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| Name = Wärmeübergangskoeffizient | | Name = Wärmeübergangskoeffizient | ||
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Der '''Wärmeübergangskoeffizient''' <math>\alpha</math> (engl. ''h'' für {{lang|en|''heat transfer coefficient''}}), auch '''Wärmeübergangszahl''' oder '''Wärmeübertragungskoeffizient''' genannt, ist ein [[Proportionalitätsfaktor]], der die Intensität des [[Wärmeübertragung|Wärmeübergangs]] an einer [[Grenzfläche]] bestimmt. Der Wärmeübergangskoeffizient in W/(m²·K) ist eine [[Spezifische Größe|spezifische]] [[Kennzahl]] einer Konfiguration von [[Werkstoff| | Der '''Wärmeübergangskoeffizient''' <math>\alpha</math> (engl. ''h'' für {{lang|en|''heat transfer coefficient''}}), auch '''Wärmeübergangszahl''' oder '''Wärmeübertragungskoeffizient''' genannt, ist ein [[Proportionalitätsfaktor]], der die Intensität des [[Wärmeübertragung|Wärmeübergangs]] an einer [[Grenzfläche]] bestimmt. Der Wärmeübergangskoeffizient in W/(m²·K) ist eine [[Spezifische Größe|spezifische]] [[Kennzahl]] einer Konfiguration von [[Werkstoff|Materialien]] bzw. von einem Material zu einer Umgebung in Form eines [[Fluid]]s. | ||
Einzelne Disziplinen, darunter die [[Bauphysik]], nutzen europaweit seit Juli 1999<ref>W. Kosler: ''Manuskript zur E DIN 4108-3:1998-10.'' Deutsches Institut für Normung, 28. Oktober 1998.</ref> aufgrund international angepasster Normen statt <math>\alpha</math> das englische [[Formelzeichen]] ''h''. Diesem Umstand wird in den entsprechenden Abschnitten Rechnung getragen. | Einzelne Disziplinen, darunter die [[Bauphysik]], nutzen europaweit seit Juli 1999<ref>W. Kosler: ''Manuskript zur E DIN 4108-3:1998-10.'' Deutsches Institut für Normung, 28. Oktober 1998.</ref> aufgrund international angepasster Normen statt <math>\alpha</math> das englische [[Formelzeichen]] ''h''. Diesem Umstand wird in den entsprechenden Abschnitten Rechnung getragen. | ||
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Der Wärmeübergangskoeffizient beschreibt die Fähigkeit eines [[Gas]]es oder einer [[Flüssigkeit]], [[Energie]] von der Oberfläche eines Stoffes abzuführen bzw. an die Oberfläche abzugeben. Er hängt unter anderem ab von der [[Spezifische Wärme|spezifischen Wärmekapazität]], der [[Dichte]] und dem [[Wärmeleitkoeffizient]]en des wärmeabführenden sowie des wärmeliefernden Mediums. Die Berechnung des Koeffizienten für Wärmeleitung erfolgt meist über den Temperaturunterschied der beteiligten Medien. | Der Wärmeübergangskoeffizient beschreibt die Fähigkeit eines [[Gas]]es oder einer [[Flüssigkeit]], [[Energie]] von der Oberfläche eines Stoffes abzuführen bzw. an die Oberfläche abzugeben. Er hängt unter anderem ab von der [[Spezifische Wärme|spezifischen Wärmekapazität]], der [[Dichte]] und dem [[Wärmeleitkoeffizient]]en des wärmeabführenden sowie des wärmeliefernden Mediums. Die Berechnung des Koeffizienten für Wärmeleitung erfolgt meist über den Temperaturunterschied der beteiligten Medien. | ||
Der Wärmeübergangskoeffizient ist im Gegensatz zur Wärmeleitfähigkeit ''keine'' [[Materialkonstante]], sondern | Der Wärmeübergangskoeffizient ist im Gegensatz zur Wärmeleitfähigkeit ''keine'' reine [[Materialkonstante]], sondern<!-- - im Falle einer Umgebung – << was ist damit gemeint? Was kommt außer einer “Umgebung” noch in Betracht? --> stark abhängig von | ||
