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Unter einer '''Bewegungsgleichung''' versteht man eine mathematische [[Gleichung]] (oder auch ein [[Gleichungssystem]]), | Unter einer '''Bewegungsgleichung''' versteht man eine mathematische [[Gleichung]] (oder auch ein [[Gleichungssystem]]), welche die räumliche und zeitliche Entwicklung eines mechanischen Systems unter Einwirkung äußerer Einflüsse vollständig beschreibt. In der Regel handelt es sich um Systeme von [[Differentialgleichung]]en zweiter Ordnung. | ||
Diese Differentialgleichungen | Diese Differentialgleichungen sind für viele Systeme nicht [[Gleichung#Analytische Lösung|analytisch lösbar]], sodass man bei der Lösung geeignete [[Approximation|Näherungsverfahren]] anwenden muss. | ||
== Prinzipien == | == Prinzipien == | ||
Zum Aufstellen von Bewegungsgleichungen in der klassischen Physik wird | Zum Aufstellen von Bewegungsgleichungen in der klassischen Physik wird | ||
* das [[Newtonsche Axiome#Zweites newtonsches Gesetz|2. Newtonsche Gesetz]], | * das [[Newtonsche Axiome#Zweites newtonsches Gesetz|2. Newtonsche Gesetz]], | ||
* der [[Lagrange-Formalismus]] oder | * der [[Lagrange-Formalismus]] oder | ||
* der [[Hamilton-Funktion|Hamilton-Formalismus]] | * der [[Hamilton-Funktion|Hamilton-Formalismus]] | ||
verwendet. Darauf basierend ergibt sich die Bewegungsgleichung der Quantenmechanik, die [[Schrödingergleichung]]. | verwendet. Darauf basierend ergibt sich die Bewegungsgleichung der Quantenmechanik, die [[Schrödingergleichung]]. | ||
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Eine allgemeine Form der Bewegungsgleichung in der klassischen Physik lautet beispielsweise | Eine allgemeine Form der Bewegungsgleichung in der [[klassische Physik|klassischen Physik]] lautet beispielsweise | ||
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Auf der linken Seite steht der | Auf der linken Seite steht der [[Trägheit]]s<nowiki/>term für das [[Teilchen]] der [[Masse (Physik)|Masse]] <math>m</math>, auf der rechten Seite werden alle auf das Teilchen wirkenden [[Kraft|Kräfte]] <math> \vec F_i </math> aufsummiert. | ||
=== Bewegungsgleichung eines kräftefreien Masseteilchens === | === Bewegungsgleichung eines kräftefreien Masseteilchens === | ||
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* <math>m </math>: [[Masse (Physik)|Masse]] des Teilchens, und | * <math>m </math>: [[Masse (Physik)|Masse]] des Teilchens, und | ||
* <math>\vec r(t)</math>: (zeitabhängiger) [[Geometrischer Ort|Ort]] des Teilchens | * <math>\vec r(t)</math>: (zeitabhängiger) [[Geometrischer Ort|Ort]] des Teilchens | ||
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* <math> \vec v_0</math>: Geschwindigkeit des Teilchens zu <math>t=0</math>, | * <math> \vec v_0</math>: Geschwindigkeit des Teilchens zu <math>t=0</math>, | ||
* <math> \vec r_0</math>: Ort des Teilchens zu <math>t=0</math> | * <math> \vec r_0</math>: Ort des Teilchens zu <math>t=0</math> | ||
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und stellt den ballistischen Parabelwurf dar. Für <math> \vec v_0 = 0 </math> erhält man den [[Freier Fall|freien Fall]]. Im Fall der Schwerkraft spielt die Masse <math>m</math> des Körpers also keine Rolle. | und stellt den ballistischen Parabelwurf dar. Für <math> \vec v_0 = \vec 0 </math> erhält man den [[Freier Fall|freien Fall]]. Im Fall der Schwerkraft spielt die Masse <math>m</math> des Körpers also keine Rolle. | ||
=== Bewegungsgleichung der Speziellen Relativitätstheorie === | === Bewegungsgleichung der Speziellen Relativitätstheorie === | ||
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gilt und <math>\gamma</math> den [[Lorentzfaktor]] bezeichnet. | gilt und <math>\gamma</math> den [[Lorentzfaktor]] bezeichnet. | ||
