Quantenelektrodynamik: Unterschied zwischen den Versionen

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== Allgemeines ==
== Allgemeines ==
Die QED gibt eine Beschreibung aller Phänomene, die von geladenen [[Punktteilchen]], wie [[Elektron]]en oder [[Positron]]en, und von [[Photon]]en verursacht werden. Sie enthält die [[Elektrodynamik|klassische Elektrodynamik]] als Grenzfall starker Felder bzw. hoher Energien, bei denen die möglichen Messwerte als kontinuierlich angesehen werden können. Von tieferem Interesse ist allerdings die Anwendung in mikroskopischen Objekten, wo sie etwa Quantenphänomene, wie die Struktur von [[Atom]]en und [[Molekül]]en, erklärt. Daneben umfasst sie Vorgänge der Hochenergiephysik, wie die Erzeugung von Teilchen durch ein [[elektromagnetisches Feld]]. Eines ihrer besten Ergebnisse ist die Berechnung des anomalen [[Magnetisches Moment|magnetischen Moments]] des Elektrons, die auf 11 Dezimalstellen mit dem experimentell bestimmten Wert übereinstimmt ([[Landé-Faktor]]). Damit ist die QED heute eine der am genauesten experimentell überprüften Theorien.
Die QED gibt eine Beschreibung aller Phänomene, die von geladenen [[Punktteilchen]], wie [[Elektron]]en oder [[Positron]]en, und von [[Photon]]en verursacht werden. Sie enthält die [[klassische Physik|klassische]] [[Elektrodynamik]] als Grenzfall starker [[Feld (Physik)|Felder]] bzw. hoher Energien, bei denen die möglichen Messwerte als [[Kontinuum (Physik)|kontinuierlich]] angesehen werden können. Von tieferem Interesse ist allerdings die Anwendung auf [[mikroskopisch]]e Objekte, wo sie etwa Quantenphänomene erklärt, wie die Struktur von [[Atom]]en und [[Molekül]]en. Daneben umfasst sie Vorgänge der [[Hochenergiephysik]], wie die Erzeugung von [[Teilchen]] durch ein [[elektromagnetisches Feld]]. Eines ihrer besten Ergebnisse ist die Berechnung des anomalen [[Magnetisches Moment|magnetischen Moments]] des Elektrons, die auf 11 [[Dezimalstelle]]n mit dem experimentell bestimmten Wert übereinstimmt ([[Landé-Faktor]]). Damit ist die QED heute eine der am genauesten experimentell überprüften Theorien.


Die QED beschreibt die [[Grundkräfte der Physik|Wechselwirkung]] eines [[Spinor]]feldes mit Ladung ''-e'', das das Elektron beschreibt, mit einem Eichfeld, das das Photon beschreibt. Man erhält ihre Bewegungsgleichungen aus der Elektrodynamik durch Quantisierung der [[Maxwell-Gleichungen|maxwellschen Gleichungen]]. Die Quantenelektrodynamik erklärt mit hoher Genauigkeit die [[elektromagnetische Wechselwirkung]] zwischen geladenen Teilchen (zum Beispiel [[Elektron]]en, [[Myon]]en, [[Quark (Physik)|Quarks]]) mittels des Austauschs [[Virtuelles Teilchen|virtueller]] [[Photon]]en sowie die Eigenschaften [[Elektromagnetische Welle|elektromagnetischer Strahlung]].
Die QED beschreibt die [[Grundkräfte der Physik|Wechselwirkung]] eines [[Spinor]]<nowiki/>feldes mit Ladung&nbsp;''-e'', welches das Elektron beschreibt, mit einem Eichfeld, welches das Photon beschreibt. Man erhält ihre [[Bewegungsgleichung]]en aus der Elektrodynamik durch [[Quantisierung (Physik)|Quantisierung]] der [[Maxwell-Gleichungen|maxwellschen Gleichungen]]. Die Quantenelektrodynamik erklärt mit hoher Genauigkeit die [[elektromagnetische Wechselwirkung]] zwischen geladenen Teilchen (z.&nbsp;B. Elektronen, [[Myon]]en, [[Quark (Physik)|Quarks]]) mittels des Austauschs [[Virtuelles Teilchen|virtueller]] Photonen sowie die Eigenschaften [[Elektromagnetische Welle|elektromagnetischer Strahlung]].