* der [[Strömungsgeschwindigkeit]] ''v'' bzw. der Art der Strömung ([[laminar]] oder [[Turbulente Strömung|turbulent]]), | * der [[Strömungsgeschwindigkeit]] ''v'' bzw. der Art der Strömung ([[laminar]] oder [[Turbulente Strömung|turbulent]]), | ||
* den geometrischen Verhältnissen und | * den geometrischen Verhältnissen und | ||
* der Oberflächenbeschaffenheit. | * der Oberflächenbeschaffenheit. | ||
Im Bauwesen | |||
Im Bauwesen wird häufig vereinfachend mit pauschalen Werten für den Wärmeübergangskoeffizienten gerechnet. Aufgrund der Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit ist dies zwar ungenau, jedoch relativ unbedenklich, weil der Hauptwärmewiderstand bei Bauteilen mit [[Wärmedämmung]] nicht im Wärmeübergang liegt, sondern im [[Wärmedurchgang]] des Bauteils. | |||
== Berechnung bei Wärmeübertragung == | == Berechnung bei Wärmeübertragung == | ||
{{Siehe auch|Fouriersches Gesetz}} | |||
:<math>\begin{alignat}{2} | :<math>\begin{alignat}{2} | ||
Q & = \alpha \cdot A \cdot (T_1 - T_2) \cdot \Delta t \quad \Leftrightarrow \quad \dot{Q} & = \alpha \cdot A \cdot (T_1 - T_2)\\ | Q & = \alpha \cdot A \cdot (T_1 - T_2) \cdot \Delta t \quad \Leftrightarrow \quad \dot{Q} & = \alpha \cdot A \cdot (T_1 - T_2)\\ | ||
\Leftrightarrow \alpha & = \frac{Q}{A \cdot (T_1 - T_2) \cdot \Delta t} & = \frac{\dot{Q}}{A \cdot (T_1 - T_2)} | \Leftrightarrow \alpha & = \frac{Q}{A \cdot (T_1 - T_2) \cdot \Delta t} & \alpha= \frac{\dot{Q}}{A \cdot (T_1 - T_2)} | ||
\end{alignat}</math> | \end{alignat}</math> | ||
mit | mit | ||
* | * <math>Q</math>: übertragene [[Wärmemenge]] | ||
* | * <math>A</math>: betrachtete Kontaktfläche / benetzte Oberfläche | ||
* | * <math>T_1</math>, <math>T_2</math>: Temperaturen der beteiligten Medien | ||
* | * <math>\Delta t</math>: betrachtetes Zeitintervall | ||
* <math>\dot{Q}</math>: [[Wärmestrom]] | * <math>\dot{Q}</math>: [[Wärmestrom]] | ||
Die abgeleitete Dimension des Wärmeübergangskoeffizienten in [[SI-Einheiten]] ist <math>\frac {\mathrm{W}} {\mathrm{m^2 \cdot K}} = \frac {\mathrm{kg}} {\mathrm{s^3 \cdot K}}</math>. | Die abgeleitete Dimension des Wärmeübergangskoeffizienten in [[SI-Einheiten]] ist <math>\frac {\mathrm{W}} {\mathrm{m^2 \cdot K}} = \frac {\mathrm{kg}} {\mathrm{s^3 \cdot K}}</math>. | ||
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Für [[Thermische Grenzschicht|Grenzschichten]] zwischen festen Materialien oder ruhenden Fluiden kann als absolute Größe – im Sinne einer [[Materialkonstante]] unabhängig von der Fläche – der [[Wärmewiderstand]] <math>R_{th}</math> angegeben werden: | Für [[Thermische Grenzschicht|Grenzschichten]] zwischen festen Materialien oder ruhenden Fluiden kann als absolute Größe – im Sinne einer [[Materialkonstante]] unabhängig von der Fläche – der [[Wärmewiderstand]] <math>R_{th}</math> angegeben werden: | ||
:<math>R_{th} = \frac{1}{\alpha \cdot A} = \frac{(T_1 - T_2) \cdot \Delta t}{Q}</math> in <math>\mathrm{\frac{K}{W}}</math> (mit <math>\mathrm{K}</math> | :<math>R_{th} = \frac{1}{\alpha \cdot A} = \frac{(T_1 - T_2) \cdot \Delta t}{Q}</math> in <math>\mathrm{\frac{K}{W}}</math> (mit <math>\mathrm{K}</math> – [[Kelvin]], <math>\mathrm{W}</math> – [[Watt (Einheit)|Watt]]). | ||
