Kopplungskonstante: Unterschied zwischen den Versionen

Kopplungskonstante: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Kopplungskonstante''' wird in der Physik eine Konstante bezeichnet, welche die Stärke einer [[fundamentale Wechselwirkung|fundamentalen Wechselwirkung]] festlegt.
Als '''Kopplungskonstante''' wird in der Physik eine Konstante bezeichnet, welche die Stärke einer [[Fundamentale Wechselwirkung|fundamentalen Wechselwirkung]] festlegt.


In der [[Quantenfeldtheorie]] (QFT) werden Wechselwirkungen durch Austauschteilchen, die [[Eichboson]]en, vermittelt. Die Kopplungskonstanten bestimmen in diesem Fall die Stärke der Kopplung der Austauschbosonen an die dazugehörigen [[Ladung (Physik)|Ladung]]en. Für jede der vier [[Grundkräfte der Physik|Grundkräfte]] gibt es eine Kopplungskonstante. Im Allgemeinen kann ein [[Elementarteilchen]] mehrere verschiedenartige Ladungen tragen und deshalb auch an verschiedene Eichbosonen koppeln. Ein [[Quark (Physik)|Quark]] zum Beispiel besitzt eine [[elektrische Ladung]] und eine [[Farbladung]].
In der [[Quantenfeldtheorie]] (QFT) werden Wechselwirkungen durch Austauschteilchen, die [[Eichboson]]en, vermittelt. Die Kopplungskonstanten bestimmen in diesem Fall die Stärke der Kopplung der Austauschbosonen an die dazugehörigen [[Ladung (Physik)|Ladungen]]. Für jede der vier [[Grundkräfte der Physik|Grundkräfte]] gibt es eine Kopplungskonstante. Im Allgemeinen kann ein [[Elementarteilchen]] mehrere verschiedenartige Ladungen tragen und deshalb auch an verschiedene Eichbosonen koppeln. Ein [[Quark (Physik)|Quark]] zum Beispiel besitzt eine [[elektrische Ladung]] und eine [[Farbladung]].


Aufgrund von [[Vakuumfluktuation|Quantenfluktuationen]] sind die Kopplungskonstanten der [[Quantenfeldtheorie]] energieabhängig, d. h. die Kopplungsstärke kann bei höheren Energien zunehmen (Beispiel: [[Quantenelektrodynamik]]) oder abnehmen (Beispiel: [[Quantenchromodynamik]]). Diesen Effekt bezeichnet man auch als das ''Laufen'' (engl. ''running'') der Kopplungskonstante.
Aufgrund von [[Vakuumfluktuation|Quantenfluktuationen]] sind die Kopplungskonstanten der [[Quantenfeldtheorie]] energieabhängig, d. h. die Kopplungsstärke kann bei höheren Energien zunehmen (Beispiel: [[Quantenelektrodynamik]]) oder abnehmen (Beispiel: [[Quantenchromodynamik]]). Diesen Effekt bezeichnet man auch als das ''Laufen'' (engl. ''running'') der Kopplungskonstante.


== Dimensionslose Kopplungskonstanten ==
== Dimensionslose Kopplungskonstanten ==
Die [[Lagrangefunktion|Lagrange-]] oder [[Hamilton-Funktion]] (in der [[Quantenmechanik]] auch der [[Hamiltonoperator]]) lassen sich gewöhnlich aufteilen in einen ''kinetischen Anteil'' und einen ''Wechselwirkungsanteil'', entsprechend [[kinetische Energie|''kinetischer'' (oder Bewegungs-)Energie]] und [[potentielle Energie|''potentieller'' (oder Lage-)Energie]]. Von besonderer Bedeutung sind Kopplungskonstanten, welche so skaliert sind, dass sie das Verhältnis des Wechselwirkungsanteils zum kinetischen Anteil, oder aber auch das Verhältnis zweier Wechselwirkungsanteile zum Ausdruck bringen. Solche Kopplungskonstanten sind dimensionslos. Die Bedeutung der dimensionslosen Kopplungskonstanten liegt darin, dass Störungsreihen Potenzreihen in den dimensionslosen Kopplungskonstanten sind. Die Größe einer dimensionslosen Kopplungskonstante bestimmt das Konvergenzverhalten der Störungsreihe.
Die [[Lagrangefunktion|Lagrange-]] oder [[Hamilton-Funktion]] (in der [[Quantenmechanik]] auch der [[Hamiltonoperator]]) lassen sich gewöhnlich aufteilen in einen ''kinetischen Anteil'' und einen ''Wechselwirkungsanteil'', entsprechend [[Kinetische Energie|''kinetischer'' (oder Bewegungs-)Energie]] und [[Potentielle Energie|''potentieller'' (oder Lage-)Energie]].
 
Von besonderer Bedeutung sind Kopplungskonstanten, welche so skaliert sind, dass sie das Verhältnis des Wechselwirkungsanteils zum kinetischen Anteil zum Ausdruck bringen oder auch das Verhältnis zweier Wechselwirkungsanteile zueinander. Solche Kopplungskonstanten sind [[dimensionslos]]. Ihre Bedeutung liegt darin, dass Störungsreihen [[Potenzreihe]]n in den dimensionslosen Kopplungskonstanten sind; die Größe einer dimensionslosen Kopplungskonstante bestimmt das [[Grenzwert (Folge)|Konvergenz]]<nowiki/>verhalten der Störungsreihe.


== Übersicht der Kräfte und der dazugehörigen Eichbosonen und Ladungen ==
== Übersicht der Kräfte und der dazugehörigen Eichbosonen und Ladungen ==
{| class="wikitable"  
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! Wechselwirkung
! Wechselwirkung
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|[[Schwache Wechselwirkung]]
|[[Schwache Wechselwirkung]]
|[[W-Boson|<math>\textstyle W^+</math>]]-, [[W-Boson|<math>\textstyle W^-</math>]]- und [[Z-Boson|<math>\textstyle Z^0</math>]]-[[Boson]]
|[[W-Boson|<math>\textstyle W^+</math>]]-, [[W-Boson|<math>\textstyle W^-</math>]]- und [[Z-Boson|<math>\textstyle Z^0</math>]]-[[Boson]]
|[[Schwache Ladung]]
|nicht definierbar
|<math>\textstyle\alpha_\mathrm{W}</math>
|<math>\textstyle\alpha_\mathrm{W}</math>
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Bei der [[Elektrodynamik|elektromagnetischen Wechselwirkung]] ist die dimensionslose Kopplungskonstante gegeben durch die [[Arnold Sommerfeld|Sommerfeldsche]] [[Feinstrukturkonstante]] <math>\textstyle \alpha</math> und wird in diesem Zusammenhang auch als <math>\textstyle \alpha_\mathrm{em}</math> bezeichnet:
Bei der [[Elektrodynamik|elektromagnetischen Wechselwirkung]] ist die dimensionslose Kopplungskonstante gegeben durch die [[Arnold Sommerfeld|Sommerfeldsche]] [[Feinstrukturkonstante]] <math>\textstyle \alpha</math> und wird in diesem Zusammenhang auch als <math>\textstyle \alpha_\mathrm{em}</math> bezeichnet:


