Maxwell-Bloch-Gleichungen

Maxwell-Bloch-Gleichungen

Die Maxwell-Bloch-Gleichungen beschreiben die Wechselwirkung eines Ensembles quantenmechanischer Zweiniveausysteme mit einem oszillierenden elektrischen Feld. Sie werden zur Beschreibung von Absorption und Emission von Licht in Festkörpern und Gasen verwendet und spielen insbesondere beim theoretischen Verständnis der Verstärkung in Lasern eine zentrale Rolle. Voraussetzung ist dabei, dass die Energiedifferenz des Übergangs nahe bei der Photonenenergie des Lichts ist und, dass die anderen Übergänge des Systems deutlich andere Übergangsenergien besitzen.

Gleichungen

Die Maxwell-Bloch-Gleichungen lauten

tP=[i(ωΩ)1τp]P+|d12|2iΔnE 
tΔn=1Im(EP)n0+Δnτ
(z+1cgt )E=i2μ0ωcpP

mit:

  • E: komplexe Amplitude des elektrischen Felds
  • P: komplexe Amplitude der Polarisation
  • Δn=n2n1: Besetzungsinversion mit n2 und n1 Besetzungszahldichte der Niveaus 1 und 2
  • n0=n1+n2: Zahl der Zweiniveausysteme pro Volumen
  • ω: Frequenz des elektrischen Feldes
  • Ω: Frequenz des Übergangs mit Ω=E2E1
  • τp: Phasenrelaxationszeit, Kohärenzzeit der Polarisation.
  • τ: Lebensdauer des zweiten Zustandes
  • d12=eφ1|reE|φ2 Projektion des Dipolübergangsmatrixelement auf die Richtung des elektrischen Feldes
  • cg=kω: Gruppengeschwindigkeit im Medium
  • μ0: Magnetische Feldkonstante
  • cp=ωk=c0n: Phasengeschwindigkeit im Medium

Näherungen

Kohärentes Regime

Im kohärenten Regime nimmt man an, dass die typischen Zeitableitungen von Δn und P sehr viel größer als die Zerfallsterme sind, also

|tP||Pτp|und|tΔn||Δnτp|

gilt. Damit nehmen die Maxwell-Bloch-Gleichungen die Form

tP=[i(ωΩ)]P+|d12|2iΔnE
tΔn=1Im(EP)
(z+1cgt )E=i2μ0ωcpP

an. Man kann leicht zeigen, dass in diesem Fall

|P|2+|d12|2Δn2=const=|d12|2n02

gilt. Deshalb liegt die Einführung des sog. Bloch-Vektors

μ=1|d12|n0(Re(P)Im(P)Δn|d12|)

mit |μ|2=1 nahe. Für diesen gilt die Bewegungsgleichung

μ˙=μ×RmitR=(Re(ΩR)Im(ΩR)Δ)

mit der sog. Rabi-Frequenz ΩR(t)=|d12|E(t) und der Verstimmung Δ=ωΩ. Datei:Rabioszillationpi.pdf Im Fall der sog. resonanten Kopplung, d. h. ω=ΩΔ=0 und E reell findet man die Gleichungen

tP=in0ΩR|d12|Δn
tΔn=n0ΩR|d12|P.

Die Lösungen dieses Differentialgleichungssystems lauten

P=in0|d12|sin(Θ(t))
Δn=n0cos(Θ(t))

mit der sog. Pulsfläche Θ mit

Θ(t)=t0t|d12|E(t)ΩRdt

Somit führen Δn und P Schwingungen aus, die vom elektrischen Feld getrieben werden. Dies nennt man Rabi-Oszillationen. Mit der dritten Maxwell-Bloch-Gleichung findet man, unter der Annahme einer dünnen Probe der Länge L, d. h. τpLcg, für das reemittierte elektrische Feld

Eout(t)=E(t)n0|d12|2ε0kLcpcsin(Θ(t)).

Wenn man nun einen eingehenden Lichtpuls so präpariert, dass Θ(t)=2πm+π mit mZ kann man das Medium vollständig invertieren. Man spricht dann von einem π-Puls (siehe Abbildung). Für Θ(t)=2πm+π2 ist die Besetzungsinversion null und die Polarisation ist maximal. Mit dieser Methode kann man also ein Material in einen genau definierten Zustand bringen.