== Thermodynamische Berechnungen == | == Thermodynamische Berechnungen == | ||
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** der dynamischen [[Viskosität]] <math>\eta</math> | ** der dynamischen [[Viskosität]] <math>\eta</math> | ||
* der dimensionslosen Prandtl-Zahl <math>\mathrm{Pr} = \frac{\eta \cdot c_p}{\lambda}</math> | * der dimensionslosen Prandtl-Zahl <math>\mathrm{Pr} = \frac{\eta \cdot c_p}{\lambda}</math> | ||
** der [[Isobare Zustandsänderung| | ** der [[Isobare Zustandsänderung|isobaren]] [[Spezifische Wärmekapazität|spezifischen Wärmekapazität]] <math>c_p.</math> | ||
Die Darstellung des mittleren Wärmeübergangskoeffizienten durch die Nußelt-Zahl stellt ein [[Ähnlichkeitstheorie|Ähnlichkeitsgesetz]] dar, bei dem stets die jeweilige Definition der charakteristischen Länge und der charakteristischen Geschwindigkeit mit angegeben werden muss. | Die Darstellung des mittleren Wärmeübergangskoeffizienten durch die Nußelt-Zahl stellt ein [[Ähnlichkeitstheorie|Ähnlichkeitsgesetz]] dar, bei dem stets die jeweilige Definition der charakteristischen Länge und der charakteristischen Geschwindigkeit mit angegeben werden muss. | ||
=== Freie Konvektion === | === Freie Konvektion === | ||
Ist die Strömung bedingt durch [[freie Konvektion]], so hängen der Wärmeübergangskoeffizient und die [[Nußelt-Zahl]] von der [[Grashof-Zahl]] ab. | Ist die Strömung bedingt durch [[freie Konvektion]], so hängen der Wärmeübergangskoeffizient und die [[Nußelt-Zahl]] von der [[Grashof-Zahl]] ab. | ||
[[Approximation|Näherungsweise]] lässt sich der Wärmeübergangskoeffizient in diesem Fall mit folgenden [[Zahlenwertgleichung]]en ermitteln: | [[Approximation|Näherungsweise]] lässt sich der Wärmeübergangskoeffizient in diesem Fall mit folgenden [[Zahlenwertgleichung]]en ermitteln: | ||
* Medium Luft: <math>\alpha= 12 \cdot \sqrt{v} + 2</math> | * Medium Luft: <math>\alpha= 12 \cdot \sqrt{v} + 2</math> | ||
* Medium Wasser: <math>\alpha = 2100 \cdot \sqrt{v} + 580,</math> | * Medium Wasser: <math>\alpha = 2100 \cdot \sqrt{v} + 580,</math> | ||
jeweils mit der Strömungsgeschwindigkeit <math>v</math> des Mediums in Metern pro Sekunde. | jeweils mit der Strömungsgeschwindigkeit <math>v</math> des Mediums in Metern pro Sekunde. | ||
=== Wärmestrahlung === | === Wärmestrahlung === | ||
Die Berechnung des Wärmeübergangskoeffizienten durch [[Wärmestrahlung]] gestaltet sich sehr viel schwieriger als im Falle der Konvektion. | Die Berechnung des Wärmeübergangskoeffizienten durch [[Wärmestrahlung]] gestaltet sich sehr viel schwieriger als im Falle der Konvektion. | ||
Für den Wärmeübergangskoeffizient durch Strahlung eines [[Schwarzer Körper|schwarzen Körpers]] gilt: | Für den Wärmeübergangskoeffizient durch Strahlung eines [[Schwarzer Körper|schwarzen Körpers]] gilt: | ||
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| <math>R_\mathrm{se} = 1 / h_\mathrm{s0} </math> | | <math>R_\mathrm{se} = 1 / h_\mathrm{s0} </math> | ||
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== Wärmeübergangskoeffizient und -widerstand | == Wärmeübergangskoeffizient und -widerstand im Bauwesen == | ||
