Heisenberg-Bild: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''[[Werner Heisenberg|Heisenberg]]-Bild''' der [[Quantenmechanik]] ist ein Modell für den Umgang mit '''zeitabhängigen''' Problemen. Im Heisenberg-Bild gelten folgende Annahmen:
{{Redundanztext
|3=Heisenberg-Bild
|4=Matrizenmechanik
|2=Februar 2022|1=[[Benutzer:Blaues-Monsterle|Blaues-Monsterle]] ([[Benutzer Diskussion:Blaues-Monsterle|Diskussion]]) 10:44, 25. Feb. 2022 (CET)}}


* [[Quantenmechanischer Zustand|Zustände]] sind '''nicht zeitabhängig''': <math>|\psi\rangle={\rm const}</math>
Das '''Heisenberg-Bild''' der [[Quantenmechanik]], nach [[Werner Heisenberg]], ist neben dem [[Schrödinger-Bild|Schrödinger-]] und dem [[Dirac-Bild]] eine der grundlegenden Formulierungen für den Umgang mit zeitabhängigen Problemen in der Quantenmechanik. Im Gegensatz zum öfter verwendeten Schrödinger-Bild steckt im Heisenberg-Bild die Zeitabhängigkeit nicht in den [[Zustand (Quantenmechanik)|Zuständen]] <math>|\psi\rangle = \mathrm{const.}</math>, sondern den [[Operator (Mathematik)|Observablen]] <math>A = A(t)</math>. Anschaulich gesprochen rotieren im Schrödinger-Bild die Zustände im Zustands(vektor)raum, wohingegen sich im Heisenberg-Bild die Operationen auf dem Vektorraum unter den Zuständen hinweg rotieren.  
* [[Operator (Mathematik)|Operator]]en sind '''zeitabhängig''': <math>\hat A=\hat A(t)</math>
* Die [[Dynamik (Physik)|Dynamik]] des Systems wird beschrieben durch die [[Heisenbergsche Bewegungsgleichung]].


Zur Kennzeichnung, dass man sich im Heisenberg-Bild befindet, werden Zustände und Operatoren gelegentlich mit dem Index&nbsp;"H" versehen: <math>|\psi_{\rm H}\rangle</math> bzw. <math>\hat A_{\rm H}(t)</math>
Zur Unterscheidung der verschiedenen Bilder der Quantenmechanik werden Größen im Heisenberg-Bild mit einem Index <math>\mathrm H</math> versehen.  


Aufgrund der hervorgehobenen Rolle der Operatoren in der Heisenbergschen Formulierung der Quantenmechanik wurde diese historisch auch als ''[[Matrizenmechanik]]'' bezeichnet. Zwei weitere Modelle sind das [[Schrödinger-Bild]] und das [[Wechselwirkungsbild]]. Alle Modelle führen zu denselben [[Erwartungswert]]en.
== Grundlagen ==
Ein quantenmechanisches System wird durch seinen Zustandsvektor <math>|\psi\rangle</math>, Messgrößen durch Operatoren <math>A</math> beschrieben. Die möglichen Messwerte sind die [[Eigenwert]]e der Operatoren <math>A</math> und die Wahrscheinlichkeit, bei einer Messung im Zustand <math>|\psi\rangle</math> einen bestimmten Messwert <math>a</math> zu erhalten, ist das Betragsquadrat des [[Skalarprodukt]]s <math>|\langle \psi|a\rangle|^2</math>, wobei <math>A|a\rangle = a|a\rangle</math>, sodass <math>|a\rangle</math> der zum Eigenwert <math>a</math> gehörige [[Eigenvektor]] ist. Der [[Erwartungswert]] einer Messgröße ist <math>\langle A \rangle = \langle \psi|A|\psi\rangle</math>.


Im Heisenbergbild steckt die gesamte Zeitabhängigkeit in den Operatoren, die Zustände sind zeitunabhängig:
Alle messbaren physikalischen Größen basieren daher auf Eigenwerten von Operatoren und Skalarprodukten von Zuständen. Jede auf die Zustände und Operatoren simultan angewandte Transformation, die diese Größen unverändert lässt, verändert nur die mathematische Darstellung der Physik, aber nicht die physikalsiche Wirklichkeit. Transformationen, die dies leisten, heißen [[unitäre Transformation]]en <math>U</math> mit <math>U U^\dagger = 1</math>.