Aus dieser Bewegungsgleichung folgt, dass zwischen den klassischen Größen der räumlichen Kraft <math>\mathbf F</math> und Beschleunigung <math>\mathbf a </math> zwar ein [[Lineare Abbildung|linearer]] Zusammenhang besteht aber keine einfache Proportionalität mehr: Für Anteile von <math>\mathbf F</math> parallel zur Bewegungsrichtung gilt <math>\mathbf F_{\| } = \gamma^3 m\mathbf a</math>, für senkrechte Anteile hingegen <math>\mathbf F_{\perp} = \gamma m\mathbf a</math> <ref>Albert Einstein: Zur Elektrodynamik bewegter Körper, in: Annalen der Physik, 322 (10), S. 919, 1905 [ | Aus dieser Bewegungsgleichung folgt, dass zwischen den klassischen Größen der räumlichen Kraft <math>\mathbf F</math> und Beschleunigung <math>\mathbf a </math> zwar ein [[Lineare Abbildung|linearer]] Zusammenhang besteht, aber keine einfache Proportionalität mehr: Für Anteile von <math>\mathbf F</math> parallel zur Bewegungsrichtung gilt <math>\mathbf F_{\| } = \gamma^3 m\mathbf a</math>, für senkrechte Anteile hingegen <math>\mathbf F_{\perp} = \gamma m\mathbf a</math>.<ref>Albert Einstein: Zur Elektrodynamik bewegter Körper, in: Annalen der Physik, 322 (10), S. 919, 1905 [https://archive.org/details/annalenderphysi108unkngoog Online 1], [https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/andp.19053221004 Online 2] </ref> | ||
=== Bewegungsgleichung der Allgemeinen Relativitätstheorie === | === Bewegungsgleichung der Allgemeinen Relativitätstheorie === | ||
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: <math> \ddot{x}^{\mu} + \Gamma_{\lambda \nu}^{\mu} \dot{x}^{\lambda} \dot{x}^{\nu} = \ddot{x}^{\mu} + \frac{g^{\mu \rho}}{2} \left( \partial_{\lambda} g_{\nu\rho} + \partial_{\nu} g_{\lambda\rho} - \partial_{\rho} g_{\lambda\nu} \right) \dot{x}^{\lambda} \dot{x}^{\nu} = 0 </math> | : <math> \ddot{x}^{\mu} + \Gamma_{\lambda \nu}^{\mu} \dot{x}^{\lambda} \dot{x}^{\nu} = \ddot{x}^{\mu} + \frac{g^{\mu \rho}}{2} \left( \partial_{\lambda} g_{\nu\rho} + \partial_{\nu} g_{\lambda\rho} - \partial_{\rho} g_{\lambda\nu} \right) \dot{x}^{\lambda} \dot{x}^{\nu} = 0 </math> | ||
wobei <math>\Gamma_{\lambda \nu}^{\mu}</math> ein [[Christoffelsymbol]] 2. Art ist, welches die Abhängigkeit des [[metrischer Tensor|metrischen Tensors]] | wobei <math>\Gamma_{\lambda \nu}^{\mu}</math> ein [[Christoffelsymbol]] 2. Art ist, welches die Abhängigkeit des [[metrischer Tensor|metrischen Tensors]] vom Raumzeitpunkt (Ereignis), d. h. der Krümmung der Raumzeit, charakterisiert. | ||
=== Bewegungsgleichung in der Strukturdynamik === | === Bewegungsgleichung in der Strukturdynamik === | ||
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=== Quantenmechanisches Kastenpotential === | === Quantenmechanisches Kastenpotential === | ||
[[Bild:inf-QW.svg| | [[Bild:inf-QW.svg|mini|310px|right|Eindimensionaler Quantentopf der Länge ''L'' mit unendlich hohen Wänden. Es sind nur diskrete Energieeigenwerte ''E''<sub>n</sub> erlaubt (hier sind lediglich die untersten vier Niveaus ''E''<sub>1</sub> bis ''E''<sub>4</sub> dargestellt).]] | ||
In der [[Quantenmechanik]] tritt die [[Schrödingergleichung]] als Bewegungsgleichung auf. | In der [[Quantenmechanik]] tritt die [[Schrödingergleichung]] als Bewegungsgleichung auf. |
Unter einer Bewegungsgleichung versteht man eine mathematische Gleichung (oder auch ein Gleichungssystem), welche die räumliche und zeitliche Entwicklung eines mechanischen Systems unter Einwirkung äußerer Einflüsse vollständig beschreibt. In der Regel handelt es sich um Systeme von Differentialgleichungen zweiter Ordnung.
Diese Differentialgleichungen sind für viele Systeme nicht analytisch lösbar, sodass man bei der Lösung geeignete Näherungsverfahren anwenden muss.
