Teilchen auf dem Ring: Unterschied zwischen den Versionen

Teilchen auf dem Ring: Unterschied zwischen den Versionen

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(was ist ein "allgemeiner" Abstand, was ist "der relevante Bereich", was für eine Randbedingung?, R, Entartung ausgeführt)
 
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[[Datei:Circular Standing Wave.gif|mini|Entlang des Umfangs können kreisförmige, [[stehende Welle]]n mit ganzzahligem Verhältnis Umfang/Wellenlänge auftreten. Es kann mehrere [[Eigenfrequenz]]en geben.]]
Das '''Teilchen auf dem Ring''' ist eines der verschiedenen Modellsysteme aus der [[Quantenmechanik]], welches zur [[Quantisierung (Physik)|Quantisierung]] der [[Energie]] führt. Es ist dem [[Teilchen im Kasten]] sehr ähnlich und wird daher auch als „Teilchen im kreisförmigen Potentialkasten“ bezeichnet.
Das '''Teilchen auf dem Ring''' ist eines der verschiedenen Modellsysteme aus der [[Quantenmechanik]], welches zur [[Quantisierung (Physik)|Quantisierung]] der [[Energie]] führt. Es ist dem [[Teilchen im Kasten]] sehr ähnlich und wird daher auch als „Teilchen im kreisförmigen Potentialkasten“ bezeichnet.


Im Unterschied zum [[Teilchen im Kasten]] bewegt sich das [[Teilchen]] auf dem Ring jedoch nicht linear, sondern kreisförmig [[Potential (Physik)|potential]]<nowiki />frei um einen bestimmten Punkt. Deshalb ist es günstiger mit [[Polarkoordinaten|Polar-]] als mit [[Kartesisches Koordinatensystem|Kartesischen Koordinaten]] zu rechnen: die [[Wellenfunktion]] des Teilchens hängt nicht vom allgemeinen Abstand <math>r</math> zum Mittelpunkt ab (weil es sich auf einem ''konstanten'' Radius <math>\rho</math> bewegt), sondern nur vom Polarwinkel <math>\phi</math>.
Im Unterschied zum [[Teilchen im Kasten]] bewegt sich das [[Teilchen]] auf dem Ring jedoch nicht linear, sondern kreisförmig [[Potential (Physik)|potential]]<nowiki />frei um einen bestimmten Punkt. Deshalb ist es günstiger mit [[Polarkoordinaten|Polar-]] als mit [[Kartesisches Koordinatensystem|Kartesischen Koordinaten]] zu rechnen: die [[Wellenfunktion]] des Teilchens hängt nicht vom Abstand <math>r</math> zum Mittelpunkt ab (weil es sich auf einem ''konstanten'' Radius <math>\rho</math> bewegt), sondern nur vom Polarwinkel <math>\phi</math>.


== Mathematische Betrachtung ==
== Mathematische Betrachtung ==
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\end{cases}</math>
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Der [[Hamilton-Operator]] lässt sich in Polarkoordinaten für den relevanten Bereich schreiben als
Der winkelabhängige Anteil des [[Hamilton-Operator]]s in Polarkoordinaten lässt sich als


::<math>\hat H = - \frac{\hbar^2}{2m \rho^2}\frac{d^2}{d\phi^2} + V_0</math>
::<math>\hat H = - \frac{\hbar^2}{2m \rho^2}\frac{\mathrm d^2}{\mathrm d\phi^2} + V_0</math>


wodurch sich die zu lösende Schrödingergleichung ergibt:
schreiben, wodurch sich die zu lösende Schrödingergleichung ergibt:


:<math>\psi''(\phi) = -\frac{2 m \rho^2}{\hbar^2}(E - V_0) \cdot \psi(\phi)</math>
:<math>\psi''(\phi) = -\frac{2 m \rho^2}{\hbar^2}(E - V_0) \psi(\phi)</math>


Es handelt sich also um eine gewöhnliche, lineare, homogene [[Differentialgleichung]] 2.&nbsp;Ordnung, für die der Lösungsansatz lautet:
Es handelt sich also um eine gewöhnliche, lineare, homogene [[Differentialgleichung]] 2.&nbsp;Ordnung, für die der Lösungsansatz lautet:


:<math>\psi_M(\phi) = \alpha \cdot e^{i M \phi}</math>
:<math>\psi_M(\phi) = \alpha \cdot e^{\mathrm i M \phi}</math>