:<math>|\psi _{\text{H}}\rangle = |\psi _{\text{S}}(0)\rangle</math>
== Definition ==
 
Im Schrödinger-Bild der Quantenmechanik gehorchen Zustände der [[Schrödingergleichung]]
Im Schrödingerbild dagegen vermittelt der [[unitärer Operator|unitäre]] [[Zeitentwicklungsoperator]] <math>\hat U(t)</math> die Zeitentwicklung der Zustände:
:<math>\mathrm i \hbar \partial_t |\psi_\mathrm S (t)\rangle = H_\mathrm S|\psi_\mathrm S(t)\rangle</math>
 
mit dem Hamiltonoperator <math>H_\mathrm S</math>. Die formale Lösung der Schrödingergleichung lautet
:<math>|\psi _{\text{S}}(t)\rangle = \hat{U}(t)|\psi _{\text{S}}(0)\rangle </math>
:<math>|\psi_\mathrm S(t) \rangle = \mathcal T \exp\left(-\frac{\mathrm i}{\hbar} \int_{t_0}^t H_\mathrm S \mathrm dt' \right)|\psi_\mathrm S(t_0)\rangle</math>
 
mit einem frei wählbaren Zeitpunkt <math>t_0</math>,
Darin ist <math>\hat U^{\dagger}(t)</math> der [[Adjungierter Operator|adjungierte Operator]], und wegen der Unitarität gilt <math>\hat U^{\dagger}(t) = \hat U(t)^{-1}</math>.
wobei
:<math>\mathcal T \exp\left(-\frac{\mathrm i}{\hbar} \int_{t_0}^t H_\mathrm S \mathrm dt \right) = U(t,t_0)</math>
der unitäre [[Zeitentwicklungsoperator]] ist. Für den Erwartungswert eines Operators <math>A</math>, der nicht vom gewählten Bild abhängen darf, gilt also
:<math>\langle A \rangle = \langle \psi_\mathrm S(t)|A_\mathrm S|\psi_\mathrm S(t)\rangle = \langle \psi_\mathrm S(t_0)|U^\dagger(t,t_0) A_\mathrm S U(t,t_0)|\psi_\mathrm S(t_0)\rangle</math>.  


Der Erwartungswert&nbsp;''a'' des Operators <math>\hat A</math> muss in allen Bildern gleich sein:
Man definiert nun:
:<math>|\psi_\mathrm H\rangle = |\psi_\mathrm S(t_0)\rangle, \qquad A_\mathrm H = U^\dagger(t,t_0) A_\mathrm S U(t,t_0)</math>


:<math>a = \langle \psi _{\text{S}}(t)|\hat{A}_{\text{S}}(t)|\psi _{\text{S}}(t)\rangle = \langle \psi _{\text{S}}(t)|\underbrace{\hat{U}(t)\hat{U}^{\dagger }(t)}_{1}\,\hat{A}_{\text{S}}(t)\,\underbrace{\hat{U}(t)\hat{U}^{\dagger }(t)}_{1}\,|\psi _{\text{S}}(t)\rangle = \langle \hat{U}^{\dagger }(t)\psi _{\text{S}}(t)|\hat{U}^{\dagger }(t)\,\hat{A}_{\text{S}}(t)\,\hat{U}(t)\,|\hat{U}^{\dagger }(t)\psi _{\text{S}}(t)\rangle </math>
== Eigenschaften ==
:<math>a = \langle \psi _{\text{S}}(0)|\hat{U}^{\dagger }(t)\,\hat{A}_{\text{S}}(t)\,\hat{U}(t)|\psi _{\text{S}}(0)\rangle = \langle \psi _{\text{H}}|\hat{A}_{\text{H}}(t)|\psi _{\text{H}}\rangle </math>
* Erwartungswerte von Operatoren bleiben unverändert. Diese Eigenschaft wurde oben zur Definition verwendet.
* Skalarprodukte von Zuständen bleiben unverändert:
::<math>\langle \psi_\mathrm H|\phi_\mathrm H\rangle = \langle \psi_\mathrm S(t_0)|\phi_\mathrm S(t_0)\rangle = \langle \psi_\mathrm S(t)|U^\dagger(t,t_0)U(t,t_0)|\psi_\mathrm S(t)\rangle = \langle \psi_\mathrm S(t)|\phi_\mathrm S(t)\rangle </math>
* [[Kommutator (Mathematik)|Kommutatoren]] von Operatoren bleiben forminvariant:
::<math>\begin{align}  
\left[A_\mathrm H(t),B_\mathrm H(t)\right] &= A_\mathrm H(t) B_\mathrm H(t) - B_\mathrm H(t) A_\mathrm H(t) \\
&= U^\dagger(t,t_0) A_\mathrm S U(t,t_0) U^\dagger(t,t_0) B_\mathrm S U(t,t_0) - U^\dagger(t,t_0) B_\mathrm S U(t,t_0) U^\dagger(t,t_0) A_\mathrm S U(t,t_0) \\
&= U^\dagger(t,t_0) A_\mathrm S B_\mathrm S U(t,t_0) - U^\dagger(t,t_0) B_\mathrm S  A_\mathrm S U(t,t_0) = U^\dagger(t,t_0) (A_\mathrm S B_\mathrm S - B_\mathrm S A_\mathrm S) U(t,t_0) \\
&= U^\dagger(t,t_0) [A_\mathrm S, B_\mathrm S] U(t,t_0)
\end{align}</math>
<!-- ich weiß nicht weswegen, aber das left/right im ersten Ausdruck ist notwendig für den Parser -->
:Definiert man also <math>[A_\mathrm S, B_\mathrm S] = C_\mathrm S</math>, so ist <math>[A_\mathrm H(t),B_\mathrm H(t)] = C_\mathrm H(t)</math>