:<math>\alpha_{\mathrm{em}} = \frac{e^2}{2 \varepsilon_0 h c} = \frac{e^2}{4\pi\varepsilon_0\hbar c} = \frac{e^2}{q_P^2}</math>  
:<math>\alpha_{\mathrm{em}} = \frac{e^2}{2 \varepsilon_0 h c} = \frac{e^2}{4\pi\varepsilon_0\hbar c} = \frac{e^2}{q_\mathrm P^2} = \frac{1}{137{,}035\,999\,084(21)} = 0{,}007\,297\,352\,5693(11) </math>
 
Dabei ist
* '''<math>q_\mathrm P</math>''' die [[Planck-Einheiten#Definitionen|Planckladung]]
* '''<math>e</math>''' die Ladung des Elektrons ([[Elementarladung]])
* '''<math>\varepsilon_0</math>''' die [[Permittivität#Permittivität des Vakuums|Permittivität des Vakuums]]
* '''<math>c</math>''' die [[Lichtgeschwindigkeit|Vakuum-Lichtgeschwindigkeit]]
* '''<math>h</math>''' das [[Plancksches Wirkungsquantum#Definition|Plancksche Wirkungsquantum]] bzw. '''<math>\hbar = h /2\pi</math>''' das [[Plancksches Wirkungsquantum#Werte|reduzierte plancksche Wirkungsquantum]].


(Dabei ist '''<math>q_P</math>''' die Planckladung, '''<math>e</math>''' die Ladung des Elektrons ([[Elementarladung]]), '''<math>\varepsilon_0</math>''' die [[Permittivität#Permittivität des Vakuums|Permittivität des Vakuums]], '''<math>c</math>''' die [[Lichtgeschwindigkeit|Vakuum-Lichtgeschwindigkeit]] und '''<math>h</math>''' das [[Plancksches Wirkungsquantum#Definition|Plancksche Wirkungsquantum]] bzw. '''<math>\hbar = h /2\pi</math>''' das [[Plancksches Wirkungsquantum#Werte|reduzierte plancksche Wirkungsquantum]].)
Die Feinstrukturkonstante beschreibt u.&nbsp;a. die Stärke der [[Grundkräfte der Physik#Die Grundkräfte tabellarisch|elektromagnetischen Kraft]] zwischen zwei Elementarladungen.
Die Feinstrukturkonstante beschreibt u.&nbsp;a. die Stärke der [[Grundkräfte der Physik#Die Grundkräfte tabellarisch|elektromagnetischen Kraft]] zwischen zwei Elementarladungen.


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In einer [[Abelsche Gruppe|nicht-Abelschen]] [[Eichtheorie]] erscheint der ''Eichkopplungsparameter'' ''<math>g</math>'' in der [[Lagrangefunktion|Lagrange-Funktion]] gemäß gewisser Konventionen als
In einer [[Abelsche Gruppe|nicht-Abelschen]] [[Eichtheorie]] erscheint der ''Eichkopplungsparameter'' ''<math>g</math>'' in der [[Lagrangefunktion|Lagrange-Funktion]] gemäß gewisser Konventionen als


:<math>\frac1{4g^2} \operatorname{Tr} G_{\mu\nu}G^{\mu\nu}</math>.
:<math>-\frac1{4g^2} \operatorname{Tr} G_{\mu\nu}G^{\mu\nu}</math>.


(wobei ''<math>G</math>'' der [[Feld (Physik)|Eichfeld]]-Tensor ist)  
(wobei ''<math>G</math>'' der Eichfeld-Tensor ist)


Nach einer anderen gebräuchlichen Konvention wird ''<math>G</math>'' so skaliert, dass der Koeffizient des kinetischen Terms 1/4 ist und ''<math>g</math>'' tritt in der [[Kovariante Ableitung|kovarianten Ableitung]] auf.  
Nach einer anderen gebräuchlichen Konvention wird ''<math>G</math>'' so skaliert, dass der Koeffizient des kinetischen Terms −1/4 ist und ''<math>g</math>'' tritt in der [[Kovariante Ableitung|kovarianten Ableitung]] auf.


Das ist ähnlich zu verstehen wie die dimensionslose Version der elektrischen Ladung:  
Das ist ähnlich zu verstehen wie die dimensionslose Version der elektrischen Ladung:


:<math>g_\mathrm{em} = \frac{e}{\sqrt{\varepsilon_0\hbar c}} = \sqrt{4\pi\alpha_\mathrm{em}} \approx 0{,}30282212 \ .</math>
:<math>g_\mathrm{em} = \frac{e}{\sqrt{\varepsilon_0\hbar c}} = \sqrt{4\pi}\frac{e}{q_\mathrm{P}}= \sqrt{4\pi\alpha_\mathrm{em}} \approx 0{,}302\,822\,12 \ .</math>


Mit der obigen Beziehung für die Feinstrukturkonstante α ist  
Mit der obigen Beziehung für die [[Feinstrukturkonstante]] α ist


:<math>e = \sqrt{4\pi\varepsilon_0\hbar c \alpha_\mathrm{em}}</math>
:<math>e = \sqrt{4\pi\varepsilon_0\hbar c \alpha_\mathrm{em}}</math>