Im Bauwesen wurde vor einiger Zeit die englische Symbolik eingeführt <ref name="ISO 6946">EN ISO 6946; siehe [[#Normen|Normen]] und [[#Literatur|Literatur]]</ref> | Im Bauwesen wurde vor einiger Zeit die englische Symbolik eingeführt.<ref name="ISO 6946">EN ISO 6946; siehe [[#Normen|Normen]] und [[#Literatur|Literatur]]</ref> Daher findet sich in bauphysikalischen Formeln und Berechnungen seither die von der sonst gebräuchlichen Schreibung abweichende Bezeichnung ''h''. | ||
''h'' ist definiert als die Wärmemenge, die bei ruhender Luft und einem Temperaturunterschied von 1 Kelvin (zwischen Luft und Bauteiloberfläche) über eine Fläche von 1 m² innerhalb von 1 Sekunde übertragen wird. Sie addiert sich aus einem konvektiven h<sub>c</sub> und einem Strahlungsanteil h<sub>r</sub>; der Anteil aus [[Wärmeleitung|Konduktion]] wird aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit der Luft vernachlässigt. | ''h'' ist definiert als die Wärmemenge, die bei ruhender Luft und einem Temperaturunterschied von 1 Kelvin (zwischen Luft und Bauteiloberfläche) über eine Fläche von 1 m² innerhalb von 1 Sekunde übertragen wird. Sie addiert sich aus einem konvektiven h<sub>c</sub> und einem Strahlungsanteil h<sub>r</sub>; der Anteil aus [[Wärmeleitung|Konduktion]] wird aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit der Luft vernachlässigt. | ||
:<math>h = h_r + h_c\ </math> <ref name="ISO 6946"/> | :<math>h = h_r + h_c\ </math> <ref name="ISO 6946" /> | ||
Ein vereinfachtes Rechenverfahren zur Ermittlung von ''h''<sub>r</sub> und ''h''<sub>c</sub> findet sich in | Ein vereinfachtes Rechenverfahren zur Ermittlung von ''h''<sub>r</sub> und ''h''<sub>c</sub> findet sich in EN ISO 6946, Anhang A. ''h''<sub>r</sub> wird dort nach dem [[Stefan-Boltzmann-Gesetz#Nicht-Schwarze Strahler|Stefan-Boltzmann-Gesetz]] aus dem Wärmeübergangskoeffizienten aufgrund Strahlung des schwarzen Körpers und dem Emissionsgrad des jeweiligen Oberflächenmaterials berechnet; ''h''<sub>c</sub> ist abhängig von der räumlichen Orientierung des Wärmestroms sowie bei außenliegenden Oberflächen von der Windgeschwindigkeit. Verbindliche Werte sowohl für ''h''<sub>c</sub> als auch für die Korrekturwerte unterschiedlicher Windgeschwindigkeiten werden – ohne Angabe der Herleitung – in Anhang A der Norm als Konstanten angegeben. Auch ein stark vereinfachendes Korrekturverfahren für nicht ebene Oberflächen wird in der Norm festgelegt. | ||
Der [[Kehrwert]] 1/h (früher: 1/α) ist hier (abweichend von der in der Physik gebräuchlichen dimensionslosen Verwendung als Materialkonstante) lt. Norm der '''[[Wärmeübergangswiderstand]]''' ''R''<sub>s</sub> in (m²·K)/W.<ref name="ISO 6946"/> | Der [[Kehrwert]] 1/h (früher: 1/α) ist hier (abweichend von der in der Physik gebräuchlichen dimensionslosen Verwendung als Materialkonstante) lt. Norm der '''[[Wärmeübergangswiderstand]]''' ''R''<sub>s</sub> in (m²·K)/W.<ref name="ISO 6946" /> | ||
* Je höher der Wärmeübergangs''koeffizient'', desto ''schlechter'' ist die [[Wärmedämmung|Wärmedämmeigenschaft]] der Stoffgrenze. | * Je höher der Wärmeübergangs''koeffizient'', desto ''schlechter'' ist die [[Wärmedämmung|Wärmedämmeigenschaft]] der Stoffgrenze. | ||
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=== Wärmeübergangskoeffizient bei thermisch aktiven Raumumfassungen === | === Wärmeübergangskoeffizient bei thermisch aktiven Raumumfassungen === | ||