Der Operator <math>\hat A_{\rm H}(t)</math> im Heisenberg-Bild ist somit gegeben durch den Operator <math>\hat A_{\rm S} (t)</math> im Schrödinger-Bild:
== Bewegungsgleichungen ==
Die [[Bewegungsgleichung]]en für Zustände im Heisenberg-Bild ist trivial:
:<math>\partial_t |\psi_\mathrm H \rangle= 0 </math>
Diese Eigenschaft folgt aus der Definition des Heisenberg-Bildes.


:<math>\hat A_{\rm H}(t) = \hat U^{\dagger}(t)\,\hat A_{\rm S}(t)\,\hat U(t)</math>
Die Operatoren folgen der '''heisenbergschen Bewegungsgleichung'''
:<math>\frac{\mathrm dA_\mathrm H}{\mathrm dt} = \frac{1}{\mathrm i \hbar} [A_\mathrm H,H_\mathrm H] + (\partial_t A_\mathrm S)_\mathrm H</math>.


Im Allgemeinen der Operator <math>\hat A</math> sowohl im Heisenberg-Bild als auch im Schrödinger-Bild zeitabhängig sein kann, ein Beispiel dafür ist ein [[Hamilton-Operator]] mit einem zeitabhängigen [[Potential (Physik)|Potenzial]].
=== Herleitung ===
Die heisenbergsche Bewegungsgleichung ist äquivalent zur Schrödingergleichung im Schrödinger-Bild und kann direkt aus dieser hergeleitet werden (zur Vereinfachung der Notation werden die Argumente des Zeitentwicklungsoperators unterdrückt):
:<math>\frac{\mathrm dA_\mathrm H}{\mathrm dt} = \frac{\mathrm dU^\dagger}{\mathrm dt} A_\mathrm S U + U^\dagger \frac{\mathrm dA_\mathrm S}{\mathrm dt} U + U^\dagger A_\mathrm S \frac{\mathrm dU}{\mathrm dt}</math>.
Da im Schrödinger-Bild die Operatoren nur explizit von der Zeit abhängen können, vereinfacht sich im zweiten Term die totale Zeitableitung zu einer partiellen. Die totale Zeitableitung des Zeitentwicklungsoperators folgt aus der obigen Definition als Lösung der Schrödingergleichung <math>\mathrm dU/\mathrm dt = \tfrac{1}{\mathrm i\hbar} H_\mathrm S U</math>. Da der Hamiltonoperator [[selbstadjungiert]] ist (<math>H^\dagger = H</math>), ergibt sich nach Einsetzen
:<math>\frac{\mathrm dA_\mathrm H}{\mathrm dt} =- \frac{1}{\mathrm i\hbar} U^\dagger H_\mathrm S A_\mathrm S U + \frac{1}{\mathrm i\hbar} U^\dagger A_\mathrm S H_\mathrm S U + U^\dagger (\partial_t A_\mathrm S) U = \frac{1}{\mathrm i\hbar} U^\dagger [A_\mathrm S, H_\mathrm S] U + U^\dagger (\partial_t A_\mathrm S) U</math>.
Aus der Forminvarianz des Kommutators und der Definition der Operatoren im Heisenberg-Bild folgt die Heisenberg-Gleichung.