Durch Einsetzen in die Schrödingergleichung erhält man
Durch Einsetzen in die Schrödingergleichung erhält man
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:<math>\begin{alignat}{2}
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     \Rightarrow \; & \alpha \cdot e^{i M \phi} && = \alpha \cdot e^{i M (\phi + 2 \pi)} \\
     \Rightarrow \; & \alpha \cdot e^{\mathrm i M \phi} && = \alpha \cdot e^{\mathrm i M (\phi + 2 \pi)} \\
\Leftrightarrow \; & e^{i M \phi}              && = e^{i M \phi} \cdot e^{2\pi i M} \\
\Leftrightarrow \; & e^{\mathrm i M \phi}              && = e^{\mathrm i M \phi} \cdot e^{2\pi \mathrm i M} \\
\Leftrightarrow \; & e^{2 \pi i M}            && = 1 .
\Leftrightarrow \; & e^{2 \pi \mathrm i M}            && = 1 .
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\end{alignat}</math>


Dies ist nur erfüllt für&nbsp;M als ganze Zahl.
Dies ist nur erfüllt, wenn <math>M</math> eine ganze Zahl ist.  


Um die Differentialgleichung eindeutig zu lösen (<math>\alpha = ?</math>), muss die Wellenfunktion noch [[Einheitsvektor|normiert]] werden. Dies geschieht, indem man über ihr [[Betragsquadrat]] integriert, und zwar unter Verwendung der o.g. Randbedingung von <math>0</math> bis <math>2\pi</math>:
Um die Differentialgleichung (bis auf einen Phasenfaktor) eindeutig zu lösen (der Konvention nach wählt man <math>\alpha \in \R^+</math>), muss die Wellenfunktion noch [[Einheitsvektor|normiert]] werden. Dies geschieht, indem man ihr [[Betragsquadrat]] über den gesamten Raum, von <math>0</math> bis <math>2\pi</math>, integriert:


:<math>\int_0^{2 \pi} |\psi (\phi)|^2 \cdot \mathrm d \phi = 1</math>
:<math>\begin{align}
:<math>\Leftrightarrow \int_0^{2 \pi} \left| \alpha \cdot e^{i M \phi} \right|^2 \cdot \mathrm d \phi = 1</math>
1 &= \int_0^{2 \pi} |\psi (\phi)|^2 \cdot \mathrm d \phi \\
\Leftrightarrow 1 &= \int_0^{2 \pi} \left| \alpha \cdot e^{\mathrm i M \phi} \right|^2 \cdot \mathrm d \phi \\
\Rightarrow 1&= \alpha^2 \cdot \int_0^{2 \pi} \underbrace{e^{\mathrm iM\phi} e^{-\mathrm iM\phi}}_{ = 1} \mathrm d \phi \\
\Leftrightarrow \alpha &= \frac{1}{\sqrt{2\pi}}
\end{align}</math>


Dazu schreibt man die Wellenfunktion mithilfe der [[Eulersche Formel|Euler'schen Identität]] um in
Somit lautet die [[Eigenfunktion]] des Hamiltonoperators für ein Teilchen auf dem Ring:
 
::<math>\alpha \cdot e^{i M \phi} = \alpha (i \cdot \sin{(M \phi)} + \cos{(M \phi)})</math>
 
Da der [[Betragsfunktion|Betrag]] einer [[Komplexe Zahlen|komplexen Zahl]] <math>z</math> als <math>|z| = \sqrt{\text{Im}(z)^2 + \text{Re}(z)^2}</math> definiert ist, erhält man
 
:<math>\Rightarrow \alpha^2 \cdot \int_0^{2 \pi} \underbrace{\sin^2{(M \phi)} + \cos^2{(M \phi)}}_{ = 1} \mathrm \cdot \mathrm d \phi = 1</math>
:<math>\Leftrightarrow \alpha = \frac{1}{\sqrt{2\pi}}</math>
 
Somit lautet die Wellenfunktion für eine Teilchen auf dem Ring:


:<math style="border: 1px black; border-style: solid; padding: 1em;"> \psi_M(\phi) = \begin{cases}
:<math style="border: 1px black; border-style: solid; padding: 1em;"> \psi_M(\phi) = \begin{cases}
\frac{1}{\sqrt{2 \pi}} \cdot e^{i M \phi} \quad M \in \mathbb Z, & \text{wenn } r = \rho \\
\frac{1}{\sqrt{2 \pi}} \cdot e^{\mathrm i M \phi} \quad M \in \mathbb Z, & \text{wenn } r = \rho \\
0, & \text{sonst.}
0, & \text{sonst.}
\end{cases}</math>
\end{cases}</math>


Da [[Linearkombination]]en von [[Eigenfunktion]]en zu selbem M wieder Eigenfunktionen zu diesem M sind, folgt (mit der Euler'schen Identität), dass man alternativ
Da [[Linearkombination]]en von Eigenfunktionen zu demselben Energieeigenwert <math>E_M</math> (d.&nbsp;h. hier: mit demselben Wert für <math>M^2</math>) ebenfalls Eigenfunktionen zu diesem Eigenwert sind, folgt (mit der Euler'schen Identität), dass man alternativ


:<math style="border: 1px black; border-style: solid; padding: 1em;">\psi_M^{(1)}(\phi) := \frac{1}{\sqrt{\pi}} \cdot \cos{(M \phi)}</math>
:<math style="border: 1px black; border-style: solid; padding: 1em;">\psi_M^{(1)}(\phi) := \frac{1}{\sqrt{\pi}} \cdot \cos{(M \phi)}</math>
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== Entartung ==
== Entartung ==
Neben der Quantisierung führt dieses relativ einfach zu rechnende Beispiel zum ersten Mal auf das Konzept der [[Entartung (Quantenmechanik)|Entartung]]. Da Zustände, bei denen sich <math>M</math> nur im Vorzeichen unterscheidet, zwar verschiedene Zustände, aber wegen <math>(+M)^2 = (-M)^2</math> dieselben Energien darstellen, existieren hier jeweils zwei Zustände mit derselben Energie: die Zustände sind also 2-fach entartet.
Neben der Quantisierung führt dieses relativ einfach zu rechnende Beispiel auf das Konzept der [[Entartung (Quantenmechanik)|Entartung]]. Da Zustände, bei denen sich <math>M</math> nur im Vorzeichen unterscheidet, zwar verschiedene Zustände, aber wegen <math>(+M)^2 = (-M)^2</math> dieselben Energien darstellen, existieren hier jeweils zwei Zustände mit derselben Energie: die Zustände sind also – außer im Fall der trivialen Lösung <math>M = 0</math> – 2-fach entartet. Stellt man die Wellenfunktionen reell mit trigonometrischen Funktionen dar, sind die beiden Eigenfunktionen zum entarteten Energieeigenwert der Sinus- und der Cosinus-Term.
 
== Lösungsraum und Fourierreihe ==
 
Eine Operatorgleichung wie die Schrödinger-Gleichung bedingt bestimmte Eigenschaften für ihre Lösung (bspw. Stetigkeit, Differenzierbarkeit, Periodizität). Dadurch wird der Raum möglicher Lösungen (hier Wellenfunktionen) eingeschränkt. In der obigen Darstellung ist bspw. <math>\psi \in L_2(0,L).</math>
 
Unter der Annahme, dass <math>\psi_t \in C^2_p(0,L)</math> mit <math>C^2_p(0,L)\subset L_2(0,L)</math> kann die Wellenfunktion mittels der Fourier-Reihe geschrieben werden
 
:<math>\psi_t(x)=\sum_{n=-\infty}^{\infty}\alpha_n(t)e^{i\frac{2\pi}{L}nx}\forall x.</math>
 
Dabei sind <math>\alpha_n(t)</math> die Fourierkoeffizienten
 
:<math>\alpha_n(t)=\int_{-L/2}^{L/2}\psi_t(x)e^{-i\frac{2\pi}{L}nx}dx.</math>
 
Dann kann die Schrödinger-Gleichung zu einer Gleichung für die Fourier-Koeffizienten umgeschrieben als
 
:<math>\sum_{n=-\infty}^{\infty}\left(i\dot{\alpha}_n(t)-\frac{\hbar2\pi^2n^2}{mL^2}\alpha_n(t)\right)e^{i\frac{2\pi}{L}nx}=0</math>
 
Über die Eindeutigkeit der Fourier-Koeffizienten wird diese vereinfacht zu
 
:<math>i\dot{\alpha}_n(t)-\frac{\hbar2\pi^2n^2}{mL^2}\alpha_n(t)=0.</math>
 
Die Lösung hat dann die Form
 
:<math>\psi_t(x)=\sum_{n=-\infty}^{\infty}\alpha_n(t)~e^{-i\frac{2\pi^2\hbar}{mL^2}n^2t}~e^{i\frac{2\pi}{L}nx}.</math>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Aktuelle Version vom 3. Februar 2022, 00:28 Uhr

Das Teilchen auf dem Ring ist eines der verschiedenen Modellsysteme aus der Quantenmechanik, welches zur Quantisierung der Energie führt. Es ist dem Teilchen im Kasten sehr ähnlich und wird daher auch als „Teilchen im kreisförmigen Potentialkasten“ bezeichnet.

Im Unterschied zum Teilchen im Kasten bewegt sich das Teilchen auf dem Ring jedoch nicht linear, sondern kreisförmig potentialfrei um einen bestimmten Punkt. Deshalb ist es günstiger mit Polar- als mit Kartesischen Koordinaten zu rechnen: die Wellenfunktion des Teilchens hängt nicht vom Abstand $ r $ zum Mittelpunkt ab (weil es sich auf einem konstanten Radius $ \rho $ bewegt), sondern nur vom Polarwinkel $ \phi $.

Mathematische Betrachtung

Um die Wellenfunktionen und die Energien der Zustände des Teilchens auf dem Ring zu finden, ist es nötig die stationäre Schrödingergleichung im gegebenen Potential zu lösen. Dieses ist gegeben durch

$ V(\phi )={\begin{cases}V_{0},&{\text{wenn }}r=\rho \\\infty ,&{\text{sonst}}\end{cases}} $

Der winkelabhängige Anteil des Hamilton-Operators in Polarkoordinaten lässt sich als

$ {\hat {H}}=-{\frac {\hbar ^{2}}{2m\rho ^{2}}}{\frac {\mathrm {d} ^{2}}{\mathrm {d} \phi ^{2}}}+V_{0} $

schreiben, wodurch sich die zu lösende Schrödingergleichung ergibt:

$ \psi ''(\phi )=-{\frac {2m\rho ^{2}}{\hbar ^{2}}}(E-V_{0})\psi (\phi ) $

Es handelt sich also um eine gewöhnliche, lineare, homogene Differentialgleichung 2. Ordnung, für die der Lösungsansatz lautet:

$ \psi _{M}(\phi )=\alpha \cdot e^{\mathrm {i} M\phi } $

Durch Einsetzen in die Schrödingergleichung erhält man

$ M={\frac {\sqrt {2m(E-V_{0})}}{\hbar }}\rho $

Durch Umformen erhält man die Energien des Teilchens auf dem Ring:

$ E_{M}={\frac {M^{2}\cdot \hbar ^{2}}{2m\rho ^{2}}}+V_{0}\quad M\in \mathbb {Z} $

Dass $ M $ ganzzahlig sein muss, ergibt sich aus der Randbedingung, dass die Wellenfunktion nach einer Umdrehung auf dem Ring wieder dieselbe sein muss:

$ \psi (\phi )=\psi (\phi +2\pi ) $

was zu folgender Bedingung führt:

$ {\begin{alignedat}{2}\Rightarrow \;&\alpha \cdot e^{\mathrm {i} M\phi }&&=\alpha \cdot e^{\mathrm {i} M(\phi +2\pi )}\\\Leftrightarrow \;&e^{\mathrm {i} M\phi }&&=e^{\mathrm {i} M\phi }\cdot e^{2\pi \mathrm {i} M}\\\Leftrightarrow \;&e^{2\pi \mathrm {i} M}&&=1.\end{alignedat}} $

Dies ist nur erfüllt, wenn $ M $ eine ganze Zahl ist.

Um die Differentialgleichung (bis auf einen Phasenfaktor) eindeutig zu lösen (der Konvention nach wählt man $ \alpha \in \mathbb {R} ^{+} $), muss die Wellenfunktion noch normiert werden. Dies geschieht, indem man ihr Betragsquadrat über den gesamten Raum, von $ 0 $ bis $ 2\pi $, integriert:

$ {\begin{aligned}1&=\int _{0}^{2\pi }|\psi (\phi )|^{2}\cdot \mathrm {d} \phi \\\Leftrightarrow 1&=\int _{0}^{2\pi }\left|\alpha \cdot e^{\mathrm {i} M\phi }\right|^{2}\cdot \mathrm {d} \phi \\\Rightarrow 1&=\alpha ^{2}\cdot \int _{0}^{2\pi }\underbrace {e^{\mathrm {i} M\phi }e^{-\mathrm {i} M\phi }} _{=1}\mathrm {d} \phi \\\Leftrightarrow \alpha &={\frac {1}{\sqrt {2\pi }}}\end{aligned}} $

