Schütze (Sternbild)

Schütze (Sternbild)

Version vom 1. November 2017, 10:25 Uhr von imported>Aka (zu großen Zeilenabstand entfernt)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Sternbild
Schütze
Legende
Sagittarius constellation map.png
Karte des Sternbilds Schütze
Lateinischer Name Sagittarius
Lateinischer Genitiv Sagittarii
Kürzel Sgr
Rektaszension 17431217h 43m 12s bis 20284120h 28m 41s
Deklination 1548361−45° 16′ 39″ bis 1885966−11° 40′ 34″
Fläche 867 deg²
Rang 15
Voll­stän­dig sicht­bar 55° Nord bis 90° Süd
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europa Sommer
Anzahl der Sterne heller als 3 mag 7
Hellster Stern (Größe) Epsilon Sagittarii (1,9)
Meteorströme
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Quellen IAU,

Der Schütze (lateinisch / fachsprachlich Sagittarius, astronomisches Zeichen ♐) ist ein Sternbild der Ekliptik.

Beschreibung

Das Sternbild Schütze, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann

Der Schütze ist das südlichste Tierkreis-Sternbild, er liegt zwischen dem Skorpion und dem Steinbock (Capricorn).

Die hellsten Sterne des Schützen bilden eine Form, die an einen Teekessel erinnert. Im englischen Sprachraum wird er daher häufig als „Teapot“ bezeichnet.

Der Schütze liegt in den sternenreichsten Bereichen der Milchstraße; in dieser Richtung befindet sich das galaktische Zentrum. Daher findet man im Schützen eine Vielzahl von nebligen Objekten, wie Offene Sternhaufen, Kugelsternhaufen und Gasnebel. Bereits im Prismenfernglas bietet der Schütze einen prächtigen Anblick. Von Deutschland aus ist er allerdings nicht gut zu beobachten, da er aufgrund seiner südlichen Lage im Sommer tief am Himmel steht.

Durch den Schützen zieht sich die Ekliptik, daher wandern die Sonne, der Mond und die Planeten durch dieses Sternbild. Die Sonne hält sich derzeit vom 18. Dezember bis zum 20. Januar im Schützen auf.

Geschichte

Der Schütze mit Pfeil und Bogen in der Hand (Darstellung ähnlich dem Centaurus aus der Uranographie von Johann Elert Bode)

Der Ursprung des Namens des Sternbildes geht vermutlich auf ein frühes Volk von Reiternomaden zurück und wurde von den Sumerern übernommen.

Bei den Babyloniern verkörperten die Sterne Pabilsang, einen Gott mit Löwenkopf und Flügeln.

Für die alten Ägypter und Inder stellte das Sternbild einen Reiter oder Bogenschützen dar.

Bei den Griechen der Antike existierten unterschiedliche Deutungen. So sah man darin einen weiteren Zentauren am Himmel oder Krotos, einen Menschen, der die Kunst des Bogenschießens erfand.

Das Sternbild war Namensgeber und bestimmte die ursprüngliche Position des Tierkreiszeichens Schütze. Aufgrund der Präzessionsbewegung der Erdachse hat sich der Zeitpunkt des Sonnendurchgangs allerdings gegenüber der Antike verschoben.

Der Schütze gehört zu den klassischen 48 Sternbildern, die von Ptolemäus beschrieben wurden.

1932 entdeckte Karl Jansky im Schützen die starke Radioquelle Sagittarius A*. Nach derzeitigem Forschungsstand handelt es sich dabei um ein supermassives Schwarzes Loch mit ca. 4,3 Millionen Sonnenmassen im Zentrum der Milchstraße.[1]

Am 15. August 1977 wurde das so genannte Wow-Signal für 72 Sekunden vermutlich vom Sternbild Schütze empfangen. Die Natur des Signals bleibt jedoch ungeklärt.

Mythologie

Der Schütze ist ein schwierig zu deutendes Sternbild. Oft wird dem Sternbild der Zentaur Cheiron zugeordnet. Nicht nur, weil dieser ein guter Bogenschütze war, sondern auch weil er einen Pfeil auf den Skorpion schoss, der den Jäger Orion stach und dies leicht erkennbar ist, wenn man die Sternbilder Skorpion und Schütze nebeneinander sieht. Dies ist dennoch sehr unwahrscheinlich, da Cheiron bereits als Zentaur am Himmel zu sehen ist.