Die [[Schrödinger-Gleichung]] für zeitabhängige [[Wellenfunktion]]en wird im Heisenberg-Bild ersetzt durch die [[Heisenbergsche Bewegungsgleichung]]:
=== Erhaltungsgrößen, abgeschlossene Systeme ===
Ein nicht explizit zeitabhängiger Operator, der im Heisenberg-Bild mit dem Hamiltonoperator kommutiert, korrespondiert zu einer [[Erhaltungsgröße]], denn dann gilt:
:<math>\frac{\mathrm dA_\mathrm H}{\mathrm dt} = \frac{1}{\mathrm i\hbar} [A_\mathrm H, H_\mathrm H] = 0</math>.
Entsprechend ändern sich auch seine Eigenwerte mit der Zeit nicht und da die Zustände im Heisenberg-Bild generell nicht zeitabhängig sind, ändert sich auch sein Erwartungswert nicht.


:<math>\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t} \hat A_{\rm H}(t) = {\partial \over \partial t}  \hat A_{\rm H}(t) +{i \over \hbar}[\hat H_{\rm H}(t)\mbox{,} \hat A_{\rm H}(t)]</math>
Insbesondere gilt für den Hamiltonoperator
 
:<math>\frac{\mathrm dH_\mathrm H}{\mathrm dt} = \partial_t H_\mathrm H</math>,
wobei
der Hamiltonoperator hängt also, wenn überhaupt, nur explizit von der Zeit ab. Für [[Abgeschlossenes System|abgeschlossene Systeme]] ist <math>\partial_t H_\mathrm H = 0</math> und somit die [[Energie]] eine Erhaltungsgröße. In diesem Fall vereinfacht sich der Zeitentwicklungsoperator zu
* <math>\left[\hat H_{\rm H}(t),\hat A_{\rm H}(t)\right]</math> der [[Kommutator (Mathematik)|Kommutator]] aus dem [[Hamilton-Operator|Hamilton-Operator]] <math>\hat H_{\rm H}(t)</math> und <math>\hat A_{\rm H}(t)</math> ist und
:<math>U = \exp\left(-\frac{\mathrm i}{\hbar} H_\mathrm S(t-t_0)\right)</math>
* <math>{\partial \over \partial t} \hat A_{\rm H}(t)</math> als Abkürzung für <math>U^{\dagger}(t) {\partial \over \partial t}  \hat A_{\rm S}(t) U(t)</math> zu lesen ist.
und kommutiert zu jeder Zeit mit dem Hamiltonoperator. Somit ist
:<math>H_\mathrm H = U^\dagger H_\mathrm S U = U^\dagger U H_\mathrm S = H_\mathrm S</math>.


Hängt der Hamiltonoperator im Schrödingerbild <math>\hat H_{\rm S}</math> nicht von der Zeit ab, so gilt:
=== Ehrenfest-Theorem ===
{{Hauptartikel|Ehrenfest-Theorem}}
Für die Erwartungswert von Observablen gilt nach der heisenbergschen Bewegungsgleichung
:<math>\frac{\mathrm d\langle A_\mathrm H\rangle}{\mathrm dt} = \frac{1}{\mathrm i\hbar} \langle [A_\mathrm H, H_\mathrm H]\rangle + \langle (\partial_t A_\mathrm S)_\mathrm H\rangle</math>.
Da im Heisenberg-Bild Zustände zeitunabhängig sind, kann der Erwartungswert im letzten Term an der Zeitableitung vorbei gezogen werden. Da Erwartungswerte nicht vom gewählten Bild abhängig sein können, folgt direkt das Ehrenfest-Theorem
:<math>\frac{\mathrm d\langle A\rangle}{\mathrm dt} = \frac{1}{\mathrm i \hbar} \langle[A,H]\rangle + \langle \partial_t A\rangle</math>.


:<math>\hat H_{\rm H}(t) = \hat H_{\rm S}</math>
== Interpretation ==
Das Schrödinger-Bild der Quantenmechanik ergibt in der Regel die einfacheren Gleichungen, da in diesem Bewegungsgleichungen von Vektoren, im Heisenberg-Bild aber von Operatoren (Matrizen) gelöst werden müssen. Dennoch ist das Heisenberg-Bild näher an der [[klassische Physik|klassischen Physik]] als das Schrödinger-Bild. Im Heisenberg-Bild interpretiert man den Zustandsvektor <math>|\psi_\mathrm H\rangle </math> als den Träger aller Informationen, die man über das System nach einer Messung besitzt. Diese Information verändert sich zeitlich nicht. Bei der Messung einer Observablen ist hingegen relevant, wann die Messung durchgeführt wird.