Somit lautet die Eigenfunktion des Hamiltonoperators für ein Teilchen auf dem Ring:

$ \psi _{M}(\phi )={\begin{cases}{\frac {1}{\sqrt {2\pi }}}\cdot e^{\mathrm {i} M\phi }\quad M\in \mathbb {Z} ,&{\text{wenn }}r=\rho \\0,&{\text{sonst.}}\end{cases}} $

Da Linearkombinationen von Eigenfunktionen zu demselben Energieeigenwert $ E_{M} $ (d. h. hier: mit demselben Wert für $ M^{2} $) ebenfalls Eigenfunktionen zu diesem Eigenwert sind, folgt (mit der Euler'schen Identität), dass man alternativ

$ \psi _{M}^{(1)}(\phi ):={\frac {1}{\sqrt {\pi }}}\cdot \cos {(M\phi )} $
$ \psi _{M}^{(2)}(\phi ):={\frac {1}{\sqrt {\pi }}}\cdot \sin {(M\phi )} $

als entartete Eigenfunktionen zum Eigenwert $ E_{M},M\in \mathbb {N} _{0} $, wählen kann. Der geänderte Faktor $ \left({\tfrac {1}{\sqrt {\pi }}}\;\mathrm {statt} \;{\tfrac {1}{\sqrt {2\pi }}}\right) $ resultiert aus der Normierung der Wellenfunktionen.

Entartung

Neben der Quantisierung führt dieses relativ einfach zu rechnende Beispiel auf das Konzept der Entartung. Da Zustände, bei denen sich $ M $ nur im Vorzeichen unterscheidet, zwar verschiedene Zustände, aber wegen $ (+M)^{2}=(-M)^{2} $ dieselben Energien darstellen, existieren hier jeweils zwei Zustände mit derselben Energie: die Zustände sind also – außer im Fall der trivialen Lösung $ M=0 $ – 2-fach entartet. Stellt man die Wellenfunktionen reell mit trigonometrischen Funktionen dar, sind die beiden Eigenfunktionen zum entarteten Energieeigenwert der Sinus- und der Cosinus-Term.

Lösungsraum und Fourierreihe

Eine Operatorgleichung wie die Schrödinger-Gleichung bedingt bestimmte Eigenschaften für ihre Lösung (bspw. Stetigkeit, Differenzierbarkeit, Periodizität). Dadurch wird der Raum möglicher Lösungen (hier Wellenfunktionen) eingeschränkt. In der obigen Darstellung ist bspw. $ \psi \in L_{2}(0,L). $

Unter der Annahme, dass $ \psi _{t}\in C_{p}^{2}(0,L) $ mit $ C_{p}^{2}(0,L)\subset L_{2}(0,L) $ kann die Wellenfunktion mittels der Fourier-Reihe geschrieben werden

$ \psi _{t}(x)=\sum _{n=-\infty }^{\infty }\alpha _{n}(t)e^{i{\frac {2\pi }{L}}nx}\forall x. $

Dabei sind $ \alpha _{n}(t) $ die Fourierkoeffizienten

$ \alpha _{n}(t)=\int _{-L/2}^{L/2}\psi _{t}(x)e^{-i{\frac {2\pi }{L}}nx}dx. $

Dann kann die Schrödinger-Gleichung zu einer Gleichung für die Fourier-Koeffizienten umgeschrieben als

$ \sum _{n=-\infty }^{\infty }\left(i{\dot {\alpha }}_{n}(t)-{\frac {\hbar 2\pi ^{2}n^{2}}{mL^{2}}}\alpha _{n}(t)\right)e^{i{\frac {2\pi }{L}}nx}=0 $

Über die Eindeutigkeit der Fourier-Koeffizienten wird diese vereinfacht zu

$ i{\dot {\alpha }}_{n}(t)-{\frac {\hbar 2\pi ^{2}n^{2}}{mL^{2}}}\alpha _{n}(t)=0. $

Die Lösung hat dann die Form

$ \psi _{t}(x)=\sum _{n=-\infty }^{\infty }\alpha _{n}(t)~e^{-i{\frac {2\pi ^{2}\hbar }{mL^{2}}}n^{2}t}~e^{i{\frac {2\pi }{L}}nx}. $

Siehe auch

Literatur

  • Lutz Zülicke: Molekulare Theoretische Chemie. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-00488-0, Kapitel 2: Grundbegriffe der Quantenmechanik, doi:10.1007/978-3-658-00489-7_2.