Herleitung

Zur Herleitung der Maxwell-Bloch-Gleichungen beschreibt man die Wechselwirkung zwischen elektrischem Feld und Atom in der sog. Dipolnäherung. Der Hamilton-Operator des Systems besteht aus zwei Anteilen. Dem Anteil H^0 der das Atom ohne Wechselwirkung mit dem elektrischen Feld beschreibt und dem Anteil H^ww der eine dipolartige Wechselwirkung zwischen Licht und Atom beschreibt:

H^=H^0+H^ww

mit

H^ww=E(t)d^=eEr^.

Die Wellenfunktion |Ψ kann in der Basis |φk des ungestörten Systems als

|Ψ=c1(t)eiω1t|φ1+c2(t)eiω2t|φ2

dargestellt werden. Die Schrödingergleichung lautet nun

it|Ψ=(H^0+H^ww)|Ψ.

Durch Multiplikation mit φm|eiωmt und Einsetzen der Basisdarstellung von |Ψ folgt

ic˙1=d12E(t)eiΩtc2
ic˙2=d12E(t)eiΩtc1

Dabei wurde d11=d22=0 ausgenutzt. Die mikroskopische Polarisation P des Systems ist nun durch

P=n0Ψ|er|Ψ=d12eiΩtc1c2n0eE=P++c.c.=P

gegeben. Für die zeitlichen Ableitungen der Polarisationskomponenten P+ und P folgt

tP+=d12eiΩtn0eE(iΩc1c2+c˙1c2+c1c˙2)=iΩP+i|d12|2E(t)n0(|c1|2|c2|2)=Δn.

Dabei wurden die Gleichungen

c˙1c2=id12E(t)eiΩt|c2|2
c1c˙2=id12E(t)eiΩt|c1|2

verwendet. Die Gleichung für P ergibt sich einfach aus der komplex konjugierten Gleichung.

tP=(tP+)

Für den feldfreien Fall (E=0) schwingt die Polarisation nun harmonisch. In realen System klingt die Polarisation allerdings ab, weshalb man einen Zerfallsterm Pτp addiert. Die Materialkonstante τp nennt man dabei Phasenrelaxationszeit. Weiterhin verwendet man die sog. Rotating Wave Näherung. Dabei setzt man

E=E(t,z)ei(kzωt)E++E(t,z)ei(kzωt)E

und vernachlässigt E in der Gleichung für P+ und entsprechend E+ in der Gleichung für P, da die vernachlässigten Terme mit ω+Ω oszillieren und somit im Vergleich zu den Termen mit ωΩ klein sind. Für die Polarisation folgt somit

tP±=(iΩ1τp)P±+|d12|2iΔnE±

was durch den Ansatz P+=P(z,t)ei(kzωt) noch zu

tP=(iΩ1τp)P+|d12|2iΔnE

vereinfacht werden kann. Für die Zeitableitung der Besetzungsinversion folgt

tΔn=2tn2=2n0(c˙2c2+c2c˙2)=4Im(EP+)=4Im(EP)

Auch hierbei würde im feldfreien Fall (E=P=0) die Besetzungsinversion konstant bleiben, weshalb man einen Term mit n2τ=n0+Δnτ addiert.

tΔn=4Im(EP)n0+Δnτ

Dabei ist τ die mittlere Lebensdauer des angeregten Zustandes. Zuletzt braucht man noch eine Gleichung für das elektrische Feld. Dabei geht man von der Wellengleichung

z2E1cp2t2εE=μ0t2P

aus. Durch Einsetzen der schon erhaltenen Zusammenhänge und Ansätze folgt

z2E+=(z2E+2ikzEk2E)ei(kzωt)
1c2t2εE+(k2E+2ikcgtE)ei(kzωt)
t2P+=(ω2P2iωtP+t2P)ei(kzωt)ω2Pei(kzωt)

und damit die letzte Maxwell-Bloch-Gleichung

(z+1cgt)E=i2μ0cpP

Literatur

  • Dieter Meschede: Optik, Licht und Laser. Vieweg+Teubner Verlag; 3., durchges. Aufl. 2008. ISBN 978-3-8351-0143-2