Die [[Observable]] <math>\hat A</math> heißt [[Erhaltungsgröße]], wenn
Klassisch entspricht einem Zustandsvektor im Heisenberg-Bild die [[Trajektorie (Physik)|Trajektorie]] im [[Phasenraum]]. Genau wie in der klassischen Physik jeder Bahnkurve eine Trajektorie entspricht (und die Trajektorie keine Informationen über die Zeit enthält), stellt ein Zustand die möglichen Bewegungen in der Quantenmechanik im Zustandsraum dar. Observablen in der klassischen [[Hamiltonsche Mechanik|hamiltonschen Mechanik]] lassen sich als Funktionen auf der Phasenraumtrajektorie beschreiben; <math>A_\mathrm{kl} = A_\mathrm{kl}(q,p,t)</math>.


:<math>\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t} \hat A_{\rm H}(t)=0</math>.
Zwischen der hamiltonschen Mechanik und dem Heisenberg-Bild wird das [[Korrespondenzprinzip]] zwischen klassischer Mechanik und Quantenmechanik deutlich. In der hamiltonschen Mechanik gilt mit der [[Poisson-Klammer]] <math>\{\cdot,\cdot\}</math> und der [[Hamiltonfunktion]] <math>H_\mathrm{kl}</math>
:<math>\frac{\mathrm dA_\mathrm{kl}}{\mathrm dt} = \{A_\mathrm{kl},H_\mathrm{kl}\} + \partial_t A_\mathrm{kl}</math>,
was ein direktes Analogon zur Quantenmechanik liefert, wenn die Poisson-Klammern durch den Kommutator ersetzt werden.


Gilt diese Bedingung, dann ist auch <math>\langle A \rangle</math> zeitunabhängig.
== Literatur ==
* {{Literatur|Autor= Albert Messiah|Titel= Quantum Mechanics|Band= 1|Datum= 1964|Verlag= North-Holland Publishing Company|Ort= Amsterdam|Seiten= 314 – 320}}
* {{Literatur|Autor= [[Franz Schwabl]]|Titel= Quantenmechanik. (QM I). Eine Einführung.|Auflage= 7|Verlag= Springer|Ort= Berlin u. a.|Datum= 2007| ISBN= 978-3-540-73674-5}}


{{SORTIERUNG:Heisenbergbild}}
{{SORTIERUNG:Heisenbergbild}}
[[Kategorie:Quantenmechanik]]
[[Kategorie:Quantenmechanik]]
[[Kategorie:Werner Heisenberg]]
[[Kategorie:Werner Heisenberg]]

Aktuelle Version vom 1. März 2022, 02:04 Uhr

Die Artikel Heisenberg-Bild und Matrizenmechanik überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zusammenzuführen (→ Anleitung). Beteilige dich dazu an der betreffenden Redundanzdiskussion. Bitte entferne diesen Baustein erst nach vollständiger Abarbeitung der Redundanz und vergiss nicht, den betreffenden Eintrag auf der Redundanzdiskussionsseite mit {{Erledigt|1=~~~~}} zu markieren. Blaues-Monsterle (Diskussion) 10:44, 25. Feb. 2022 (CET)

Das Heisenberg-Bild der Quantenmechanik, nach Werner Heisenberg, ist neben dem Schrödinger- und dem Dirac-Bild eine der grundlegenden Formulierungen für den Umgang mit zeitabhängigen Problemen in der Quantenmechanik. Im Gegensatz zum öfter verwendeten Schrödinger-Bild steckt im Heisenberg-Bild die Zeitabhängigkeit nicht in den Zuständen $ |\psi \rangle =\mathrm {const.} $, sondern den Observablen $ A=A(t) $. Anschaulich gesprochen rotieren im Schrödinger-Bild die Zustände im Zustands(vektor)raum, wohingegen sich im Heisenberg-Bild die Operationen auf dem Vektorraum unter den Zuständen hinweg rotieren.

Zur Unterscheidung der verschiedenen Bilder der Quantenmechanik werden Größen im Heisenberg-Bild mit einem Index $ \mathrm {H} $ versehen.