Die QED war die erste [[Quantenfeldtheorie]], bei der die Schwierigkeiten einer konsistenten quantentheoretischen Beschreibung von Feldern und der Erzeugung und Auslöschung von Teilchen befriedigend gelöst wurden. Die Schöpfer der in den 1940er Jahren entwickelten Theorie wurden mit der Verleihung des [[Nobelpreis für Physik|Nobelpreises für Physik]] an [[Richard Feynman|Richard P. Feynman]], [[Julian Schwinger]] und [[Shin’ichirō Tomonaga]] im Jahr 1965 gewürdigt.
Die&nbsp;QED war die erste Quantenfeldtheorie, bei der die Schwierigkeiten einer konsistenten quantentheoretischen Beschreibung von Feldern und der Erzeugung und Auslöschung von Teilchen befriedigend gelöst wurden. Die Schöpfer dieser in den 1940er&nbsp;Jahren entwickelten Theorie wurden mit der Verleihung des [[Nobelpreis für Physik|Nobelpreises für Physik]] an [[Richard Feynman|Richard P. Feynman]], [[Julian Schwinger]] und [[Shin’ichirō Tomonaga]] im Jahr&nbsp;1965 gewürdigt.


== Lagrange-Dichte ==
== Lagrange-Dichte ==
Die fundamentale Funktion einer Quantenfeldtheorie ist ihre [[Lagrangedichte]]. Die Quantenelektrodynamik ist eine [[Spezielle Relativitätstheorie|relativistische]] [[Eichtheorie]] auf Basis der [[unitäre Gruppe|unitären Gruppe]] <math>U(1)</math> ([[Kreisgruppe]]), sodass folgende Bedingungen erfüllt sein müssen:
Die fundamentale Funktion der Quantenfeldtheorie ist die [[Lagrangedichte]] <math>\mathcal{L}</math>:
* Invarianz unter Transformationen der [[Poincaré-Gruppe]], welche die [[Lorentz-Transformation]]en einschließt, 
 
* Invarianz unter einer lokalen Eichtransformation der Feldoperatoren <math> \psi \to \psi' = e^{\mathrm i q \alpha(x)}\psi </math> sowie <math> A_\mu \to A_\mu' = A_\mu + \partial_\mu \alpha (x) </math> und
:<math>\mathcal{L}_{\text{QED}} = \sum_n \bar\psi_n (i \gamma^\mu \partial_\mu - m_n) \psi_n - \frac{1}{4} F_{\mu\nu} F^{\mu\nu} - \sum_n q_n \bar\psi_n \gamma^\mu A_\mu \psi_n.</math>
* [[Renormierung|Renormierbarkeit]] im Rahmen einer [[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|störungstheoretischen]] Berechnung


Die Lagrangedichte der Quantenelektrodynamik ist so konzipiert, dass sie aus der Lagrangedichte des freien Spinorfeldes und des freien Photonfeldes entsteht, wenn ''zusätzlich'' die lokale Eichinvarianz gefordert wird, welche sich in einem Kopplungsterm manifestiert (vgl. [[Dirac-Gleichung#Eichinvarianz_und_elektromagnetische_Wechselwirkung|Dirac-Gleichung]]). Insbesondere ist die Lagrangedichte der Quantenelektrodynamik der maximale Ausdruck, der alle obigen Kriterien erfüllt, das heißt, es kann kein Term hinzugefügt werden, der die Bedingungen nicht verletze.  
In der Formel:
* Das freie Spinorfeld <math>\psi</math> gehorcht der [[Dirac-Gleichung]] und beschreibt [[Fermionen]] wie Elektronen oder Quarks.
* Das Photonenfeld <math>A^\mu</math> gehorcht den [[Maxwell-Gleichungen]].
* Der [[elektromagnetischer Feldstärketensor|Feldstärketensor]] <math>F_{\mu\nu}</math> ist eine Abkürzung für <math>\partial_\mu A_\nu - \partial_\nu A_\mu</math>.
Die physikalischen [[Freier Parameter|freien Parameter]] der Quantenelektrodynamik sind
* die (nackten) Massen <math> m_n </math> der einzelnen Objekte
* deren (nackten) [[Kopplungskonstante]]n <math> q_n </math>, die im Falle der Quantenelektrodynamik zur klassischen [[elektrische Ladung|elektrischen Ladung]] korrespondiert.


