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Die '''hamiltonsche Mechanik''', benannt nach [[William Rowan Hamilton]], ist ein Teilgebiet der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]]. Sie untersucht die Bewegung im [[Phasenraum]]. Dabei handelt es sich um die Menge der Paare von Orts- und [[Impuls]]<nowiki/>werten, die man bei dem betrachteten System von Teilchen anfänglich frei vorgeben kann. Danach bestimmt die '''[[Hamilton-Funktion]]''' durch die '''[[Hamiltonsche Bewegungsgleichungen|hamiltonschen Bewegungsgleichungen]]''', wie sich die Orte und Impulse der Teilchen (bei Vernachlässigung von [[Reibung]]) [[Zeitentwicklung|mit der Zeit ändern]]. | Die '''hamiltonsche Mechanik''', benannt nach [[William Rowan Hamilton]], ist ein Teilgebiet der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]]. Sie untersucht die Bewegung im [[Phasenraum]]. Dabei handelt es sich um die Menge der Paare von Orts- und [[Impuls]]<nowiki/>werten, die man bei dem betrachteten System von Teilchen anfänglich frei vorgeben kann. Danach bestimmt die '''[[Hamilton-Funktion]]''' durch die '''[[Hamiltonsche Bewegungsgleichungen|hamiltonschen Bewegungsgleichungen]]''', wie sich die Orte und Impulse der Teilchen (bei Vernachlässigung von [[Reibung]]) [[Zeitentwicklung|mit der Zeit ändern]]. | ||
Die Bewegungsgleichungen wurden 1834 von [[William Rowan Hamilton]] angegeben. | Die Bewegungsgleichungen wurden 1834 von [[William Rowan Hamilton]] angegeben. | ||
Alle [[Bewegungsgleichung]]en, die aus einem [[Hamiltonsches Prinzip|Wirkungsprinzip]] folgen, kann man als dazu äquivalente hamiltonsche Bewegungsgleichungen formulieren. Diese haben zwei entscheidende Vorteile: | Alle [[Bewegungsgleichung]]en, die aus einem [[Hamiltonsches Prinzip|Wirkungsprinzip]] folgen, kann man als dazu äquivalente hamiltonsche Bewegungsgleichungen formulieren. Diese haben zwei entscheidende Vorteile: | ||
* Zum einen | * Zum einen besagt der [[Satz von Liouville (Physik)|Satz von Liouville]], dass die Bewegung im Phasenraum [[flächentreu]] ist. Daraus folgt, dass es bei der Bewegung im Phasenraum [[Wirbel (Strömungslehre)|Wirbel]] und [[Staupunkt]]e gibt, vergleichbar dem Fluss einer inkompressiblen Flüssigkeit. | ||
* Zum anderen besitzen die hamiltonschen Bewegungsgleichungen eine große Gruppe von Transformationen, die [[kanonische Transformation|kanonischen Transformationen]], die es gestatten, sie in andere, manchmal lösbare hamiltonsche Gleichungen zu transformieren. | * Zum anderen besitzen die hamiltonschen Bewegungsgleichungen eine große Gruppe von Transformationen, die [[kanonische Transformation|kanonischen Transformationen]], die es gestatten, sie in andere, manchmal lösbare hamiltonsche Gleichungen zu transformieren. | ||
Mit den hamiltonschen Bewegungsgleichungen untersucht man insbesondere integrable und chaotische Bewegung und verwendet sie in der [[Statistische Physik|statistischen Physik]]. | Mit den hamiltonschen Bewegungsgleichungen untersucht man insbesondere integrable und chaotische Bewegung und verwendet sie in der [[Statistische Physik|statistischen Physik]]. | ||
== Einzelheiten == | == Einzelheiten == | ||
Die | Die [[Hamilton-Funktion]] <math>\mathcal H(t,q,p)</math> eines Systems von Teilchen ist ihre [[Energie]] als Funktion des [[Phasenraum]]es. Sie hängt von den [[Generalisierte Koordinate|(verallgemeinerten) Ortskoordinaten]] <math>q=(q_1, q_2, \dots, q_n)</math> und von den [[Generalisierter Impuls|(verallgemeinerten) Impulskoordinaten]] <math>p=(p_1, p_2, \dots, p_n)</math> der Teilchen ab und kann auch von der Zeit <math>t</math> abhängen. | ||
Die Hamilton-Funktion bestimmt die zeitliche Entwicklung der Teilchenorte und Teilchenimpulse durch die '''hamiltonschen Bewegungsgleichungen''' | Die Zahl <math>n</math> der Koordinaten und Impulse nennt man die Zahl der Freiheitsgrade. Der Phasenraum ist <math>2n</math>-dimensional. | ||
Die Hamilton-Funktion bestimmt die zeitliche Entwicklung der Teilchenorte und Teilchenimpulse durch die '''hamiltonschen Bewegungsgleichungen:''' | |||
:<math> | :<math> | ||
\dot q_k | \dot q_k | ||
=\frac{d}{dt}q_k | =\frac{d}{dt}q_k | ||
=\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_k}\,, | =\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_k}\,, | ||
\quad | \quad | ||
\dot p_k | \dot p_k | ||
=\frac{d}{dt}p_k | =\frac{d}{dt}p_k | ||
=-\frac{\partial \mathcal H}{\partial q_k} \,,\quad k=1,2\dots n | =-\frac{\partial \mathcal H}{\partial q_k} \,,\quad k=1, 2, \dots, n | ||
</math> | </math> | ||
Dies ist ein System gewöhnlicher Differentialgleichungen erster Ordnung für die <math> | Dies ist ein System gewöhnlicher Differentialgleichungen erster Ordnung für die <math>2n</math> unbekannten Funktionen der Zeit, <math>q(t),p(t)\,.</math> | ||
Wenn die Hamilton-Funktion nicht explizit von <math>t</math> abhängt, dann schneiden sich die Lösungskurven nicht und es geht durch jeden Punkt des Phasenraums eine Lösungskurve. | Wenn die Hamilton-Funktion nicht explizit von <math>t</math> abhängt, dann schneiden sich die Lösungskurven nicht und es geht durch jeden Punkt des Phasenraums eine Lösungskurve. | ||
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== Teilchen im Potential == | == Teilchen im Potential == | ||
Bei einem Teilchen der Masse <math>m</math>, das sich nichtrelativistisch in einem Potential <math>V</math> bewegt, setzt sich die Hamilton-Funktion aus [[Kinetische Energie|kinetischer]] und [[Potentielle Energie|potentieller Energie]] zusammen | Bei einem Teilchen der Masse <math>m</math>, das sich nichtrelativistisch in einem Potential <math>V</math> bewegt, setzt sich die Hamilton-Funktion aus [[Kinetische Energie|kinetischer]] und [[Potentielle Energie|potentieller Energie]] zusammen: | ||