Grundlagen

Ein quantenmechanisches System wird durch seinen Zustandsvektor $ |\psi \rangle $, Messgrößen durch Operatoren $ A $ beschrieben. Die möglichen Messwerte sind die Eigenwerte der Operatoren $ A $ und die Wahrscheinlichkeit, bei einer Messung im Zustand $ |\psi \rangle $ einen bestimmten Messwert $ a $ zu erhalten, ist das Betragsquadrat des Skalarprodukts $ |\langle \psi |a\rangle |^{2} $, wobei $ A|a\rangle =a|a\rangle $, sodass $ |a\rangle $ der zum Eigenwert $ a $ gehörige Eigenvektor ist. Der Erwartungswert einer Messgröße ist $ \langle A\rangle =\langle \psi |A|\psi \rangle $.

Alle messbaren physikalischen Größen basieren daher auf Eigenwerten von Operatoren und Skalarprodukten von Zuständen. Jede auf die Zustände und Operatoren simultan angewandte Transformation, die diese Größen unverändert lässt, verändert nur die mathematische Darstellung der Physik, aber nicht die physikalsiche Wirklichkeit. Transformationen, die dies leisten, heißen unitäre Transformationen $ U $ mit $ UU^{\dagger }=1 $.

Definition

Im Schrödinger-Bild der Quantenmechanik gehorchen Zustände der Schrödingergleichung

$ \mathrm {i} \hbar \partial _{t}|\psi _{\mathrm {S} }(t)\rangle =H_{\mathrm {S} }|\psi _{\mathrm {S} }(t)\rangle $

mit dem Hamiltonoperator $ H_{\mathrm {S} } $. Die formale Lösung der Schrödingergleichung lautet

$ |\psi _{\mathrm {S} }(t)\rangle ={\mathcal {T}}\exp \left(-{\frac {\mathrm {i} }{\hbar }}\int _{t_{0}}^{t}H_{\mathrm {S} }\mathrm {d} t'\right)|\psi _{\mathrm {S} }(t_{0})\rangle $

mit einem frei wählbaren Zeitpunkt $ t_{0} $, wobei

$ {\mathcal {T}}\exp \left(-{\frac {\mathrm {i} }{\hbar }}\int _{t_{0}}^{t}H_{\mathrm {S} }\mathrm {d} t\right)=U(t,t_{0}) $

der unitäre Zeitentwicklungsoperator ist. Für den Erwartungswert eines Operators $ A $, der nicht vom gewählten Bild abhängen darf, gilt also

$ \langle A\rangle =\langle \psi _{\mathrm {S} }(t)|A_{\mathrm {S} }|\psi _{\mathrm {S} }(t)\rangle =\langle \psi _{\mathrm {S} }(t_{0})|U^{\dagger }(t,t_{0})A_{\mathrm {S} }U(t,t_{0})|\psi _{\mathrm {S} }(t_{0})\rangle $.

Man definiert nun:

$ |\psi _{\mathrm {H} }\rangle =|\psi _{\mathrm {S} }(t_{0})\rangle ,\qquad A_{\mathrm {H} }=U^{\dagger }(t,t_{0})A_{\mathrm {S} }U(t,t_{0}) $

Eigenschaften

  • Erwartungswerte von Operatoren bleiben unverändert. Diese Eigenschaft wurde oben zur Definition verwendet.
  • Skalarprodukte von Zuständen bleiben unverändert:
$ \langle \psi _{\mathrm {H} }|\phi _{\mathrm {H} }\rangle =\langle \psi _{\mathrm {S} }(t_{0})|\phi _{\mathrm {S} }(t_{0})\rangle =\langle \psi _{\mathrm {S} }(t)|U^{\dagger }(t,t_{0})U(t,t_{0})|\psi _{\mathrm {S} }(t)\rangle =\langle \psi _{\mathrm {S} }(t)|\phi _{\mathrm {S} }(t)\rangle $
$ {\begin{aligned}\left[A_{\mathrm {H} }(t),B_{\mathrm {H} }(t)\right]&=A_{\mathrm {H} }(t)B_{\mathrm {H} }(t)-B_{\mathrm {H} }(t)A_{\mathrm {H} }(t)\\&=U^{\dagger }(t,t_{0})A_{\mathrm {S} }U(t,t_{0})U^{\dagger }(t,t_{0})B_{\mathrm {S} }U(t,t_{0})-U^{\dagger }(t,t_{0})B_{\mathrm {S} }U(t,t_{0})U^{\dagger }(t,t_{0})A_{\mathrm {S} }U(t,t_{0})\\&=U^{\dagger }(t,t_{0})A_{\mathrm {S} }B_{\mathrm {S} }U(t,t_{0})-U^{\dagger }(t,t_{0})B_{\mathrm {S} }A_{\mathrm {S} }U(t,t_{0})=U^{\dagger }(t,t_{0})(A_{\mathrm {S} }B_{\mathrm {S} }-B_{\mathrm {S} }A_{\mathrm {S} })U(t,t_{0})\\&=U^{\dagger }(t,t_{0})[A_{\mathrm {S} },B_{\mathrm {S} }]U(t,t_{0})\end{aligned}} $
Definiert man also $ [A_{\mathrm {S} },B_{\mathrm {S} }]=C_{\mathrm {S} } $, so ist $ [A_{\mathrm {H} }(t),B_{\mathrm {H} }(t)]=C_{\mathrm {H} }(t) $.