Bei der thermischen Bauteilaktivierung – sei es als stationär wirkende Heiz-/Kühlflächen oder als instationär arbeitende Massivspeicherkörper jeweils in die Raumumfassungen (Decken, Fußböden und/oder Wänden) integriert – ist der Gesamtwärmeübergangskoeffizient (Konvektion plus Strahlung) aufgrund der relativ kleinen Temperaturdifferenzen zwischen Oberfläche und Raum | Bei der thermischen Bauteilaktivierung – sei es als stationär wirkende Heiz-/Kühlflächen oder als instationär arbeitende Massivspeicherkörper jeweils in die Raumumfassungen (Decken, Fußböden und/oder Wänden) integriert – ist der Gesamtwärmeübergangskoeffizient (Konvektion plus Strahlung) aufgrund der relativ kleinen Temperaturdifferenzen zwischen Oberfläche und Raum für die Wärmestromdichte sehr bedeutungsvoll. Die Komplexität der Mischkonvektion ([[Freie Konvektion|freie]] und [[erzwungene Konvektion]]), die Überlagerung mit dem Wärmetransport durch Strahlung und das Vorhandensein von örtlich unterschiedlichen Luft- und Strahlungstemperaturen im Raum bezogen auf die thermisch aktiven Bauteiloberflächen führen zu Schwierigkeiten bei der Ermittlung der Gesamtwärmeübergangskoeffizienten und zu unterschiedlichen Ergebnisinterpretationen. Vorteilhaft gestaltet sich in der Praxis das Arbeiten mit den sogenannten ''Basiskennlinien'', wie beispielsweise bei der normierten Leistungsberechnung für die Fußbodenheizung eingeführt und auch für die praktische Kühldeckenauslegung verwendet, da nur die Raumtemperatur als Bezugsgröße auftritt. Die Basiskennlinie gibt die Wärmestromdichte der Heiz-/Kühlfläche in Abhängigkeit von der Flächenlage im Raum an. In der Zeitschrift ''Gesundheitsingenieur'' wurde ein allgemeingültiger Zusammenhang zwischen Gesamtwärmeübergangskoeffizienten und Basiskennlinien hergestellt.<ref>B. Glück: ''Wärmeübergangskoeffizienten an thermisch aktiven Bauteiloberflächen und der Übergang zu Basiskennlinien für die Wärmestromdichte.'' In: ''Gesundheitsingenieur.'' Heft 1, 2007, S. 1–10 (Eine Kurzfassung befindet sich im kostenlos erhältlichen Teilbericht ''Innovative Wärmeübertragung und Wärmespeicherung'' des vom PTJ betreuten Forschungsverbundkomplexes LowEx, Bericht_LowEx, 2008; [http://www.berndglueck.de/lowex.php zur Website]).</ref> | ||
== Normen == | == Normen == | ||
* [[EN ISO 6946]], als DIN : | * [[EN ISO 6946]], als DIN :2018-03 ''Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient – Berechnungsverfahren'' | ||
* [[EN ISO 7345]], als DIN : | * [[EN ISO 7345]], als DIN :2018-07 ''Wärmeverhalten von Gebäuden und Baustoffen – Physikalische Größen und Definitionen'' | ||
* [[EN ISO 9346]], als DIN : | * [[EN ISO 9346]], als DIN :2008-02 ''Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Gebäuden und Baustoffen – Physikalische Größen für den Stofftransport – Begriffe'' | ||
== Weblinks == | |||
* {{Internetquelle|url=https://www.engineersedge.com/thermodynamics/overall_heat_transfer-table.htm|titel=Overall Heat Transfer Coefficient Table Charts and Equation|hrsg=Engineers Edge|abruf=2020-03-30|sprache=en}} Formel und Tabellen technisch wichtiger Werte | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
Zeile 155: | Zeile 160: | ||
* H. Martin: ''Advances in Heat Transfer.'' Vol. 13. academic Press, New York/San Francisco/London 1977, S. 1–60. | * H. Martin: ''Advances in Heat Transfer.'' Vol. 13. academic Press, New York/San Francisco/London 1977, S. 1–60. | ||