:<math>\mathcal H(\mathbf q,\mathbf p)=\frac{\mathbf p^2}{2\,m}+V(\mathbf q) | :<math>\mathcal H(\mathbf q,\mathbf p)=\frac{\mathbf p^2}{2\,m}+V(\mathbf q)</math> | ||
Die zugehörigen hamiltonschen Bewegungsgleichungen | Die zugehörigen hamiltonschen Bewegungsgleichungen | ||
:<math>\dot q_k =\frac{p_k}{m}\ ,\ \dot{p}_k = - \frac{\partial V}{\partial q_k} | :<math>\dot q_k =\frac{p_k}{m}\ ,\ \dot{p}_k = - \frac{\partial V}{\partial q_k}</math> | ||
sind Newtons Gleichungen für die Bewegung in einem konservativen Kraftfeld, | sind Newtons Gleichungen für die Bewegung in einem konservativen Kraftfeld, | ||
:<math>m\,\ddot q_k = F_k = - \frac{\partial V}{\partial q_k}\,.</math> | :<math>m\,\ddot q_k = F_k = - \frac{\partial V}{\partial q_k}\,.</math> | ||
Insbesondere ist die potentielle Energie eines eindimensionalen | Insbesondere ist die potentielle Energie eines eindimensionalen <math>(n=1)</math> harmonischen Oszillators <math>V(q)=\frac 1 2 \,m\,\omega^2 \,q^2\,.</math> Die [[Hookesches Gesetz|hookesche]] Federkraft in der Bewegungsgleichung | ||
:<math>m\,\ddot q = - m\,\omega^2\, q </math> | :<math>m\,\ddot q = - m\,\omega^2\, q</math> | ||
bewirkt, dass die Bahn um die Ruhelage schwingt, | bewirkt, dass die Bahn um die Ruhelage schwingt, | ||
:<math>q(t) = A\, \cos \bigl(\omega\,(t-t_0)\bigr)\,.</math> | :<math>q(t) = A\, \cos \bigl(\omega\,(t-t_0)\bigr)\,.</math> | ||
Dabei ist <math>A</math> die Amplitude und <math>t_0</math> eine Zeit, zu der diese maximale Auslenkung durchlaufen wird. | Dabei ist <math>A</math> die Amplitude und <math>t_0</math> eine Zeit, zu der diese maximale Auslenkung durchlaufen wird. | ||
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== Wirkungsprinzip == | == Wirkungsprinzip == | ||
Die hamiltonschen Bewegungsgleichungen folgen aus dem [[Hamiltonsches Prinzip|hamiltonschen Prinzip]] der stationären Wirkung. | Die hamiltonschen Bewegungsgleichungen folgen aus dem [[Hamiltonsches Prinzip|hamiltonschen Prinzip]] der stationären Wirkung. | ||
Von allen denkbaren Bahnen im Phasenraum, | Von allen denkbaren Bahnen im Phasenraum, | ||
:<math>\Gamma | :<math>\Gamma\colon t \mapsto \bigl(q(t),p(t)\bigr)\,,</math> | ||
die anfänglich zur Zeit <math>\underline{t}</math> durch den Anfangspunkt | die anfänglich zur Zeit <math>\underline{t}</math> durch den Anfangspunkt | ||
:<math>\bigl(\underline q, \underline p\bigr)=\bigl(q(\underline t),p(\underline t)\bigr) </math> | :<math>\bigl(\underline q, \underline p\bigr)=\bigl(q(\underline t),p(\underline t)\bigr)</math> | ||
und schließlich zur Zeit <math>\overline{t}</math> durch den Endpunkt | und schließlich zur Zeit <math>\overline{t}</math> durch den Endpunkt | ||
:<math>\bigl(\overline q, \overline p\bigr)=\bigl(q(\overline t),p(\overline t)\bigr) | :<math>\bigl(\overline q, \overline p\bigr)=\bigl(q(\overline t),p(\overline t)\bigr)</math> | ||
</math> | |||
laufen, ist die physikalisch durchlaufene Bahn diejenige, auf der die [[Wirkung (Physik)|Wirkung]] | laufen, ist die physikalisch durchlaufene Bahn diejenige, auf der die [[Wirkung (Physik)|Wirkung]] | ||
:<math>W[\Gamma]=\ | |||
:<math>W[\Gamma]=\int\limits_{\underline t}^{\overline t}\mathrm d t\,\left(\sum_{i=1}^n p_i(t)\, | |||
\frac{\mathrm d q_i(t)}{\mathrm d t} - \mathcal H(q(t),p(t)) \right)</math> | \frac{\mathrm d q_i(t)}{\mathrm d t} - \mathcal H(q(t),p(t)) \right)</math> | ||
stationär ist. | stationär ist. | ||
Betrachtet man nämlich eine einparametrige Schar von Kurven | Betrachtet man nämlich eine einparametrige Schar von Kurven | ||
:<math>\Gamma_\alpha: t \mapsto \bigl(q(t,\alpha),p(t,\alpha)\bigr)\,,</math> | :<math>\Gamma_\alpha: t \mapsto \bigl(q(t,\alpha),p(t,\alpha)\bigr)\,,</math> | ||
die anfänglich zur Zeit <math>\underline{t}</math> durch den Anfangspunkt | die anfänglich zur Zeit <math>\underline{t}</math> durch den Anfangspunkt | ||
:<math>\bigl(\underline q, \underline p\bigr)=\bigl(q(\underline t,\alpha),p(\underline t,\alpha)\bigr) </math> | :<math>\bigl(\underline q, \underline p\bigr)=\bigl(q(\underline t,\alpha),p(\underline t,\alpha)\bigr)</math> | ||
und schließlich zur Zeit <math>\overline{t}</math> durch den Endpunkt | |||
:<math>\bigl(\overline q, \overline p\bigr)=\bigl(q(\overline t,\alpha),p(\overline t,\alpha)\bigr)</math> | |||
laufen, so ist die Wirkung <math>W[\Gamma_\alpha]</math> für <math>\alpha=0</math> extremal, falls dort die Ableitung nach <math>\alpha</math> verschwindet. | |||
Wir bezeichnen diese Ableitung als Variation der Wirkung | |||
Wir bezeichnen diese Ableitung als Variation der Wirkung | |||
:<math>\delta W = \frac{\partial W[\Gamma_\alpha]}{\partial \alpha}_{|_{\alpha=0}}\,.</math> | :<math>\delta W = \frac{\partial W[\Gamma_\alpha]}{\partial \alpha}_{|_{\alpha=0}}\,.</math> | ||
Ebenso ist | Ebenso ist | ||
:<math>\delta q_i = \frac{\partial q_i(t,\alpha)}{\partial \alpha}_{|_{\alpha=0}}</math> | :<math>\delta q_i = \frac{\partial q_i(t,\alpha)}{\partial \alpha}_{|_{\alpha=0}}</math> | ||
die Variation des Ortes und | |||
die Variation des Ortes und | |||
:<math>\delta p_i = \frac{\partial p_i(t,\alpha)}{\partial \alpha}_{|_{\alpha=0}}</math> | |||
die Variation des Impulses. | die Variation des Impulses. | ||
Die Variation der Wirkung ist nach Kettenregel | Die Variation der Wirkung ist nach der Kettenregel | ||
:<math> | :<math> | ||
\delta W=\sum_{i=1}^n \ | \delta W=\sum_{i=1}^n \int\limits_{\underline t}^{\overline t}\mathrm d t \left( | ||
\delta p_i(t)\,\frac{\mathrm d q_i(t)}{\mathrm d t}+ | \delta p_i(t)\,\frac{\mathrm d q_i(t)}{\mathrm d t}+ | ||
p_i(t)\,\frac{\mathrm d | p_i(t)\,\frac{\mathrm d \delta q_i(t)}{\mathrm d t} | ||
- \delta q_i(t)\,\frac{\partial \mathcal H}{\partial q_i}_{|_{(q(t),p(t))}} - | |||
\delta p_i(t)\,\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_i}_{|_{(q(t),p(t))}}\ | \delta p_i(t)\,\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_i}_{|_{(q(t),p(t))}}\right)\,. | ||