Bewegungsgleichungen

Die Bewegungsgleichungen für Zustände im Heisenberg-Bild ist trivial:

$ \partial _{t}|\psi _{\mathrm {H} }\rangle =0 $

Diese Eigenschaft folgt aus der Definition des Heisenberg-Bildes.

Die Operatoren folgen der heisenbergschen Bewegungsgleichung

$ {\frac {\mathrm {d} A_{\mathrm {H} }}{\mathrm {d} t}}={\frac {1}{\mathrm {i} \hbar }}[A_{\mathrm {H} },H_{\mathrm {H} }]+(\partial _{t}A_{\mathrm {S} })_{\mathrm {H} } $.

Herleitung

Die heisenbergsche Bewegungsgleichung ist äquivalent zur Schrödingergleichung im Schrödinger-Bild und kann direkt aus dieser hergeleitet werden (zur Vereinfachung der Notation werden die Argumente des Zeitentwicklungsoperators unterdrückt):

$ {\frac {\mathrm {d} A_{\mathrm {H} }}{\mathrm {d} t}}={\frac {\mathrm {d} U^{\dagger }}{\mathrm {d} t}}A_{\mathrm {S} }U+U^{\dagger }{\frac {\mathrm {d} A_{\mathrm {S} }}{\mathrm {d} t}}U+U^{\dagger }A_{\mathrm {S} }{\frac {\mathrm {d} U}{\mathrm {d} t}} $.

Da im Schrödinger-Bild die Operatoren nur explizit von der Zeit abhängen können, vereinfacht sich im zweiten Term die totale Zeitableitung zu einer partiellen. Die totale Zeitableitung des Zeitentwicklungsoperators folgt aus der obigen Definition als Lösung der Schrödingergleichung $ \mathrm {d} U/\mathrm {d} t={\tfrac {1}{\mathrm {i} \hbar }}H_{\mathrm {S} }U $. Da der Hamiltonoperator selbstadjungiert ist ($ H^{\dagger }=H $), ergibt sich nach Einsetzen

$ {\frac {\mathrm {d} A_{\mathrm {H} }}{\mathrm {d} t}}=-{\frac {1}{\mathrm {i} \hbar }}U^{\dagger }H_{\mathrm {S} }A_{\mathrm {S} }U+{\frac {1}{\mathrm {i} \hbar }}U^{\dagger }A_{\mathrm {S} }H_{\mathrm {S} }U+U^{\dagger }(\partial _{t}A_{\mathrm {S} })U={\frac {1}{\mathrm {i} \hbar }}U^{\dagger }[A_{\mathrm {S} },H_{\mathrm {S} }]U+U^{\dagger }(\partial _{t}A_{\mathrm {S} })U $.

Aus der Forminvarianz des Kommutators und der Definition der Operatoren im Heisenberg-Bild folgt die Heisenberg-Gleichung.

Erhaltungsgrößen, abgeschlossene Systeme

Ein nicht explizit zeitabhängiger Operator, der im Heisenberg-Bild mit dem Hamiltonoperator kommutiert, korrespondiert zu einer Erhaltungsgröße, denn dann gilt:

$ {\frac {\mathrm {d} A_{\mathrm {H} }}{\mathrm {d} t}}={\frac {1}{\mathrm {i} \hbar }}[A_{\mathrm {H} },H_{\mathrm {H} }]=0 $.

Entsprechend ändern sich auch seine Eigenwerte mit der Zeit nicht und da die Zustände im Heisenberg-Bild generell nicht zeitabhängig sind, ändert sich auch sein Erwartungswert nicht.