Die Sage über den Satyr Krotos, Sohn des Pan und der Eupheme, der Amme der Musen, ist möglicherweise auch erst nachträglich zugeordnet worden.

Darüber hinaus enthält die griechische Mythologie keinen konkreten Hinweis, ob dieser Zentaur einen besonderen Charakter darstellt. Es könnte sich einfach nur um einen normalen Ableger der Zentaurenrasse handeln. Dies ist möglich, weil die Griechen das Sternbild von den Babyloniern übernommen haben. Für die Babylonier könnte das Sternbild eine Form ihres Hauptgottes Marduk darstellen.[2]

Himmelsobjekte

Sterne

B F Namen o. andere Bezeichnungen Größe Lj Spektralklasse
ε 20 Kaus Australis 1,9m 143 B9.5 III
σ Nunki 2,05m 224 B2.5 V
ζ 38 Askella 2,60m 89 A3 IV
δ 19 Kaus Medius 2,72m ca. 350 K3 III
λ 22 Kaus Borealis 2,82m 78 K0 IV
π 41 Albaldah 2,88m 440 F2 II/III
γ 10 Alnasl oder Nash 2,98m 96 K0 III
η 3,10m 149 M2 III
φ 27 3,17m 231 B8.5 III
τ 40 3,31m 120 K1 / K2III
ξ2 37 3,52m 372 G8 / K0II/III
ο 39 Manubrij 3,76m 139 K0 III
μ 13 Polis 3,84m 3912 B2 III
ρ1 44 3,92m 122 F0 III/IV
β1 Arkab Prior 3,96m 378 B9 V
α Rukbat 3,97m 170 B8 V
ι 4,12m 189 K0 III
β2 Arkab Posterior 4,27m 139 F2 III
θ1 4,37m 618 B2.5 IV
V3872 4,43m 448 M4 III
υ 46 4,52m 1673 F2p
3 X 4,53m 1077 F7 II
b1 59 4,54m 1208 K3 III
HR 6766 4,55m 348 K0 III Cnpvar
h2 52 4,59m 189 B8 / B9V
HR 6842 4,66m 700 K3 III
γ1 4,66m 2078 G0 Ib/II
ω 58 4,7m ca. 85 G5 IV
4 4,74m 437 B9 V
HR 7652 4,77m 405 K4 III
21 4,81m 597 A1 / A2V
60 4,84m 341 G8 II/III
ν1 32 Ain al Rami 4,86m 1853 K1 II
ψ 4,86m 330 K0 / K1III
HR 7029 4,86m 451 B2 V
f 56 4,87m 205 K0 III
d 43 4,88m 536 K0 III
11 4,96m 244 K0III
HR 7659 4,99m 325 K1 III/IV
ν2 35 5,00m 270 K1 Ib/II
HR 6693 5,00m 935 K5 / M0III
61 5,01m 292 A2 V
χ1 47 5,02m 221 A4 IV/V
ξ1 36 5,02m 5018 B9.5 Ib
e2 55 5,06m 175 F3 IV/V
HR 6944 5,12m 213 B9 / B9.5 V
29 5,22m 750 K2 III
HR 6960 5,28m 2234 B2 III/IV
15 5,29m B0/1Ia/ab
θ2 5,30m 157 A4 / A5IV
HR 7703 5,32m 20 K2 V
V3961 5,32m 339 A0p
V4050 5,33m 619 B7 Ib/II
7 5,37m 1106 F2 / F3 II/III
HR 6936 5,37m 350 A5 V
28 5,37m 1279 K5 III
χ3 5,45m 506 K3 III
HR 7454 5,46m 101 F7 V
HR 7398 5,46m 254 K1 / K2 III
14 5,49m 506 K2 III
24 5,49m 3434 K3 III
HR 7496 5,49m 120 F5 V
HR 7211 5,49m 546 A0 V

Der hellste Stern im Schützen ist ε Sagittarii, ein 145 Lichtjahre entfernter blauer Riesenstern mit der 250fachen Leuchtkraft unserer Sonne. Im Prismenfernglas erscheint er als Doppelstern. In einem Abstand von 3,3 Bogenminuten wird ein Stern der 7. Größenklasse sichtbar. Es handelt sich allerdings nicht um ein Sternsystem, bei dem die Sterne durch die Schwerkraft aneinander gebunden sind. Beide Sterne liegen nur von der Erde aus gesehen in derselben Richtung.
Der Name Kaus Australis ist aus dem Lateinischen und Arabischen zusammengesetzt und bedeutet „Südlicher Bogen“.