* S. Polat: ''Drying Technology.'' 11, Nr. 6, 1993, S. 1147–1176. | * S. Polat: ''Drying Technology.'' 11, Nr. 6, 1993, S. 1147–1176. | ||
* R. Viskanta: ''Experimental Thermal and Fluid Science.'' 6, 1993, S. 111–134. | * R. Viskanta: ''Experimental Thermal and Fluid Science.'' Band 6, 1993, S. 111–134. | ||
* B. Glück: ''Wärmeübergangskoeffizienten an thermisch aktiven Bauteiloberflächen und der Übergang zu Basiskennlinien für die Wärmestromdichte.'' In: ''Gesundheitsingenieur.'' Heft 1, 2007, S. 1–10 (Eine Kurzfassung befindet sich im kostenlos erhältlichen Teilbericht ''Innovative Wärmeübertragung und Wärmespeicherung'' des vom PTJ betreuten Forschungsverbundkomplexes LowEx, Bericht_LowEx, 2008, | * B. Glück: ''Wärmeübergangskoeffizienten an thermisch aktiven Bauteiloberflächen und der Übergang zu Basiskennlinien für die Wärmestromdichte.'' In: ''Gesundheitsingenieur.'' Heft 1, 2007, S. 1–10 (Eine Kurzfassung befindet sich im kostenlos erhältlichen Teilbericht ''Innovative Wärmeübertragung und Wärmespeicherung'' des vom PTJ betreuten Forschungsverbundkomplexes LowEx, Bericht_LowEx, 2008, S. 18 ff.; [http://www.berndglueck.de/lowex.php zur Website]). | ||
<!--*VDI Wärmeatlas--> | <!--*VDI Wärmeatlas--> | ||
EN ISO 6946: | EN ISO 6946: | ||
* M. Reick, S. Palecki: ''Auszug aus den Tabellen und Formeln der DIN EN ISO 6946''. Institut für Bauphysik und Materialwissenschaft. Universität GH Essen. Stand: Oktober 1999. ([http://www.uni-essen.de/ibpm/Aufgabensammlung/NeuNorm_A4.pdf Webdokument], [[PDF]]; 168 KB). | * M. Reick, S. Palecki: ''Auszug aus den Tabellen und Formeln der DIN EN ISO 6946''. Institut für Bauphysik und Materialwissenschaft. Universität GH Essen. Stand: Oktober 1999. ([http://www.uni-essen.de/ibpm/Aufgabensammlung/NeuNorm_A4.pdf Webdokument], [[PDF]]; 168 KB). | ||
* {{Literatur | Autor=G. Bittersmann | | * {{Literatur |Autor=G. Bittersmann |Hrsg=LandesEnergieVerein Steiermark LEV |Titel=Wärmeübertragung durch Bauteile (k-Wert) nach ÖNORM EN ISO 6946 |Sammelwerk=Wärmebilanzen und Energiekennzahlen Juli 2000 |Ort=Graz |Datum=2000-07 |Kapitel=Wärmeübergangswiderstände |Seiten=2 f. |Online= [http://www.lev.at/download/eniso6946.pdf pdf], lev.at |Abruf=2010-01-21}} | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references/> | <references /> | ||
[[Kategorie:Wärmekennwert|Warmeubergangskoeffizient]] | [[Kategorie:Wärmekennwert|Warmeubergangskoeffizient]] | ||
[[Kategorie:Thermodynamik|Warmeubergangskoeffizient]] | [[Kategorie:Thermodynamik|Warmeubergangskoeffizient]] | ||
[[Kategorie:Technische Chemie|Warmeubergangskoeffizient]] | [[Kategorie:Technische Chemie|Warmeubergangskoeffizient]] |
Physikalische Größe | |||||||
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Name | Wärmeübergangskoeffizient | ||||||
Formelzeichen | $ \alpha ,\,h $ | ||||||
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Der Wärmeübergangskoeffizient $ \alpha $ (engl. h für {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)), auch Wärmeübergangszahl oder Wärmeübertragungskoeffizient genannt, ist ein Proportionalitätsfaktor, der die Intensität des Wärmeübergangs an einer Grenzfläche bestimmt. Der Wärmeübergangskoeffizient in W/(m²·K) ist eine spezifische Kennzahl einer Konfiguration von Materialien bzw. von einem Material zu einer Umgebung in Form eines Fluids.