:<math> \mathcal{L}_{\text{QED}} = \sum_n \bar\psi_n (i \gamma^\mu \partial_\mu - m_n) \psi_n - \frac{1}{4} F_{\mu\nu} F^{\mu\nu} - \sum_n q_n \bar\psi_n \gamma^\mu A_\mu \psi_n. </math>
Die Lagrangedichte der Quantenelektrodynamik ist so konzipiert, dass sie aus der Lagrangedichte des freien Spinorfeldes und des freien Photonfeldes entsteht, wenn ''zusätzlich'' die lokale Eichinvarianz gefordert wird, welche sich in einem Kopplungsterm manifestiert (vgl. [[Dirac-Gleichung#Eichinvarianz und elektromagnetische Wechselwirkung|Dirac-Gleichung]]).


Das freie Spinorfeld <math> \psi</math> gehorcht dabei der [[Dirac-Gleichung]] und beschreibt [[Fermionen]] wie beispielsweise [[Elektron]]en oder Quarks; das [[Photonen]]feld <math> A^\mu </math> gehorcht den [[Maxwell-Gleichungen]] und der [[elektromagnetischer Feldstärketensor|Feldstärketensor]] <math>F_{\mu\nu}</math> ist eine Abkürzung für <math>\partial_\mu A_\nu - \partial_\nu A_\mu</math>. Die freien physikalischen Parameter der Quantenelektrodynamik sind die (nackten) Massen <math> m_n </math> der einzelnen Objekte sowie deren (nackten) Kopplungskonstanten <math> q_n </math>, die im Falle der Quantenelektrodynamik zur klassischen [[elektrische Ladung|elektrischen Ladung]] korrespondiert.
Insbesondere ist die Lagrangedichte der Quantenelektrodynamik der maximale Ausdruck, der alle u.&nbsp;g. Kriterien erfüllt, d.&nbsp;h. kein Term kann hinzugefügt werden, der die Bedingungen nicht verletze.
 
Die Quantenelektrodynamik ist eine [[Spezielle Relativitätstheorie|relativistische]] [[Eichtheorie]] auf Basis der [[unitäre Gruppe|unitären Gruppe]] <math>U(1)</math> ([[Kreisgruppe]]), sodass folgende Bedingungen erfüllt sein müssen:
* Invarianz unter Transformationen der [[Poincaré-Gruppe]], welche die [[Lorentz-Transformation]]en einschließt, 
* Invarianz unter einer lokalen [[Eichtransformation]] <math>\psi \to \psi' = e^{\mathrm i q \alpha(x)}\psi</math> und <math>A_\mu \to A_\mu' = A_\mu + \partial_\mu \alpha (x)</math> der [[Axiomatische_Quantenfeldtheorie #Feldoperatoren|Feldoperatoren]] <math>\psi</math> und <math>A</math>
* [[Renormierung|Renormierbarkeit]] im Rahmen einer [[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|störungstheoretischen]] Berechnung


=== Bedeutung der Eichtransformationen ===
=== Bedeutung der Eichtransformationen ===
Die Transformation <math> A_\mu \to A_\mu' = A_\mu + \partial_\mu \alpha (x) </math> ist die klassische lokale Eichtransformation der [[Elektrodynamik#Potentiale_und_Wellengleichung|elektromagnetischen Potentiale]] <math> \Phi </math> und <math> \vec A </math>, die den Wert des elektrischen Feldes <math> \vec E = - \vec \nabla \Phi - \partial_t \vec A </math> beziehungsweise der magnetischen Flussdichte <math> \vec B = \vec \nabla \times \vec A </math> nicht verändert.  
Die Transformation <math>A_\mu \to A_\mu' = A_\mu + \partial_\mu \alpha (x)</math> ist die klassische lokale Eichtransformation der [[Elektrodynamik #Potentiale und Wellengleichung|elektromagnetischen Potentiale]] <math>\Phi</math> und <math>\vec A </math>, die den Wert des [[elektrisches Feld|elektrischen Feldes]] <math>\vec E = - \vec \nabla \Phi - \partial_t \vec A</math> bzw. der [[magnetische Flussdichte|magnetischen Flussdichte]] <math>\vec B = \vec \nabla \times \vec A</math> nicht verändert.  