Insbesondere gilt für den Hamiltonoperator

$ {\frac {\mathrm {d} H_{\mathrm {H} }}{\mathrm {d} t}}=\partial _{t}H_{\mathrm {H} } $,

der Hamiltonoperator hängt also, wenn überhaupt, nur explizit von der Zeit ab. Für abgeschlossene Systeme ist $ \partial _{t}H_{\mathrm {H} }=0 $ und somit die Energie eine Erhaltungsgröße. In diesem Fall vereinfacht sich der Zeitentwicklungsoperator zu

$ U=\exp \left(-{\frac {\mathrm {i} }{\hbar }}H_{\mathrm {S} }(t-t_{0})\right) $

und kommutiert zu jeder Zeit mit dem Hamiltonoperator. Somit ist

$ H_{\mathrm {H} }=U^{\dagger }H_{\mathrm {S} }U=U^{\dagger }UH_{\mathrm {S} }=H_{\mathrm {S} } $.

Ehrenfest-Theorem

Für die Erwartungswert von Observablen gilt nach der heisenbergschen Bewegungsgleichung

$ {\frac {\mathrm {d} \langle A_{\mathrm {H} }\rangle }{\mathrm {d} t}}={\frac {1}{\mathrm {i} \hbar }}\langle [A_{\mathrm {H} },H_{\mathrm {H} }]\rangle +\langle (\partial _{t}A_{\mathrm {S} })_{\mathrm {H} }\rangle $.

Da im Heisenberg-Bild Zustände zeitunabhängig sind, kann der Erwartungswert im letzten Term an der Zeitableitung vorbei gezogen werden. Da Erwartungswerte nicht vom gewählten Bild abhängig sein können, folgt direkt das Ehrenfest-Theorem

$ {\frac {\mathrm {d} \langle A\rangle }{\mathrm {d} t}}={\frac {1}{\mathrm {i} \hbar }}\langle [A,H]\rangle +\langle \partial _{t}A\rangle $.

Interpretation

Das Schrödinger-Bild der Quantenmechanik ergibt in der Regel die einfacheren Gleichungen, da in diesem Bewegungsgleichungen von Vektoren, im Heisenberg-Bild aber von Operatoren (Matrizen) gelöst werden müssen. Dennoch ist das Heisenberg-Bild näher an der klassischen Physik als das Schrödinger-Bild. Im Heisenberg-Bild interpretiert man den Zustandsvektor $ |\psi _{\mathrm {H} }\rangle $ als den Träger aller Informationen, die man über das System nach einer Messung besitzt. Diese Information verändert sich zeitlich nicht. Bei der Messung einer Observablen ist hingegen relevant, wann die Messung durchgeführt wird.

Klassisch entspricht einem Zustandsvektor im Heisenberg-Bild die Trajektorie im Phasenraum. Genau wie in der klassischen Physik jeder Bahnkurve eine Trajektorie entspricht (und die Trajektorie keine Informationen über die Zeit enthält), stellt ein Zustand die möglichen Bewegungen in der Quantenmechanik im Zustandsraum dar. Observablen in der klassischen hamiltonschen Mechanik lassen sich als Funktionen auf der Phasenraumtrajektorie beschreiben; $ A_{\mathrm {kl} }=A_{\mathrm {kl} }(q,p,t) $.

Zwischen der hamiltonschen Mechanik und dem Heisenberg-Bild wird das Korrespondenzprinzip zwischen klassischer Mechanik und Quantenmechanik deutlich. In der hamiltonschen Mechanik gilt mit der Poisson-Klammer $ \{\cdot ,\cdot \} $ und der Hamiltonfunktion $ H_{\mathrm {kl} } $

$ {\frac {\mathrm {d} A_{\mathrm {kl} }}{\mathrm {d} t}}=\{A_{\mathrm {kl} },H_{\mathrm {kl} }\}+\partial _{t}A_{\mathrm {kl} } $,

was ein direktes Analogon zur Quantenmechanik liefert, wenn die Poisson-Klammern durch den Kommutator ersetzt werden.

Literatur

  • Albert Messiah: Quantum Mechanics. Band 1. North-Holland Publishing Company, Amsterdam 1964, S. 314 – 320.
  • Franz Schwabl: Quantenmechanik. (QM I). Eine Einführung. 7. Auflage. Springer, Berlin u. a. 2007, ISBN 978-3-540-73674-5.