Zum Aufstellen von Bewegungsgleichungen in der klassischen Physik wird
verwendet. Darauf basierend ergibt sich die Bewegungsgleichung der Quantenmechanik, die Schrödingergleichung.
In der Technischen Mechanik werden
verwendet.
Die Lösung der Bewegungsgleichung ist die Trajektorie, auf der sich das System bewegt. Sie ist, abgesehen von einigen einfachen Fällen (siehe Beispiele unten), meist nicht in analytisch geschlossener Form darstellbar und muss über numerische Methoden gewonnen werden. Dies ist z. B. zur Ermittlung der Trajektorien dreier Himmelskörper, die sich gegenseitig gravitativ anziehen, erforderlich (siehe Dreikörperproblem). Zur Lösung eines N-Teilchensystems lässt sich die discrete element method anwenden. In einfachen Fällen wird die geschlossene Lösung als „Bahngleichung“ bezeichnet.
Eine allgemeine Form der Bewegungsgleichung in der klassischen Physik lautet beispielsweise
Oder bekannter:
Auf der linken Seite steht der Trägheitsterm für das Teilchen der Masse $ m $, auf der rechten Seite werden alle auf das Teilchen wirkenden Kräfte $ {\vec {F}}_{i} $ aufsummiert.
Die Bewegungsgleichung lautet in diesem Fall
mit:
Die Bahn erhält man durch zweimaliges Integrieren der Differentialgleichung:
mit den Anfangswerten:
Das Teilchen bewegt sich also geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit. Die Masse $ m $ spielt keine Rolle.
Ein Körper der Masse $ m $ sei der Schwerkraft $ m{\vec {g}} $ ausgesetzt:
Die Bahngleichung lautet
und stellt den ballistischen Parabelwurf dar. Für $ {\vec {v}}_{0}={\vec {0}} $ erhält man den freien Fall. Im Fall der Schwerkraft spielt die Masse $ m $ des Körpers also keine Rolle.
In der speziellen Relativitätstheorie wird die Viererkraft definiert als die Ableitung des relativistischen Impulses p nach der Eigenzeit $ \tau $, mit
wobei zwischen Eigenzeit und der Zeit t der Zusammenhang
gilt und $ \gamma $ den Lorentzfaktor bezeichnet.
Aus dieser Bewegungsgleichung folgt, dass zwischen den klassischen Größen der räumlichen Kraft $ \mathbf {F} $ und Beschleunigung $ \mathbf {a} $ zwar ein linearer Zusammenhang besteht, aber keine einfache Proportionalität mehr: Für Anteile von $ \mathbf {F} $ parallel zur Bewegungsrichtung gilt $ \mathbf {F} _{\|}=\gamma ^{3}m\mathbf {a} $, für senkrechte Anteile hingegen $ \mathbf {F} _{\perp }=\gamma m\mathbf {a} $.[1]
Die Bewegung eines Körpers wird durch die Geodätengleichung der gekrümmten Raumzeit beschrieben, sofern nur gravitative Kräfte auf ihn einwirken. Dann bewegt sich der Körper entlang einer Geodäten der Raumzeit. Die Geodätengleichung lautet
wobei $ \Gamma _{\lambda \nu }^{\mu } $ ein Christoffelsymbol 2. Art ist, welches die Abhängigkeit des metrischen Tensors vom Raumzeitpunkt (Ereignis), d. h. der Krümmung der Raumzeit, charakterisiert.
In der Strukturdynamik ist die Bewegungsgleichung eines dynamisch belasteten Tragwerks die Grundlage der Berechnung:
Hierbei ist $ f(t) $ der Lastvektor des Systems. $ M,D $ und $ K $ sind die Masse-, Dämpfungs- und Steifigkeitsmatrizen des Tragwerks. Der Vektor $ x(t) $ enthält die Verschiebungsgrößen. Die matrizielle Aufbereitung entsprechend den Freiheitsgraden einer Struktur eignet sich sehr gut für eine Computerberechnung, zum Beispiel nach der Finite-Elemente-Methode.
In der Quantenmechanik tritt die Schrödingergleichung als Bewegungsgleichung auf. Für das einfache Problem des Teilchens im eindimensionalen Kastenpotential der Länge $ L $ mit unendlich hohen Wänden lautet die zeitunabhängige Schrödingergleichung:
mit
Die Energieeigenwerte $ E_{n} $ sowie die zugehörigen Eigenfunktionen $ \psi _{n}(x) $, $ n=1,2,3,\dots ,\infty $, lauten:
.