Die dazu korrespondierende Transformation <math> \psi \to \psi' = e^{\mathrm i q \alpha(x)}\psi </math> hingegen beschreibt eine lokale Änderung der Phase ohne direktes Analogon in der klassischen Physik. Die Invarianz der Lagrangedichte unter dieser Phasenänderung führt nach dem [[Noether-Theorem]] jedoch zur Erhaltungsgröße des Dirac-Stroms <math> j_\mu = \bar \psi \gamma_\mu \psi </math> mit der Kontinuitätsgleichung <math> \partial^\mu j_\mu = 0 </math>.  
Die dazu korrespondierende Transformation <math>\psi \to \psi' = e^{\mathrm i q \alpha(x)}\psi</math> hingegen beschreibt eine lokale Änderung der [[Phasenwinkel|Phase]] ohne direktes Analogon in der klassischen Physik. Die Invarianz der Lagrangedichte unter dieser Phasenänderung führt nach dem [[Noether-Theorem]] jedoch zur [[Erhaltungsgröße]] des Dirac-Stroms <math>j_\mu = \bar \psi \gamma_\mu \psi</math> mit der [[Kontinuitätsgleichung]] <math>\partial^\mu j_\mu = 0</math>.  


Die Forderungen nach Eichinvarianz, Lorentz-Invarianz und Renormierbarkeit der Lagrangedichte führen darüber hinaus zur Aussage, dass das [[Photon#Masse|Photon masselos ist]], da ein renormierbarer skalarer Masseterm für das Photon <math> A_\mu m_\gamma^2 A^\mu </math> nicht eichinvariant ist.
Die Forderungen nach Eichinvarianz, Lorentz-Invarianz und Renormierbarkeit der Lagrangedichte führen darüber hinaus zur Aussage, dass das [[Photon#Masse|Photon masselos ist]], da ein renormierbarer skalarer Masseterm für das Photon <math> A_\mu m_\gamma^2 A^\mu </math> nicht eichinvariant ist.


=== Bewegungsgleichungen ===  
=== Bewegungsgleichungen ===  
Die Lagrange-Dichte führt über die [[Lagrange-Formalismus#Erweiterung_auf_Felder|Lagrange-Gleichung]] zu den Bewegungsgleichungen für die Feldoperatoren:
Die Lagrange-Dichte führt über die [[Lagrange-Formalismus#Erweiterung auf Felder|Lagrange-Gleichung]] zu den Bewegungsgleichungen für die Feldoperatoren:


:<math> (\mathrm i \gamma^\mu \partial_\mu - m) \psi = q \gamma^\mu A_\mu \psi </math>
:<math> (\mathrm i \gamma^\mu \partial_\mu - m) \psi = q \gamma^\mu A_\mu \psi </math>
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Dabei stellt das zweite Gleichungssystem genau die [[Maxwell-Gleichungen]] in Potentialform dar, wobei die klassische elektromagnetische Vierer-[[elektrische Stromdichte|Stromdichte]] durch den Dirac-Strom ersetzt wurde.
Dabei stellt das zweite Gleichungssystem genau die [[Maxwell-Gleichungen]] in Potentialform dar, wobei die klassische elektromagnetische Vierer-[[elektrische Stromdichte|Stromdichte]] durch den Dirac-Strom ersetzt wurde.


== Die Quantenelektrodynamik im Gefüge einer möglicherweise einmal gefundenen [[Weltformel]] ==
== Einordnung der Quantenelektrodynamik ==
{{Tabelle der Grundkräfte}}
{{Tabelle der Grundkräfte}}
== Siehe auch ==
* [[Dirac-Gleichung]]
* [[Quantenmechanik]]
* [[Grundkräfte der Physik]]
* [[Kritisches Feld (QED)]]


== Literatur ==
== Literatur ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* ''[http://idw-online.de/pages/de/news432293 Quantenelektrodynamik auf dem Prüfstand]''. Pressemitteilung des MPI Heidelberg.
* ''[http://idw-online.de/pages/de/news432293 Quantenelektrodynamik auf dem Prüfstand]''. Pressemitteilung des MPI Heidelberg.


[[Kategorie:Quantenfeldtheorie]]
[[Kategorie:Quantenfeldtheorie]]
[[Kategorie:Elektrodynamik]]
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[[Kategorie:Quantenelektrodynamik]]

Aktuelle Version vom 1. Mai 2021, 20:40 Uhr

Die Quantenelektrodynamik (QED) ist im Rahmen der Quantenphysik die quantenfeldtheoretische Beschreibung des Elektromagnetismus.