σ Sagittarii, ebenfalls ein blauer Riese, ist 245 Lichtjahre entfernt.
Der Name Nunki geht auf einen Gott der Sumerer zurück.

ζ Sagittarii ist ein 89 Lichtjahre entfernter, weiß leuchtender Stern der Spektralklasse A3.
Der Name Askella bedeutet „Achsel“ (des Schützen).

Der orange leuchtende γ Sagittarii (manchmal auch γ2) ist 96 Lichtjahre entfernt und gehört der Spektralklasse K0 III an.
Der Name Alnasl ist arabischen Ursprungs und leitet sich von „Pfeilspitze“ ab.

α Sagittarii ist nicht, wie meist üblich, der hellste Stern des Sternbildes, sondern lediglich ein Stern der 3. Größenklasse. Er ist 170 Lichtjahre entfernt. Sein Name Rukbat kommt ebenfalls aus dem Arabischen und bezeichnet das „Knie“ des Schützen.

Doppelsterne

System Scheinbare Helligkeit Abstand
μ
υ

Veränderliche Sterne

Stern Größe Periode Typ
R 6,7 bis 12,8m 268,8 Tage Mira-Typ
W 4,3 bis 5,1m 7,595 Tage Cepheid
X 4,3 bis 4,9m 7,011 Cepheid
RY 6,0 bis 15m R-Coronae-Borealis-Stern
RR 6 bis 14m 334,6 Mira
RU 6 bis 14m 240,3 Mira

W und X Sagittarii sind veränderliche Sterne vom Typ der Cepheiden. Diese Sterne pulsieren regelmäßig und verändern dabei ihre Helligkeit.

RR und RU Sagittarii sind Veränderliche vom Typ Mira. Sterne dieses Typs weisen über lange Zeiträume starke Helligkeitsschwankungen auf.

Messier- und NGC-Objekte

Messier (M) NGC sonstige Größe Typ Name
M 8 6253 Lagunennebel 5,8m Gasnebel Lagunennebel
M 17 6618 7,0m Gasnebel Omeganebel, Schwanennebel
M 18 6613 6,9m Offener Sternhaufen
M 20 6514 8,5m Gasnebel Trifidnebel
M 21 6531 5,9m Offener Sternhaufen
6537 13m Planetarischer Nebel
M 22 6656 5,1m Kugelsternhaufen
M 23 6949 5,5m Offener Sternhaufen
M 24 4,6m Ansammlung von Sternen
M 25 IC 4725 4,6m Offener Sternhaufen
M 28 6626 5,1m Kugelsternhaufen
M 54 6715 7,6m Kugelsternhaufen
M 55 6809 6,4m Kugelsternhaufen
M 69 6637 7,6m Kugelsternhaufen
M 70 6681 8,0m Kugelsternhaufen
M 75 6864 8,5m Kugelsternhaufen
6637 7,6m Kugelsternhaufen
6522 8,6m Offener Sternhaufen
6544 8,3m Kugelsternhaufen
6546 8,0m Offener Sternhaufen
6553 8,3m Kugelsternhaufen
6568 8,6m Offener Sternhaufen
6595 7,0m Offener Sternhaufen
6645 8,5m Offener Sternhaufen
6649 8,9m Offener Sternhaufen
6652 8,9m Offener Sternhaufen
6716 7,5m Offener Sternhaufen
6723 7,3m Kugelsternhaufen
6818 10,0m Planetarischer Nebel
6822 8,8m Galaxie Barnards Galaxie

Im Schützen ist eine Vielzahl von nebligen Objekten sichtbar. Fünfzehn nahm der französische Astronom und Kometenjäger Charles Messier in seinen Katalog (Messierkatalog) auf. Der Schütze ist damit das Sternbild mit den meisten „Messierobjekten“.

Die Sterne, Gas- und Dunkelwolken der Milchstraße versperren allerdings die Sicht auf weiter entfernte Objekte. Daher ist im Schützen nur eine hellere Galaxie sichtbar.