Einzelne Disziplinen, darunter die Bauphysik, nutzen europaweit seit Juli 1999[1] aufgrund international angepasster Normen statt $ \alpha $ das englische Formelzeichen h. Diesem Umstand wird in den entsprechenden Abschnitten Rechnung getragen.
Der Wärmeübergangskoeffizient beschreibt die Fähigkeit eines Gases oder einer Flüssigkeit, Energie von der Oberfläche eines Stoffes abzuführen bzw. an die Oberfläche abzugeben. Er hängt unter anderem ab von der spezifischen Wärmekapazität, der Dichte und dem Wärmeleitkoeffizienten des wärmeabführenden sowie des wärmeliefernden Mediums. Die Berechnung des Koeffizienten für Wärmeleitung erfolgt meist über den Temperaturunterschied der beteiligten Medien.
Der Wärmeübergangskoeffizient ist im Gegensatz zur Wärmeleitfähigkeit keine reine Materialkonstante, sondern stark abhängig von
Im Bauwesen wird häufig vereinfachend mit pauschalen Werten für den Wärmeübergangskoeffizienten gerechnet. Aufgrund der Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit ist dies zwar ungenau, jedoch relativ unbedenklich, weil der Hauptwärmewiderstand bei Bauteilen mit Wärmedämmung nicht im Wärmeübergang liegt, sondern im Wärmedurchgang des Bauteils.
mit
Die abgeleitete Dimension des Wärmeübergangskoeffizienten in SI-Einheiten ist $ {\frac {\mathrm {W} }{\mathrm {m^{2}\cdot K} }}={\frac {\mathrm {kg} }{\mathrm {s^{3}\cdot K} }} $.
Je nach Richtung der Wärmeübertragung wird ΔQ einen positiven oder negativen Wert einnehmen.
Für Grenzschichten zwischen festen Materialien oder ruhenden Fluiden kann als absolute Größe – im Sinne einer Materialkonstante unabhängig von der Fläche – der Wärmewiderstand $ R_{th} $ angegeben werden:
Lokale Werte $ \alpha (x) $ des Wärmeübergangskoeffizienten sind für Computersimulationen und theoretische Betrachtungen wichtig. In einer dünnen Grenzschicht an der Wandoberfläche ist die Strömung laminar und der Wärmetransport erfolgt überwiegend durch Wärmeleitung. In diesem Fall ergibt sich der lokale Wärmeübergangskoeffizient zu
mit
Die lokale Wärmestromdichte $ {\dot {q}}_{\mathrm {GS} } $ durch die Grenzschicht ergibt sich aus
Für technische Berechnungen werden meist mittlere Wärmeübergangskoeffizienten verwendet, die für eine gegebene Geometrie (Baugruppe) mit dem Unterschied der Fluidtemperatur am Einlauf zur mittleren Wandtemperatur definiert werden.
Der mittlere Wärmeübergangskoeffizient ist der dimensionslosen Nußelt-Zahl $ \mathrm {Nu} $ proportional, die bei gegebener Geometrie eine reine Funktion der Reynolds- und der Prandtl-Zahl ist:
mit
Die Darstellung des mittleren Wärmeübergangskoeffizienten durch die Nußelt-Zahl stellt ein Ähnlichkeitsgesetz dar, bei dem stets die jeweilige Definition der charakteristischen Länge und der charakteristischen Geschwindigkeit mit angegeben werden muss.
Ist die Strömung bedingt durch freie Konvektion, so hängen der Wärmeübergangskoeffizient und die Nußelt-Zahl von der Grashof-Zahl ab.
Näherungsweise lässt sich der Wärmeübergangskoeffizient in diesem Fall mit folgenden Zahlenwertgleichungen ermitteln:
jeweils mit der Strömungsgeschwindigkeit $ v $ des Mediums in Metern pro Sekunde.