Allgemeines

Die QED gibt eine Beschreibung aller Phänomene, die von geladenen Punktteilchen, wie Elektronen oder Positronen, und von Photonen verursacht werden. Sie enthält die klassische Elektrodynamik als Grenzfall starker Felder bzw. hoher Energien, bei denen die möglichen Messwerte als kontinuierlich angesehen werden können. Von tieferem Interesse ist allerdings die Anwendung auf mikroskopische Objekte, wo sie etwa Quantenphänomene erklärt, wie die Struktur von Atomen und Molekülen. Daneben umfasst sie Vorgänge der Hochenergiephysik, wie die Erzeugung von Teilchen durch ein elektromagnetisches Feld. Eines ihrer besten Ergebnisse ist die Berechnung des anomalen magnetischen Moments des Elektrons, die auf 11 Dezimalstellen mit dem experimentell bestimmten Wert übereinstimmt (Landé-Faktor). Damit ist die QED heute eine der am genauesten experimentell überprüften Theorien.

Die QED beschreibt die Wechselwirkung eines Spinorfeldes mit Ladung -e, welches das Elektron beschreibt, mit einem Eichfeld, welches das Photon beschreibt. Man erhält ihre Bewegungsgleichungen aus der Elektrodynamik durch Quantisierung der maxwellschen Gleichungen. Die Quantenelektrodynamik erklärt mit hoher Genauigkeit die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen geladenen Teilchen (z. B. Elektronen, Myonen, Quarks) mittels des Austauschs virtueller Photonen sowie die Eigenschaften elektromagnetischer Strahlung.

Die QED war die erste Quantenfeldtheorie, bei der die Schwierigkeiten einer konsistenten quantentheoretischen Beschreibung von Feldern und der Erzeugung und Auslöschung von Teilchen befriedigend gelöst wurden. Die Schöpfer dieser in den 1940er Jahren entwickelten Theorie wurden mit der Verleihung des Nobelpreises für Physik an Richard P. Feynman, Julian Schwinger und Shin’ichirō Tomonaga im Jahr 1965 gewürdigt.

Lagrange-Dichte

Die fundamentale Funktion der Quantenfeldtheorie ist die Lagrangedichte $ {\mathcal {L}} $:

$ {\mathcal {L}}_{\text{QED}}=\sum _{n}{\bar {\psi }}_{n}(i\gamma ^{\mu }\partial _{\mu }-m_{n})\psi _{n}-{\frac {1}{4}}F_{\mu \nu }F^{\mu \nu }-\sum _{n}q_{n}{\bar {\psi }}_{n}\gamma ^{\mu }A_{\mu }\psi _{n}. $

In der Formel:

  • Das freie Spinorfeld $ \psi $ gehorcht der Dirac-Gleichung und beschreibt Fermionen wie Elektronen oder Quarks.
  • Das Photonenfeld $ A^{\mu } $ gehorcht den Maxwell-Gleichungen.
  • Der Feldstärketensor $ F_{\mu \nu } $ ist eine Abkürzung für $ \partial _{\mu }A_{\nu }-\partial _{\nu }A_{\mu } $.

Die physikalischen freien Parameter der Quantenelektrodynamik sind

  • die (nackten) Massen $ m_{n} $ der einzelnen Objekte
  • deren (nackten) Kopplungskonstanten $ q_{n} $, die im Falle der Quantenelektrodynamik zur klassischen elektrischen Ladung korrespondiert.

Die Lagrangedichte der Quantenelektrodynamik ist so konzipiert, dass sie aus der Lagrangedichte des freien Spinorfeldes und des freien Photonfeldes entsteht, wenn zusätzlich die lokale Eichinvarianz gefordert wird, welche sich in einem Kopplungsterm manifestiert (vgl. Dirac-Gleichung).

Insbesondere ist die Lagrangedichte der Quantenelektrodynamik der maximale Ausdruck, der alle u. g. Kriterien erfüllt, d. h. kein Term kann hinzugefügt werden, der die Bedingungen nicht verletze.

Die Quantenelektrodynamik ist eine relativistische Eichtheorie auf Basis der unitären Gruppe $ U(1) $ (Kreisgruppe), sodass folgende Bedingungen erfüllt sein müssen:

Bedeutung der Eichtransformationen

Die Transformation $ A_{\mu }\to A_{\mu }'=A_{\mu }+\partial _{\mu }\alpha (x) $ ist die klassische lokale Eichtransformation der elektromagnetischen Potentiale $ \Phi $ und $ {\vec {A}} $, die den Wert des elektrischen Feldes $ {\vec {E}}=-{\vec {\nabla }}\Phi -\partial _{t}{\vec {A}} $ bzw. der magnetischen Flussdichte $ {\vec {B}}={\vec {\nabla }}\times {\vec {A}} $ nicht verändert.

Die dazu korrespondierende Transformation $ \psi \to \psi '=e^{\mathrm {i} q\alpha (x)}\psi $ hingegen beschreibt eine lokale Änderung der Phase ohne direktes Analogon in der klassischen Physik. Die Invarianz der Lagrangedichte unter dieser Phasenänderung führt nach dem Noether-Theorem jedoch zur Erhaltungsgröße des Dirac-Stroms $ j_{\mu }={\bar {\psi }}\gamma _{\mu }\psi $ mit der Kontinuitätsgleichung $ \partial ^{\mu }j_{\mu }=0 $.

Die Forderungen nach Eichinvarianz, Lorentz-Invarianz und Renormierbarkeit der Lagrangedichte führen darüber hinaus zur Aussage, dass das Photon masselos ist, da ein renormierbarer skalarer Masseterm für das Photon $ A_{\mu }m_{\gamma }^{2}A^{\mu } $ nicht eichinvariant ist.

Bewegungsgleichungen

Die Lagrange-Dichte führt über die Lagrange-Gleichung zu den Bewegungsgleichungen für die Feldoperatoren:

$ (\mathrm {i} \gamma ^{\mu }\partial _{\mu }-m)\psi =q\gamma ^{\mu }A_{\mu }\psi $
$ \partial _{\mu }F^{\mu \nu }=j^{\nu } $

Dabei stellt das zweite Gleichungssystem genau die Maxwell-Gleichungen in Potentialform dar, wobei die klassische elektromagnetische Vierer-Stromdichte durch den Dirac-Strom ersetzt wurde.

Einordnung der Quantenelektrodynamik

Schritte zur Weltformel (Theory of everything)
Starke
Wechselwirkung
Elektrostatik Magnetostatik Schwache
Wechselwirkung
Gravitation
Elektromagnetische
Wechselwirkung
Quantenchromodynamik Quantenelektrodynamik Allgemeine
Relativitätstheorie
Elektroschwache Wechselwirkung Quantengravitation
Standardmodell
Große vereinheitlichte Theorie
Weltformel: Stringtheorie, M-Theorie, Schleifenquantengravitation
Anmerkung: Theorien in frühem Stadium der Entwicklung sind blau hinterlegt.

Literatur

  • Richard P. Feynman: QED. Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie. Piper-Verlag, München u. a. 1988, ISBN 3-492-03103-X (populärwissenschaftliches Lehrbuch).
  • Franz Mandl, Graham Shaw: Quantenfeldtheorie. Aula-Verlag, Wiesbaden 1993, ISBN 3-89104-532-8 (einführendes Lehrbuch).
  • Silvan S. Schweber: QED and the men who made it. Dyson, Feynman, Schwinger, and Tomonaga. Princeton University Press, Princeton NJ 1994, ISBN 0-691-03685-3.
  • G. Scharf: Finite Quantum Electrodynamics. The Causal Approach. 2. Auflage. Springer. Berlin u. a. 1995, ISBN 3-540-60142-2
  • Peter W. Milonni: The quantum vacuum. An introduction to quantum electrodynamics. Academic Press, Boston u. a. 1994, ISBN 0-12-498080-5.
  • Walter Dittrich, Holger Gies: Probing the Quantum Vacuum. Perturbative Effective Action Approach in Quantum Electrodynamics and its Application (= Springer Tracts in modern Physics 166). Springer, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-540-67428-4.
  • Giovanni Cantatore: Quantum electrodynamics and physics of the vacuum (= AIP Conference Proceedings 564). American Institute of Physics, Melville NY 2001, ISBN 0-7354-0000-8.

Videos

Weblinks

Wiktionary: Quantenelektrodynamik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen