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Das '''elektrische Dipolmoment''' <math>\vec p</math> charakterisiert eine räumliche Ladungstrennung. Hat man in einem Körper, z. B. einem [[Molekül]], an unterschiedlichen Orten eine [[elektrische Ladung]] unterschiedlichen Vorzeichens, so dass der [[Geometrischer Schwerpunkt|Schwerpunkt]] der negativen Ladungen ([[Elektron]]en) und der Schwerpunkt der positiven Ladungen ([[Atomkern]]e) nicht zusammenfallen, dann besitzt dieser Körper ein elektrisches Dipolmoment. | Das '''elektrische Dipolmoment''' <math>\vec p</math> charakterisiert eine räumliche Ladungstrennung. Hat man in einem Körper, z. B. einem [[Molekül]], an unterschiedlichen Orten eine [[elektrische Ladung]] unterschiedlichen Vorzeichens, so dass der [[Geometrischer Schwerpunkt|Schwerpunkt]] der negativen Ladungen ([[Elektron]]en) und der Schwerpunkt der positiven Ladungen ([[Atomkern]]e) nicht zusammenfallen, dann besitzt dieser Körper ein elektrisches Dipolmoment. | ||
In der [[Chemie]] ist das '''Dipolmoment''' ein Maß für die Stärke eines [[Dipolmolekül]]s und damit für die [[Polarität (Chemie)|Polarität]] eines [[Molekül]]s. Diese wird durch [[ | In der [[Chemie]] ist das '''Dipolmoment''' ein Maß für die Stärke eines [[Dipolmolekül]]s und damit für die [[Polarität (Chemie)|Polarität]] eines [[Molekül]]s. Diese wird durch [[polare Atombindung]]en oder im Extremfall durch [[ionische Bindung]]en hervorgerufen. | ||
Es sind auch andere Dipole (z. B. [[ | Es sind auch andere Dipole (z. B. [[Magnetischer Dipol|magnetische Dipole]]) möglich, die folglich auch [[Magnetisches Dipolmoment|andere Dipolmomente]] ausbilden. | ||
== Richtungskonvention == | |||
Bezüglich der Richtung des Vektors des elektrischen Dipolmomentes herrschen in den verschiedenen Fachbereichen verschiedene Konventionen. Während in der [[Physik]] der Pfeil von der negativen Ladung zur positiven gezeichnet wird,<ref>{{Literatur |Autor=Gordon M. Barrow |Titel=PHYSIKALISCHE CHEMIE |Hrsg= |Sammelwerk= |Band=Gesamtausgabe |Nummer= |Auflage=6., berichtigte |Verlag=Bohmann Verlag |Ort=Wien |Datum=1984 |ISBN=3-528-53806-6 |Kapitel=Teil I 7 – Elektrische und magnetische Molekülmomente |Seiten=247–259}}</ref> wird es beispielsweise in der Chemie genau andersherum gesehen, also von der positiven Ladung zur negativen.<ref>{{Literatur |Autor=Peter W. Atkins, Loretta Jones |Titel=Chemie – einfach alles |Hrsg=Rüdiger Faust |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=2 |Verlag=WILEY-VCH |Ort=Weinheim |Datum=2006 |ISBN=978-3-527-31579-6 |Seiten=86}}</ref> | |||
== Berechnung == | == Berechnung == | ||
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| [[Kaliumfluorid|KF]]<ref name="Bleaney" /> || 7,33 || 28,690 | | [[Kaliumfluorid|KF]]<ref name="Bleaney" /> || 7,33 || 28,690 | ||
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| [[Kaliumchlorid|KCl]]<ref name="Bleaney">{{Literatur |Autor=BI Bleaney, Betty Isabelle Bleaney, Brebis Bleaney |Titel=Electricity and Magnetism | | [[Kaliumchlorid|KCl]]<ref name="Bleaney">{{Literatur |Autor=BI Bleaney, Betty Isabelle Bleaney, Brebis Bleaney |Titel=Electricity and Magnetism |Band=Vol. 2 |Auflage=3 |Verlag=OUP Oxford |Datum=2013 |ISBN=978-0-19-964543-5 |Seiten=303 |Online={{Google Buch | BuchID=hL8MXMpQEFoC | Seite=303 }}}}</ref> || 10,48 || 34,261 | ||
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| [[Kaliumbromid|KBr]]<ref name="Bleaney" /> || 10,41 || 34,728 | | [[Kaliumbromid|KBr]]<ref name="Bleaney" /> || 10,41 || 34,728 | ||
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| [[Kaliumiodid|KI]]<ref name="Bleaney" /> || 11,05 || | | [[Kaliumiodid|KI]]<ref name="Bleaney" /> || 11,05 || 36,825 | ||
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| [[Caesiumchlorid|CsCl]]<ref name="crc87" /> || 10,387 || 34,647 | | [[Caesiumchlorid|CsCl]]<ref name="crc87" /> || 10,387 || 34,647 | ||
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Befindet sich zu einer negativen Ladung | Befindet sich zu einer negativen Ladung <math>-q</math> im Abstand <math>l</math> eine positive Ladung <math>q</math> mit dem normierten Verbindungsvektor <math>\vec e_l</math> (dieser zeigt von der negativen Ladung in Richtung der positiven Ladung)<ref>{{Literatur |Autor=Paul Allen Tipler, Gene Mosca |Hrsg=Peter Kersten, Jenny Wagner |Titel=Physik für Studierende der Naturwissenschaften und Technik |Auflage=8 |Verlag=Springer Spektrum |Ort=Berlin/Heidelberg |Datum=2019 |ISBN=978-3-662-58281-7 |Seiten=684}}</ref> und sind diese Ladungen untereinander starr verbunden, so besitzt diese Struktur ein Dipolmoment der Größe:<ref name="Ernst Wilhelm Otten">{{Literatur |Autor=Ernst-Wilhelm Otten |Titel=Repetitorium Experimentalphysik |Verlag=Springer |Ort=Berlin/Heidelberg |Datum=2008 |ISBN=978-3-540-85788-4 |Seiten=464 |Online={{Google Buch | BuchID=XDglBAAAQBAJ | Seite=464 }}}}</ref> | ||
:<math>\vec p = q \cdot \vec | :<math>\vec p = q \cdot l \cdot \vec e_l</math> | ||
Je größer die Ladung | Je größer die Ladung <math>q</math>, desto höher auch das Dipolmoment. Auch wenn die Ladungen weiter auseinanderrücken (wachsender Betrag von <math>\vec l</math>), wird das Dipolmoment größer. | ||
Befinden sich bei einer [[Diskret #In Wissenschaft und Technik|diskreten]] Ladungsverteilung | Befinden sich bei einer [[Diskret #In Wissenschaft und Technik|diskreten]] Ladungsverteilung <math>n</math> Ladungen <math>q_i</math> an den Orten <math>\vec r_i</math> relativ zum Schwerpunkt der Ladungsverteilung, so setzt sich das Gesamtdipolmoment <math>\vec p</math> aus den Einzeldipolmomenten <math>\vec p_i</math> zusammen: | ||
:<math>\vec p = \sum_{i=1}^n \vec p_i = \sum_{i=1}^n q_i \, \vec r_i.</math> | :<math>\vec p = \sum_{i=1}^n \vec p_i = \sum_{i=1}^n q_i \, \vec r_i.</math> | ||
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:<math>\vec p = \int_V \sum_{i=1}^n q_i \, \delta (\vec r - \vec r_i) \, \vec r \, \mathrm{d}^3 r = \sum_{i=1}^n q_i \, \vec r_i</math> | :<math>\vec p = \int_V \sum_{i=1}^n q_i \, \delta (\vec r - \vec r_i) \, \vec r \, \mathrm{d}^3 r = \sum_{i=1}^n q_i \, \vec r_i</math> | ||
Allgemein kann ein Potential in einen konstanten Teil und [[Multipolentwicklung|Multipolanteile]], darunter eben das Dipolmoment, entwickelt werden.<ref name="Armin Wachter, Henning Hoeber">{{Literatur |Autor=Armin Wachter, Henning Hoeber |Titel=Repetitorium Theoretische Physik |Verlag=Springer | Allgemein kann ein Potential in einen konstanten Teil und [[Multipolentwicklung|Multipolanteile]], darunter eben das Dipolmoment, entwickelt werden.<ref name="Armin Wachter, Henning Hoeber">{{Literatur |Autor=Armin Wachter, Henning Hoeber |Titel=Repetitorium Theoretische Physik |Verlag=Springer |Ort=Berlin/Heidelberg |Datum=2013 |ISBN=978-3-662-09755-7 |Seiten=175 |Online={{Google Buch | BuchID=_8-yBgAAQBAJ | Seite=175 }}}}</ref> | ||
== Einheit == | == Einheit == | ||
Trotz der Umstellung auf das [[Internationales Einheitensystem|Internationale Einheitensystem (SI)]] wird weiterhin die [[cgs-Einheit]] [[Debye]] als Einheit des Dipolmoments verwendet, benannt nach dem holländischen Physiker [[Peter Debye]]. Der Grund dafür liegt darin, dass man bei der Verwendung der SI-Einheiten Coulomb und Meter mit sehr kleinen Zahlen umgehen müsste:<ref name="Ralf Steudel">{{Literatur |Autor=Ralf Steudel |Titel=Chemie der Nichtmetalle mit Atombau, Molekülgeometrie und Bindungstheorie |Verlag=Walter de Gruyter |Datum=1998 |ISBN=978-3-11-015902-8 |Seiten=137 |Online={{Google Buch | BuchID=Z4K6TYWcJ9gC | Seite=137 }}}}</ref> | Trotz der Umstellung auf das [[Internationales Einheitensystem|Internationale Einheitensystem (SI)]] wird weiterhin auch die [[cgs-Einheit]] [[Debye]] als Einheit des Dipolmoments verwendet, benannt nach dem holländischen Physiker [[Peter Debye]]. Der Grund dafür liegt darin, dass man bei der Verwendung der SI-Einheiten Coulomb und Meter mit sehr kleinen Zahlen umgehen müsste:<ref name="Ralf Steudel">{{Literatur |Autor=Ralf Steudel |Titel=Chemie der Nichtmetalle mit Atombau, Molekülgeometrie und Bindungstheorie |Verlag=Walter de Gruyter |Datum=1998 |ISBN=978-3-11-015902-8 |Seiten=137 |Online={{Google Buch | BuchID=Z4K6TYWcJ9gC | Seite=137 }}}}</ref> | ||
:<math> [p]= 1\,\mathrm{Debye} = 3{,}33564 \cdot 10^{-30}\,\mathrm{Coulomb} \cdot \mathrm{Meter} </math> | :<math> [p]= 1\,\mathrm{Debye} = 3{,}33564 \cdot 10^{-30}\,\mathrm{Coulomb} \cdot \mathrm{Meter} </math> | ||
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== Dipolmomente angeregter Zustände == | == Dipolmomente angeregter Zustände == | ||
Die Kenntnis der Änderung von molekularen Dipolmomenten bei elektronischer Anregung ist wesentlich für das Verständnis wichtiger natürlicher photoinduzierter Prozesse, wie der Photosynthese oder | Die Kenntnis der Änderung von molekularen Dipolmomenten bei elektronischer Anregung ist wesentlich für das Verständnis wichtiger natürlicher photoinduzierter Prozesse, wie der [[Photosynthese]] oder des [[Sehvorgang]]s. Zur Bestimmung der Dipolmomente [[Angeregter Zustand|angeregter Zustände]] kommt die Messung von [[Solvatochromie|solvatachromen]] oder [[Thermochromie|thermochromen]] Wellenlängen-Verschiebungen in [[Lösung (Chemie)|Lösungen]] in Frage.<ref>{{Literatur |Autor=E. Lippert |Titel=Spektroskopische Bestimmung des Dipolmomentes aromatischer Verbindungen im ersten angeregten Singulettzustand |Sammelwerk=Z. Electrochem. |Band=61 |Datum=1957 |Seiten=962}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=N. Mataga, Y. Kaifu, M. Koizumi |Titel=Solvent effects upon fluorescence spectra and the dipole moments of excited molecules |Sammelwerk=Bull. Chem. Soc. Jpn |Band=29 |Datum=1956 |Seiten=465}}</ref> | ||
<math>\overline{\nu} _A - \overline{\nu} _E = \frac{2}{hc}\biggl(\frac{\ | |||
Die Dipolmomente | |||
* ''μ<sub>G</sub>'' im [[Grundzustand]] des Moleküls sowie | |||
* ''μ<sub>E</sub>'' im angeregten Zustand des Moleküls | |||
lassen sich berechnen mit Hilfe der [[Lippert-Mataga-Plot#Lippert-Mataga-Gleichung|Lippert-Mataga-Gleichung]]: | |||
:<math>\overline{\nu} _A - \overline{\nu} _E = \frac{2}{hc}\biggl(\frac{\varepsilon - 1}{2\varepsilon + 1}-\frac{n^2 -1}{2n^2 +1}\biggr)\frac{(\mu_G - \mu_E)^2}{a^3}+ const.</math> | |||
mit | |||
* der [[Stokes-Verschiebung|Stokesverschiebung]] <math display="inline">\overline{\nu} _A - \overline{\nu} _E</math> | |||
* dem [[Plancksches Wirkungsquantum|Planckschen Wirkungsquantum]] <math>h</math> | |||
* der [[Lichtgeschwindigkeit]] <math>c</math> im Vakuum | |||
* der [[Permittivität]] ε des Lösungsmittels | |||
* dem [[Brechungsindex]] ''n'' des Lösungsmittels | |||
* dem Radius ''a'' der Lösungsmittel[[Volumen#Hohlraum|kavität]]. | |||
Dipolmomente von Molekülen in der [[Gasphase]] können wesentlich genauer durch elektronische [[Stark-Effekt|Stark-]]Spektroskopie bestimmt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Josefin Wilke, Martin Wilke, W. Leo Meerts, Michael Schmitt |Titel=Determination of ground and excited state dipole moments via electronic Stark spectroscopy: 5-methoxyindole |Sammelwerk=The Journal of Chemical Physics |Band=144 |Nummer=4 |Datum=2016-01-28 |ISSN=0021-9606 |Seiten=044201 |DOI=10.1063/1.4940689}}</ref> | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* | * Otto Exner: ''Dipole Moments in Organic Chemistry.'' Stuttgart 1975, ISBN 3-13-523501-7. | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Physikalische Größe | ||||||||||||||||
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Name | Elektrisches Dipolmoment | |||||||||||||||
Formelzeichen | $ {\vec {p}},{\vec {d}} $ | |||||||||||||||
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Das elektrische Dipolmoment $ {\vec {p}} $ charakterisiert eine räumliche Ladungstrennung. Hat man in einem Körper, z. B. einem Molekül, an unterschiedlichen Orten eine elektrische Ladung unterschiedlichen Vorzeichens, so dass der Schwerpunkt der negativen Ladungen (Elektronen) und der Schwerpunkt der positiven Ladungen (Atomkerne) nicht zusammenfallen, dann besitzt dieser Körper ein elektrisches Dipolmoment.
In der Chemie ist das Dipolmoment ein Maß für die Stärke eines Dipolmoleküls und damit für die Polarität eines Moleküls. Diese wird durch polare Atombindungen oder im Extremfall durch ionische Bindungen hervorgerufen.
Es sind auch andere Dipole (z. B. magnetische Dipole) möglich, die folglich auch andere Dipolmomente ausbilden.
Bezüglich der Richtung des Vektors des elektrischen Dipolmomentes herrschen in den verschiedenen Fachbereichen verschiedene Konventionen. Während in der Physik der Pfeil von der negativen Ladung zur positiven gezeichnet wird,[1] wird es beispielsweise in der Chemie genau andersherum gesehen, also von der positiven Ladung zur negativen.[2]
Molekül | Dipolmoment in Debye |
Dipolmoment in 10−30 C·m |
---|---|---|
CO[4] | 0,11 | 0,367 |
HF[4] | 1,826178 | 6,0915 |
HCl[4] | 1,109 | 3,700 |
HBr[4] | 0,827 | 2,759 |
HI[4] | 0,448 | 1,495 |
NH3[4] | 1,471 | 4,907 |
PF3[5] | 1,025 | 3,419 |
H2O[6] | 1,84 | 6,152 |
H2S[4] | 0,97 | 3,236 |
CH2O[7] | 2,34 | 7,806 |
NaCl[8] | 8,5 | 28,356 |
KF[6] | 7,33 | 28,690 |
KCl[6] | 10,48 | 34,261 |
KBr[6] | 10,41 | 34,728 |
KI[6] | 11,05 | 36,825 |
CsCl[4] | 10,387 | 34,647 |
Befindet sich zu einer negativen Ladung $ -q $ im Abstand $ l $ eine positive Ladung $ q $ mit dem normierten Verbindungsvektor $ {\vec {e}}_{l} $ (dieser zeigt von der negativen Ladung in Richtung der positiven Ladung)[9] und sind diese Ladungen untereinander starr verbunden, so besitzt diese Struktur ein Dipolmoment der Größe:[10]
Je größer die Ladung $ q $, desto höher auch das Dipolmoment. Auch wenn die Ladungen weiter auseinanderrücken (wachsender Betrag von $ {\vec {l}} $), wird das Dipolmoment größer.
Befinden sich bei einer diskreten Ladungsverteilung $ n $ Ladungen $ q_{i} $ an den Orten $ {\vec {r}}_{i} $ relativ zum Schwerpunkt der Ladungsverteilung, so setzt sich das Gesamtdipolmoment $ {\vec {p}} $ aus den Einzeldipolmomenten $ {\vec {p}}_{i} $ zusammen:
Im allgemeinen Fall einer kontinuierlichen Ladungsverteilung wird das Dipolmoment über die Ladungsdichte $ \rho ({\vec {r}}) $ berechnet:[10]
Der diskrete Fall geht aus dem allgemeinen hervor, wenn man die Ladungsdichte $ \rho ({\vec {r}}) $ durch die einzelnen Ladungen $ q_{i} $ und die Delta-Distribution $ \delta ({\vec {r}}-{\vec {r}}_{i}) $ darstellt:
Das Volumenintegral liefert dann nur Beiträge an den Orten $ {\vec {r}}_{i} $ der Ladungen, sodass sich ergibt:
Allgemein kann ein Potential in einen konstanten Teil und Multipolanteile, darunter eben das Dipolmoment, entwickelt werden.[11]
Trotz der Umstellung auf das Internationale Einheitensystem (SI) wird weiterhin auch die cgs-Einheit Debye als Einheit des Dipolmoments verwendet, benannt nach dem holländischen Physiker Peter Debye. Der Grund dafür liegt darin, dass man bei der Verwendung der SI-Einheiten Coulomb und Meter mit sehr kleinen Zahlen umgehen müsste:[12]
Für Moleküle liegt das Dipolmoment meist im Bereich von 0 Debye bis 12 Debye. Die polarste nichtionische, vollständig gesättigte Verbindung ist mit einem Dipolmoment von 6,2 Debye all-cis-1,2,3,4,5,6-Hexafluorcyclohexan.[13][14] Mit 14,1 Debye ist die ebenfalls nichtionische, aber ungesättigte Verbindung 5,6-Diaminobenzo-1,2,3,4-tetracarbonitril nochmals deutlich polarer.[15][16]
Das Dipolmoment kann man mit Hilfe der Debye-Gleichung durch Messung der Dielektrizitätskonstante bestimmen. Ferner geben Messungen des Stark-Effekts Auskunft über das Dipolmoment eines Stoffes.
Die Kenntnis der Änderung von molekularen Dipolmomenten bei elektronischer Anregung ist wesentlich für das Verständnis wichtiger natürlicher photoinduzierter Prozesse, wie der Photosynthese oder des Sehvorgangs. Zur Bestimmung der Dipolmomente angeregter Zustände kommt die Messung von solvatachromen oder thermochromen Wellenlängen-Verschiebungen in Lösungen in Frage.[17][18]
Die Dipolmomente
lassen sich berechnen mit Hilfe der Lippert-Mataga-Gleichung:
mit
Dipolmomente von Molekülen in der Gasphase können wesentlich genauer durch elektronische Stark-Spektroskopie bestimmt werden.[19]