Die Berechnung des Wärmeübergangskoeffizienten durch Wärmestrahlung gestaltet sich sehr viel schwieriger als im Falle der Konvektion.
Für den Wärmeübergangskoeffizient durch Strahlung eines schwarzen Körpers gilt:
Temperatur in °C | −10 | 0 | 10 | 20 | 30 |
---|---|---|---|---|---|
$ h_{\mathrm {s0} } $ in W/(m²·K)[2] | 4,1 | 4,6 | 5,1 | 5,7 | 6,3 |
$ R_{\mathrm {se} }=1/h_{\mathrm {s0} } $ | 0,24 | 0,22 | 0,20 | 0,18 | 0,16 |
Im Bauwesen wurde vor einiger Zeit die englische Symbolik eingeführt.[2] Daher findet sich in bauphysikalischen Formeln und Berechnungen seither die von der sonst gebräuchlichen Schreibung abweichende Bezeichnung h.
h ist definiert als die Wärmemenge, die bei ruhender Luft und einem Temperaturunterschied von 1 Kelvin (zwischen Luft und Bauteiloberfläche) über eine Fläche von 1 m² innerhalb von 1 Sekunde übertragen wird. Sie addiert sich aus einem konvektiven hc und einem Strahlungsanteil hr; der Anteil aus Konduktion wird aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit der Luft vernachlässigt.
Ein vereinfachtes Rechenverfahren zur Ermittlung von hr und hc findet sich in EN ISO 6946, Anhang A. hr wird dort nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz aus dem Wärmeübergangskoeffizienten aufgrund Strahlung des schwarzen Körpers und dem Emissionsgrad des jeweiligen Oberflächenmaterials berechnet; hc ist abhängig von der räumlichen Orientierung des Wärmestroms sowie bei außenliegenden Oberflächen von der Windgeschwindigkeit. Verbindliche Werte sowohl für hc als auch für die Korrekturwerte unterschiedlicher Windgeschwindigkeiten werden – ohne Angabe der Herleitung – in Anhang A der Norm als Konstanten angegeben. Auch ein stark vereinfachendes Korrekturverfahren für nicht ebene Oberflächen wird in der Norm festgelegt.
Der Kehrwert 1/h (früher: 1/α) ist hier (abweichend von der in der Physik gebräuchlichen dimensionslosen Verwendung als Materialkonstante) lt. Norm der Wärmeübergangswiderstand Rs in (m²·K)/W.[2]
Bei der thermischen Bauteilaktivierung – sei es als stationär wirkende Heiz-/Kühlflächen oder als instationär arbeitende Massivspeicherkörper jeweils in die Raumumfassungen (Decken, Fußböden und/oder Wänden) integriert – ist der Gesamtwärmeübergangskoeffizient (Konvektion plus Strahlung) aufgrund der relativ kleinen Temperaturdifferenzen zwischen Oberfläche und Raum für die Wärmestromdichte sehr bedeutungsvoll. Die Komplexität der Mischkonvektion (freie und erzwungene Konvektion), die Überlagerung mit dem Wärmetransport durch Strahlung und das Vorhandensein von örtlich unterschiedlichen Luft- und Strahlungstemperaturen im Raum bezogen auf die thermisch aktiven Bauteiloberflächen führen zu Schwierigkeiten bei der Ermittlung der Gesamtwärmeübergangskoeffizienten und zu unterschiedlichen Ergebnisinterpretationen. Vorteilhaft gestaltet sich in der Praxis das Arbeiten mit den sogenannten Basiskennlinien, wie beispielsweise bei der normierten Leistungsberechnung für die Fußbodenheizung eingeführt und auch für die praktische Kühldeckenauslegung verwendet, da nur die Raumtemperatur als Bezugsgröße auftritt. Die Basiskennlinie gibt die Wärmestromdichte der Heiz-/Kühlfläche in Abhängigkeit von der Flächenlage im Raum an. In der Zeitschrift Gesundheitsingenieur wurde ein allgemeingültiger Zusammenhang zwischen Gesamtwärmeübergangskoeffizienten und Basiskennlinien hergestellt.[3]
EN ISO 6946: