Der hydrostatische Druck (griech. ὕδωρ hýdor, Wasser), auch Gravitationsdruck oder Schweredruck, ist der Druck, der sich innerhalb eines ruhenden Fluids, das ist eine Flüssigkeit oder ein Gas, durch den Einfluss der Gravitation einstellt. Der Begriff wird entgegen der Wortbedeutung „Wasser“ auch für andere Flüssigkeiten und sogar für Gase verwendet. Dynamischer Druck durch Fluidströmungen wie z. B. der Staudruck wird vom hydrostatischen Druck nicht erfasst, er betrachtet nur ruhende, statische Fluide.
Der hydrostatische Druck für Fluide mit konstanter Dichte im homogenen Schwerefeld (= Inkompressible Fluide, insbesondere Flüssigkeiten) berechnet sich nach dem Pascal’schen (oder pascalschen) Gesetz (benannt nach Blaise Pascal):
Die Physikalischen Einheiten für den hydrostatischen Druck sind:
Zur Beschreibung des hydrostatischen Drucks wird zum Teil auch noch die nicht-SI-konforme veraltete Maßeinheit Meter Wassersäule (mWS) verwendet.
Der hydrostatische Druck hängt nicht von der Form eines Gefäßes ab; entscheidend für den Druck an dessen Boden ist alleine die Höhe des Fluid- bzw. Flüssigkeitsspiegels und dessen Dichte (in Abhängigkeit der Temperatur), jedoch nicht die absolute Menge des Fluids im Gefäß. Dieses Phänomen wurde als Hydrostatisches (oder auch Pascal’sches) Paradoxon bekannt.
Zur vollständigen Beschreibung des Drucks am Boden eines ruhenden inkompressiblen Fluids ist dem hydrostatischen Druck hinzu allerdings noch der Umgebungsdruck zu addieren. So entspricht beispielsweise der auf einen Taucher wirkende Wasserdruck in einem ruhenden Gewässer der Summe
+ dem hydrostatischen Druck des Wassers selbst.
Mit zunehmender Tiefe kann $ g $ nicht mehr als konstant betrachtet werden. Wenn die Form des Himmelskörpers durch eine Kugel mit Radius $ R $ beschrieben und die Dichte als konstant betrachtet wird, lässt sich der Druck wie folgt berechnen:
Der Ortsfaktor $ g(r) $ folgt aus dem Newtonschen Gravitationsgesetz:
wobei $ M(r) $ die Masse innerhalb einer konzentrischen Kugel innerhalb des Himmelskörpers und $ M=M(R) $ dessen Gesamtmasse angibt. Mit der Formel für das Kugelvolumen $ V={\tfrac {4}{3}}\pi R^{3} $ ergibt sich für den Druck im Zentrum:
Verschiedene Materialien weisen eine unterschiedliche Druckfestigkeit auf. Das Gleichsetzen von $ p_{\mathrm {Z} } $ und dem Maximaldruck $ p_{\mathrm {max} } $ führt zu einer Gleichung, die sich nach $ R $ auflösen lässt. Der resultierende Wert
gibt den maximalen Radius an, den ein homogener, kugelförmiger Himmelskörper besitzen darf, um die Druckfestigkeit des Materials nicht zu überschreiten, also um nicht von der eigenen Masse zerdrückt zu werden.
Für den sehr hypothetischen Fall eines vollständig aus Styropor bestehenden Himmelskörpers ($ \rho =20\,\mathrm {\frac {kg}{m^{3}}} $ und $ p_{\mathrm {max} }=150\,\mathrm {kPa} $) würde sich ein Radius von rund $ 1600\,\mathrm {km} $ ergeben (zum Vergleich: der Radius des Erdmondes beträgt rund $ 1700\,\mathrm {km} $). Für Granit beträgt der Radius rund $ 380\,\mathrm {km} $ und für Basalt $ 550\,\mathrm {km} $ . Eine Schlussfolgerung ist, dass Himmelskörper mit einem Radius deutlich größer als dem der Erde nicht aus einem einzigen festen Material bestehen können (Diamant: $ R_{\mathrm {max} }=7600\,\mathrm {km} $).
Einen Spezialfall des hydrostatischen Drucks stellt der Gravitationsdruck in Sternen dar. Dieser resultiert aus der den Stern kontrahierenden Schwerkraft. Demgegenüber wirkt z. B. der Strahlungsdruck als den Stern expandierende Kraft. Bei einem stabilen Stern stellt sich dabei ein Gleichgewicht aller Kräfte ein und der Stern hat eine stabile Form. Dies ist näherungsweise der Zustand von Sternen auf der Hauptreihe des Hertzsprung-Russell-Diagramms.
Bei entstehenden Sternen, die sich zusammenziehen, überwiegt der Gravitationsdruck gegenüber der Summe aller Kräfte, die Gegendruck aufbauen. Beispiele für Gegendruck sind der kinetische Gasdruck des Gases selbst und bei anlaufender Fusionsreaktion der Strahlungsdruck durch alle auftretenden Strahlungsarten. Dadurch verändert sich der hydrostatische Druck innerhalb des entstehenden Sterns.
Bei einigen Klassen veränderlicher Sterne treten periodische oder transiente Änderungen der Sterndichte auf, wodurch sich die Materiemenge des Sterns, die innerhalb oder außerhalb einer Sphäre mit einem festen Radius liegt, verändert, und mit ihr auch der hydrostatische Druck bei einem bestimmten Radius vom Sternmittelpunkt aus.
Aufgrund des Sternwindes verlieren Sterne stetig Masse an die Umgebung. Auch dadurch ändert sich der hydrostatische Druck. Bei Hauptreihensternen ist diese Änderung allerdings sehr langsam.
In den Spätstadien des Sternenlebens kommt es ebenfalls zu Veränderungen im Sternaufbau, die sich auf den hydrostatischen Druck im Stern auswirken.
en:Pascal's law fr:Principe de Pascal