Mit der [[Planck-Einheiten#Definitionen|Planck-Ladung]]
Mit der Planck-Ladung


:<math>q_\mathrm{P} = \sqrt{\hbar c 4 \pi \varepsilon_0}</math>
:<math>q_\mathrm{P} = \sqrt{\hbar c 4 \pi \varepsilon_0}</math>
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== Schwache und starke Kopplung ==
== Schwache und starke Kopplung ==
Eine [[Quantenfeldtheorie]] mit einer dimensionslosen Kopplungskonstanten ''α'', wenn ''α'' &#x226A; 1 (d.&nbsp;h. wenn ''α'' wesentlich kleiner als 1) wird ''schwach gekoppelt'' genannt. In diesem Fall wird die Theorie in [[Potenzreihe]]n nach ''α'' beschrieben ([[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|Störungstheorie]] oder perturbative Theorie). Wenn die Kopplungskonstante von der Größenordnung 1 oder größer ist, heißt die Theorie ''stark gekoppelt''. Ein Beispiel für letzteres ist die [[Hadron]]ische Theorie der [[starke Wechselwirkung|Starken Wechselwirkung]]. In diesem Fall müssen zur Untersuchung nicht-perturbative Methoden, also Methoden jenseits der Störungstheorie, benutzt werden.
Eine Quantenfeldtheorie mit einer dimensionslosen Kopplungskonstanten&nbsp;''α'' wird genannt:
* ''schwach gekoppelt'', wenn ''α''&nbsp;≪&nbsp;1 (d.&nbsp;h. wenn ''α'' wesentlich kleiner ist als&nbsp;1). In diesem Fall wird die Theorie in [[Potenzreihe]]n nach&nbsp;''α'' beschrieben ([[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|Störungstheorie]] oder perturbative Theorie). Ein Beispiel ist der Elektromagnetismus.
* ''stark gekoppelt'', wenn die ''α'' von der Größenordnung&nbsp;1 oder größer ist. In diesem Fall müssen zur Untersuchung nicht-perturbative Methoden benutzt werden, also Methoden jenseits der Störungstheorie. Ein Beispiel ist die [[Hadron]]ische Theorie der [[Starke Wechselwirkung|Starken Wechselwirkung]].


== Elektroschwache Wechselwirkung ==
== Elektroschwache Wechselwirkung ==
Im Rahmen der [[elektroschwache Wechselwirkung|elektroschwachen Theorie]] ([[Glashow-Weinberg-Salam-Theorie]], GWS) findet man für die schwache Kopplungskonstante <math>\textstyle\alpha_{W}</math> in Analogie zur [[Feinstrukturkonstante]]n (s.o.):
Im Rahmen der [[Elektroschwache Wechselwirkung|elektroschwachen Theorie]] ([[Glashow-Weinberg-Salam-Theorie]],&nbsp;GWS) findet man für die schwache Kopplungskonstante <math>\textstyle\alpha_{W}</math> in Analogie zur [[Feinstrukturkonstante]]n (s.&nbsp;o.):
 
:<math>\alpha_{W} = \frac{g^2}{2 \varepsilon_0 h c} = \frac{g^2}{4\pi\varepsilon_0\hbar c} = \left( \frac{g}{q_\mathrm{P}} \right)^2 \approx 0{,}032\,738</math>
 
Die Kopplungsstärken <math>e</math> und <math>g</math> sind verknüpft über den [[Weinbergwinkel]] <math>\theta_\mathrm W</math>:<ref>{{Literatur |Autor=Dan Green |Titel=High P<sub>T</sub> Physics at Hadron Colliders (Outline) |Sammelwerk=LPC Summer School |Verlag=U. S. Compact Muon Solenoid |Datum=2005 |Online=[http://www.uscms.org/LPC/talk_library/dans_2005_summerschool/1_SM_Phys.ppt PPT]}}</ref>


:<math>\alpha_{W} = \frac{g^2}{2 \varepsilon_0 h c} = \frac{g^2}{4\pi\varepsilon_0\hbar c} = \left( \frac{g}{q_\mathrm{P}} \right)^2 \approx 0{,}03156</math>
:<math>e = g \cdot \sin \theta_\mathrm W</math>


Die Kopplungsstärken <math>e</math> und <math>g</math> sind über den [[Weinbergwinkel]] <math>\theta_W</math>
Damit gilt:


:<math>e = g \cdot \sin \theta_W</math>
:<math>\Rightarrow \alpha_{\mathrm{em}} = \alpha_{\mathrm{W}} \cdot \sin^2 \theta_\mathrm W</math>


verknüpft.<ref>{{Literatur|Autor=Dan Green|Titel=High P<sub>T</sub> Physics at Hadron Colliders (Outline)|Sammelwerk=LPC Summer School|Jahr=2005|Verlag=U. S. Compact Muon Solenoid|Online=[http://www.uscms.org/LPC/talk_library/dans_2005_summerschool/1_SM_Phys.ppt PPT]}}</ref> Damit gilt
Die schwache Wechselwirkung wirkt auf Teilchen ([[Fermion]]en), indem diese an die [[Eichboson|Austauschbosonen]] der schwachen Wechselwirkung koppeln: an die [[W-Boson]]en <math>W^+</math> und <math>W^-</math> sowie an das [[Z-Boson]] <math>Z^0</math>. Die ersten beiden haben die gleiche Kopplungsstärke:


:<math>\alpha_{\mathrm{em}} = \alpha_{\mathrm{W}} \cdot \sin^2 \theta_W</math>
:<math>g_W(f) = g \cdot T_3</math>


Die schwache Wechselwirkung wirkt auf Teilchen ([[Fermion]]en), indem diese an die [[Eichboson|Austauschboson]]en der schwachen Wechselwirkung <math>W^+</math>-, <math>W^-</math>- und <math>Z^0</math> ([[W-Boson]]en und [[Z-Boson]]) koppeln. Für die ersten beiden ist die Kopplungsstärke gleich, für das <math>Z^0</math> ist sie durch den schwachen [[Isospin#Erweiterung auf schwachen Isospin|Isospin]] <math>T_3</math>, die Ladungszahl des Fermions <math>z_f = q/e</math> und den Weinbergwinkel <math>\theta_W</math> modifiziert:
mit dem [[Schwacher Isospin|schwachen Isospin]] <math>T_3</math>,


:<math>g_Z(f) = \frac{g}{\cos \theta_W} \cdot \left( T_3 - z_f \cdot \sin^2 \theta_W \right)</math>
für das <math>Z^0</math> ist sie modifiziert durch die [[Ladungszahl]] <math>z_f = q/e</math> des Fermions und den Weinbergwinkel:


Bezüglich der schwachen Wechselwirkung gibt es einen Unterschied, wie [[Chiralität (Physik)|''linkshändige'' und ''rechtshändige'']] elementare [[Fermion]]en an der schwachen Wechselwirkung teilnehmen. Außerdem kommt es darauf an, ob die Teilchen masselos oder massebehaftet sind (lange wurden die [[Neutrino]]s als masselos betrachtet). Weiter ist die Kopplung an ''[[W-Boson|W<sup>±</sup>]]'' und ''[[Z-Boson|Z<sup>0</sup>]]'' unterschiedlich. Antiteilchen der umgekehrten Händigkeit und Ladung verhalten sich aber wieder analog zu ihren normalen Partnern ([[V-A-Theorie]]).<ref>{{Literatur|Autor=Lehrstuhl für Experimentalphysik E18|Titel=Schwache Wechselwirkung: Die V-A-Theorie der schwachen Wechselwirkung|Sammelwerk=Online-Skript Teilchen und Kerne|Verlag=Technisch Universität München|Online=http://e18.physik.tu-muenchen.de/skript/V_A_Theorie_schwachen_Wechs.html}}</ref>
:<math>g_Z(f) = \frac{g}{\cos \theta_\mathrm W} \cdot \left( T_3 - z_f \cdot \sin^2 \theta_\mathrm W \right)</math>


== Laufende Kopplung und Symanziksche Beta-Funktion ==
[[Chiralität (Physik)|Linkshändige und rechtshändige]] elementare Fermionen nehmen unterschiedlich an der schwachen Wechselwirkung teil. [[Antiteilchen]] der umgekehrten Händigkeit und Ladung verhalten sich aber wieder analog zu ihren normalen Partnern ([[CP-Invarianz]]).<ref>{{Literatur |Autor=Stephan Paul, Norbert Kaiser |Hrsg=Lehrstuhl für Experimentalphysik E18 |Titel=Schwache Wechselwirkung: Die V-A-Theorie der schwachen Wechselwirkung |Sammelwerk=Online-Skript Teilchen und Kerne |Verlag=[[Technische Universität München]] |Datum= |Online={{Webarchiv |url=http://e18.physik.tu-muenchen.de/skript/V_A_Theorie_schwachen_Wechs.html |wayback=20090918031821 |text=e18.physik.tu-muenchen.de}}}}</ref>
Man kann eine [[Quantenfeldtheorie]] bei kurzen Zeiten und Distanzen prüfen, indem man die Wellenlänge oder den Impuls der benutzten Probe ändert. Bei hohen Frequenzen, d.&nbsp;h. kurzen Zeiten, sieht man, dass an jedem Prozess [[virtuelles Teilchen|virtuelle Teilchen]] teilhaben. Der Grund, warum diese scheinbare Verletzung des [[Energieerhaltungssatz]]es möglich ist, ist die [[heisenbergsche Unschärferelation]]  
 
== {{Anker|Laufende}} Laufende Kopplung ==
[[Datei:Coupling constants as function of energy (sketch).svg|mini|Abhängigkeit der (hier dimensionslosen) Kopplungskonstanten von der Energie]]
Man kann eine [[Quantenfeldtheorie]] bei kurzen Zeiten und Distanzen prüfen, indem man die [[Wellenlänge]] oder den [[Impuls]] der benutzten Probe ändert. Bei hohen [[Frequenz]]en, d.&nbsp;h. kurzen Zeiten, sieht man, dass an jedem Prozess [[Virtuelles Teilchen|virtuelle Teilchen]] teilhaben. Der Grund, warum diese scheinbare Verletzung des [[Energieerhaltungssatz]]es möglich ist, ist die [[heisenbergsche Unschärferelation]]


:<math>\Delta E\Delta t\ge\hbar</math>,
:<math>\Delta E\Delta t\ge\hbar</math>,


die solche kurzzeitigen Verletzungen erlaubt. Diese Bemerkung trifft aber nur auf bestimmte Formulierungen der QFT zu, nämlich die [[Zweite_Quantisierung|kanonische Quantisierung]] im [[Wechselwirkungsbild]]. Alternativ kann man dasselbe Ereignis mittels „virtueller“ Teilchen beschreiben, die bezüglich [[Masse_(Physik)#Ruheenergie|Massenschale]] ''off shell'' gehen. Solche Prozesse [[Renormierung|renormieren]] die Kopplung und machen sie abhängig von der Energieskala <math>\mu</math>, bei der die Kopplung beobachtet wird. Die Abhängigkeit der Kopplung <math>g(\mu)</math> von der Energieskala wird als ''laufende Kopplung'' (eng.: ''running coupling'') bezeichnet. Die Theorie der laufenden Kopplung wird vermöge der [[Renormierungsgruppe]] (RG) beschrieben.
die solche kurzzeitigen Verletzungen erlaubt. Diese Bemerkung trifft aber nur auf bestimmte Formulierungen der&nbsp;QFT zu, nämlich die [[Zweite Quantisierung|kanonische Quantisierung]] im [[Wechselwirkungsbild]].


In einer Quantenfeldtheorie (QFT) wird dieses Laufen eines Kopplungsparameters g nach [[Kurt Symanzik]] mit einer '''[[Betafunktion (Renormierungsgruppe)|Symanzikschen Beta-Funktion]]''' β(g) beschrieben. Diese ist definiert durch die Beziehung:
Alternativ kann man dasselbe Ereignis mittels „virtueller“ Teilchen beschreiben, die bezüglich [[Massenschale]] ''off shell'' gehen.
 
Solche Prozesse [[Renormierung|renormieren]] die Kopplung und machen sie abhängig von der Energieskala <math>\mu</math>, bei der die Kopplung beobachtet wird. Die Abhängigkeit <math>g(\mu)</math> der Kopplung von der Energieskala wird als ''laufende Kopplung'' (eng.: ''running coupling'') bezeichnet. Die Theorie der laufenden Kopplung wird vermöge der [[Renormierungsgruppe]]&nbsp;(RG) beschrieben.
 
=== Symanziksche Beta-Funktion ===
In einer Quantenfeldtheorie&nbsp;(QFT) wird dieses Laufen eines Kopplungsparameters&nbsp;g nach [[Kurt Symanzik]] mit einer [[Betafunktion (Physik)|Symanzikschen Beta-Funktion]]&nbsp;β(g) beschrieben. Diese ist definiert durch die Beziehung:


:<math>\beta(g) = \mu\,\frac{\partial g}{\partial \mu} = \frac{\partial g}{\partial \ln \mu}.</math>
:<math>\beta(g) = \mu\,\frac{\partial g}{\partial \mu} = \frac{\partial g}{\partial \ln \mu}.</math>


Wenn die Beta-Funktionen einer QFT verschwinden (d.&nbsp;h. konstant Null sind), dann ist diese Theorie [[Skaleninvarianz|skaleninvariant]].  
Wenn die Beta-Funktionen einer&nbsp;QFT verschwinden (d.&nbsp;h. konstant Null sind), dann ist diese Theorie [[Skaleninvarianz|skaleninvariant]].


Die Kopplungsparameter einer QFT können laufen, auch dann wenn das korrespondierende klassische
Die Kopplungsparameter einer&nbsp;QFT können auch dann laufen, wenn das korrespondierende [[klassische Physik|klassische]]
[[Feld (Physik)|Feld]] [[Skaleninvarianz|skaleninvariant]] ist. In diesem Fall besagt die nicht-verschwindende Beta-Funktion, dass die klassische Skaleninvarianz [[Anomalie (Quantenfeldtheorie)|anomal]] ist.
[[Feld (Physik)|Feld]] skaleninvariant ist. In diesem Fall besagt die nicht-verschwindende Beta-Funktion, dass die klassische Skaleninvarianz [[Anomalie (Quantenfeldtheorie)|anomal]] ist.


=== QED und der Landau-Pol ===
=== QED und der Landau-Pol ===
Wenn die Beta-Funktion positiv ist, dann wächst die zugehörige Kopplung mit zunehmender Energie. Ein Beispiel ist die [[Quantenelektrodynamik]] (QED), bei der man mit Hilfe der Störungstheorie findet, dass die Beta-Funktion positiv ist. Genauer gesagt, gilt α ≈ 1/137 (Sommerfeldsche [[Feinstrukturkonstante]]), während auf der Skala des [[Z-Boson]]s, also bei etwa 90&nbsp;[[GeV]], man α ≈ 1/127 misst.  
Wenn die Beta-Funktion positiv ist, dann wächst die zugehörige Kopplung mit zunehmender Energie. Ein Beispiel ist die [[Quantenelektrodynamik]] (QED), bei der man mit Hilfe der Störungstheorie findet, dass die Beta-Funktion positiv ist. Genauer gesagt, gilt α ≈ 1/137 (Sommerfeldsche [[Feinstrukturkonstante]]), während man auf der Skala des [[Z-Boson]]s, also bei etwa 90&nbsp;[[GeV]], α ≈ 1/127 misst.


Darüber hinaus zeigt uns die störungstheoretische Beta-Funktion, dass die Kopplung fortgesetzt zunimmt, und somit die QED bei hohen Energien ''stark gekoppelt'' ist. Tatsächlich wird die so ermittelte Kopplung offenbar bereits bei einer gewissen endlichen Energie unendlich! Dieses Phänomen wurde zuerst von [[Lew Dawidowitsch Landau|Lew Landau]] festgestellt, und wird daher ''[[Landau-Pol]]'' genannt. Natürlich kann man nicht erwarten, dass die störungstheoretische Beta-Funktion exakte Ergebnisse bei starker Kopplung liefert, und daher ist es wahrscheinlich, dass der Landau-Pol ein [[Artefakt (Technik)|Artefakt]] der unangebrachten Anwendung der Störungstheorie ist. Das wahre Skalenverhalten von <math>\textstyle\alpha</math> bei großen Energien ist unbekannt.
Darüber hinaus zeigt uns die störungstheoretische Beta-Funktion, dass die Kopplung fortgesetzt zunimmt, und somit die QED bei hohen Energien ''stark gekoppelt'' ist. Tatsächlich wird die so ermittelte Kopplung offenbar bereits bei einer gewissen endlichen Energie unendlich. Dieses Phänomen wurde zuerst von [[Lew Dawidowitsch Landau|Lew Landau]] festgestellt und wird daher ''[[Landau-Pol]]'' genannt. Natürlich kann man nicht erwarten, dass die störungstheoretische Beta-Funktion exakte Ergebnisse bei starker Kopplung liefert, und daher ist es wahrscheinlich, dass der Landau-Pol ein [[Artefakt (Technik)|Artefakt]] der unangebrachten Anwendung der Störungstheorie ist. Das wahre Skalenverhalten von <math>\textstyle\alpha</math> bei großen Energien ist unbekannt.


=== QCD und Asymptotische Freiheit ===
=== QCD und Asymptotische Freiheit ===
In [[Abelsche Gruppe|nicht-Abelschen]] Eichtheorien kann die Beta-Funktion negativ werden, was zuerst von [[Frank Wilczek]], [[David Politzer]] und [[David Gross|David J. Gross]] herausgefunden wurde. Ein Beispiel dafür ist die Beta-Funktion für die [[Quantenchromodynamik]] (QCD). Das hat zur Folge, dass die QCD-Kopplung bei hohen Energien abnimmt. Genau gesagt, nimmt die Kopplung logarithmisch ab, ein Phänomen, das ''[[asymptotische Freiheit]]'' genannt wird. Die Kopplung nimmt näherungsweise ab wie
In [[Yang-Mills-Theorie|nicht-Abelschen Eichtheorien]] kann die Beta-Funktion negativ werden, was zuerst von [[Frank Wilczek]], [[David Politzer]] und [[David Gross|David J. Gross]] herausgefunden wurde, die dafür 2004 den Nobelpreis in Physik erhielten (s.&nbsp;u. Weblinks).


:<math> \alpha_s(k^2) \ \stackrel{\mathrm{def}}{=}\  \frac{g_s^2(k^2)}{4\pi} \approx \frac1{\beta_0\ln(k^2/\Lambda^2)}</math>
Ein Beispiel dafür ist die negative Beta-Funktion der [[Quantenchromodynamik]]&nbsp;(QCD). Sie bedeutet, dass die QCD-Kopplung bei hohen Energien ([[logarithmisch]]) abnimmt, was [[asymptotische Freiheit]] genannt wird:


(wobei β<sub>0</sub> eine von Wilczek, Gross und Politzer bestimmte Konstante ist; Λ ist dabei kein UV-Cut-off, sondern eine Massenskala; QCD kann nur jenseits dieser Skala störungstheoretisch behandelt werden).
:<math> \alpha_s(k^2) \ \stackrel{\mathrm{def}}{=}\  \frac{g_s^2(k^2)}{4\pi} \approx \frac1{\beta_0\ln(k^2/\Lambda^2)}.</math>


Umgekehrt nimmt die Kopplung mit abnehmender Energie zu. Sie wird bei niedrigen Energien so stark, dass die Störungstheorie hier nicht mehr anwendbar ist.<ref>{{Literatur|Autor=Siegfried Bethke und Peter Zerwas|Titel=Schwache starke Wechselwirkung –
Dabei ist
die asymptotische Freiheit der Quarks|Sammelwerk=Physik Journal 3|Band=12|Jahr=2004|Seiten=31-35|Verlag=Wiley-VCH, Weinheim|Online=[http://www.mpp.mpg.de/pr/medienarchiv/print/popwissArtikel/pdf/bethkezerwas_phjournal_nobelpreis.pdf PDF]}}</ref>
* <math>\beta_0 = 11 - \tfrac 23 n_f</math> eine von Wilczek, Gross und Politzer bestimmte Konstante
** <math>n_f</math> die Anzahl der unter der&nbsp;QCD geladenen Fermionen
* <math>\Lambda</math> ''kein'' UV-Cutoff, sondern eine durch das Renormierungsschema bestimmte Massenskala; nur oberhalb von ihr kann die&nbsp;QCD störungstheoretisch behandelt werden.
 
Umgekehrt nimmt die Kopplung mit abnehmender Energie zu. Bei niedrigen Energien wird sie so stark, dass die Störungstheorie hier nicht mehr anwendbar ist.<ref>{{Literatur |Autor=Siegfried Bethke und Peter Zerwas |Titel=Schwache starke Wechselwirkung – die asymptotische Freiheit der Quarks |Sammelwerk=Physik Journal 3 |Band=12 |Verlag=Wiley-VCH |Ort=Weinheim |Datum=2004 |Seiten=31-35 |Online=http://www.pro-physik.de/details/articlePdf/1106931/issue.html |Format=PDF |KBytes= |Abruf=2018-01-23}}</ref>


== Stringtheorie ==
== Stringtheorie ==
Eine bemerkenswert abweichende Situation gibt es in der [[Stringtheorie]]. Die störungstheoretische Beschreibung der Stringtheorie hängt von der String-Kopplungskonstanten ab. Jedoch sind in der Stringtheorie diese Kopplungskonstanten keine vorbestimmten, anzupassenden oder universellen Parameter, stattdessen sind sie [[Skalarfeld]]er, die von der Position in Raum und Zeit abhängen können, deren Werte also dynamisch festgelegt sind.  
Eine bemerkenswert abweichende Situation gibt es in der [[Stringtheorie]]. Die störungstheoretische Beschreibung der Stringtheorie hängt von der String-Kopplungskonstanten ab. Jedoch sind in der Stringtheorie diese Kopplungskonstanten keine vorbestimmten, anzupassenden oder universellen Parameter, stattdessen sind sie [[Skalarfeld]]er, die von der Position in Raum und Zeit abhängen können, deren Werte also dynamisch festgelegt sind.


== Quellen ==
== Siehe auch ==
* [[Michael Peskin|Michael E. Peskin]] und Daniel V. Schroeder: ''An introduction to quantum field theory''. ISBN 0-201-50397-2
* [[Schwache Ladung]]


== Einzelnachweise ==
== Literatur ==
<references/>
* [[Michael Peskin|Michael E. Peskin]], Daniel V. Schroeder: ''An introduction to quantum field theory''. ISBN 0-201-50397-2


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://nobelprize.org/physics/laureates/2004/public.html The Nobel Prize in Physics 2004 – Information for the Public]
* [https://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/2004/popular.html The Nobel Prize in Physics 2004 – Information for the Public]
* [http://hyperphysics.phy-astr.gsu.edu/hbase/forces/couple.html Department of Physics and Astronomy of the Georgia State University - Coupling Constants for the Fundamental Forces]
* [http://hyperphysics.phy-astr.gsu.edu/hbase/forces/couple.html Coupling Constants for the Fundamental Forces.] Department of Physics and Astronomy of the Georgia State University
* [http://www.wernerschneider.de/grundl_d_tph/msm_verei/msm_verei_00.html German Hacker, Hilmar Vogel: Lernprogramm: Die Vereinigung der Wechselwirkungen (WW) - Einführung in die Theorie der elektroschwachen WW (2003)]
* German Hacker, Hilmar Vogel: [http://www.wernerschneider.de/grundl_d_tph/msm_verei/msm_verei_00.html Lernprogramm: Die Vereinigung der Wechselwirkungen (WW) Einführung in die Theorie der elektroschwachen WW.] 2003
* [http://www.wernerschneider.de/grundl_d_tph/sm_ww/sm_ww_sch8.html German Hacker: Grundlagen der Teilchenphysik: Die schwache Wechselwirkung - Die schwache Ladung (2003)]
* German Hacker: [http://www.wernerschneider.de/grundl_d_tph/sm_ww/sm_ww_sch8.html Grundlagen der Teilchenphysik: Die schwache Wechselwirkung Die schwache Ladung.] 2003
 
== Einzelnachweise ==
<references />


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Aktuelle Version vom 29. Januar 2022, 09:50 Uhr

Als Kopplungskonstante wird in der Physik eine Konstante bezeichnet, welche die Stärke einer fundamentalen Wechselwirkung festlegt.

In der Quantenfeldtheorie (QFT) werden Wechselwirkungen durch Austauschteilchen, die Eichbosonen, vermittelt. Die Kopplungskonstanten bestimmen in diesem Fall die Stärke der Kopplung der Austauschbosonen an die dazugehörigen Ladungen. Für jede der vier Grundkräfte gibt es eine Kopplungskonstante. Im Allgemeinen kann ein Elementarteilchen mehrere verschiedenartige Ladungen tragen und deshalb auch an verschiedene Eichbosonen koppeln. Ein Quark zum Beispiel besitzt eine elektrische Ladung und eine Farbladung.

Aufgrund von Quantenfluktuationen sind die Kopplungskonstanten der Quantenfeldtheorie energieabhängig, d. h. die Kopplungsstärke kann bei höheren Energien zunehmen (Beispiel: Quantenelektrodynamik) oder abnehmen (Beispiel: Quantenchromodynamik). Diesen Effekt bezeichnet man auch als das Laufen (engl. running) der Kopplungskonstante.

Dimensionslose Kopplungskonstanten

Die Lagrange- oder Hamilton-Funktion (in der Quantenmechanik auch der Hamiltonoperator) lassen sich gewöhnlich aufteilen in einen kinetischen Anteil und einen Wechselwirkungsanteil, entsprechend kinetischer (oder Bewegungs-)Energie und potentieller (oder Lage-)Energie.

Von besonderer Bedeutung sind Kopplungskonstanten, welche so skaliert sind, dass sie das Verhältnis des Wechselwirkungsanteils zum kinetischen Anteil zum Ausdruck bringen oder auch das Verhältnis zweier Wechselwirkungsanteile zueinander. Solche Kopplungskonstanten sind dimensionslos. Ihre Bedeutung liegt darin, dass Störungsreihen Potenzreihen in den dimensionslosen Kopplungskonstanten sind; die Größe einer dimensionslosen Kopplungskonstante bestimmt das Konvergenzverhalten der Störungsreihe.

Übersicht der Kräfte und der dazugehörigen Eichbosonen und Ladungen

Wechselwirkung Eichboson(en) Ladung Kopplungskonstante
Starke Wechselwirkung Gluonen (8 verschiedene) Farbladung $ \textstyle \alpha _{\mathrm {s} } $
Elektromagnetische Wechselwirkung Photon $ \textstyle \gamma $ Elektrische Ladung $ \textstyle \alpha $ (Feinstrukturkonstante, hier auch $ \textstyle \alpha _{\mathrm {em} } $)
Schwache Wechselwirkung $ \textstyle W^{+} $-, $ \textstyle W^{-} $- und $ \textstyle Z^{0} $-Boson nicht definierbar $ \textstyle \alpha _{\mathrm {W} } $
Gravitation Graviton (hypothetisch) Masse $ \textstyle \alpha _{\mathrm {G} } $

Feinstrukturkonstante

Bei der elektromagnetischen Wechselwirkung ist die dimensionslose Kopplungskonstante gegeben durch die Sommerfeldsche Feinstrukturkonstante $ \textstyle \alpha $ und wird in diesem Zusammenhang auch als $ \textstyle \alpha _{\mathrm {em} } $ bezeichnet:

$ \alpha _{\mathrm {em} }={\frac {e^{2}}{2\varepsilon _{0}hc}}={\frac {e^{2}}{4\pi \varepsilon _{0}\hbar c}}={\frac {e^{2}}{q_{\mathrm {P} }^{2}}}={\frac {1}{137{,}035\,999\,084(21)}}=0{,}007\,297\,352\,5693(11) $

Dabei ist

Die Feinstrukturkonstante beschreibt u. a. die Stärke der elektromagnetischen Kraft zwischen zwei Elementarladungen.

Eichkopplung

In einer nicht-Abelschen Eichtheorie erscheint der Eichkopplungsparameter $ g $ in der Lagrange-Funktion gemäß gewisser Konventionen als

$ -{\frac {1}{4g^{2}}}\operatorname {Tr} G_{\mu \nu }G^{\mu \nu } $.

(wobei $ G $ der Eichfeld-Tensor ist)

Nach einer anderen gebräuchlichen Konvention wird $ G $ so skaliert, dass der Koeffizient des kinetischen Terms −1/4 ist und $ g $ tritt in der kovarianten Ableitung auf.

Das ist ähnlich zu verstehen wie die dimensionslose Version der elektrischen Ladung:

$ g_{\mathrm {em} }={\frac {e}{\sqrt {\varepsilon _{0}\hbar c}}}={\sqrt {4\pi }}{\frac {e}{q_{\mathrm {P} }}}={\sqrt {4\pi \alpha _{\mathrm {em} }}}\approx 0{,}302\,822\,12\ . $

Mit der obigen Beziehung für die Feinstrukturkonstante α ist

$ e={\sqrt {4\pi \varepsilon _{0}\hbar c\alpha _{\mathrm {em} }}} $

Mit der Planck-Ladung

$ q_{\mathrm {P} }={\sqrt {\hbar c4\pi \varepsilon _{0}}} $

folgt

$ e/q_{\mathrm {P} }={\sqrt {\alpha _{\mathrm {em} }}}\approx 1/{\sqrt {137,\dots }} $

beziehungsweise

$ \alpha _{\mathrm {em} }=\left({\frac {e}{q_{\mathrm {P} }}}\right)^{2}\;. $

Auf diese Weise ist im elektromagnetischen Fall die (dimensionsbehaftete) Kopplungsstärke e mit der dimensionslosen Kopplungskonstanten α verknüpft.

Schwache und starke Kopplung

Eine Quantenfeldtheorie mit einer dimensionslosen Kopplungskonstanten α wird genannt:

  • schwach gekoppelt, wenn α ≪ 1 (d. h. wenn α wesentlich kleiner ist als 1). In diesem Fall wird die Theorie in Potenzreihen nach α beschrieben (Störungstheorie oder perturbative Theorie). Ein Beispiel ist der Elektromagnetismus.
  • stark gekoppelt, wenn die α von der Größenordnung 1 oder größer ist. In diesem Fall müssen zur Untersuchung nicht-perturbative Methoden benutzt werden, also Methoden jenseits der Störungstheorie. Ein Beispiel ist die Hadronische Theorie der Starken Wechselwirkung.

Elektroschwache Wechselwirkung

Im Rahmen der elektroschwachen Theorie (Glashow-Weinberg-Salam-Theorie, GWS) findet man für die schwache Kopplungskonstante $ \textstyle \alpha _{W} $ in Analogie zur Feinstrukturkonstanten (s. o.):

$ \alpha _{W}={\frac {g^{2}}{2\varepsilon _{0}hc}}={\frac {g^{2}}{4\pi \varepsilon _{0}\hbar c}}=\left({\frac {g}{q_{\mathrm {P} }}}\right)^{2}\approx 0{,}032\,738 $

Die Kopplungsstärken $ e $ und $ g $ sind verknüpft über den Weinbergwinkel $ \theta _{\mathrm {W} } $:[1]

$ e=g\cdot \sin \theta _{\mathrm {W} } $

Damit gilt:

$ \Rightarrow \alpha _{\mathrm {em} }=\alpha _{\mathrm {W} }\cdot \sin ^{2}\theta _{\mathrm {W} } $

Die schwache Wechselwirkung wirkt auf Teilchen (Fermionen), indem diese an die Austauschbosonen der schwachen Wechselwirkung koppeln: an die W-Bosonen $ W^{+} $ und $ W^{-} $ sowie an das Z-Boson $ Z^{0} $. Die ersten beiden haben die gleiche Kopplungsstärke:

$ g_{W}(f)=g\cdot T_{3} $

mit dem schwachen Isospin $ T_{3} $,

für das $ Z^{0} $ ist sie modifiziert durch die Ladungszahl $ z_{f}=q/e $ des Fermions und den Weinbergwinkel:

$ g_{Z}(f)={\frac {g}{\cos \theta _{\mathrm {W} }}}\cdot \left(T_{3}-z_{f}\cdot \sin ^{2}\theta _{\mathrm {W} }\right) $

Linkshändige und rechtshändige elementare Fermionen nehmen unterschiedlich an der schwachen Wechselwirkung teil. Antiteilchen der umgekehrten Händigkeit und Ladung verhalten sich aber wieder analog zu ihren normalen Partnern (CP-Invarianz).[2]

Laufende Kopplung

Abhängigkeit der (hier dimensionslosen) Kopplungskonstanten von der Energie

Man kann eine Quantenfeldtheorie bei kurzen Zeiten und Distanzen prüfen, indem man die Wellenlänge oder den Impuls der benutzten Probe ändert. Bei hohen Frequenzen, d. h. kurzen Zeiten, sieht man, dass an jedem Prozess virtuelle Teilchen teilhaben. Der Grund, warum diese scheinbare Verletzung des Energieerhaltungssatzes möglich ist, ist die heisenbergsche Unschärferelation

$ \Delta E\Delta t\geq \hbar $,

die solche kurzzeitigen Verletzungen erlaubt. Diese Bemerkung trifft aber nur auf bestimmte Formulierungen der QFT zu, nämlich die kanonische Quantisierung im Wechselwirkungsbild.

