fluorophore können als Messsonden der Umgebung dienen.

Definition

Der Zerfall der Fluoreszenz folgt dabei einem exponentiellen Gesetz:

$ I(t)=I_{0}\exp \left(-{\frac {t}{\tau }}\right) $.

mit

  • der Fluoreszenzintensität $ I_{0} $ unmittelbar nach einem Anregungsblitz (z. B. einem Laserimpuls)
  • der verstrichenen Zeit $ t $.

Für die Fluoreszenzlebensdauer gilt

$ \tau ={\frac {1}{k_{\mathrm {r} }+k_{\mathrm {nr} }}} $

mit

  • der Rate $ k_{\mathrm {r} } $, mit der strahlende Prozesse zerfallen (engl. radiative)
  • der Rate $ k_{\mathrm {nr} } $, mit der nicht-strahlende Prozesse zerfallen (engl. non-radiative).

Bei stark fluoreszierenden Stoffen wie Fluoreszenzfarbstoffen ist $ k_{\mathrm {nr} } $ verschwindend gering:

$ k_{\mathrm {r} }\gg k_{\mathrm {nr} }\Rightarrow \tau \approx {\frac {1}{k_{\mathrm {r} }}} $

Bei nicht-fluoreszierenden Stoffen hingegen (also den meisten Dingen unserer Umgebung) ist $ k_{\mathrm {r} } $ viel kleiner als $ k_{\mathrm {nr} } $:

$ k_{\mathrm {r} }\ll k_{\mathrm {nr} }\Rightarrow \tau \approx {\frac {1}{k_{\mathrm {nr} }}} $

Experimentelle Bestimmung

Die Ermittlung von Fluoreszenzlebensdauern erfordert die zeitaufgelöste Aufzeichnung der Intensität der emittierten Strahlung.

Zeitkorrelierte Einzelphotonenzählung

Histogramme der zeitkorrelierten Einzelphotonenzählung in einem Fluoreszenz-(Lebenszeit-)Spektrometer. Dargestellt ist der zeitliche Intensitätsverlauf der Anregungs-Lichtblitze sowie das darüber numerisch entfaltete Histogramm der Photonenzählung des Lumineszenzlichtes einer Lösung des Farbstoffes Rhodamin 6G.
Ergebnis: $ \tau \approx 4{,}3\,\mathrm {ns} $

Ein gängiges Verfahren dafür ist die zeitkorrelierte Einzelphotonenzählung (TCSPC). Dabei erfolgt die Anregung der Probe periodisch mit monochromatischen Lichtblitzen geringer Intensität (Laser, Nanosekunden-Blitzlampe, Monochromator auf Emissionsseite der Versuchsanordnung). Die Detektion der Fluoreszenz erfolgt bei einer Wellenlänge, die größer ist als der zur Anregung verwendete, mit einem Sekundärelektronenvervielfacher (Photomultiplier / PMT), der einzelne Photonen registrieren kann. Wird das Licht der Anregungslichtquelle so stark abgeschwächt, dass nur noch nach ein bis fünf Prozent der Lichtblitze ein Signal registriert wird, so kann davon ausgegangen werden, dass es sich um die Registrierung einzelner Photonen handelt.

Mit einer elektronischen Schaltung werden Zeitmessungen durchgeführt, die von einem zusätzlichen Detektor (Photodiode) direkt an der Lichtquelle gestartet und vom Signal des Fluoreszenzdetektors gestoppt werden. Durch die Diskretisierung des Zeitsignals erhält man nach Durchlaufen vieler Anregungs-/Mess-Zyklen ein (von der Auflösung der eingesetzten Analog-Digital-Wandlers abhängiges) Histogramm (siehe Abbildung). Seine Einhüllende entspricht dem Signal einer analogen Aufzeichnung des zeitaufgelösten Intensitätsverlaufs der Fluoreszenz nach einem einzelnen Anregungsimpuls hoher Leistung. Aus dem Histogramm kann die Fluoreszenzlebensdauer $ \tau $ graphisch oder durch Regressionsanalyse ermittelt werden.

Phasenfluorometrie

Eine andere Methode ist die Messung im Frequenzbereich (Phasenfluorometrie). Hierbei wird die Probe mit einem Licht $ E(t) $ bestrahlt, dessen Intensität mit der Kreisfrequenz $ \omega $ moduliert wird (Formelzeichen E wie engl. excitation: Anregung). Detektiert wird das emittierte Fluoreszenzlicht $ F(t) $, das mit der gleichen Frequenz, jedoch verringerter Amplitude moduliert ist. Es tritt eine Phasenverschiebung auf.

Das System lässt sich als eine lineare Antwortfunktion beschrieben:

$ {\begin{aligned}F(t)&=\chi (\omega )\,E(t)\\&=|\chi (\omega )|\,E_{0}\ \mathrm {exp} \left(-i[\omega t-\phi (\omega )]\right)\end{aligned}} $

mit

Wird nun als Antwort auf eine Delta-Störung im Zeitbereich eine Debye-Relaxation angenommen:

$ {\overline {\chi }}\left(t\right)=\mathrm {exp} \left(-{\frac {t}{\tau _{M}}}\right) $

mit der Abklingzeit $ \tau _{M} $ für die Demodulation,

dann folgt für den Frequenzbereich nach einer Fouriertransformation:

$ \chi (\omega )={\frac {1+i\,\omega \,\tau _{M}}{1+({\omega }\,{\tau _{M}})^{2}}} $

Für die Phase ergibt sich mit der Abklingzeit $ \tau _{P} $:

$ {\begin{aligned}\phi (\omega )&=\arctan {(\omega \,\tau _{P})}\\\Leftrightarrow \tau _{P}&={\frac {1}{\omega }}\cdot \tan {\phi (\omega )}\end{aligned}} $

und für die Demodulation:

$ {\begin{aligned}M=|\chi (\omega )|&={\sqrt {\frac {1}{1+({\omega }\,{\tau _{M}})^{2}}}}\\\Leftrightarrow \tau _{M}&={\frac {1}{\omega }}\cdot {\sqrt {\left({\frac {1}{M}}\right)^{2}-1}}\end{aligned}} $

Im Falle nur eines Fluorophors sind $ \tau _{P} $ und $ \tau _{M} $ gleich und frequenzunabhängig: die Fluoreszenzlebensdauer.

Literatur

  • Joseph R. Lakowicz: Principles of Fluorescence Spectroscopy. Plenum Publishing Corporation, 2. Ausgabe, 1999
  • K. Suhling et al. - Imaging the Environment of Green Fluorescent Protein, Biophysical Journal (2002) 83, 3589–3595
  • Primer on Time-Correlated Single Photon Counting, PicoQuant GmbH, Berlin.