M 8 ist ein ausgedehnter Gasnebel in 6.000 Lichtjahren Entfernung. In den hellen Emissionsnebel ragt eine längliche Dunkelwolke, die an eine dunkle Lagune erinnert. M 8 wird daher auch als der „Lagunennebel“ bezeichnet. In den Nebel eingebettet ist ein Offener Sternhaufen. Die Region um M 8 ist ein Gebiet aktiver Sternentstehung. Bereits in kleineren Teleskopen bietet sich ein großartiger Anblick.

M 17 ist ein 6.000 Lichtjahre entfernter Emissionsnebel. Schon im Fernglas zeigt sich ein länglicher Nebel. Im Teleskop werden interessante Strukturen sichtbar, insbesondere, wenn man einen Interferenzfilter benutzt. Aufgrund seiner gebogenen Form wird M 17 auch als Omeganebel oder Schwanennebel bezeichnet.

M 18 ist ein eher unscheinbarer Sternhaufen in 4.000 Lichtjahren Entfernung.

M 20 ist der berühmte, oft abgebildete „dreigeteilte“ Trifidnebel, ein 6.000 Lichtjahre entfernter Emissionsnebel. Durch den Nebel ziehen sich dunkle Staubbänder, die ihn bildlich unterteilen. Allerdings braucht man gute Beobachtungsbedingungen (ein dunkler Himmel ohne künstliche Aufhellung und Dunst) um die Strukturen zu erkennen.

M 21 ist wiederum ein eher unspektakulärer offener Sternhaufen in 4.000 Lichtjahren Entfernung.

M 22 ist ein 10.000 Lichtjahre entfernter Kugelsternhaufen. Er ist der hellste Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel und kann mit dem Teleskop am Rand in Einzelsterne aufgelöst werden.

M 23 ist ein offener Sternhaufen in 2.200 Lichtjahren Entfernung. Schon mit kleineren Teleskopen sind etwa 40 Sterne zu sehen.

M 24 ist eine dichte Ansammlung von Sternen der Milchstraße. Mit bloßem Auge erscheinen sie als „Sternwolke“.

M 25 ist ein offener Sternhaufen in 2.500 Lichtjahren Entfernung. Er ist bereits mit bloßem Auge erkennbar. In einem kleineren Teleskop werden etwa 50 Sterne sichtbar.

M 28 ist ein 20.000 Lichtjahre entfernter Kugelsternhaufen. Im mittleren Teleskop kann der Rand in Einzelsterne aufgelöst werden.

M 54 ist ein Kugelsternhaufen, der mit 80.000 Lichtjahren sehr weit von der Sonne entfernt ist. Er gehört auch nicht zum Kugelsternhaufen-System unserer Milchstraße, sondern zu einer Zwerggalaxie. Um ihn in Einzelsterne aufzulösen benötigt man ein größeres Teleskop.

M 55 ist mit 18.000 Lichtjahren Entfernung wesentlich näher. Der Kugelsternhaufen kann im mittleren Teleskop vollständig in Einzelsterne aufgelöst werden.

M 69 ist ein 30.000 Lichtjahre entfernter Kugelsternhaufen. Um ihn aufzulösen benötigt man ein größeres Teleskop.

M 69, M 70 und M 75 sind Kugelsternhaufen, die schwieriger zu beobachten sind, da man ein größeres Teleskop benötigt, um sie aufzulösen. M 69 und M 70 sind 30.000 Lichtjahre entfernt, M 75 60.000 Lichtjahre.

NGC 6818 ist ein 6.000 Lichtjahre entfernter Planetarischer Nebel, also die abgestoßene Gashülle eines Sterns. Im mittleren Teleskop ist ein ovales grünliches Scheibchen sichtbar.

NGC 6822 ist eine 2 Millionen Lichtjahre entfernte Zwerggalaxie, die zur lokalen Gruppe gehört. Aufgrund ihrer geringen Helligkeit ist sie relativ schwierig zu beobachten. Sie wurde erst 1884 von Edward Barnard entdeckt.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Schütze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Sagittarius – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. wissenschaft.de: Ein Monster im Visier, Astronomen vermessen das Schwarze Loch im Milchstraßenzentrum, Nachricht vom 10. Dezember 2008
  2. Werner Perrey: Sternbilder und ihre Legenden. Urachhaus, Stuttgart 1999, ISBN 3-8251-7172-8.