Alternativ kann man dasselbe Ereignis mittels „virtueller“ Teilchen beschreiben, die bezüglich Massenschale off shell gehen.

Solche Prozesse renormieren die Kopplung und machen sie abhängig von der Energieskala $ \mu $, bei der die Kopplung beobachtet wird. Die Abhängigkeit $ g(\mu ) $ der Kopplung von der Energieskala wird als laufende Kopplung (eng.: running coupling) bezeichnet. Die Theorie der laufenden Kopplung wird vermöge der Renormierungsgruppe (RG) beschrieben.

Symanziksche Beta-Funktion

In einer Quantenfeldtheorie (QFT) wird dieses Laufen eines Kopplungsparameters g nach Kurt Symanzik mit einer Symanzikschen Beta-Funktion β(g) beschrieben. Diese ist definiert durch die Beziehung:

$ \beta (g)=\mu \,{\frac {\partial g}{\partial \mu }}={\frac {\partial g}{\partial \ln \mu }}. $

Wenn die Beta-Funktionen einer QFT verschwinden (d. h. konstant Null sind), dann ist diese Theorie skaleninvariant.

Die Kopplungsparameter einer QFT können auch dann laufen, wenn das korrespondierende klassische Feld skaleninvariant ist. In diesem Fall besagt die nicht-verschwindende Beta-Funktion, dass die klassische Skaleninvarianz anomal ist.

QED und der Landau-Pol

Wenn die Beta-Funktion positiv ist, dann wächst die zugehörige Kopplung mit zunehmender Energie. Ein Beispiel ist die Quantenelektrodynamik (QED), bei der man mit Hilfe der Störungstheorie findet, dass die Beta-Funktion positiv ist. Genauer gesagt, gilt α ≈ 1/137 (Sommerfeldsche Feinstrukturkonstante), während man auf der Skala des Z-Bosons, also bei etwa 90 GeV, α ≈ 1/127 misst.

Darüber hinaus zeigt uns die störungstheoretische Beta-Funktion, dass die Kopplung fortgesetzt zunimmt, und somit die QED bei hohen Energien stark gekoppelt ist. Tatsächlich wird die so ermittelte Kopplung offenbar bereits bei einer gewissen endlichen Energie unendlich. Dieses Phänomen wurde zuerst von Lew Landau festgestellt und wird daher Landau-Pol genannt. Natürlich kann man nicht erwarten, dass die störungstheoretische Beta-Funktion exakte Ergebnisse bei starker Kopplung liefert, und daher ist es wahrscheinlich, dass der Landau-Pol ein Artefakt der unangebrachten Anwendung der Störungstheorie ist. Das wahre Skalenverhalten von $ \textstyle \alpha $ bei großen Energien ist unbekannt.

QCD und Asymptotische Freiheit

In nicht-Abelschen Eichtheorien kann die Beta-Funktion negativ werden, was zuerst von Frank Wilczek, David Politzer und David J. Gross herausgefunden wurde, die dafür 2004 den Nobelpreis in Physik erhielten (s. u. Weblinks).

Ein Beispiel dafür ist die negative Beta-Funktion der Quantenchromodynamik (QCD). Sie bedeutet, dass die QCD-Kopplung bei hohen Energien (logarithmisch) abnimmt, was asymptotische Freiheit genannt wird:

$ \alpha _{s}(k^{2})\ {\stackrel {\mathrm {def} }{=}}\ {\frac {g_{s}^{2}(k^{2})}{4\pi }}\approx {\frac {1}{\beta _{0}\ln(k^{2}/\Lambda ^{2})}}. $

Dabei ist

  • $ \beta _{0}=11-{\tfrac {2}{3}}n_{f} $ eine von Wilczek, Gross und Politzer bestimmte Konstante
    • $ n_{f} $ die Anzahl der unter der QCD geladenen Fermionen
  • $ \Lambda $ kein UV-Cutoff, sondern eine durch das Renormierungsschema bestimmte Massenskala; nur oberhalb von ihr kann die QCD störungstheoretisch behandelt werden.

Umgekehrt nimmt die Kopplung mit abnehmender Energie zu. Bei niedrigen Energien wird sie so stark, dass die Störungstheorie hier nicht mehr anwendbar ist.[3]

Stringtheorie

Eine bemerkenswert abweichende Situation gibt es in der Stringtheorie. Die störungstheoretische Beschreibung der Stringtheorie hängt von der String-Kopplungskonstanten ab. Jedoch sind in der Stringtheorie diese Kopplungskonstanten keine vorbestimmten, anzupassenden oder universellen Parameter, stattdessen sind sie Skalarfelder, die von der Position in Raum und Zeit abhängen können, deren Werte also dynamisch festgelegt sind.

Siehe auch

Literatur

  • Michael E. Peskin, Daniel V. Schroeder: An introduction to quantum field theory. ISBN 0-201-50397-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dan Green: High PT Physics at Hadron Colliders (Outline). In: LPC Summer School. U. S. Compact Muon Solenoid, 2005 (PPT).
  2. Stephan Paul, Norbert Kaiser: Schwache Wechselwirkung: Die V-A-Theorie der schwachen Wechselwirkung. In: Lehrstuhl für Experimentalphysik E18 (Hrsg.): Online-Skript Teilchen und Kerne. Technische Universität München (e18.physik.tu-muenchen.de (Memento vom 18. September 2009 im Internet Archive)).
  3. Siegfried Bethke und Peter Zerwas: Schwache starke Wechselwirkung – die asymptotische Freiheit der Quarks. In: Physik Journal 3. Band 12. Wiley-VCH, Weinheim 2004, S. 31–35 (pro-physik.de [PDF; abgerufen am 23. Januar 2018]).