</math> | </math> | ||
Den zweiten Term schreiben wir als vollständige Zeitableitung und einen Term, bei dem <math>\delta q_i</math> ohne Zeitableitung auftritt | Den zweiten Term schreiben wir als vollständige Zeitableitung und einen Term, bei dem <math>\delta q_i</math> ohne Zeitableitung auftritt: | ||
:<math> | :<math> | ||
p_i(t)\,\frac{\mathrm d | p_i(t)\,\frac{\mathrm d \delta q_i(t)}{\mathrm d t}= | ||
\frac{\mathrm d | \frac{\mathrm d \bigl(p_i(t)\, \delta q_i(t)\bigr)}{\mathrm d t} - | ||
\frac{\mathrm d | \frac{\mathrm d p_i(t)}{\mathrm d t}\, \delta q_i(t) | ||
</math> | </math> | ||
Das Integral über die vollständige Ableitung ergibt <math>\bigl(p_i(t)\, \delta q_i(t)\bigr)</math> zur Anfangs- und Endzeit und verschwindet, weil dann <math>\delta q_i</math> verschwindet, denn es gehen alle Kurven der Schar durch dieselben Anfangs- und Endpunkte. Fassen wir schließlich die Terme mit <math>\delta q_i</math> und <math>\delta p_i</math> zusammen, so beträgt die Variation der Wirkung | Das Integral über die vollständige Ableitung ergibt <math>\bigl(p_i(t)\, \delta q_i(t)\bigr)</math> zur Anfangs- und Endzeit und verschwindet, weil dann <math>\delta q_i</math> verschwindet, denn es gehen alle Kurven der Schar durch dieselben Anfangs- und Endpunkte. Fassen wir schließlich die Terme mit <math>\delta q_i</math> und <math>\delta p_i</math> zusammen, so beträgt die Variation der Wirkung | ||
:<math> | :<math> | ||
\delta W=\sum_{i=1}^n \ | \delta W=\sum_{i=1}^n \int\limits_{\underline t}^{\overline t}\mathrm d t \left( | ||
-\delta q_i(t)\ | -\delta q_i(t)\left(\frac{\mathrm d p_i(t)}{\mathrm d t}+ | ||
\frac{\partial \mathcal H}{\partial q_i}_{|_{(q(t),p(t))}}\ | \frac{\partial \mathcal H}{\partial q_i}_{|_{(q(t),p(t))}}\right) + | ||
\delta p_i(t)\ | \delta p_i(t)\left(\frac{\mathrm d q_i(t)}{\mathrm d t}- | ||
\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_i}_{|_{(q(t),p(t))}}\ | \frac{\partial \mathcal H}{\partial p_i}_{|_{(q(t),p(t))}}\right)\right)\,. | ||
</math> | </math> | ||
Damit die Wirkung stationär ist, muss dieses Integral für alle <math>\delta q_i</math> und | Damit die Wirkung stationär ist, muss dieses Integral für alle <math>\delta q_i</math> und alle <math>\delta p_i</math> verschwinden, die anfänglich und schließlich verschwinden. Das ist genau dann der Fall, wenn die Faktoren verschwinden, mit denen sie im Integral auftreten: | ||
alle <math>\delta p_i</math> verschwinden, die anfänglich und schließlich verschwinden. Das ist genau dann der Fall, wenn die Faktoren verschwinden, mit denen sie im Integral auftreten | |||
:<math> | :<math> | ||
0 = \frac{\mathrm d p_i(t)}{\mathrm d t}+ | 0 = \frac{\mathrm d p_i(t)}{\mathrm d t}+ | ||
\frac{\partial \mathcal H}{\partial q_i}_{|_{(q(t),p(t))}} | \frac{\partial \mathcal H}{\partial q_i}_{|_{(q(t),p(t))}} | ||
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0= \frac{\mathrm d q_i(t)}{\mathrm d t}- | 0= \frac{\mathrm d q_i(t)}{\mathrm d t}- | ||
\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_i}_{|_{(q(t),p(t))}} | \frac{\partial \mathcal H}{\partial p_i}_{|_{(q(t),p(t))}} | ||
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Die Wirkung ist also stationär, wenn die hamiltonschen Bewegungsgleichungen gelten. | Die Wirkung ist also stationär, wenn die hamiltonschen Bewegungsgleichungen gelten. | ||
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== Zusammenhang zur Lagrange-Funktion == | == Zusammenhang zur Lagrange-Funktion == | ||
Die Hamilton-Funktion ist die bezüglich der Geschwindigkeiten <math>\dot q=(\dot q_1,\dot q_2\dots \dot q_n)</math> [[Legendre-Transformation|Legendre-Transformierte]] der [[Lagrange-Funktion]] <math>\mathcal L(q,\dot q) | Die Hamilton-Funktion ist die bezüglich der Geschwindigkeiten <math>\dot q=(\dot q_1,\dot q_2\dots \dot q_n)</math> [[Legendre-Transformation|Legendre-Transformierte]] der [[Lagrange-Funktion]] <math>\mathcal L(q,\dot q):</math> | ||
:<math>\mathcal H(q,p)= | :<math>\mathcal H(q,p)= | ||
\sum_{k=1}^n p_k\, \dot q_k(q,p) | \sum_{k=1}^n p_k\, \dot q_k(q,p) - \mathcal L(q,\dot q(q,p))</math> | ||
Dabei sind auf der rechten Seite mit den Geschwindigkeiten <math> \dot q</math> diejenigen Funktionen <math> \dot q(q,p)</math> gemeint, die man erhält, wenn man die Definition der Impulse | Dabei sind auf der rechten Seite mit den Geschwindigkeiten <math>\dot q</math> diejenigen Funktionen <math>\dot q(q,p)</math> gemeint, die man erhält, wenn man die Definition der Impulse | ||
:<math> p_k = \frac{\partial \mathcal L}{\partial \dot q_k}</math> | :<math>p_k = \frac{\partial \mathcal L}{\partial \dot q_k}</math> | ||
nach den Geschwindigkeiten auflöst. | nach den Geschwindigkeiten auflöst. | ||
Wenn man die Definition der Impulse invertieren und nach den Geschwindigkeiten auflösen kann, dann gelten die hamiltonschen Bewegungsgleichungen genau dann, wenn die [[Euler-Lagrange-Gleichung]]en der Wirkung | Wenn man die Definition der Impulse invertieren und nach den Geschwindigkeiten auflösen kann, dann gelten die hamiltonschen Bewegungsgleichungen genau dann, wenn die [[Euler-Lagrange-Gleichung]]en der Wirkung | ||
:<math>W[\Gamma]=\int_{\underline t}^{\overline t}\mathrm d t\, | :<math>W[\Gamma]=\int_{\underline t}^{\overline t}\mathrm d t\, | ||
\mathcal L(q(t),\dot q(t))</math> | \mathcal L(q(t),\dot q(t))</math> | ||
erfüllt sind. | erfüllt sind. | ||
Denn die partielle Ableitung von <math>\mathcal H</math> nach den Impulsen ergibt nach | Denn die partielle Ableitung von <math>\mathcal H</math> nach den Impulsen ergibt nach der Kettenregel und der Definition der Impulse | ||
Kettenregel und der Definition der Impulse | |||
:<math> | :<math> | ||
\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_i} = \dot q_i + | \frac{\partial \mathcal H}{\partial p_i} = \dot q_i + | ||
\sum_j p_j \frac{\partial \dot q_j}{\partial p_i} - | \sum_j p_j \frac{\partial \dot q_j}{\partial p_i} - | ||
\sum_j \frac{\partial \dot q_j}{\partial p_i} | \sum_j \frac{\partial \dot q_j}{\partial p_i} | ||
\underbrace{\frac{\partial \mathcal L}{\partial \dot q_j}}_{p_j} | \underbrace{\frac{\partial \mathcal L}{\partial \dot q_j}}_{p_j} | ||
Zeile 155: | Zeile 153: | ||
Ebenso ergibt die Ableitung nach den Ortskoordinaten | Ebenso ergibt die Ableitung nach den Ortskoordinaten | ||
:<math> | :<math> | ||
\frac{\partial \mathcal H}{\partial q_i} = | \frac{\partial \mathcal H}{\partial q_i} = | ||
\sum_j | \sum_j p_j \frac{\partial \dot q_j}{\partial q_i} - | ||
\frac{\partial \mathcal L}{\partial | \frac{\partial \mathcal L}{\partial q_i} | ||
- | - | ||
\sum_j \frac{\partial \dot q_j}{\partial q_i} | \sum_j \frac{\partial \dot q_j}{\partial q_i} | ||
Zeile 167: | Zeile 165: | ||
:<math> | :<math> | ||
\frac{\partial \mathcal L}{\partial q_i} | \frac{\partial \mathcal L}{\partial q_i} | ||
= | = \frac{\mathrm d}{\mathrm d t}\frac{\partial \mathcal L}{\partial \dot q_i} | ||
= | = \dot{p}_i\,. | ||
</math> | </math> | ||
Also gelten die hamiltonschen Bewegungsgleichungen, wenn die Euler-Lagrange-Gleichung gilt. Umgekehrt gilt die Euler-Lagrange-Gleichung, wenn die hamiltonschen Bewegungsgleichungen gelten. | Also gelten die hamiltonschen Bewegungsgleichungen, wenn die Euler-Lagrange-Gleichung gilt. Umgekehrt gilt die Euler-Lagrange-Gleichung, wenn die hamiltonschen Bewegungsgleichungen gelten. | ||
Beispielsweise hängt beim freien relativistischen Teilchen mit der Lagrangefunktion | Beispielsweise hängt beim freien relativistischen Teilchen mit der Lagrangefunktion | ||
:<math>\mathcal L= - m\,c^2 \sqrt{1-\dot{\mathbf q}^2/c^2}</math> | :<math>\mathcal L= - m\,c^2 \sqrt{1-\dot{\mathbf q}^2/c^2}</math> | ||
der Impuls gemäß | der Impuls gemäß | ||
:<math>\mathbf p=\frac{m \dot{\mathbf q}}{\sqrt{1-\dot{\mathbf q}^2/c^2}}</math> | :<math>\mathbf p=\frac{m \dot{\mathbf q}}{\sqrt{1-\dot{\mathbf q}^2/c^2}}</math> | ||
Zeile 181: | Zeile 179: | ||
Hängt die Lagrangefunktion nicht explizit von der Zeit ab, dann besagt das [[Noether-Theorem]], dass die Energie | Hängt die Lagrangefunktion nicht explizit von der Zeit ab, dann besagt das [[Noether-Theorem]], dass die Energie | ||
:<math>E(q,\dot q)=\sum_k \dot q_k \frac{\partial \mathcal L}{\partial \dot q_k} - \mathcal L </math> | :<math>E(q,\dot q)=\sum_k \dot q_k \frac{\partial \mathcal L}{\partial \dot q_k} - \mathcal L</math> | ||
auf den physikalischen Bahnen ihren anfänglichen Wert behält. Der Vergleich mit der Legendre-Transformation zeigt, dass es sich bei der Hamilton-Funktion um diese Energie handelt, bei der die Geschwindigkeiten als Funktion der Impulse aufzufassen sind | auf den physikalischen Bahnen ihren anfänglichen Wert behält. Der Vergleich mit der Legendre-Transformation zeigt, dass es sich bei der Hamilton-Funktion um diese Energie handelt, bei der die Geschwindigkeiten als Funktion der Impulse aufzufassen sind: | ||
:<math> \mathcal H(q,p) = E(q,\dot q(q,p)) | :<math>\mathcal H(q,p) = E(q,\dot q(q,p))</math> | ||
== Poisson-Klammer == | == Poisson-Klammer == | ||
Der Wert einer Phasenraumfunktion <math>\Phi(t,q,p)</math> ändert sich auf Bahnen <math>(q(t),p(t))</math> mit der Zeit dadurch, dass er explizit von <math>t</math> abhängt und dadurch, dass sich der Bahnpunkt ändert: | |||
:<math>\frac{\mathrm d \Phi(t,q(t),p(t))}{\mathrm d t} = | |||
\frac{\partial \Phi}{\partial t} + | |||
\sum_i \left( | |||
:<math>\frac{\mathrm d \Phi(t,q(t),p(t))}{\mathrm d t} = | |||
\frac{\partial \Phi}{\partial t} + | |||
\sum_i \ | |||
\frac{\partial \Phi}{\partial q_i}\frac{\mathrm d q_i}{\mathrm d t}+ | \frac{\partial \Phi}{\partial q_i}\frac{\mathrm d q_i}{\mathrm d t}+ | ||
\frac{\partial \Phi}{\partial p_i}\frac{\mathrm d p_i}{\mathrm d t}\ | \frac{\partial \Phi}{\partial p_i}\frac{\mathrm d p_i}{\mathrm d t}\right) \, .</math> | ||
Die physikalisch | Die physikalisch durchlaufenen Bahnen genügen den hamiltonschen Bewegungsgleichungen: | ||
:<math>\frac{\mathrm d \Phi(t,q(t),p(t))}{\mathrm d t} = | :<math>\frac{\mathrm d \Phi(t,q(t),p(t))}{\mathrm d t} = | ||
\frac{\partial \Phi}{\partial t} + | \frac{\partial \Phi}{\partial t} + | ||
\sum_i \ | \sum_i \left( | ||
\frac{\partial \Phi}{\partial q_i}\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_i} | \frac{\partial \Phi}{\partial q_i}\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_i} | ||
- | - | ||
\frac{\partial \Phi}{\partial p_i}\frac{\partial \mathcal H}{\partial q_i}\ | \frac{\partial \Phi}{\partial p_i}\frac{\partial \mathcal H}{\partial q_i}\right) \, .</math> | ||
\, .</math> | |||
Mit der von [[Siméon Denis Poisson]] eingeführten [[Poisson-Klammer]] zweier Phasenraumfunktionen <math>\Phi</math> und <math>\Psi</math> | Mit der von [[Siméon Denis Poisson]] eingeführten [[Poisson-Klammer]] zweier Phasenraumfunktionen <math>\Phi</math> und <math>\Psi</math> | ||
:<math>\bigl\{\Phi, \Psi\bigr \}= | ::<math>\bigl\{\Phi, \Psi\bigr \}= | ||
\sum_i \ | \sum_i \left( | ||
\frac{\partial \Phi}{\partial q_i}\frac{\partial \Psi}{\partial p_i} | \frac{\partial \Phi}{\partial q_i}\frac{\partial \Psi}{\partial p_i} | ||
- | - | ||
\frac{\partial \Phi}{\partial p_i}\frac{\partial \Psi}{\partial q_i}\ | \frac{\partial \Phi}{\partial p_i}\frac{\partial \Psi}{\partial q_i}\right)</math> | ||
gilt also | gilt also | ||
:<math>\frac{\mathrm d \Phi(t,q(t),p(t))}{\mathrm d t} = | :<math>\frac{\mathrm d \Phi(t,q(t),p(t))}{\mathrm d t} = | ||
\frac{\partial \Phi}{\partial t} + \bigl\{\Phi, \mathcal H \bigr \} | \frac{\partial \Phi}{\partial t} + \bigl\{\Phi, \mathcal H \bigr \} | ||
\, .</math> | \, .</math> | ||
Mit [[Poisson-Klammer]]n geschrieben gleicht das Formelbild der hamiltonschen Bewegungsgleichungen den [[ | Mit [[Poisson-Klammer]]n geschrieben gleicht das Formelbild der hamiltonschen Bewegungsgleichungen den [[Heisenbergsche Bewegungsgleichung|heisenbergschen Bewegungsgleichungen]] der [[Quantenmechanik]]. | ||
Als Koordinatenfunktionen aufgefasst haben die Phasenraumkoordinaten die Poisson-Klammern | Als Koordinatenfunktionen aufgefasst haben die Phasenraumkoordinaten die Poisson-Klammern | ||
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Die Poisson-Klammer ist antisymmetrisch, linear und genügt der Produktregel und der Jacobi-Identität. | Die Poisson-Klammer ist antisymmetrisch, linear und genügt der Produktregel und der Jacobi-Identität. | ||
Für alle Zahlen <math>a</math> und <math>b</math> und alle Phasenraumfunktionen <math>\Psi | Für alle Zahlen <math>a</math> und <math>b</math> und alle Phasenraumfunktionen <math>\Psi, \Phi, \Lambda</math> gilt | ||
* <math>\{\Psi,\Phi\}= -\{\Phi,\Psi\} \, ,</math> | * <math>\{\Psi,\Phi\}= -\{\Phi,\Psi\} \, ,</math> | ||
* <math>\{\Psi,a\,\Phi+b\,\Lambda\}= a\,\{\Psi,\Phi\}+b\,\{\Psi,\Lambda\} \, ,</math> | * <math>\{\Psi,a\,\Phi+b\,\Lambda\}= a\,\{\Psi,\Phi\}+b\,\{\Psi,\Lambda\} \, ,</math> | ||
* <math>\{\Psi,\Phi\,\,\Lambda\}=\{\Psi,\Phi\}\,\Lambda + \Phi\,\{\Psi,\Lambda\} \, ,</math> | * <math>\{\Psi,\Phi\,\,\Lambda\}=\{\Psi,\Phi\}\,\Lambda + \Phi\,\{\Psi,\Lambda\} \, ,</math> | ||
* <math>\{\Psi,\{\Phi,\Lambda\}\} + \{\Phi,\{\Lambda,\Psi\}\} + \{\Lambda,\{\Psi,\Phi\}\} = 0 \, .</math> | * <math>\{\Psi,\{\Phi,\Lambda\}\} + \{\Phi,\{\Lambda,\Psi\}\} + \{\Lambda,\{\Psi,\Phi\}\} = 0 \, .</math> | ||
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Zu jeder (zeitunabhängigen) Phasenraumfunktion <math>\Phi</math> gehört das Vektorfeld <math>v_{\Phi}\,,</math> | Zu jeder (zeitunabhängigen) Phasenraumfunktion <math>\Phi</math> gehört das Vektorfeld <math>v_{\Phi}\,,</math> | ||
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das Phasenraumfunktionen <math>\Psi</math> längs der Kurven ableitet, die die hamiltonschen Gleichungen mit <math>\mathcal H = \Phi</math> lösen. | das Phasenraumfunktionen <math>\Psi</math> längs der Kurven ableitet, die die hamiltonschen Gleichungen mit <math>\mathcal H = \Phi</math> lösen. | ||
Die Abbildung <math>\Phi_t</math> der Anfangswerte der Lösungskurven <math>(q(0),p(0))</math> auf <math>(q(t),p(t))</math> ist der zu <math>\Phi</math> gehörige hamiltonsche Fluss. | Die Abbildung <math>\Phi_t</math> der Anfangswerte der Lösungskurven <math>(q(0),p(0))</math> auf <math>(q(t),p(t))</math> ist der zu <math>\Phi</math> gehörige hamiltonsche Fluss. | ||
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== Symplektische Struktur == | == Symplektische Struktur == | ||
Der Phasenraum mit seiner Poisson-Klammer ist eine [[ | Der Phasenraum mit seiner Poisson-Klammer ist eine [[symplektische Mannigfaltigkeit]] mit der symplektischen Form | ||
:<math>\omega=\sum_i \mathrm d q_i\,\mathrm d p_i\,.</math> | :<math>\omega=\sum_i \mathrm d q_i\,\mathrm d p_i\,.</math> | ||
Angewendet auf die zu <math>\Phi</math> und <math>\Psi</math> gehörigen Vektorfelder ergibt diese Zweiform die Poisson-Klammer der beiden Funktionen | Angewendet auf die zu <math>\Phi</math> und <math>\Psi</math> gehörigen Vektorfelder ergibt diese Zweiform die Poisson-Klammer der beiden Funktionen: | ||
:<math>\omega\,(v_\Phi,v_\Psi)=\{\Phi,\Psi\} | :<math>\omega\,(v_\Phi,v_\Psi)=\{\Phi,\Psi\}</math> | ||
Die symplektische Form ist invariant unter jedem hamiltonschen Fluss. Dies besagt | Die symplektische Form ist invariant unter jedem hamiltonschen Fluss. Dies besagt Folgendes: | ||
Ist anfänglich eine zweidimensionale Fläche <math>F</math> im Phasenraum gegeben, dann wird sie mit der Zeit durch den hamiltonschen Fluss einer Phasenraumfunktion <math>\Phi</math> auf die Fläche <math>\Phi_t(F)</math> abgebildet. Die mit der symplektischen Form gemessene Größe der Anfangsfläche stimmt mit der Größe zu jeder späteren Zeit überein. Hamiltonscher Fluss ist flächentreu | Ist anfänglich eine zweidimensionale Fläche <math>F</math> im Phasenraum gegeben, dann wird sie mit der Zeit durch den hamiltonschen Fluss einer Phasenraumfunktion <math>\Phi</math> auf die Fläche <math>\Phi_t(F)</math> abgebildet. Die mit der symplektischen Form gemessene Größe der Anfangsfläche stimmt mit der Größe zu jeder späteren Zeit überein. Hamiltonscher Fluss ist flächentreu: | ||
:<math>\int_F\omega = \int_{\Phi_t(F)}\omega | :<math>\int_F\omega = \int_{\Phi_t(F)}\omega</math> | ||
Da das Flächenelement <math>\omega</math> invariant ist, ist auch das Volumenelement <math>\omega^n=n!\,\mathrm d^nq\,\mathrm d^n p </math> invariant unter hamiltonschem Fluss. Dieser Befund ist Liouvilles Theorem. Das Volumen eines Bereichs <math>B</math> des Phasenraumes ändert sich nicht bei hamiltonscher Zeitentwicklung | Da das Flächenelement <math>\omega</math> invariant ist, ist auch das Volumenelement <math>\omega^n=n!\,\mathrm d^nq\,\mathrm d^n p</math> invariant unter hamiltonschem Fluss. Dieser Befund ist Liouvilles Theorem. Das Volumen eines Bereichs <math>B</math> des Phasenraumes ändert sich nicht bei hamiltonscher Zeitentwicklung: | ||
:<math>\int_B\omega^n = \int_{\Phi_t(B)}\omega^n | :<math>\int_B\omega^n = \int_{\Phi_t(B)}\omega^n</math> | ||
Insbesondere bleibt der Bereich, innerhalb dessen sich das System anfänglich wegen der Messfehler befindet, gleich groß. Daraus kann man allerdings nicht schließen, dass sich anfängliche Unkenntnis nicht vergrößert. Bei chaotischer Bewegung können Anfangswerte, die sich zunächst nur durch kleine Messfehler unterschieden, auf einen großen Bereich mit vielen kleinen Löchern wie Schlagsahne verteilt werden. Auch Schlagen von Sahne vergrößert ihr mikroskopisch ermitteltes Volumen nicht. | Insbesondere bleibt der Bereich, innerhalb dessen sich das System anfänglich wegen der Messfehler befindet, gleich groß. Daraus kann man allerdings nicht schließen, dass sich anfängliche Unkenntnis nicht vergrößert. Bei chaotischer Bewegung können Anfangswerte, die sich zunächst nur durch kleine Messfehler unterschieden, auf einen großen Bereich mit vielen kleinen Löchern wie Schlagsahne verteilt werden. Auch Schlagen von Sahne vergrößert ihr mikroskopisch ermitteltes Volumen nicht. | ||
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== Kanonische Transformation == | == Kanonische Transformation == | ||
Die Hamilton-Gleichungen vereinfachen sich, falls die Hamilton-Funktion von einer Variablen, beispielsweise <math>q_1\,,</math> nicht abhängt. Dann liegt eine Symmetrie vor: die Hamilton-Funktion ist invariant unter der Verschiebung von <math>q_1\,.</math> Umgekehrt können bei Vorliegen einer Symmetrie (in einer Umgebung eines Punktes, der kein Fixpunkt ist) die Orts- und Impulsvariablen so gewählt werden, dass die Hamilton-Funktion von einer Variablen <math>q_1</math> nicht abhängt. Dann ist einfach <math>p_1(t)=p_1(0)\,.</math> | Die Hamilton-Gleichungen vereinfachen sich, falls die Hamilton-Funktion von einer Variablen, beispielsweise <math>q_1\,,</math> nicht abhängt. Dann liegt eine Symmetrie vor: die Hamilton-Funktion ist invariant unter der Verschiebung von <math>q_1\,.</math> Umgekehrt können bei Vorliegen einer Symmetrie (in einer Umgebung eines Punktes, der kein Fixpunkt ist) die Orts- und Impulsvariablen so gewählt werden, dass die Hamilton-Funktion von einer Variablen <math>q_1</math> nicht abhängt. Dann ist einfach <math>p_1(t)=p_1(0)\,.</math> | ||
== Integrable Bewegung == | == Integrable Bewegung == | ||
Die Bewegungsgleichungen sind integrabel, wenn die Hamilton-Funktion nur von den | Die Bewegungsgleichungen sind integrabel, wenn die Hamilton-Funktion nur von den Impulsen abhängt. Dann sind die Impulse konstant und die Ableitungen der Hamilton-Funktion nach den Impulsen sind die zeitlich konstanten Geschwindigkeiten, mit denen die Koordinaten <math>q</math> linear zunehmen, | ||
Impulsen abhängt. Dann sind die Impulse konstant und die Ableitungen der Hamilton-Funktion nach den Impulsen sind die zeitlich konstanten Geschwindigkeiten, mit denen die Koordinaten <math>q</math> linear zunehmen, | |||
:<math>\dot q_k =\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_k}=\omega_k(p)\,,\ \dot p_k =-\frac{\partial \mathcal H}{\partial q_k}=0\,,\ | :<math>\dot q_k =\frac{\partial \mathcal H}{\partial p_k}=\omega_k(p)\,,\ \dot p_k =-\frac{\partial \mathcal H}{\partial q_k}=0\,,\ | ||
p_k(t)=p_k(0)\,,\ q_k(t)=\omega_k(p)\,t+q_k(0)\,. </math> | p_k(t)=p_k(0)\,,\ q_k(t)=\omega_k(p)\,t+q_k(0)\,.</math> | ||
Ist zudem die Phasenraumfläche konstanter Energie <math>\mathcal{H}(q,p)=E</math> kompakt, dann handelt es sich bei den Koordinaten <math>q_k</math> um die Winkel auf einem Torus, die um <math>2\pi</math> vergrößert wieder denselben Punkt benennen, | Ist zudem die Phasenraumfläche konstanter Energie <math>\mathcal{H}(q,p)=E</math> kompakt, dann handelt es sich bei den Koordinaten <math>q_k</math> um die Winkel auf einem Torus, die um <math>2\pi</math> vergrößert wieder denselben Punkt benennen, | ||
:<math>q_k \sim q_k + 2\pi\,. </math> | :<math>q_k \sim q_k + 2\pi\,.</math> | ||
Der Phasenraum solch eines integrablen Systems besteht aus n-dimensionalen [[Torus|Tori]], um die sich die Lösungskurven der hamiltonschen Gleichungen winden. | Der Phasenraum solch eines integrablen Systems besteht aus <math>n</math>-dimensionalen [[Torus|Tori]], um die sich die Lösungskurven der hamiltonschen Gleichungen winden. | ||
== Zusammenhang mit der Quantenmechanik == | == Zusammenhang mit der Quantenmechanik == | ||
So wie in der Mechanik die Hamilton-Funktion die [[Zeitentwicklung]] bestimmt, so bestimmt der [[Hamilton-Operator]] die Zeitentwicklung in der Quantenmechanik. Man erhält ihn für viele quantenmechanische Systeme aus der Hamilton-Funktion des entsprechenden klassischen Systems durch [[Erste Quantisierung|kanonische Quantisierung]], indem man den algebraischen Ausdruck für <math>\mathcal H(q,p) </math> als Funktion von Operatoren <math>q</math> und <math>p</math> liest, die den [[Kanonische Vertauschungsrelationen|kanonischen Vertauschungsrelationen]] genügen. | |||
So wie in der Mechanik die Hamilton-Funktion die [[Zeitentwicklung]] bestimmt, so bestimmt der [[Hamilton-Operator]] die Zeitentwicklung in der Quantenmechanik. Man erhält ihn für viele quantenmechanische Systeme aus der Hamilton-Funktion des entsprechenden klassischen Systems durch [[Erste Quantisierung|kanonische Quantisierung]], indem man den algebraischen Ausdruck für <math>\mathcal H(q,p)</math> als Funktion von Operatoren <math>q</math> und <math>p</math> liest, die den [[Kanonische Vertauschungsrelationen|kanonischen Vertauschungsrelationen]] genügen. | |||
== Quellen == | == Quellen == | ||
* [[Vladimir Arnold|V. I. | * [[Vladimir Arnold|V. I. Arnold]]: ''Mathematical Methods of Classical Mechanics.'' Springer-Verlag, 1989, ISBN 0-387-96890-3. | ||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Feldtheorie]] | * [[Feldtheorie (Physik)]] | ||
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Die hamiltonsche Mechanik, benannt nach William Rowan Hamilton, ist ein Teilgebiet der klassischen Mechanik. Sie untersucht die Bewegung im Phasenraum. Dabei handelt es sich um die Menge der Paare von Orts- und Impulswerten, die man bei dem betrachteten System von Teilchen anfänglich frei vorgeben kann. Danach bestimmt die Hamilton-Funktion durch die hamiltonschen Bewegungsgleichungen, wie sich die Orte und Impulse der Teilchen (bei Vernachlässigung von Reibung) mit der Zeit ändern.
Die Bewegungsgleichungen wurden 1834 von William Rowan Hamilton angegeben.
Alle Bewegungsgleichungen, die aus einem Wirkungsprinzip folgen, kann man als dazu äquivalente hamiltonsche Bewegungsgleichungen formulieren. Diese haben zwei entscheidende Vorteile:
Mit den hamiltonschen Bewegungsgleichungen untersucht man insbesondere integrable und chaotische Bewegung und verwendet sie in der statistischen Physik.
Die Hamilton-Funktion $ {\mathcal {H}}(t,q,p) $ eines Systems von Teilchen ist ihre Energie als Funktion des Phasenraumes. Sie hängt von den (verallgemeinerten) Ortskoordinaten $ q=(q_{1},q_{2},\dots ,q_{n}) $ und von den (verallgemeinerten) Impulskoordinaten $ p=(p_{1},p_{2},\dots ,p_{n}) $ der Teilchen ab und kann auch von der Zeit $ t $ abhängen.
Die Zahl $ n $ der Koordinaten und Impulse nennt man die Zahl der Freiheitsgrade. Der Phasenraum ist $ 2n $-dimensional.
Die Hamilton-Funktion bestimmt die zeitliche Entwicklung der Teilchenorte und Teilchenimpulse durch die hamiltonschen Bewegungsgleichungen:
Dies ist ein System gewöhnlicher Differentialgleichungen erster Ordnung für die $ 2n $ unbekannten Funktionen der Zeit, $ q(t),p(t)\,. $
Wenn die Hamilton-Funktion nicht explizit von $ t $ abhängt, dann schneiden sich die Lösungskurven nicht und es geht durch jeden Punkt des Phasenraums eine Lösungskurve.
Bei zeitabhängigen $ {\mathcal {H}}(t,q,p) $ kann man die Zeit als einen zusätzlichen Freiheitsgrad $ t=q_{0} $ mit zugehörigem Impuls $ p_{0} $ und der zeitunabhängigen Hamilton-Funktion $ {\hat {\mathcal {H}}}(q_{0},q,p_{0},p)={\mathcal {H}}(q_{0},q,p)+p_{0} $ auffassen. Daher beschränken wir uns im Folgenden auf zeitunabhängige Hamilton-Funktionen. Allerdings ist die Funktion $ {\mathcal {H}}(q_{0},q,p)+p_{0} $ nicht nach unten beschränkt und die Hyperfläche konstanter Energie $ {\hat {\mathcal {H}}}=E $ ist nicht, wie bei einigen Überlegungen vorausgesetzt, kompakt.
Bei einem Teilchen der Masse $ m $, das sich nichtrelativistisch in einem Potential $ V $ bewegt, setzt sich die Hamilton-Funktion aus kinetischer und potentieller Energie zusammen:
Die zugehörigen hamiltonschen Bewegungsgleichungen
sind Newtons Gleichungen für die Bewegung in einem konservativen Kraftfeld,
Insbesondere ist die potentielle Energie eines eindimensionalen $ (n=1) $ harmonischen Oszillators $ V(q)={\frac {1}{2}}\,m\,\omega ^{2}\,q^{2}\,. $ Die hookesche Federkraft in der Bewegungsgleichung
bewirkt, dass die Bahn um die Ruhelage schwingt,
Dabei ist $ A $ die Amplitude und $ t_{0} $ eine Zeit, zu der diese maximale Auslenkung durchlaufen wird.
Für ein relativistisches, freies Teilchen mit der Energie-Impuls-Beziehung $ E^{2}-\mathbf {p} ^{2}\,c^{2}=m^{2}\,c^{4} $ ist die Hamilton-Funktion
Die hamiltonschen Bewegungsgleichungen besagen, wie die Geschwindigkeit mit dem Impuls zusammenhängt und dass sich der Impuls nicht mit der Zeit ändert:
Wenn die Hamilton-Funktion wie in diesen Beispielen nicht von der Zeit abhängt, behält das System von Teilchen seine anfängliche Energie, sie ist dann eine Erhaltungsgröße.
Die hamiltonschen Bewegungsgleichungen folgen aus dem hamiltonschen Prinzip der stationären Wirkung. Von allen denkbaren Bahnen im Phasenraum,
die anfänglich zur Zeit $ {\underline {t}} $ durch den Anfangspunkt
und schließlich zur Zeit $ {\overline {t}} $ durch den Endpunkt
laufen, ist die physikalisch durchlaufene Bahn diejenige, auf der die Wirkung
stationär ist.
Betrachtet man nämlich eine einparametrige Schar von Kurven
die anfänglich zur Zeit $ {\underline {t}} $ durch den Anfangspunkt
und schließlich zur Zeit $ {\overline {t}} $ durch den Endpunkt
laufen, so ist die Wirkung $ W[\Gamma _{\alpha }] $ für $ \alpha =0 $ extremal, falls dort die Ableitung nach $ \alpha $ verschwindet.
Wir bezeichnen diese Ableitung als Variation der Wirkung
Ebenso ist
die Variation des Ortes und
die Variation des Impulses.
Die Variation der Wirkung ist nach der Kettenregel
Den zweiten Term schreiben wir als vollständige Zeitableitung und einen Term, bei dem $ \delta q_{i} $ ohne Zeitableitung auftritt:
Das Integral über die vollständige Ableitung ergibt $ {\bigl (}p_{i}(t)\,\delta q_{i}(t){\bigr )} $ zur Anfangs- und Endzeit und verschwindet, weil dann $ \delta q_{i} $ verschwindet, denn es gehen alle Kurven der Schar durch dieselben Anfangs- und Endpunkte. Fassen wir schließlich die Terme mit $ \delta q_{i} $ und $ \delta p_{i} $ zusammen, so beträgt die Variation der Wirkung
Damit die Wirkung stationär ist, muss dieses Integral für alle $ \delta q_{i} $ und alle $ \delta p_{i} $ verschwinden, die anfänglich und schließlich verschwinden. Das ist genau dann der Fall, wenn die Faktoren verschwinden, mit denen sie im Integral auftreten:
Die Wirkung ist also stationär, wenn die hamiltonschen Bewegungsgleichungen gelten.
Die Hamilton-Funktion ist die bezüglich der Geschwindigkeiten $ {\dot {q}}=({\dot {q}}_{1},{\dot {q}}_{2}\dots {\dot {q}}_{n}) $ Legendre-Transformierte der Lagrange-Funktion $ {\mathcal {L}}(q,{\dot {q}}): $
Dabei sind auf der rechten Seite mit den Geschwindigkeiten $ {\dot {q}} $ diejenigen Funktionen $ {\dot {q}}(q,p) $ gemeint, die man erhält, wenn man die Definition der Impulse
nach den Geschwindigkeiten auflöst.
Wenn man die Definition der Impulse invertieren und nach den Geschwindigkeiten auflösen kann, dann gelten die hamiltonschen Bewegungsgleichungen genau dann, wenn die Euler-Lagrange-Gleichungen der Wirkung
erfüllt sind. Denn die partielle Ableitung von $ {\mathcal {H}} $ nach den Impulsen ergibt nach der Kettenregel und der Definition der Impulse
Ebenso ergibt die Ableitung nach den Ortskoordinaten
Die Euler-Lagrange-Gleichung besagt
Also gelten die hamiltonschen Bewegungsgleichungen, wenn die Euler-Lagrange-Gleichung gilt. Umgekehrt gilt die Euler-Lagrange-Gleichung, wenn die hamiltonschen Bewegungsgleichungen gelten.
Beispielsweise hängt beim freien relativistischen Teilchen mit der Lagrangefunktion
der Impuls gemäß
von der Geschwindigkeit ab. Umgekehrt ist die Geschwindigkeit daher die Funktion
des Impulses. In die obige Gleichung für $ {\mathcal {H}} $ eingesetzt ergibt sich die schon angegebene Hamilton-Funktion des freien, relativistischen Teilchens.
Hängt die Lagrangefunktion nicht explizit von der Zeit ab, dann besagt das Noether-Theorem, dass die Energie
auf den physikalischen Bahnen ihren anfänglichen Wert behält. Der Vergleich mit der Legendre-Transformation zeigt, dass es sich bei der Hamilton-Funktion um diese Energie handelt, bei der die Geschwindigkeiten als Funktion der Impulse aufzufassen sind:
Der Wert einer Phasenraumfunktion $ \Phi (t,q,p) $ ändert sich auf Bahnen $ (q(t),p(t)) $ mit der Zeit dadurch, dass er explizit von $ t $ abhängt und dadurch, dass sich der Bahnpunkt ändert:
Die physikalisch durchlaufenen Bahnen genügen den hamiltonschen Bewegungsgleichungen:
Mit der von Siméon Denis Poisson eingeführten Poisson-Klammer zweier Phasenraumfunktionen $ \Phi $ und $ \Psi $
gilt also
Mit Poisson-Klammern geschrieben gleicht das Formelbild der hamiltonschen Bewegungsgleichungen den heisenbergschen Bewegungsgleichungen der Quantenmechanik.
Als Koordinatenfunktionen aufgefasst haben die Phasenraumkoordinaten die Poisson-Klammern
Ihnen entsprechen in der Quantenmechanik nach kanonischer Quantisierung die kanonischen Vertauschungsrelationen.
Die Poisson-Klammer ist antisymmetrisch, linear und genügt der Produktregel und der Jacobi-Identität. Für alle Zahlen $ a $ und $ b $ und alle Phasenraumfunktionen $ \Psi ,\Phi ,\Lambda $ gilt
Die differenzierbaren Phasenraumfunktionen bilden eine Lie-Algebra mit der Poisson-Klammer als Lie-Produkt.
Zu jeder (zeitunabhängigen) Phasenraumfunktion $ \Phi $ gehört das Vektorfeld $ v_{\Phi }\,, $
das Phasenraumfunktionen $ \Psi $ längs der Kurven ableitet, die die hamiltonschen Gleichungen mit $ {\mathcal {H}}=\Phi $ lösen.
Die Abbildung $ \Phi _{t} $ der Anfangswerte der Lösungskurven $ (q(0),p(0)) $ auf $ (q(t),p(t)) $ ist der zu $ \Phi $ gehörige hamiltonsche Fluss.
Der Phasenraum mit seiner Poisson-Klammer ist eine symplektische Mannigfaltigkeit mit der symplektischen Form
Angewendet auf die zu $ \Phi $ und $ \Psi $ gehörigen Vektorfelder ergibt diese Zweiform die Poisson-Klammer der beiden Funktionen:
Die symplektische Form ist invariant unter jedem hamiltonschen Fluss. Dies besagt Folgendes: Ist anfänglich eine zweidimensionale Fläche $ F $ im Phasenraum gegeben, dann wird sie mit der Zeit durch den hamiltonschen Fluss einer Phasenraumfunktion $ \Phi $ auf die Fläche $ \Phi _{t}(F) $ abgebildet. Die mit der symplektischen Form gemessene Größe der Anfangsfläche stimmt mit der Größe zu jeder späteren Zeit überein. Hamiltonscher Fluss ist flächentreu:
Da das Flächenelement $ \omega $ invariant ist, ist auch das Volumenelement $ \omega ^{n}=n!\,\mathrm {d} ^{n}q\,\mathrm {d} ^{n}p $ invariant unter hamiltonschem Fluss. Dieser Befund ist Liouvilles Theorem. Das Volumen eines Bereichs $ B $ des Phasenraumes ändert sich nicht bei hamiltonscher Zeitentwicklung:
Insbesondere bleibt der Bereich, innerhalb dessen sich das System anfänglich wegen der Messfehler befindet, gleich groß. Daraus kann man allerdings nicht schließen, dass sich anfängliche Unkenntnis nicht vergrößert. Bei chaotischer Bewegung können Anfangswerte, die sich zunächst nur durch kleine Messfehler unterschieden, auf einen großen Bereich mit vielen kleinen Löchern wie Schlagsahne verteilt werden. Auch Schlagen von Sahne vergrößert ihr mikroskopisch ermitteltes Volumen nicht.
Die Hamilton-Gleichungen vereinfachen sich, falls die Hamilton-Funktion von einer Variablen, beispielsweise $ q_{1}\,, $ nicht abhängt. Dann liegt eine Symmetrie vor: die Hamilton-Funktion ist invariant unter der Verschiebung von $ q_{1}\,. $ Umgekehrt können bei Vorliegen einer Symmetrie (in einer Umgebung eines Punktes, der kein Fixpunkt ist) die Orts- und Impulsvariablen so gewählt werden, dass die Hamilton-Funktion von einer Variablen $ q_{1} $ nicht abhängt. Dann ist einfach $ p_{1}(t)=p_{1}(0)\,. $
Die Bewegungsgleichungen sind integrabel, wenn die Hamilton-Funktion nur von den Impulsen abhängt. Dann sind die Impulse konstant und die Ableitungen der Hamilton-Funktion nach den Impulsen sind die zeitlich konstanten Geschwindigkeiten, mit denen die Koordinaten $ q $ linear zunehmen,
Ist zudem die Phasenraumfläche konstanter Energie $ {\mathcal {H}}(q,p)=E $ kompakt, dann handelt es sich bei den Koordinaten $ q_{k} $ um die Winkel auf einem Torus, die um $ 2\pi $ vergrößert wieder denselben Punkt benennen,
Der Phasenraum solch eines integrablen Systems besteht aus $ n $-dimensionalen Tori, um die sich die Lösungskurven der hamiltonschen Gleichungen winden.
So wie in der Mechanik die Hamilton-Funktion die Zeitentwicklung bestimmt, so bestimmt der Hamilton-Operator die Zeitentwicklung in der Quantenmechanik. Man erhält ihn für viele quantenmechanische Systeme aus der Hamilton-Funktion des entsprechenden klassischen Systems durch kanonische Quantisierung, indem man den algebraischen Ausdruck für $ {\mathcal {H}}(q,p) $ als Funktion von Operatoren $ q $ und $ p $ liest, die den kanonischen Vertauschungsrelationen genügen.